"Wir machen einfach keinen Funeral Doom mehr!"


Interview mit Ahab
Doom Metal aus Deutschland - München
Im Rahmen unseres Blutbad des Monats Mai ergab sich die Gelegenheit mit Cornelius Althammer, seines Zeichens Drummer bei AHAB, über Gott und die Welt und ganz besonders das neue Album zu plaudern. Offensichtlich beflügelt vom Erfolg von „The Giant‟ ergab sich ein Interview, das nahezu ebenso epische Züge entwickelte wie das aktuelle Album der Nautik Doomer. Cornelius war bester Laune und zeigte sich nicht nur als überaus angenehmer Gesprächspartner, sondern auch noch als dankenswert auskunftsfreudig.

Hallo Cornelius, zunächst einmal meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem neuen Album. Ich persönlich finde es großartig und die Rezension für unser „Blutbad des Monats‟ ist entsprechend ausgefallen. Wie waren denn die anderen Reaktionen, die ihr bislang bekommen habt?


Also zunächst erstmal zu dieser einen Reaktion, die ich gestern oder vorgestern zum ersten Mal gelesen habe und die ich auch gerade offen vor mir habe: Solche Arten von Rezensionen blasen einen natürlich ganz schön um! So etwas unglaublich durchweg Positives... Ich bin nach wie vor 'astonished'. Ich bin begeistert davon, wie sich hier jemand das Album wirklich angehört hat und nicht einfach nur geschrieben hat im Sinne von: „Ach, ich bin eh' AHAB-Fan, ich schreib jetzt mal was Gutes.‟ Oder „Ich mag solche Musik nicht, ich schreib jetzt mal was Schlechtes.‟ Sondern hier hat jemand, wie man es auch lesen kann, das Album durchgehört und nicht nur einmal. Von solch journalistischer Arbeit bin ich wirklich begeistert.

Vielen Dank! Das freut mich zu hören. So etwas bekommt man auch nicht allzu oft gesagt.

Ja, diese Vorgehensweise ist zwar professionell, aber auch nicht unbedingt die Regel, wie man sich eigentlich denken kann. Die Veröffentlichungsflut ist so krass, da wird vieles einfach nur mal angecheckt, am Ende sogar noch beim Staubsaugen gehört. Dann werden eben noch drei Sätze dazu geschrieben. Das hier ist das absolute Gegenteil davon. Ich bin begeistert!

Und die anderen Reaktionen außerhalb der Bloodchamber?

Ich muss zugeben, das was ich gerade gesagt habe, gilt nicht nur für euch. Ich habe noch nicht so viele Reaktionen gelesen, kann auch nicht aus dem Kopf sagen, welche Magazine das waren, aber ich habe fast durchweg vergleichbare Reaktionen gelesen. Die Leute sind durchweg euphorisch, scheinen sich das Material aber durchweg angehört zu haben und haben sich wirklich damit beschäftigt. Es sind so viele Einzelheiten darin, in anderen Rezensionen und in dieser von der Bloodchamber. Dieser Umgang mit Musik berührt mich quasi zu Tränen, wenn ich bewiesen bekomme, dass Leute so mit Musik umgehen.

Wie siehst du dieses Album eigentlich im Kontext zu den beiden vorhergehenden? Aus meiner Perspektive ist da eine ganz klare Entwicklung drin und es knüpft von daher linear ans letzte an. Ist diese Wahrnehmung nur aus der Außenperspektive heraus so? Siehst du es auch so und ist es gar bewusst intendiert?

