Interregnum-Fest - Black Metal und NABU - vom Feuerspucker und eigenartigem Bier


Interview mit Special
Vom 05. Juni 2008 bis 08. Juni 2008 ist es soweit: Das Nachfolge-Festival des kultigen Bands Battles findet endlich statt. Das Interregnum-Fest steht ganz im Zeichen des Black/Pagan/Folk/Viking/Dark Metals. Ein Novum in Mecklenburg-Vorpommern, und da Bloodchamber.de das Festival präsentiert, nicht minder ein Grund, um bei Veranstalter Jub mal nachzuhaken, was an dem Wochenende so abgeht.

Moin Jub! Und, noch im Vorbereitungsstress oder schon das Schlimmste vorbei?

Noch voll im Stress. Und ich gehe davon aus, dass sich das bis unmittelbar vor dem Fest auch nicht mehr beruhigen wird.

Du veranstaltest das Interregnum-Fest zusammen mit Deddy. Was für Beweggründe gab es, das Bands Battle zu beerdigen?

Zwei wesentliche. Zum einen mussten wir feststellen, dass die Art des Festivals mit all diesen Stilrichtungen an dem Standort in Stavenhagen so nicht mehr ausbaufähig war. Wir mussten fürchten, irgendwann auf der Stelle zu treten. Das wollten wir vermeiden.
Der zweite Punkt hängt eigentlich unmittelbar mit dem ersten zusammen. Zwei der wichtigsten Leute im Tankhaus – wo das Bands Battle ja bekanntlich stattfand – mochten uns und unser Festival nicht besonders. Als wir mit der dortigen Bookerin und Organisatorin die Veranstaltung von 2006 auswerteten, sagte sie: Bands Battle wäre die erste Veranstaltung, die sie vom Veranstaltungskalender streichen würde, wenn sie allein darüber befinden könnte. Damit war für uns klar, dass wir keine Basis einer Zusammenarbeit mehr hatten.

Das Problem kennt man ja von einigen Locations in Mecklenburg-Vorpommern. Leider.
Nun habt Ihr ja nach einem Jahr Vorbereitungspause, das Interregnum-Fest auf die Beine gestellt. Wie kamt Ihr auf den Veranstaltungsort Kranichshof bei Gnoien. Und wissen die Einwohner (was ja nicht so viele sind) schon, was auf sie zukommt?


Ich kenne den Platz und jenen Typen, dem er gehört, schon seit 2001. Wir haben dort schon einige Partys gefeiert. Er hat dort such schon die ein oder andere Veranstaltung organisiert. Das war dann aber alles eher vom Schlage Oktoberfest. Die Leute, die da wohnen, wissen, dass es laut wird. Man muss ihnen aber nicht unbedingt die Fotos der Bands unter die Nase halten, denn das verstehen Außenstehende nicht.

Das Interregnum-Fest besteht ausschließlich aus Black/Dark/Pagan/Viking/Folk Metal. Ich weiß, dass Du ein großer Black Metal-Fan bist. War das der einzige Grund? Ihr hättet ja auch ein Death/Grind-Festival veranstalten können, denn Bands dieses Genres waren beim Bands Battle ja auch nicht wenige on stage.

Das war nicht der einzige Grund, allerdings ein ausschlaggebender. Ich hatte mir gesagt, weshalb ein neues Festival aufziehen, bei dem man sich erneut eine Reihe von Musik antun muss, die man leidlich mag oder halt gar nicht. Also habe ich da auch ein bisschen für meine Seele getan. Außerdem finde ich die Live-Präsentation gerade in der Black- und Pagan-Szene häufig grandios. Das sollte so geballt wie möglich gezeigt werden.

Ja, das stimmt allerdings. Und bei den angekündigten Bands darf man auf eine geile Show gespannt sein. Wie hast Du es eigentlich geschafft, Bands wie GROZA oder XERION in den Nordosten unserer Republik zu holen? GROZA ist ja eigentlich eine Ein-Mann-Band von einem MORIBOUND OBLIVION-Member.

