Nicht dumm und mit guter Laune


Interview mit Hatesphere
Death Thrash Metal aus Dänemark - Aarhus
Interview mit Peter “Pepe“ Lyse Hansen (g.) von HATESPHERE am 01.03.2008 in Bischofswerda im Eeastclub für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz.
www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de

Zuerst mal herzliche Glückwünsche, ihr habt ihr in Dänemark gerade einen Grammy gewonnen. Was bedeutet euch das?


Man ist natürlich etwas stolz und es zeigt auch, dass wir nicht nur in den Metal Medien angekommen sind.

Ich frage, weil es in Deutschland nicht vorkommt, dass eine Metalband einen Preis gewinnt. [Beim Echo haben z.B. DIE ÄRZTE die Kategorie „Rock/Metal/Alternative national“ gewonnen, - bjg]

In Dänemark eigentlich auch nicht, aber die Zeiten scheinen sich geändert zu haben, denn eine Metalband wie HATESPHERE wird mittlerweile im Radio gespielt und auch im Fernsehen waren wir ein paar Mal. Außerdem gab es die letzten Jahre auch nie eine Kategorie beim Grammy für den Metal, aber vor drei Jahren wurde bei uns der Danish Metal Award eingeführt und war so erfolgreich, dass die Veranstalter vom Grammy das übernommen haben.

Ihr schreibt über die Tour einen Blog auf eurer MySpace, schreibt aber auch nur die angenehmen Sachen auf. Ist das eine perfekte Tour oder wollt ihr den Fans nur die guten Seiten einer Tour zeigen?

Die perfekte Tour gibt es nicht, genau wie es zu Hause auch nicht die perfekte Woche gibt. Es passiert natürlich, dass irgendwer von der Band sich schlecht fühlt oder Heimweh hat, aber die meiste Zeit über war diese Tour wirklich sehr gut. Die anderen Bands sind auch wirklich alle ziemlich nett, besonders macht es uns aber mit DISMEMBER Spaß. Wir Skandinavier haben schon irgendwie den gleichen Humor, so war es auch mit DARK TRANQUILITY, SOILWORK und THE HAUNTED. Um noch mal auf den Blog zurückzukommen, wir zeigen nur einen Ausschnitt davon wie es auf Tour ist. Warum sollten wir erwähnen, dass sich jemand schlecht gefühlt hat, das wäre nur eine Randnotiz gewesen, hauptsächlich hatten wir Spaß.

Ihr verbringt Stunden damit euch die Städte anzuschauen oder einfach nur Spazieren zu gehen. Ich denke, das ist nicht normal für eine Metalband, die meisten sitzen doch nur im Bus und Club und trinken und essen. Dann geht es auf die Bühne und es wird noch mehr getrunken bis sie dann schlafen gehen. Warum nehmt ihr die Möglichkeit wahr euch die Städte anzugucken?

Wir wären doch dumm wenn wir es nicht machen würden. Das ist zwar von Band zu Band unterschiedlich, aber ich würde durchdrehen wenn ich den ganzen Tag im Club und im Bus verbringen würde. Wenn du nur rumsitzt, kannst du deinen Freunden zwar erzählen, dass du gestern in Paris warst, du aber gar nichts gesehen hast. Das ist doch dumm.

Auf einer Tour können wir doch sowieso das machen, was wir mögen, wir können Musik vor Zuschauern spielen und wir weiten das halt dadurch aus, dass wir uns die Städte und Landschaften anschauen. Wir werden dafür bezahlt unsere Musik zu spielen und werden dann auch noch dafür mitbezahlt, dass wir uns verschieden Städte anschauen können. Das ist doch eine tolle Sache.

Was habt ihr denn dann heute in Bischofswerda und gestern in Oelsnitz gemacht? Ihr wart in Prag, Hamburg und Wien und morgen seid ihr in Berlin, dazwischen kamen dann aber diese beiden kleinen Städte.

Ich muss zugeben, eigentlich haben wir gar nichts gemacht. Aber wenn das Wetter besser gewesen wäre, hätte ich bestimmt einen Spaziergang unternommen und mir die Stadt angeschaut. Gestern sind wir durch das Wetter auch davon abgehalten worden Fußball zu spielen, obwohl gleich neben dem Club ein Fußballfeld war. So haben wir beide Tage lange bis um 15 Uhr geschlafen, sind dann in den Club um etwas zu Essen und unseren Merchandise Stand aufzubauen. Danach war es auch schon zu spät um noch etwas zu unternehmen, das langweilt mich dann schon etwas.

