Bang Your Head Festival

Bang Your Head Festival

Amon AmarthAxel Rudi PellCandlemassDemonDestructionDioDoroExciterGamma RayHanoi RocksJag PanzerKamelotKrokusMorgana LefayMotörheadNasty SavageNevermoreSaxonSebastian BachTankardTwisted SisterU.D.O.Vicious Rumors
Balingen, Messegelände
24.06.2005
Bang Your Head 2005; das waren großartige Bands und tolle Stimmung, aber auch miese Organisation und lächerliche Preise. Im Folgenden ein Erfahrungsbericht der anwesenden Mitarbeiter mm, sj und mh.

„Bang Your Head – The Best Of Ten Years“ :
[mh]

Am Donnerstag traf Kollege mh bei mir ein; das Bang Your Head stand zur Tagesordnung ! Freude Freude, immerhin nicht wenig Geld, das man da investiert. Nachdem wir gut zu Mittag speisten (Hotel Jegust läßt grüßen) und meine Freundin abholten, ging’s zügig nach Balingen. Die Fahrt selbst wurde von sauren Fritten und warmen Wasser gekennzeichnet... Hauptsache nahrhaft und lecker!

Angekommen offenbarte sich ein Bild des Grauens: Camping Ground 1-4 waren schon brechend voll (wir kamen um 18 Uhr an), obwohl dies bei CG 1-2 wohl schon mittags der Fall war. Schön, dass der Veranstalter offiziell erst mittags die CGs auf machen wollte. Alle "ehrlichen" Leute bzw. solche, die
noch arbeiten mußten, wurden mit den ca. 5 km entfernt liegenden CG 5/6 abgespeist. Nicht gerade fein. Also, angekommen bei CG5 wurden nach einigen Diskussionen die Zelte aufgebaut, Elisabeths Ticket eingetauscht und dann...? Nun, für die extrem wichtigen VIP-PRESSE-SCHLAGMICHTOT Tickets (man erhielt Eingang in ein extra Zelt mit Sitzmöglichkeiten und teuren Getränken) orderten wir extra ein Taxi, da ein Camping-Betreuer meinte, die Presse-Ausweise gäbe es am Backstage Bereich nur heute. Toll, 6 Euro für ein Stück Plastik ohne größeren Wert. Abgesehen davon fuhr uns ein Busfahrer zurück erstmal nach Hechingen zur Warm-Up Show, die wir gar nicht sehen wollten. Also locker 1 Stunde Umweg, wobei der Busdriver (Hail to the Busdriver man!) ziemlich locker und nett war. Da es spät war, ging man trotz eifriger SMS-Bombardements vom Kollegen mm („Ey, kommt ins Partyzelt, die spielen voll geile Mucke!“) ins Zeltchen.

Day 1 - Calm before the Storm

Nachdem man um 07:00 Uhr von eifrig lauten Metallern geweckt wurde (und nachts das "Ich fang mir einen Schwaben" Lied hören durfte, ca. 6 mal in Dauerrotation) ging’s ans abgekühlte Wasser und dann ziemlich flott zum BYH. Nachdem man dort den Kollegen mm traf (sieht aus wie ein Green Day Fan mit
Metal-Core Schlag... ein Part fürs Kuriositätenkabinett!), wartete man ne knappe halbe Stunde in der Hitze bis Punkt 09:00 Uhr die Pforten öffneten. Da ich meine Freundin in der Gluthitze nicht alleine stehen lassen wollte, gingen mm und mh erstmal ins WICHTIGE VIP ZELT, wir zwei bestaunten die extreme Kaufkraft tausender Metaller (das BYH war mit ca. 22.000 Leuten ausverkauft), die sämtliche Stände wie extrem gefährliche Ameisen überfielen und leer kauften.