Auf das Ding mit GROZA bin ich stolz wie Bolle. Ich bin mit den MORIBUND-OBLIVION-Leuten seit einiger Zeit gut befreundet. Und als ich Bahadir Uludaglar fragte, ob er GROZA nicht einmal live machen möchte, hat er sofort zugesagt. Der einzige Grund für diese Zusage war tatsächlich, weil er große Achtung vor mir und vor dem hat, was ich tue. Wenn ich davon ausgehe, dass er schon oft Angebote für einen GROZA-Gig bekommen hat, und dass da richtig dicke Nummern bei waren, kann ich mich vor diesem großen Künstler nur verneigen und Danke sagen. Bliebe noch zu sagen, warum ich mir GROZA überhaupt wünschte – dieses Projekt ist eines der potentesten in der gesamten Szene. Was Bahadir in seine Songs einfließen lässt, verrät einen Mann, der diese Musik mit jeder Sehne seines Körpers empfindet. Schön, dass die Leute hier bei uns ganz exklusiv die Chance bekommen, das tatsächlich einmal live auf einer Bühne sehen zu dürfen.
XERION habe ich irgendwann mal auf einer CD entdeckt. Ich fand das Zeug sehr stark. Also schrieb ich ihnen und fragte an. Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Aber der Funke zündete sofort. Ich kenne die Leute nicht persönlich, aber ich weiß, dass ich sie mögen werde. Denn wer solche Musik macht, bewegt sich auf einer höheren Bewusstseinsebene.

Das Billing ist im Allgemeinen sehr abwechslungsreich. Satanischer Black Metal trifft auf Folk-Black Metal, Death/Black trifft auf Melodic Black Metal. Nach welchen Kriterien suchst Du Dir die Bands aus?

Ich möchte das Ganze schon ein bisschen durchmischen. Und mit den Richtungen Black/Pagan/Viking/Folk/Dark hat man eigentlich eine schöne Bandbreite, auch wenn sich die Richtungen alle irgendwie berühren. Letzteres war ja der Grund, dass wir sie unter einem Dach vereinten. Die Black-Metal-Fans werden bei den Pagan- und Viking-Bands auch voll auf ihre Kosten kommen. Der Folk-Anteil ist diesmal noch nicht so hoch. Auch Dark Metal hält sich in Grenzen. Das ist aber keine durchdachte Absicht, sondern hat sich so ergeben. Ansonsten müssen die Bands mir gefallen, das ist das Hauptkriterium für eine Festivalteilnahme. Naja, und wenn sie aus Mecklenburg-Vorpommern kommen, haben sie noch den Regionalbonus.

Ja, in Mecklenburg-Vorpommern tut sich wirklich was. Vor allem in der Death- und Black Metal-Szene, wenn ich da so an Bands wie DISEMBOWEL, PERSOPHONE, ARTES ORBIS, VAE VICTIS, ABENDLAND, VANDRAR, MOLOCH und und und denke. Und der nordostdeutsche Anteil an Bands ist ja beim Interregnum-Fest gut vorhanden, und ich denke es werden noch eins, zwei Bands dazu kommen, oder!?

Richtig.

Mit wievielen Schwarzkitteln rechnet Ihr denn so circa?? Was gibt es für Magen und Leber? Und gibt es Merchandise-Stände?

Mit Publikumszahlen halte ich mich natürlich zurück. Denn wenn Du mit einem neuen Festival an den Start gehst, ist die Publikumszahl vorher immer die unbekannteste Größe. Es wird gut zu essen geben. Gegrilltes, was aus diversen Töpfen usw. Zu trinken gibt es das tschechische Jarosover-Bier. Schmeckt klasse. Und von den moderaten Preisen werden alle begeistert sein, das ist versprochen. Als kleinen Clou wird es einen Stand geben, an dem man sich Bier kaufen kann, das irgendwie mit Tod und Teufel, Germanen und Wikingern, Hexen und Dämonen zu tun hat. Das ist hell, schwarz, mit Met oder anderen Zusätzen – je nach Charakter.
Merch-Stände wird es einige geben. Wir haben sehr viele Anfragen. Weit mehr als beim Bands Battle. Wer bestätigt ist, wird auf unserer Homepage aufgeführt. Es gibt auch Hinweise zum Sortiment. Im Moment stehen Circle 666 und Einheit fest. In den nächsten Tagen kommen garantiert die nächsten hinzu.

Man merkt sofort, dass es sich beim Interregnum-Fest um ein reines Underground-Festival handelt (wie auch schon das Bands Battle). Warum nicht mal größere Namen, wie SATYRICON, ENSLAVED etc.? Sicherlich würden solche Bands Leute ziehen, aber gleichzeitig würde das Festival auch an Authentizität verlieren, oder!?