Ich sehe das schon absolut 1:1 genau so, definitiv! Das Krasse dabei ist nur, dass es mir vorher überhaupt nicht bewusst war. Wir haben es zwei Jahre lang seit dem letzten Album unglaublich genossen, wenn wir keine Gigs hatten, uns im Proberaum zu treffen und einfach mal drauf los zu rocken. Dabei kam aller möglicher Krempel raus und es hat sich meistens angehört wie völlig kauziger 70er Rock. Als wir dann aber ungefähr ein Jahr vor Studioaufenthalt angefangen haben, richtig Songs zu schreiben, war es für mich nicht so offensichtlich. Es klang nach AHAB, aber dass es erstens eine konsequente Weiterentwicklung ist – ich vergleiche den Sprung ungefähr mit dem, den wir von der ersten zur zweiten Scheibe gemacht haben – dass es wirklich eine so lineare Weiterentwicklung ist, hat sich für mich nicht direkt abgezeichnet. Dass es thematisch und musikalisch aber trotzdem nahtlos anschließt, hat sich für mich ebenfalls nicht direkt erschlossen. Erst als das Endprodukt fertig war, dachte ich: „Oh, whow! Genau so muss die klingen!‟ Bessere Produktion, besseres Songwriting, den alten Stil nicht vernachlässigt, konsequent neue Elemente drin, vielleicht auch aus anderen doom-affinen Bereichen, genau so muss das sein. Also, ich bin unglaublich froh über dieses Album.

Wenn du für dich zurück blickst, erkennst du dann irgendwelche festmachbaren Gründe für das Einbauen und die Übernahme neuer Elemente, die auf dem ersten Album noch gar nicht da gewesen sind?

Ja, da muss ich eigentlich nicht groß zurück blicken. Wir haben uns einfach entwickelt. Sowohl jeder für sich mit seinem eigenen Musikgeschmack und was er am liebsten hört. Es ist halt so, wenn auch nicht bewusst, ist man doch immer beeinflusst von dem, was man hört. Sei es das, was man überhaupt nicht leiden kann, im Sinne von: „Oh mein Gott, so möchte ich niemals klingen!‟ Aber besonders über die Sachen, die man mag. Das Feeling einzelner Stilistiken setzt sich fest und äußert sich dann beim eigenen Songwriting. Es kann mir heutzutage bei so vieler Musik, die es gibt, kein Mensch erzählen, dass er nicht zumindest unterbewusst davon beeinflusst ist.
Wir haben uns als Musiker weiterentwickelt, das kann ich speziell für mich sagen. Die erste Platte „Call of the Wretched Sea‟ habe ich ja ganz spontan eingespielt, da war vorher ein Drumcomputer druntergemischt und auf einem Open Air, 2005 oder wann auch immer das war, kam ich näher mit Hector und Droste in Kontakt. Dann ging es ganz spontan: „Du, unsere erste Platte soll bald rauskommen und wir haben da einen Drumcomputer drauf. Wollen wir da nicht echte Drums drunter machen?‟ - „Ja gut, machen wir schnell!‟ Und ich hatte damals ja überhaupt keine Ahnung, wie man vernünftig langsam spielt. Auch wenn ich „The Call of the Wretched Sea‟ mag, das Schlagzeug ist schon eher viertklassig auf dem Album. Ich habe mich, hoffen wir es mal, technisch und vom Verständnis für Musik im Allgemeinen und langsame Musik im Speziellen weiterentwickelt. Deswegen ist mein Schlagzeugspiel inzwischen auch völlig anders, es ist nicht mehr so metal-mäßig, weil es meiner Meinung nach einfach nicht passt. Und genau so haben sich die anderen weiterentwickelt. Ganz besonders hervorzuheben wäre dabei unser Sänger und Hauptsongwriter und Gitarrist und eigentlich Herr AHAB, Daniel Droste, der ganz besonders gesangstechnisch in den letzten Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht hat.

Das ist allerdings auffällig! Ich war beeindruckt zu hören, was für ein Schritt das vom zweiten Album aus gesehen ist. Er klingt richtig gut und kann ja wirklich singen.