Aber da der Kommerz nicht nur das wichtigste an einem Festival ist, donnerten um 10:00 Uhr MORGANA LEFAY los. Und wie die Jungs aus dem Norden ballerten! Ein absolut famoser Auftritt, der kein Auge trocken ließ und viele Köpfe zum Bangen brachte ! MORGANA LEFAY sind live mindestens genauso genial wie auf Platte, wobei sehr viel Material von der neusten Scheibe gespielt wurde (die ich nicht kenne) und ich doch schmerzlich „The Boon He Gives“ vermisste. Egal !
[sj]

Danach kam dann eine Old School-Vollbedienung, die sich gewaschen hatte. Eine DER Speed Metal-Bands schlechthin hatte es sich zur Aufgabe gemacht, im gleißenden Sonnenlicht das Bang Your Head in Schutt und Asche zu legen. Vorhang auf für EXCITER ! Man kann über Neu-Sänger Jaques Bélanger urteilen, wie man will, aber die Glatze hat es meiner Meinung nach tatsächlich geschafft, in die übergroßen Fußstapfen von Dan Beehler zu treten. Zumal seine Stimme, die sich in der Schnittmenge aus John Cyriis (Agent Steel) und Rob Halford befindet, besser zu neuen Klassikern wie „The Dark Command“, „Violator“ oder den neuvorgestellten Killer-Song „Immortal Fear“ passt. Diese Songs plus die unvergessenen Klassiker „Pounding Metal“, „Violence And Force“, „Long Live The Loud“ und – natürlich „Heavy Metal Maniac“ versetzten die doch recht zahlreich versammelte Meute vor der Bühne in Partystimmung und machten sofort Lust auf das im September erscheinende neue Album der Kanadier.
[mm]

Danach liefen wir nach einer Stärkung im REAL (die müssen sich vor Freude im Kreise drehen, angesichts der Massen an Leuten, die am BYH WE in den Real stürzten !) zu KAMELOT zurück. Die Multi-Kulti Truppe mit dem norwegischen Fronter Roy Khan konnte komplett begeistern. Fand ich die Truppe auf Platte immer extrem langwierig und gerade den Sänger etwas „heulsusenhaft“, so war er live große Klasse. Zwar wirkte sein Outfit wie ein Porno-/Mafioso-Darsteller, aber egal ! Die Band war trotz der brandheißen Hitze von mehr als 34°C extrem spiel- und bewegungsfreudig – große Klasse!
[sj]

Als vierte Band des Tages durften anschließend KROKUS in der brüllenden Mittagshitze antreten. Und trotz dieser denkbar ungünstigen Umstände machte die schweizerische Truppe um Sänger Marc Storace eine gute Figur, wobei ich aber auch sagen muß, daß ich die Band nach wie vor für ne eher mittelmäßige AC/DC Kopie halte. Den Fans war’s egal, so daß neben dem eigenen Material der Band auch das äußerst laffe Cover von „American Woman“ (im Original von The Guess Who und NICHT Lenny Kravitz !) anständig abgefeiert wurde. Absolut solider Auftritt insgesamt.
[mh]

DESTRUCTION machen stumpfen Thrash Metal“, so das Zitat meines Kollegen mh. Und genau auf diesen „stumpfen“ Thrash Metal freue ich mich jedes Mal aufs neue, zählt die Band zusammen mit Sodom und den wieder erstarkten Kreator zum Besten, was der Deutsche Thrash-Sektor hergibt. Also rein ins Getümmel und zu Klassikern wie „Bestial Invasion“, „Mad Butcher“ sowie dem Nachfolger „The Butcher Strikes Back“, „Curse The Gods“ und weiteren Gottsongs die Rübe bewegt. Mit einem als Butcher verkleideten Typen sowie halbnackten Chicks, hatten Schmier & Co auch das erste Show-Element des noch jungen Tages an Bord. War zwar nicht unbedingt notwendig, brachte aber einige notgeile Individuen (ja, mich auch; ich geb´s ja zu !) dazu, die Sonnenbrille von der Nase zu entfernen. Als weitere Einlage gab’s mit dem reichlich unspektakulären „Collector“ einen neuen Song zu hören, bei dem sich Schmier, Doro, Charles Rytkönen (Morgana Lefay) und Johan Hegg (Amon Amarth) die Vocals teilten. Alles in allem mal wieder ein beeindruckender Auftritt, auch wenn die Bande auf kleinen Hallenbühnen um einiges besser zur Geltung kommt.
[mm]