Ach weißt Du, im Moment finde ich diese Underground-Konstellation perfekt. Wir haben da so viele extrem geile Bands am Start, die genannte Kapellen locker aufwiegen. Die meisten sind den echten Fans ja durchaus bekannt. Um aber unbedingt die Gäste der Szene anzusprechen, die mal für drei, vier Jahre den Die-Hard-Black-Metaller mimen oder für eine gewisse Zeit den Ultra-Germanen heraushängen lassen, muss ich nicht die großen Nummern aufs Festival holen. Wer es mit seinem Musikgeschmack nur bis MAYHEM, MARDUK oder SATYRICON schafft, der kann weiterhin nach Wacken fahren. Da sind die zu sehen. Bei uns kann man Bands erleben, die nicht so häufig auftreten, mit Kommerz tatsächlich nichts am Hut haben oder die halt noch nie in Deutschland waren – wie eben XERION oder PANTHEON I. Oder das Ding mit GROZA. Was will man mehr. Ich halte sowieso nichts davon, dass man sich immer wieder und wieder die gleichen Bands anschaut, nur weil man von denen acht oder zehn CDs im Schrank hat. Und schließlich sind Festivals wie das IF auch dazu da, die Verbindung zwischen Bands und Fans zu erhalten. Denn gerade für diese ganz besondere Atmosphäre steht nun einmal Heavy Metal.

Ein Euro vom Eintrittspreis geht an die NABU-Fledermaus-Gruppe Greifswald. Ihr setzt Euch sowieso immer für etwas ein. Sei es Kultur oder auch Naturschutz. Wie kommt es zu einer solchen Zusammenarbeit?

Wir haben ganz bewusst nach etwas dieser Art gesucht. Denn ich denke – wäre ich nicht hoffnungslos der Musik verfallen, würde ich meine Zeit dafür verwenden, die heimische Tierwelt und die Natur zu schützen. Jene, die per Zertifikat Regenwaldflächen erwerben und glauben, sie würden damit unser Klima retten, oder jene, die für zwei Minuten das Licht ausmachen, um symbolisch Energie zu sparen – das sind alles Schwachmaten, die das letzte Mal im Wald waren, als sie vor Jahren auf einer Urlaubsreise an einer Fernverkehrsstraße anhielten, um hinter einen Busch zu kacken. Von 1000 Leuten, die von Umweltschutz reden, lügen 999.
Als wir die Fledermausgruppe auftaten, wussten wir, dass wir etwas gefunden hatten, was unserem Sinn von Heimat- und Naturschutz entspricht. Diese Tierchen gehören schon mal nicht zu jener Kategorie Lebewesen, die schon wegen eines Niedlichkeitseffektes eine große Lobby hat. Fledermäuse entsprechen so gar nicht den Tieren, wie sie der gemeine Städter kennt. Man kann die Flatterer nicht streicheln, sie sind wegen ihrer Nachtaktivität nur selten zu sehen, und sie bleiben den meisten ein ewiges Rätsel. Aber sie sind ebenso ein Bestandteil unserer Fauna wie das Rehkitz, das Kaninchen oder der Storch.
Die Leute der Fledermausgruppe bleiben ebenso im Hintergrund, wie die Tiere, die sie schützen. Hier hat man es ausschließlich mit Enthusiasten zu tun, die keine öffentliche Anerkennung für ihr Tun erwarten, sondern ihre Arbeit nur an den Erfolgen beim Schutz der Fledermäuse messen. So etwas verdient Unterstützung. Und deshalb haben wir uns zu dieser Sache mit dem Euro pro Ticket entschlossen. Ich bin überzeugt davon, dass die Fest-Besucher unseren Gedanken mittragen können.
Und außerdem – und das ist ein schöner Nebeneffekt – passen Fledermäuse gut zu den Düsterheimern, die zu unserem Festival kommen werden.

Fledermäuse sind wirklich interessante Tierchen. Und da ich ja in meinem fortgeschrittenen Alter eine neue Lehre mache, gehe ich quasi auch zur Berufsschule. Diese ist in Güstrow und hat einen Bereich mit geschützten Fledermausarten, die die Gärtner-Azubis dort hegen und pflegen. Coole Sache.
Apropos Verbindung zwischen Bands und Fans; dafür sind ja die Festivals in Meck-Pomm bekannt: familiär, gemütlich, keine Ausschreitungen etc.. Nun findet im August, also zwei Monate später ja auch das Barther Metal Open Air statt und wie ich feststelle, tritt keine Band auf beiden Events im gleichen Jahr auf. Gibt es da eine Art Kooperation zwischen Euch und Heiko vom BMOA?