Obwohl es morgen der letzte Tag der Tour ist, werden wir uns Berlin auf jeden Fall anschauen, schließlich habe ich dort auch schon mal Urlaub gemacht.

Dann lass uns mal über das Jahr 2007 sprechen, bis auf die dich wurden alle in der Band innerhalb von drei Monaten ersetzt. Was ist passiert?

Die ersten drei Bandmitglieder, Heinz (Henrik Bastrup Jacobsen - Guitars), Anders (Anders Gyldenøhr - Drums) und Mikael (Mikael Ehlert Hansen - Bass)haben sich auf dem gleichen Bandmeeting dazu entschlossen auszusteigen. Das war im Februar, zwei Wochen nachdem wir das Album fertig gestellt hatten. Wir haben über die Zukunft der Band gesprochen und sie meinten, sie könnten nicht so viel touren und hätten generell nicht mehr so viel Zeit wegen ihrer Familien und Jobs. Auch würde die Band nicht genug Geld abwerfen und damit hatten sie wohl auch recht, denn Heavy Metal ist nun mal nichts um reich zu werden. Wenn man allerdings viel live spielt, kann man schon mit dem Geld klarkommen.

Sie haben für sich selbst eingesehen, dass sie andere Prioritäten setzen wollen und auch lange angekündigt, dass sie im Juni aussteigen wollen. Wir hatten also lange Zeit um uns darauf einzustellen und für Anders und Mikael Ersatz mit Mixen am Bass und Dennis am Schlagzeug zu finden. Heinz hat dann noch die Sommertour mitgespielt und wurde dann von Jakob an der Gitarre abgelöst.

Überraschend kam einzig der Ausstieg von Jakob, da wir uns eigentlich immer einige darin waren wie es mit der Band weitergehen sollte und dass wir viel touren wollte. Plötzlich erzählte er mir aber, dass er nicht mehr bei HATESPHERE bleiben wollte. Ich hatte das zwar nicht erwartet, aber nachdem ich darüber eine Nacht geschlafen hatte, entschloss ich nicht ihn entscheiden zu lassen, wann es mit der Band zu Ende ist. Schließlich habe ich die Band mit gegründet und auch die anderen waren dafür weiterzumachen. Jakob hatte sich allerdings leider kurzfristig vor der Tour mit DIMMU BORGIR und AMON AMARTH entschlossen auszusteigen, so dass wir leider die Tour absagen mussten.

Momentan ist die Stimmung in der Band einfach besser als sie die letzten Jahre war, sie war zwar noch nie schlecht, aber Reibereien gibt es natürlich immer. Und da alle voll bei der Sache sind und HATESPHERE bei jedem hohe Priorität genießt, ist die Atmosphäre ziemlich gut. Ich denke, dadurch haben wir uns auch auf der Bühne verbessert. Von außen sah es vielleicht so aus, dass die Band an dem zerbrechen könnte, aber das war nicht so, obwohl es alles schon ziemlich stressig war.

Hattest du daran gedacht die Band aufzulösen?

An dem Tag als Jakob mir erzählt hatte, dass er aussteigt, dachte ich daran. Aber nachdem ich darüber geschlafen hatte, war ich mir sicher weiterzumachen, ich habe diese Band mit gegründet und ich schreibe fast die komplette Musik und nur weil jemand aussteigt, höre ich nicht auf.

Wie habt ihr dann euren neuen Sänger gefunden?

Nachdem Jakob ausgestiegen war, hatten wir zwei Monate Zeit bis zu den nächsten Konzerten und haben öffentlich gemacht, dass wir einen neuen Sänger suchen. Daraufhin haben wir von überall her Mails bekommen, sogar aus den USA und aus Brasilien, was ich schon ziemlich merkwürdig fand. Wir haben zehn Sänger eingeladen und hatten uns eigentlich auch schon für einen entschieden, aber der wollte dann doch nicht.

Joller – Jonathan – hatte sich gar nicht um den Posten als Sänger beworben, aber Freunde von Dennis gaben uns den Tipp ihn mal auszuprobieren. Zwölf Tage vor dem ersten Auftritt hat er dann vorgesungen und ist dann auch gleich in die Band eingestiegen.

Irgendwo habe ich gelesen, das ihr schon wieder neue Songs schreibt für eine CD, die dieses Jahr erscheint. Stimmt das?