Als nächstes standen AMON AMARTH auf dem Programm. Pünktlich um zwanzig vor drei dröhnte dann auch derber, aber melodischer Death Metal von der Stage. Routiniert und präzise schossen Frontberg Johan Hegg und seine Wikinger ihre Brutalo Hits ins Auditorium und kümmerten sich einen Dreck um die bratenden Temperaturen oder den herrlichen Sonnenschein. Hier wurde einskalt gemordet, vergewaltigt und gebrandschatzt. Wie sich das gehört eben. Die Fans nahmen die Lehrstunde in Sachen Gebolze dankbar an, zumal AMON MARTH härtetechnisch ja ein echter Ausreißer auf diesem Festival waren. Zum Schluß gab’s wie gewohnt „Death In Fire“, und anschließend durften die Trinkhörner gehoben werden. Skol !

Nach dem Geschrote aus dem Norden kam nun die Plauzen-Fraktion wieder zu ihren Recht, denn der DORO Gig stand an. Madame Pesch machte auch sofort ordentlich Alarm und bollerte eine Setlist raus, die nahezu ausnahmslos aus alten Warlock Kamellen bestand und dementsprechend gut abgefeiert wurde. Stimmlich lief bei der einzig wahren Metal Queen alles glatt, und auch die Begleitband gab sich mächtig Mühe, so daß rostfreie Evergreens wie „I Rule The Ruins“, „Earthshaker Rock“ und „Hellraiser“ zum wahren Triumphzug für die kleine Dame wurden. Nach ausufernden Versionen von „Für Immer“, „All We Are“ und dem (mäßigem) Priest Cover „Breaking The Law“ durften DORO dann auch als erste Band des Tages eine Zugabe in Form von „Burn It Up“ zum Besten geben. Alles richtig gemacht !
[mh]

Von U.D.O. und GAMMA RAY bekam ich leider wenig mit, da ich noch die Ankunft eines Kumpels erwartete und deshalb dem Festivalgelände fernbleiben musste. Angaben zur Folge sollen die beiden Acts aber wie üblich gut abgerockt haben. Und da die Musik auf dem einige hundert Meter entfernten Real-Parkplatz gut hörbar war, konnte ich auch feststellen, dass Udo Dirkschneider wieder mal das gemacht hat, was er am besten kann und was die Leute von ihm hören wollen. Sprich, U.D.O. war wie gewohnt ACCEPT ohne Wolf Hoffmann & Co.! Irgendwie verändert sich Dirkschneider´s Set immer nur um Nuancen, aber wer will schon die Solosachen hören, wenn er Klassiker wie „Metal Heart“ bekommen kann? Eben!
[mm]

SAXON sahen wir nach einer kleinen Pause zum zweiten Song, wobei mir die britische Truppe mit dem supersympathischen Fronter Biff Byford supergeil rüber kam. Zwar sind die Songs nicht die absoluten Nackenbrecher, aber sehr geile, entspannte Heavy Metal Scheibletten. Gemessen an den voran gegangenen Bands, die ich gesehen habe, hatte Byford das Publikum wesentlich besser im Griff und konnte sich selbst, die Band und die Musik super in Szene setzen! Volle Punktzahl für eine extrem gute Truppe, die nur von MOTÖRHEAD getoppt wurde.
[sj]

