Sabina will das Ende...


Interview mit Call Ov Unearthly
Death Black Metal aus Polen
Die polnische Band Call Ov Unearthly konnte bei uns gleich mit ihrem ersten Demo "Vortex Of The Cursed" den Underground-Pott abstauben, was ohnehin in gewisser Art und Weise nach einem Interview schrie.
Nachdem erste Mailkontakte zu der überraschenden Erkenntnis führten, dass sich hinter der musikalischen Dampframme eine Dame mit dem metalintern eindeutig vorbelasteten Namen Sabina verbirgt, war klar: Hier tut Aufklärung not.
Das folgende Interview soll euch einen kleinen Überblick über die Band und deren erstes Demo geben - viel Spass dabei.

Hallo Sabina, schön dass du Zeit für ein paar Fragen hast! Da es euch noch nicht so lange gibt, wäre es schön, wenn du uns zunächst einen kurzen Überblick in Sachen Call Ov Unearthly verschaffen könntest...


COU wurde vor etwa anderthalb Jahren von mir und dem ehemaligen Sänger Mordue gegründet. Wir spielten zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile zusammen in einer Black-Metal-Band und fühlten, dass es an der Zeit für etwas Neues war – etwas, das sich vom allzu typischen Sound des Genres abhebt.
Also veröffentlichten wir im September 2005 unser erstes Demo „Vortex Of The Cursed“, woraufhin Mordue die Band verliess. In Alestat habe ich allerdings recht schnell einen neuen Sänger gefunden, der mir momentan bei den Aufnahmen unseres zweiten Demos hilft.
Wie du anhand der Wechsel vielleicht schon siehst, ist COU eher ein Projekt als eine richtige Band – es ist einfach verdammt schwer, engagierte, fähige und von der Einstellung her passende Leute zu finden, weswegen ich lieber alleine arbeite. Ich glaube das bringt einige Vorteile mit sich.
Bei COU bin ich neben den Kompositionen für sämtliche Bass-/Gitarrenarrangements und die Texte zuständig, die Keys und Drums auf „Vortex...“ hat ein Sessionmusiker namens Sorg beigesteuert.

„Vortex...“ kam ja recht bald nach der Gründung auf den Markt...

Hmm, findest du? Ich hätte es mir noch etwas schneller gewünscht, aber das hing damit zusammen, dass wir das Ganze nicht allein aufgenommen haben. An der Entstehung waren mehrere Leute beteiligt und da ergibt es sich eben, dass der ein oder andere auch mal nicht so kann, wie man sich das vorstellt. Wegen diesen zeitlichen Zwängen hat es dann etwas länger gedauert als anfangs gedacht.

Bei uns hat es immerhin zum Demo des Monats gereicht – wie sieht es diesbezüglich mit anderem Feedback aus?

Ich muss sagen, dass ich eigentlich sehr überrascht und zufrieden mit den überwiegend positiven Reaktionen auf meine Musik bin. Sowas verschafft schon eine gewisse Befriedigung und lässt für die Zukunft auf jeden Fall noch etwas hoffen – für COU ist „Vortex...“ jedenfalls ein prima Auftakt.
Insgesamt denke ich, dass erst mit der Zeit auch ein gewisses Ansehen kommen kann, aber alle Magazine, denen ich das Demo geschickt habe, waren mir und meiner Musik gegenüber bisher sehr offen.

Musikalisch pendelst du ja recht hörbar zwischen polnischem Death Metal und gemeinhin als schwedisch betrachteten Trademarks, wie Keyboardeinsatz, melodischen Einschüben und schwarzmetallischen Eruptionen. Wo siehst du deine Einflüsse?

Jede Band zieht ihre Inspiration in irgendeiner Weise aus dem, was sie hört, und ich muss zugeben, dass mich Bands wie Dark Funeral, 1349, Satyricon, Ragnarok, Keep of Kalessin und Zyklon stark beeinflusst haben, einfach weil ich sie gern höre. Ich mag es, wenn Musik von gängigen Schemata und allzu generischen Vorlagen abweicht, was heute gerade im Black-Metal-Bereich eher die Ausnahme zu sein scheint.
Auf meine eigene Musik bezogen heisst das: Ein Riff muss mich vollkommen überzeugen und auch auf längere Sicht fesseln, damit ich es in einem Song verwende.