Dieses Jahr nicht mehr, das ist nicht zu schaffen, wir haben nicht mal einen kompletten Song fertig. Allerdings arbeiten Jakob und ich an neuen Riffs und setzen uns bald mit unserem Schlagzeuger und den anderen zusammen. Wir sind also noch ganz am Anfang und wollen Ende des Jahres oder Anfang nächstes Jahr ins Studio gehen, das Album wird also frühestens in einem Jahr erscheinen. Wenn wir es dieses Jahr noch veröffentlichen wollten, müssten wir ja schon im August ins Studio gehen und das wäre wirklich zu früh. Die letzten Monate haben wir uns nur darauf konzentriert Joller in der Band einzuarbeiten und haben keine Songs geschrieben. Darauf werden wir uns dann konzentrieren wenn wir zurück in Dänemark sind.

Du hast zwar fast die komplette Musik von HATESPHERE allein geschrieben, aber in welche Richtung wird sich die Band mit den neuen Mitgliedern entwickeln? Die bringen ja nun schon einige andere Einflüsse mit, Mixen hat z.B. noch nie in einer Metalband gespielt, sondern in Punk- und Ska-Bands.

HATESPHERE wird zu einer Ska-Band. (lacht) Nein, keine Sorge, HATESPHERE wird HATESPHERE bleiben. Aber natürlich werden sich die anderen einbringen, in kleinen Teilen, so dass es immer noch HATESPHERE bleiben wird. Genau kann man das nicht voraus sagen, das konnte man bei den alten Alben auch nicht. Wir fangen einfach an Songs zu schreiben und dann kann man vielleicht sagen, dass die Songs gesamt etwas melodischer oder etwas brutaler geworden sind.

Kannst du bitte noch einen kleinen Kommentar zu den folgenden Bands abgeben?

BARCODE:


Jakobs andere Band aus Aarhus, gute Freunde und eine gute Hardcore Band. Ich interessiere mich nicht allzu viel für Hardcore, aber sie machen ihre Sache schon ganz gut.

VOLBEAT:

Auch sehr gute Freunde von uns aus Dänemark. Vor allem aber sehr erfolgreiche Freunde, das ist schon sehr toll zu sehen wie erfolgreich sei in einem Jahr geworden sind. Vor etwas über einem Jahr haben sie vor uns und RAUNCHY auf der Danish Dynamit Tour eröffnet und mittlerweile spielen sie in Deutschland vor fast 1.000 Zuschauern jeden Abend.

ILLDISPOSED:

Yesssssss. Auch eine Band aus Arhus, wo ich herkomme und wo HATESPHERE eigentlich herkommen. Ich mag ihre alten Sachen sehr gerne, eine der ersten Bands, die ich selbst gehört habe. Das neue Material gefällt mir allerdings nicht so besonders.

Eine Band mit der ihr regelmäßig verglichen werdet: THE HAUNTED:

Die gefallen mir wirklich sehr gut und auch ihre neuen Sachen, die bei vielen ja nicht so gut ankommen. Wir sind schon mit ihnen auf Tour gewesen und sie sind sehr tolle Typen. Ich mag es wirklich wie die Björler Brüder und Jensen Riffs schreiben. Es gibt ja Beschwerden, dass das neue Material zu melodisch geworden ist, aber meiner Meinung nach ist das immer noch sehr guter Thrash Metal.

Zwei Bands habe ich noch: DISMEMBER:

Oooh, gay swedish guys. Ich habe zwar schon ein paar Konzerte und Festivals mit ihnen gespielt, kannte aber keinen von ihnen persönlich. Sie waren schon immer und werden auch immer schwedischer Death Metal sein, ich hab sogar ihre erste Platte zu Hause. Diese Tour ist einfach toll, jeden Abend exzellenten old school schwedischen Death Metal. Es ist wirklich eine Freude mit ihnen zu touren, sie haben den selben Humor wie wir und sind auch sonst sehr nett.

FALL OF SERENITY:

Oooh, the german gay guys. Aber auch eine Freude und sie sind sehr nett. Ich kannte ihre Musik vorher gar nicht und kenn sie auch jetzt eigentlich nicht. Das ist nicht unbedingt mein Geschmack, aber das macht ja nichts, solange die Musiker cool sind.

Am Ende des Interviews darfst du dir für die Radiosendung ein Lied einer anderen Band wünschen.

Exzellent, muss es „brutal Metal“ sein?

Nein, irgendwas aus den Bereichen Metal und Punk. Was du willst. Allerdings kein Techno oder Hip Hop.

Kein Techno? Ich hätte mir ansonsten SCOOTER gewünscht. Aber was könnte ich nehmen, ich hätte mich vorbereiten solle. Ich höre eigentlich viel Hard Rock, ich liebe es und das sollten die Hörer auch. Was könnte man da nehmen? Wie wäre es mit TWISTED SISTER und „Come out and play“?
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