Eben jene MOTÖRHEAD standen dann gegen halb zehn auf der Bühne und machten direkt mal klar, warum sie hier als Headliner aufgestellt wurden : Bombensound, geile Lightshow (war aber auch erst jetzt dunkel) und ein Strauß bunter Melodien, sprich Klassiker. Was Lemmy & Co. heute mal wieder rausknallten, war absolut 1a und zeigte deutlich auf, daß sich zwar vieles bei MOTÖRHEAD gleich anhört, aber trotzdem sofort ins Tanzbein geht. Kleiner Auszug gefällig ? „Doctor Rock“, „Stay Clean“, „Love Me Like A Reptile“,„Metropolis”, „Over The Top”, „No Class”, „Sacrifice”, „R.A.M.O.N.E.S.” und und und. Dazu gab’s zwei neue Songs zu hören, die allerdings auf nicht ganz so viel Gegenliebe stießen sowie ein vehementes Drumsolo von Mikkey Dee, das ebenfalls mächtig Laune machte. Lemmy himself war natürlich wie immer cool as fuck, legte sich ständig mit dem Soundmann an und meckerte das Publikum aus, wenn es nicht gut genug abging. Tja, so wie immer halt. Mit „Going To Brazil“, „Killed By Death“, „Ace Of Spades“ und „Overkill“ ging dann schließlich der erste BYH Tag zu Ende – musikalisch zumindest. Geile Show, obwohl ich Lemmy das Fehlen von „Bomber“, „Iron Fist“ und „Orgasmatron“ nie verzeihen werde !
[mh]
Kleine Anmerkung zu MOTÖRHEAD: Lemmy und sein Rock´n´Roll-Duo scheinen dieses Mal bewusst auf einige Klassiker verzichtet zu haben, um nebenbei mal Songs rauszuhauen, die sie selten bis nie auf die Bühne gebracht haben. Daß die Dröhnpackung auch Schoten aus der Brian Robertson-Ära beinhaltete, brachte meinen Kumpel Klaus – DER MOTÖRHEAD-Fan schlechthin – fast zum Ausrasten: „Och, wie geil, das Zeug haben die noch nie gespielt!!!“
[mm]

Nach MOTÖRHEAD ging es für die drei CG5 Leute zurück ins Zelt – denkste !! Organisatorisch war es eine absolute Frechheit vom Veranstalter, nur 2 Busse, die auch im Abstand von 1m zueinander fuhren, jedoch 30 Minuten für eine Runde brauchten, zu ordern. Warum ? Weil von den 22.000 Leuten ca. 2.000-5.000 Leute in die CG 5/6 wollten. Per Bus. Tolerant, wie Metaller nun mal sind, gab es heftigen Ellenbogeneinsatz, ältere Rockerbräute wurden vehement weggeschubst und sobald jemand im Bus war, rückte man auch keinen Zentimeter, um noch jemanden rein zu lassen (wobei die Busse jeweils sicher mehr als 100 Personen transportierten mit einer Fahrt – ich glaube, die STvO wurde da komplett ignoriert !). Ein Moment, in welchem man die ganze, familiäre „Metal Community“ so richtig schön hassen lernt. Aber es wurde noch schlimmer!
Der deutsche Wetter Dienst hatte laut Berichten mittags schon eine Sturmwarnung raus gegeben. Man hätte jedem Camper, gerade auf den absolut freien, ungeschützten CG 5/6 sagen KÖNNEN: „Nehmt eure Schlafsäcke, ab ins Auto !“. Auch noch 5 Minuten, BEVOR uns ein riesiger Sturm das Zelt unter Wasser stellte, die Sachen durchnässte und die ganze Stimmung raubte. Dass nun auch alle Besucher großkotzig behaupten : „Geiler Sturm !“ ist eine Frechheit hoch dreizehn ! Dieses minderbemittelte Denken kann natürlich nur von einer Herde sich selbst grenzenlos überschätzender Schwachmaten kommen, die nicht eine Sekunde an mögliche Folgen denken. Hätte ein Blitz jemanden gebraten (z.B. die an dieser Stelle mit herzlichem Dank zu erwähnenden Hamburger Jungs, die IM Gewitter ihr Pavillon von meinem Auto wegdrückten und uns dann noch aus dem CG5 rauslotsten – ganz großes Kino, ich hoffe, wir treffen uns wieder und wir können euch irgend etwas dafür schenken !) würde nun keiner lachen. Auch der arme Mensch, der mit seinem Dixi weggeworfen wurde, freut sich sicher über einen fiesen Rosettenpilz. Haha, solange man nicht selber leiden muss, ist das Ganze ja lustig!