Ja, genau so ist es, er kann inzwischen richtig singen. Er hat zum einen während des Studioaufenthaltes und auch schon vorher Ideen gesammelt, wie er überhaupt singt. Soweit ich das verstanden habe, meinte er, er habe unbewusst bei den cleanen Gesangspassagen die Stimme irgendwie verstellt, der Meinung seiend, es müsse so und so klingen. Damit hat er jetzt zur Abwechslung einfach mal aufgehört und singt plötzlich tausend Mal besser. Er hört sich besser, weil die Stimme nicht mehr mit organ-eigenen Filtern belegt ist, es ist alles klarer. Das ist wirklich die absolute Weiterentwicklung. Ich habe in meinem Leben noch nie jemanden, der über die Dreißig ist, solche Fortschritte in einem solchen Alter machen hören. Man entwickelt sich ja nicht mehr so schnell, wenn man einmal Ende zwanzig, Anfang dreißig ist. Normalerweise sind die großen Sprünge in musikalischer Hinsicht ja eher bei 16 bis 20-Jährigen zu finden. Nein, unser Sänger macht das erst mit Anfang dreißig.
Außerdem: Dieser Drecksack, das muss ich jetzt einfach mal sagen, hat im Proberaum, als wir die Songs arrangiert und geschrieben haben, nicht einen einzigen Ton gesungen. Nicht einen einzigen Ton! Ich kenne seine Vocals wirklich nur so, wie sie jetzt auf dem Endprodukt sind. Genau da habe ich seinen Gesang zur neuen Platte zum ersten Mal gehört. Unglaublich, wie der uns auf die Folter gespannt hat. Aber was das Ergebnis angeht, ich war wirklich den Tränen nahe und wollte ihn direkt anrufen und fragen, was er für Drogen genommen hat, dass er plötzlich so klingt.

Eine Frage zur musikalischen Entwicklung noch. Auf dem Debüt steht noch das Label „Nautik Funeral Doom‟. Jetzt finde ich nur noch „Nautik Doom‟. Ist das eine klare Verabschiedung von Funeral Doom-Konzept als zu eng für AHAB in der Gegenwart?

Selbstverständlich ist das so. Diese Schublade ist zu eng für uns. Aber das war keine bewusste Verabschiedung, sondern es lag an einer anderen Perspektive, dass wir das gelassen haben. Schlicht und ergreifend ist es irreführend, wir wollen hier nicht rumlügen, wir machen einfach keinen Funeral Doom mehr. Punkt. Basta. Funeral Doom war AHAB auf dem Demo „The Oath‟. Das war meiner Meinung nach reiner Funeral Doom, aber schon auf dem ersten Album waren da viele andere Sachen drin. Unser, wenn ich das furchtbare Wort benutzen darf, Hit „Old Thunder‟ war viel zu schnell für Funeral Doom. Uns ist dann einfach aufgefallen, dass es gelogen wäre, es Funeral Doom zu nennen. Wir haben natürlich immer noch viele Elemente daraus, aber sie stehen da neben ganz vielen anderen Elementen, die eben kein Funeral Doom sind.

Zu eurem Gast, den ihr auf dem Album habt: Wie seid ihr denn an Herbrand Larsen gekommen?

Im Großen und Ganzen eigentlich durch Zufall. Zunächst sind die letzten Alben von ENSLAVED ja der absolute Knaller. Die Band hat sich ja auch wahnsinnig entwickelt und macht enorm interessante Musik. Ganz allein der cleane Gesang, der ab und zu mal vorkommt, bereichert das Ganze ungemein und wir sind wirklich wirklich ganz große Fans von eben diesem Gesang wie auch von den letzten ENSLAVED-Veröffentlichungen insgesamt. Wir haben dann im Dezember auf einem Festival in Madrid gespielt, wo unter anderem auch ENSLAVED waren. Droste hatte dann die Idee: „Komm, das wär doch geil, wir fragen den.‟ Er ist uns dann aber nicht persönlich über den Weg gelaufen. Wir haben dann ENSLAVED-Chef Grutle Kjellson gefragt, der hat es dann weitergeleitet und Herbrand hat uns geschrieben: „Komm, lass machen. Schickt mir die Demos und ich sing drüber.‟ Und dann kam dieses unglaubliche Ergebnis dabei raus, gegen die Bezahlung von zwei oder drei Flaschen Rum.