Nein, die gibt es nicht. Allerdings haben wir die FESTIVAL-ALLIANZ gegründet, die sich aus dem INTERREGNUM-FEST (Black/Pagan/Viking/Folk/Dark), dem TUNES OF DEATH (Thrash/Death/Doom) und dem MAINSTREAM HAT FERTIG (alles, was rockt) zusammensetzt. Zum einen decken wir damit eine große stilistische Bandbreite im Heavy Metal ab, zum anderen sind die Events hier im Norden auch territorial gut verteilt. Das IF findet in Kranichshof bei Gnoien, unweit von Rostock statt, das TOD ist in Krugsdorf bei Pasewalk und das MHF geht in Neubrandenburg über die Bühne. Wir bündeln die Erfahrungen in der Organisation der Festivals, nutzen Verbindungen zu Dienstleistern veranstaltungsübergreifend, und werben uns gegenseitig an. Das geht ohne Konkurrenzgedanken, da wir ja eigentlich alle das gleiche Ergebnis erzielen wollen. Und obendrein kneifen sich die konzeptionellen Ausrichtungen der Veranstaltungen nicht. Und um die Zusammengehörigkeit doppelt deutlich zu machen, gibt es ein Kombi-Ticket für alle drei Veranstaltungen, bei dem man fast 15 Euro spart.

Kommen wir nochmal auf regionale Bands zurück. Du und Deddy haben ja auch eine Band namens GOLD FÜR EISEN. In letzter Zeit hört man ja bandmäßig kaum was von Euch. Wäre da das Interregnum-Fest nicht ideal, um mal wieder einen Gig zu starten?

Wir haben seit ein paar Jahren schon keine Mitmusiker mehr, was auch daran liegt, dass wir uns einfach nicht genügend darum gekümmert haben. Allerdings ist studiomäßig einiges passiert, wenngleich das auch eine halbe Ewigkeit gedauert hat und zum Teil auch noch dauern wird. Demnächst erscheint eine EP mit dem Titel „Stoertebeker“. Die haben wir gemeinsam mit einer Folk-Sängerin namens Anke aufgenommen. Darauf sind vier Stücke von ihr und unser „Stoertebeker“-Song. Wobei ich sagen muss, dass eines der Lieder von Anke ebenfalls unser „Stoertebeker“ ist, den sie einfach anders vertonte. In ihrem vierten Lied setzt sie dann unsere Stoertebeker-Geschichte fort. Das ist ganz interessant. Aber halt nur bedingt ein Metal-Album, weil das meiste Material eher Neo Folk ist. Desweiteren existieren ein paar fertige GOLD-FÜR-EISEN-Songs, die hat auf den letzten Schliff warten. Aber darüber lasse ich erst einmal nicht soviel verlauten, weil das noch dauern kann.
Auf dem IF könnten wir zwar spielen, da wir im vergangenen Jahr mit Musikern einer anderen band ein paar Stücke eingeprobt haben, ich halte es aber grundsätzlich für falsch, wenn Veranstalter ihr Festival dazu benutzen, um die eigene Band zu pushen. Darum geht es nicht.

Wenn ich so die Freundesliste auf Euer MySpace-Seite (www.myspace.com/interregnumfestival) schaue, dann fällt mir auf, dass neben den teilnehmenden Bands auch "alte" Bekannte vorhanden sind. Unter den Topfriends sind Bands wie WEYLAND, RETARDED NOISE SQUAD oder auch Martin (DEMONICAL, ex-CENTINEX), also Leute, die schon beim Bands Battle auftraten. Sind durch das Bands Battle gute Freundschaften entstanden?

Es sind gute Freundschaften entstanden. Obwohl wir ausgerechnet mit WEYLAND oder RETARDED NOISE SQUAD nun eher bloß E-mail-Kontakt haben. Aber mit einigen Leuten hat man dann schon mehr angestellt. Sich mal getroffen, Gigs besucht oder gar neue Ideen ausgeheckt. Und Martin ist mit DEMONICAL erneut auf einem Festival zu erleben, dass wir mitorganisieren: Das TUNES OF DEATH.

Okay Jub, dann wünsche ich Euch natürlich ein maximal besuchtes Festival und, dass es zu einer festen Größe in Meck-Pomm wird. Möchtest Du den Lesern von Bloodchamber.de noch irgendetwas mit auf den Weg geben?

Ja, denn da Du mich ja noch nicht nach dem Drumherum gefragt hast, soll das hier noch untergebracht werden: Also, wir werden einen opulenten Metal-Markt bieten. Wer sich da aufstellt, wird auf unserer Homepage nach und nach veröffentlicht. Dann gibt es ein kleines Zelt für die Fußball-Fans, um ihnen die Möglichkeit zu geben, die Auftaktspiele der Europameisterschaft zu sehen. Außerdem werden wir einen Feuerkünstler vor Ort haben, der die ganze Zeit auf dem Gelände herumtobt. Vielleicht lernt der ein oder andere das Feuerspucken bei ihm.

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