Trotz eines tollen Festivals mußten wir leider Freitag Nacht abreisen. Warum ? Eine Krankheit meinerseits erlaubt es mir nicht, auch in nur irgend einer Form bei hoher Luftfeuchtigkeit in einem Zelt zu schlafen. Da mein Schlafsack aber komplett durchnässt war (wie gesagt: eine Warnung, ich wäre mit meiner Freundin, dem Hauptmann und den Schlafsäcken trocken im Auto gewesen) und ich keine trockene Kleidung mehr besaß, mußten wir um 02:30 die Rückreise antreten.
Meiner Meinung nach hat die Organisation des BYH, ob nun wissentlich oder nicht, total versagt. Als Veranstalter MUSS ich den Wetterdienst beachten, das Blind Guardian Open Air konnte in einer vergleichbaren Situation eine Warnung VON DER BÜHNE AUS aussprechen. Und das war damals nur ein Gewitter, kein Sturm mit Windstärke 10. Zu behaupten, man hätte nicht gewußt, wie stark das Gewitter sei, ist nur ein Beweis für die eigene Unfähigkeit.
Dazu kommen das grobe Probleme des Bustransfers abends; die Lösung mit 2 Bussen war die denkbar schlechteste. Alles was recht ist – das BYH war musikalisch topp, in der Organisation beschissen. Wenn überhaupt, dann gehe ich zu einem Festival nur noch mit einem Hotelzimmer. Jungs, ihr habt echt Schwein gehabt – wäre jemand bei dieser Aktion über den Jordan gesprungen, würdet ihr jetzt keine großkotzigen Witze mehr reißen.
[sj]

Absolute Zustimmung. Erwähnen sollte man darüber hinaus aber auch noch die utopisch hohen Preise (Mini-Döner 4.00 €, 0,5 l Cola 3.00 €), die mir mehr als einmal das Lächeln aus dem Gesicht zauberten. Den Charakter eines Festivals der Marke „von Fans für Fans“ hat das BYH jedenfalls schon lange verloren. Traurig !
[mh]

Manomann, wie gut, dass ich wieder mal auf ein Zelt verzichtet und den gemütlichen Innenraum meines Autos einem Stück Stoff vorgezogen habe. Danke auch noch einmal an das Team des Real-Marktes, das mein Auto die 3 Tage nicht abschleppen ließ!

Keine Ahnung, was den Wettergott dazu bewogen hat, dermaßen sauer auf friedliche Headbanger zu sein, dass er seiner Wut einen solch freien Lauf gelassen hat. Zumindest ließ er ein klein wenig Gnade walten, wartete er mit seinem Ausraster doch, bis MOTÖRHEAD ihren Set beendet hatten und der Verfasser dieser Zeilen Schutz beim örtlichen MC Donald’s suchen konnte.

Das ganze Ausmaß der Unwetterkatastrophe wurde mir erst am nächsten Morgen bewusst, als ich nach einem Frühstück kurz nach neun Uhr am Eingang des Festivalgeländes ankam. 40 Leute auf den umliegenden Campingplätzen sollen in der Nacht verletzt worden sein und der Fortlauf des Festivals schien angesichts durch das Wasser beschädigter Elektronik mehr als gefährdet. Aber dank unermüdlicher Rackerei der Technik-Crew ging es gemäß dem Grundsatz „The Show Must Go On“ mit erheblicher Verspätung doch weiter. Die Leittragenden des ganzen waren die ersten Bands, die ihren Set auf 15 Minuten kürzen mussten, sich aber einsichtig zeigten und ohne sichtliches Murren ihr Bestes gaben. Somit sollte dem 2. Tag erstmal nichts im Wege stehen!
[mm]

Day 2 – The Day After

Der erste Act des Tages, der mit den genannten Widrigkeiten zu kämpfen hatte, war die englische NWOBHM-Legende DEMON. Angesichts all der genialen Songs, die die Engländer im Laufe der Jahre aufs Band brachten, fragt man sich zu Recht, warum den sympathischen Jungs der verdiente Durchbruch immer vorenthalten blieb. Alben wie „Night Of The Demon“, „The Unexpected Guest“ und „Taking The World By Storm“ zählen noch heute zum Allerfeinsten, was England in Sachen Musik zu bieten hat. Daß sich das zweite Album nach der Reunion, „Better The Devil You Know“ größtenteils nicht vor den genannten Klassikern zu verstecken braucht und den Ausrutscher „Spaced Out Monkey“ vergessen macht, zeigte der Song „Standing On The Edge Of The World“, der sich perfekt in den Reigen der gespielten Alltime-Classics „Night Of The Demon“ und „One Helluva Night“ einfügte. Diese Band hätte definitiv weiter hinten ins Billing gehört.