AHAB sind ja völlig verknüpft mit dem Thema „Literatur‟. Jetzt habt ihr euch einen Text von Edgar Allen Poe ausgesucht. Kannst du uns vielleicht in wenigen Worten zusammenfassen, was das Entscheidende an diesem Roman ist und warum ist geeignet als Konzept für ein AHAB-Album?

Warum er geeignet ist, kann ich ganz schnell beantworten. Die Geschichte endet furchtbar tragisch. Sie zeichnet Sehnsüchte und den Versuch eines Menschen, sie zu erfüllen, nach. Tragisch! Natürlich hat sie auch mit dem Meer zu tun. Er fährt ja die ganze Zeit über die Weltmeere und die Fantasiemeere, die Poe sich dazu ausgedacht hat.
Es geht in diesem Roman um Arthur Gordon Pym, einen Jungen aus Nantucket. Passenderweise, denn in Nantucket geht ja auch Moby Dick los. Er fährt zunächst mit einem Freund besoffen mit dem Schiff raus, idiotischerweise, denn dort hat er ein ziemlich traumatisches Horror-Erlebnis. Er fährt wieder zurück, sticht dann aber trotzdem wieder in See, erfüllt von Sehnsüchten, Entdeckerwillen und der Faszination für das Meer. Er reist dann immer weiter nach Süden, „Further South‟, wie ja auch das erste Stück heißt, und unterwegs passieren dann diverse absurde Dinge. Totenschiffe kommen vor, Stranden auf einer Insel, gepaart mit der Verfolgung durch Kannibalen. Eine sehr aufwühlende Geschichte, die dann noch weitergeht, zum Polarkreis zum Beispiel und endet dann in einer milchig-weißen See, was ich für ein sehr interessante Bild halte und was man an der vorherrschenden weißen Farbe auf unserem Cover wiederfinden kann. Dort trifft er dann den rätselhaften „Giant‟, einen Giganten, der sich aus dem Meer erhebt, einen riesigen Strudel bildet und dort Arthur Gordon Pym und seinen Begleiter in den Schlund saugt. Vorher waren es noch mehr, aber unterwegs sterben alle anderen. Und so hört der Roman auf. Es ist ziemlich gemein, das Buch ist übrigens sehr schwierig zu lesen. Im Grunde genommen macht es eigentlich gar nicht so viel Spaß, es zu lesen. Das muss ich tatsächlich zugeben. Nur ist die Geschichte einfach so faszinierend, die Ideen, die Poe hatte und vor allem das Ende im Unbekannten. Es kommt nicht einfach zu einem großen Knall und jeder weiß, was passiert ist. Hier kommt der große Knall und keiner weiß, wie es weitergeht.
Jules Verne hat es dann mal fortgesetzt, aber ich muss gestehen, ich habe die Fortsetzung nicht gelesen, was genau genommen ja meine Pflicht wäre, wenn wir schon so ein Album rausbringen.

Ihr habt jetzt drei Konzeptalben gemacht, die sich alle um das Meer drehen. Ist das nicht eine Form von Limitierung, falls es dann heißt: „Wir sind AHAB, wir müssen jetzt wieder was Thema finden, das zum Namen passt‟, wenn es dann um das vierte oder fünfte Album geht? Oder ist es denkbar, dass ihr sagt, dass ihr thematisch auch mal was komplett anderes macht?

Ich muss dir offen gestanden sagen: Ich weiß es nicht. Klar, das Nautische gehört zu AHAB dazu. Ich habe jetzt auch schon von einigen Rezensenten gelesen, ungeachtet der Kenntnis der Inhalte, dass die Melodien, speziell Drostes Gitarrenmelodien, Assoziationen zum Meer hervorufen. Ich weiß es natürlich nicht hundertprozentig, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns vom Meer verabschieden werden. Für mich zumindest ist es undenkbar. Der Name AHAB ist natürlich mit Moby Dick verknüpft und AHAB ist ja auch eine ganz spezielle Person. Der Name an sich ist aber so unglaublich Doom, wenn man sich mal genau anschaut, was für eine Person Ahab eigentlich ist, was für eine tragische Figur. Ich glaub nicht, dass wir uns vom Meer verabschieden.