Ihr nutzt auch Keyboards, glücklicherweise ohne die Songs zu verwässern. Was sind die Vorteile dieses Instruments, gerade im härteren Sektor?

Wir benutzen sie hauptsächlich, um den Songs etwas Atmosphärisches mitzugeben oder ein bestimmtes Riff hervorzuheben. Aber ich bin prinzipiell weit davon entfernt, dem Keyboard zu viel Platz einzuräumen – man kann damit eben auch eine ganze Menge verhunzen.
Meist kümmert sich Sorg darum, die richtigen Sounds und Stellen herauszufinden, damit der Gesamteindruck der Musik nicht zerstört wird.

Wenn man sich deine Texte so anschaut, könnte man schon denken, dass du ein recht satanisches Konzept verfolgst – was steckt hinter diesen Worten?

Dazu nur soviel: COU haben mit Satanismus eigentlich gar nichts am Hut. Wenn ich trotzdem Worte wie “Satan” verwende, so geschieht das grundsätzlich eher in einem symbolischen Kontext. Die Texte drehen sich eher um die allgemeine menschliche Dummheit, um das Los der Blinden und Manipulierten. Wir glauben was immer wir hören, fesseln uns an Sachen, die niemals existierten und beugen uns sklavisch einer materialistischen Welt – und was haben wir davon? Nichts.
Manchmal, wenn ich aufschaue und mir die Realität vor Augen führe, will ich eigentlich nur noch das Ende...

Sehr auffällig ist auch die Art und Weise, in der die Vocals daherkommen – meist zu gleichen Teilen Kreisch und Grunz. War das deine Idee?

Ja, ich wollte es genau so haben, da es am besten zum Material der Scheibe passt. Ich mag es nicht, wenn man durchgängig auf nur eine Stimme setzt, lieber etwas variantenreicher und mit einer gewissen Komplexität.

Wie kam es denn dann zum Split mit Mordue?

Mit der Zeit hat sich Mordue in vielerlei Hinsicht ziemlich stark verändert und irgendwann verlor er komplett das Interesse an COU und dieser Art von Musik allgemein. Und wenn die Faszination erst einmal verlischt, dann ist es am besten, wenn man fortan getrennte Wege geht.

Und was erwartet uns mit Alestat?

Alestat singt komplett anders als Mordue und hat dadurch auch einen ziemlich grossen Einfluss auf die Atmosphäre der neuen Songs. Insgesamt wird das nächste Demo um einiges grimmiger und black-metal-lastiger ausfallen.

Ist er auch eine Option für eventuell anstehende Liveauftritte oder steht das momentan gar nicht zur Debatte?

Hmm, zum einen haben wir derzeit gar kein komplettes Lineup, wodurch Auftritte in näherer Zukunft nicht gerade realistisch sind.
Zum anderen mag ich persönlich die Livesituation überhaupt nicht – weder als Zuschauer, noch als Künstler. Die ganze Atmosphäre, die Leute, das macht mich eher krank und bringt mich zum lachen. Ich war auf ein paar Konzerten, aber nur bei Bands, die ich wirklich mag und die ich respektieren konnte – ansonsten kommen mir vor allem Black-Metal-Konzerte wie eine Ansammlung von Verzweifelten vor und deswegen meide ich sie eigentlich grundsätzlich.

Was kannst du uns zum bald anstehenden zweiten Demo “World's Decay” verraten? Das Cover sieht ja schon mal komplett anders aus – zeigt sich das auch in der Musik?

Irgendwie schon, die beiden Demos unterscheiden sich sehr voneinander. Die Musik und die ganze Atmosphäre sind rauher geworden, es gibt mehr “old school”-Patterns, und insgesamt geht “World's Decay” etwas weg vom “modernen” Stil des ersten Demos.
Nichtsdestotrotz wird es meines Erachtens unverkennbar COU sein...

Alles klar Sabina, ich danke dir für diese kleine Einführung in Call Ov Unearthly und denke, wir hören uns, sobald die neue Scheibe draussen ist.

Danke euch für das Interview!
Fuck the world and all Catholics!
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