Wer immer dachte, dass Stratovarius, Rhapsody und Helloween Power Metal spielen, hatte nach der rockigen Viertelstunde Gelegenheit, diese Meinung zu revidieren und sich belehren zu lassen, wie Power Metal tatsächlich klingt. Hatte man VICIOUS RUMORS nach dem tragischen Tod von Carl Albert und den letzen mehr als durchschnittlichen Alben schon abgehakt, wurde man die nächsten paar Minuten eines besseren belehrt. Die Truppe um Wundergitarrist Geoff Thorpe ließ den Verfasser dieser Zeilen ein ums andere Mal fast in Freudentränen ausbrechen. „Don’t Wait For Me“, die beiden Übergöttergaben „Minute To Kill“ und „Six Stepsisters“ sowie „Abandoned“ trieben den Anwesenden das letzte bisschen Schlaf aus den Augen und machten aus den Nackenwirbeln ein schmerzendes Stück Knorpel. Der Neuzugang am Mikro scheint sich auch verdammt gut weiterentwickelt zu haben und konnte beweisen, dass mit der Truppe in Zukunft wieder vermehrt zu rechnen ist. Ganz ganz stark!!!

Groß angekündigt und freudig erwartet, konnten NASTY SAVAGE die in sie gesetzten Erwartungen überhaupt nicht erfüllen. Auf CD ist die Truppe ganz brauchbar bis gut, auf der diesjährigen BYH-Bühne wird sie ihrem Kult zu keiner Zeit gerecht. So wandte ich mich nach den 2 ersten Songs „Psycho Psycho“ und „XXX“ enttäuscht ab und ließ den mittlerweile zu einem fetten Etwas mutierten Frontmann Nasty Ronnie seine Arbeit vor dem Rest des Publikums errichten. Als ein Bekannter von mir, der mir als Nasty Savage-Fan bekannt ist, meinte, dass das eine der beschissensten Shows war, die er je erlebt hatte, hatte sich meine Angst gelegt, mit dieser Meinung vielleicht alleine da zu stehen!

Nach JAG PANZER, die genial wie immer ihre (progressiven) Power Metal-Hymnen ins Publikum schossen, war es für mich erst mal Zeit, das VIP-Zelt aufzusuchen und mich mithilfe einer Flasche Wasser zu aklimatisieren, so dass die folgenden Bands, TANKARD und NEVERMORE ohne meine Anwesenheit auskommen mussten. Dem Hören nach scheinen sie das aber bestens verkraftet zu haben und konnten die Anwesenheit mit ihrem bierseligen Thrash bzw. modernen Power-/Thrash Metal begeistern. Rechtzeitig genug, um Horst Odermatts Heiratsantrag an seine Lebensgefährtin (sofern ich´s richtig verstanden habe) zu erleben, stand ich auch schon wieder vor der Bühne. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute von meiner Seite, aber mit Trauzeugen wie Dee Snider und Sebastian Bach dürfte einem immerwährenden Ehe-Glück nichts im Wege stehen.

Der Wettergott sah das wohl etwas anders und reagierte kurz darauf, als hätte ihm Odermatt seine Freundin ausgespannt. Sprich: Unwetter Nr. 2 fegte über Balingen und bescherte aufs Neue eine Portion Wind und Wasser. Das Fluchen der Festivalbesucher schien jedoch zu wirken, hörte das Chaos doch genauso schnell auf wie es begonnen hatte, so dass Deutschlands Antwort auf Ritchie Blackmore, AXEL RUDI PELL, trockenen Fußes seinen Set durchziehen konnte. Routiniert und solide wie eh und je schaffte er das perfekte Fundament für Johnny Gioelis Gesang.