Ihr geht ja bald auf Tour. Freust du dich schon? Gehört live spielen unbedingt dazu?

Auf jeden Fall, live spielen ist enorm wichtig. Früher habe ich das ein bisschen anders gesehen. Bei unseren ersten Gigs waren wir wohl die allerschlechteste Live-Band aller Zeiten. Es war wirklich grauenhaft mit diesen ersten Gigs. Krasserweise haben die Leute es nicht gemerkt. Der zweite Gig war schon auf dem Doom Shall Rise, wo die ganze Halle voller Doom-Fachidioten ist. Die haben alle gejubelt. Ich verstehe allerdings, nachdem ich die Aufnahmen von diesem grauenhaften Konzert gehört habe, nicht, wie das jemand gut finden konnte. Ich hoffe ich lehne mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster, weil wir es ja bald beweisen müssen, aber wir haben uns zu einer tighten Live-Band weiterentwickelt, die Stimmung erzeugt. Und jetzt ist live spielen natürlich das Allergrößte. Seit das eben so ist, macht es wahnsinnig Spaß.

Habt ihr noch Pläne für Festivals und steht nach der Tour noch was Sommerliches an?

Ja, wir sind wieder auf dem Summer Breeze gebucht und haben mal wieder die Ehre mitten in der Nacht zu spielen. In der Nacht von Freitag auf Samstag gegen drei oder vier. Sonst kommt nicht mehr so viel.

Du bist ja auch noch Drummer bei DEAD EYED SLEEPER. Du hast ja gerade schon über die Anpassung als Schlagzeuger an die langsame Musik gesprochen. Was macht für dich als Drummer eigentlich den Unterschied aus, auf der einen Seite technischen Death Metal zu spielen und auf der anderen Seite Doom? Da liegen ja wirklich Welten dazwischen. Ist es für dich gleichwertig und macht der Kontrast das Ganze erst spannend?

Die letzten zwei Sachen treffen zu, für mich ist es wirklich gleichwertig. Wenn man mal kapiert hat, wie man langsam spielt und wie man am Schlagzeug Räume füllt oder eben auch gerade nicht füllt und einfach mal nichts macht, dann ist das ein krasse Herausforderung, vernünftig Doom zu spielen. Hingegen bei so einem Geballer wie DEAD EYED SLEEPER ist es offensichtlicher, was die Herausforderung ist. Man muss tight, einigermaßen schnell technisch spielen. Vom Feeling her habe ich bei DEAD EYED SLEEPER live die ganze Zeit dieses Dauergrinsen und das Gefühl, grade Wut abzulassen, der Spaß zu grooven und zu ballern. Ich kenn dann die Texte in- und auswendig, ich weiß also, was unser Sänger gerade singt. Unsere Texte sind sehr kritisch, verzweifelt und wutgeladen. Das ergibt dann diese spezielle Mischung aus Euphorie und Wut bei DEAD EYED SLEEPER. Bei AHAB ist es genauso Euphorie, weil es mir einfach wahnsinnig viel Spaß macht. Ich glaub, ich bin der größte AHAB-Fan, muss ich dazu noch sagen. Ich find es wirklich unglaublich geil, was wir da machen und bin unheimlich froh, in einer Band zu spielen, in der ich mich nicht verbiegen muss und in der ich meinen Geschmack nicht irgendwie anpassen muss und wir haben dann trotzdem Erfolg. Das können nicht viele Leute von sich sagen, die professionell Musik machen. Es ist bei AHAB Euphorie und Melancholie, nur eben gepaart mit Euphorie, wenn du verstehst, was ich meine.