SEBASTIAN BACH fand ich persönlich auf dem BYH 2004 recht unnötig, hatte mich der blonde Ex-Skid Row-ler damals doch eher genervt als begeistert. Dementsprechend niedrig war meine Vorfreude auf seinen Auftritt dieses Jahr, doch umso mehr sollte ich überrascht werden. Ich weiß zwar nicht, was der Mann großartig geändert hat, aber die Setlist und das Stageacting hauten mich wirklich von den Socken. 99 Prozent des Sets wurde von alten allseits bekannten Skid Row-Klassikern dominiert und perfekt von Bachs Hintermannschaft umgesetzt. Ron Jarzombek (Fates Warning) an den Drums, der großartige Steve DiGiorgio an den 4 Saiten und Hans-Dampf-in-allen-Gassen Metal Mike an der Gitarre brachten zusammen mit ihrem Frontmann das Publikum zum Ausrasten, in dem sie ihm u.a. „Slave To The Grind“, den großartigen Rocker „Big Guns“, die Hymnen „18 & Life“ und „Youth Gone Wild“ zum Fraß vorwarfen. Geile Setlist (der auch das neue und gute „American Metalhead“ angehörte), geile Show. So darf der Mann gerne wiederkommen!

CANDLEMASS schaffen es doch immer wieder, trotz Tageslicht die Meute mit ihren Doom-Klassikern zu begeistern. Völlig egal, ob man sich bei alten Classics bedient oder Songs vom neuen – sicherlich auch bald Klassiker-Status erhaltenden – Werk zum Besten gibt. Der Opener „Black Dwarf“ vom selbstbetitelten neuen Album knallte sofort gut rein und ebnete den Weg für eine erneute Supershow, die einmal mehr den Beweis erbringen konnte, warum die Schweden heutzutage zu den begehrtesten (Live-)Acts schlechthin zählen. Welch ein Glück für die Metal-Welt, dass sich Messiah Marcolin und seine Sidekicks wieder vertragen haben!

Nachdem der letzte Ton verklungen war, stieg die Spannung ins Unermessliche, schließlich hatte sich als nächstes ein besonderer Special Guest angekündigt. Waren es nun Mötley Crüe ? Oder gar Iron Maiden ? Accept konnten es nicht sein, nachdem Udo Dirkschneider einen Tag zuvor schon alles von seiner Hauptband gespielt hatte. Manowar vielleicht? Die Spekulationen waren zumeinst sehr utopisch. Nun gut, in einigen Minuten sollten die Spekulationen der Gewissheit weichen. Die erste Gewissheit war, dass sogar zwei besondere Special Guests den Weg nach Balingen gefunden haben. Wow, man wurde immer gespannter. Und dann kam der große Moment! Viel Spaß mit…

HANOI ROCKS! Ok, der Verfasser dieser Zeilen kennt zwar alte Michael Monroe-Solo-Sachen, von der Hauptband selber kannte er bis dato jedoch keinen Ton. Nach 2 Songs war dann auch klar, dass das wohl weiter so bleiben kann, hauten mich die Glam-Rocker echt nicht aus den Turnschuhen. Also enttäuscht über Special Guest Nr. 1 ins VIP-Zelt gestapft und sich erst mal ein Weizen zu Gemüte geführt.

Da gefiel mir die Ankündigung des Special Guests Nr. 2 doch um einiges besser. Zwar zählten WHITE LION noch nie zu meinen absoluten Faves, cool fand ich sie aber immer schon. Keine Ahnung, ob Mike Tramp die Originalbesetzung um sich scharen konnte oder Aushilfsmusiker anheuerte. Jedenfalls wurde der Act als Mike Tramp’s WHITE LION angekündigt, was nicht unbedingt für eine Original-Reunion spricht (Anmerkung : ja, es waren Aushilfsmucker – mh). Aber da vorher Sebastian Bach auch mit neuer Mannschaft gut losgelegt hatte, hielt sich die Skepsis erstmal in Grenzen. Leider schafften es die Löwen jedoch nicht, die Erwartungen zu erfüllen, obwohl mit Songs wie beispielsweise „Little Fighter“ die Old School-Front zufrieden gestellt werden sollte. Da das Zeug aber in der neuen Art eher modern wirkte, verloren die alten Schoten ziemlich viel von ihrem ursprünglichen Spirit.