Ja, ich habe da so eine Vorstellung. Letzte Frage, dann lass ich dich auch in Ruhe. Wie siehst du die Situation der heutigen Doom-Szene? Doom ist ja schon unglaublich lange präsent, ist eine Szene mit einer unheimlichen Vielfalt, doch ich habe häufig das Gefühl, dass Doom im gesamten Bereich des Metal ein etwas stiefmütterliches Dasein führt, was Öffentlichkeit und Präsenz angeht.

Ganz so schätze ich das nicht ein, weil ja im Moment eine Menge Stoner Rock und Doom vertreten ist. Allein die Tatsache, dass wir mit so einer Musik Erfolg haben können, ist ja vollkommen seltsam. Ich versteh immer noch nicht, warum ausgerechnet wir Erfolg haben. Wir haben ewig lange Lieder mit hundertausend Parts drin und dass so eine Mucke einigermaßen erfolgreich ist, finde ich schon sehr auffällig. Deswegen kann ich das mit dem stiefmütterlichen Dasein nicht so ganz unterschreiben, aber dass es so eine Randerscheinung im Metal ist, finde ich auf jeden Fall. Die Doom-Szene setzt sich ja aus unheimlich vielen verschiedenen Sachen zusammen. Alle anderen Metal-Bereiche sind ja zwangsweise immer Metal. Aber Doom ist nicht zwangsweise Metal. Es gibt meiner Meinung nach Doom-Bands, die haben gar keinen Metal in ihrer Musik. Das ist doch eben das Schöne daran, dass Doom so unglaublich vielfältig ist. So eine Band wie TROUBLE wird als Doom bezeichnet und SAINT VITUS, um bei den großen Klassikern zu bleiben. Hingegen ist auch THERGOTHON Doom oder YOB oder diese unglaublich geniale Band OMEGA MASSIF ist auch Doom und die sind ja alle so was von unterschiedlich. Einige von diesen Bands haben meiner Meinung nach keinen Metal in ihrer Musik, andere haben Metal drin und trotzdem gehören sie zur gleichen Musikrichtung. Der Variantenreichtum ist einfach der Hammer.
Und dann kommen noch die Leute dazu, das muss ich wirklich hervorheben. Ich habe selten in einer Szene eine Menge an nervigen Leuten getroffen, die gegen Null tendiert. So entspannt und liberal. Das schönste Beispiel, wo ich das gemerkt habe, war mein zweites Doom Shall Rise, wo so ein Hippie-Typ mit knallorangenem Leinenhemd, barfuß und mit einer Schnur als Gürtel neben einem Patronengurtheini mit Kutte stand und sie haben sich bestens unterhalten über eine Band, die beide geil fanden. Die sind halt einfach alle entspannt, die Leute. Ich weiß es noch ganz genau, auf diesem Doom Shall Rise gab es zwei Vorfälle. Der Sänger einer Band, die dort gespielt hat, ist auf Drogen von der Bühne gefallen, das war unschön. Und eine andere Person wurde von einer Schlange gebissen. Hört, hört! Mitten in Schwaben! Das waren die zwei Vorfälle des Festivals, sonst ist nichts an schlimmen Sachen passiert. Keinerlei Auseinandersetzungen, keine Rumstresserei zwischen Leuten. Was wohl auch einfach der Tatsache geschuldet ist, dass es nicht so viele Leute sind, die zu solchen Veranstaltungen gehen. Da hast du eine unglaublich geringe Idioten-Quote. Und die Idioten fühlen sich dort wahrscheinlich unwohl, weil keine anderen Idioten da sind, deshalb halten sie wohl die Klappe. Deshalb ist es alles immer so nett.

Okay, von mir aus war es das mit den Fragen. Ich danke dir ganz, ganz herzlich für das Interview und dir soll das letzte Wort an unsere Leser gehören.

Leute, erkennt euch selbst und bessert euch! So ganz im Sinne von Mahatma Gandhi oder Mike Scheidt, dem Gitarristen von YOB, der ähnliche Ansichten vertritt. Arbeitet an euch selbst! Werdet bessere Menschen! Das reicht schon.
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