Als Fazit bleibt hinsichtlich der Special Guests leider nur zu sagen, dass eine längere Spielzeit für die restlichen Bands mehr gebracht hätte. Vielleicht sehen das andere etwas anders, ich jedenfalls konnte mit den 2 Bands nur wenig bis nichts anfangen.

Mit dem Einsetzen der Dämmerung und der dadurch bedingten Abkühlung der höllenhaften Temperaturen konnte nun das große Finale einsetzen. Schnell noch eine Stärkung an einem der zahlreich vertretenen (recht teuren) Stände genehmigt, dann konnte es mit dem kleinen Mann mit der großen Stimme losgehen. Vorhang auf für einen der besten Sänger, den die Metal-Gemeinde je gesehen bzw. gehört hat!

Nach dem fulminanten DIO-Auftritt vor 2 Jahren war die Freude entsprechend groß. Aber auch 2 Jahre älter hat der Mann überhaupt nichts von seiner großartigen Stimme eingebüßt und brachte die Menge mit Göttergaben wie „Man On The Silver Mountain“, „Long Live Rock’n’Roll“, „Heaven And Hell“ oder „Holy Diver“ zum kollektiven Ausrasten. Zu keinem Zeitpunkt hatte man das Gefühl, es mit einem etwa 60jährigen Rentner zu tun zu haben, der sich höchstens mittels Teleprompter noch an seine Texte „erinnert“. Stattdessen legte er eine Performance aufs Bühnen-Parkett, die einige Jungspunde wohl zum Tränenvergießen animieren dürfte. Meine Fresse, ist der Mann geil! Schade nur, dass einige Klassiker aufgrund der recht kurzen Spielzeit außen vor bleiben mussten.

Bei einem Headliner wie TWISTED SISTER fällt die kürzere Spielzeit von Dio eher weniger ins Gewicht, ist sich doch jeder bewusst, was nun folgen würde: 90 Minuten Entertainment pur, dazu geile Mucke und und Mitgrölen bis der Arzt kommt. Dee Snider überraschte das Publikum erst einmal mit der Ansage, dass heute das komplette „Stay Hungry“-Werk von vorne bis hinten in der authentischen Reihenfolge durchgezockt wird. Somit wirkte die Setlist zwar recht durchschaubar, wusste doch jeder, welcher Song als nächstes kommt, aber angesichts all der auf dem Album befindlichen Klassiker kam natürlich Freude auf. Und so wurde jeder Song des Albums mitgesungen und abgefeiert, Sniders geniale Ansagen passten dazu wie der Arsch auf den Eimer und Balingen erlebte nach 2003 wieder einmal, welchen Charme und welche Energie die verdrehten Schwestern versprühen. Nach dem eigentlichen Set gab’s noch ein paar obligatorische Songs wie beispielsweise „You Can’t Stop Rock’n’Roll abzufeieren, dann war endgültig Schluß und der Chaoshaufen vor der Bühne wurde mit strahlenden Augen in die Nacht und in die Ruhe entlassen. Eine Ruhe, die nach 2 Tagen geballter musikalischer Großartigkeiten dringend nötig war.

Was bleibt über das BYH 2005 abschließend zu sagen? Nun, der Set war wahrlich vom allerfeinsten und dürfte in Zukunft kaum zu toppen sein. Die Stimmung und das Drumherum waren auch wieder mal klasse. Allerdings sollte das nächste Mal – dass es laut Horst Odermatt nach all dem Hin und Her definitiv geben wird – die Organisation (besonders für mediale Vertreter) stimmen. Des Weiteren wäre es vielleicht von Vorteil, ein paar Worte über eventuelle Unwetter zu verlieren, damit eine „Katastrophe“ wie dieses Jahr ausbleibt. Wenn dann auch die manchmal unverschämten Preise für Essen und Trinken etwas niedriger wären, wäre dies sicher auch von Vorteil. Ansonsten freue ich mich schon auf 2006!
[mm]
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