Metal gegen Krebs 2005

Metal gegen Krebs 2005

Age Of CarnageBrainstormDark FacesDew-ScentedDisillusionGravewormHaggard
Allersdorf
02.09.2005
Eine abgelegene Wiese mit Bierzelt mitten im bayrische Wald war für schätzungsweise 500 Freunde der modernen Unterhaltungsmusik zwei Tage lang Wahlheimat und Partylocation; das Ganze nennt sich dann „Metal gegen Krebs“ und findet dieses Jahr bereits zum vierten Mal statt.
Wie der Name schon sagt, wird der gesamte Gewinn des Benefiz-Festivals für einen guten Zweck verwendet, nämlich die „Jose Carreras Leukämie Stiftung e.V.“, die mit dem Geld dann die Forschung und Therapieentwicklung vorantreibt und Erkrankten hilft.
Schon im Vorfeld freute ich mich auf Größen wie Brainstorm, Dew-scented, Graveworm und Haggard, die man sich hier für absolut faire 20€ für beide Tage und 14€ für einen Tag anschauen konnte, deshalb war es auch mehr als verwunderlich, dass nur etwa die Hälfte der geplanten Besucher gekommen waren.
Ich schieb den schwarzen Peter jetzt einfach mal an das mäßige Wetter und an die Abgelegenheit des Festivals, denn der Rest konnte absolut überzeugen: Familiäre Atmosphäre, guter Sound und absolut stressfreie und relaxte Organisation führten zu einer allgemeinen Partystimmung, sowohl beim Publikum, als auch bei den Bands und den Mitarbeitern.
Dickes Lob auch an die leckeren Schnitzelsemmeln für 3€ und die fairen Bierpreise (2,50€ für 0,5l), und auch das angebotene Weißwurstfrühstück und der frische Kaffee am Samstagmorgen kamen gut an.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber noch: Bitte, stellt ein paar mehr Dixies auf bzw. reinigt die vorhandenen auch mal! Am letzten Tag waren die Dinger teilweise randvoll, was nicht sehr hygienisch ist, vor allem wenn man an das weibliche Publikum denkt.


Freitag:

Age of Carnage:
Schon beim Soundcheck erkannte man ganz deutlich wer das Vorbild dieser Band ist: Immortal! Man coverte dann auch „Withstand the Fall of Time“, was sehr gut ankam, bei dem noch nicht sehr zahlreichen Publikum. Und auch die anderen Lieder schlugen in eine ähnliche Kerbe und waren für mich ein schöner Wochenendeinstieg.

Big Kahoona:
Diese Coverband spielte bekannte Klassiker von AC/DC, Metallica, Black Sabbath usw. sauber und spaßig runter. Zu einer späteren Uhrzeit, zum Beispiel nach Brainstorm, wäre die Band aber mit Sicherheit besser aufgehoben gewesen, da noch nicht so wirklich Partystimmung im Zelt war.

Dark Faces:
Oh, eine Band mit hohem Frauengesang abwechselnd mit aggressiven Männervocals, das gab’s ja noch nie ! Erst mal zurück zum Auto und ein Bierchen zischen !

Dew-Scented:
Es wurden dann doch ein paar Bier mehr und ich kam erst am Ende des Night in Gales Auftritts mit einem ordentlichem Pegel zurück ins Hauptzelt und stellte mich erst mal an den Bierstand. Als dann Dew-Scented die Bühne eroberten, stürmte ich gleich vor an den Zaun und hatte dann die nächsten sechzig Minuten meinen Spaß! Die Eigenschaften „kompromisslos“ und „Auf die Fresse“ beschreiben den Gig eigentlich ganz gut, was man auch an den in alle Richtungen fliegenden Haaren deutlich sehen konnte. Es wurde dann auch so langsam voll vor der Bühne.

Brainstorm:
Musikalisch ein bisschen auf Außenseiter-Position folgte dann die Band, auf die ich mich fast am meisten gefreut habe. Die sympathischen Power Metaller um den deutschen „Bruce Dickinson“, Andy Franck, waren die Headliner am Freitag und erfreuten das Publikum mit ihrer fast zwei Stunden langen Show, bei der sie übrigens als einzige Band des Events ihr eigenes Drumkit dabei hatten.
Man merkte der Band vom ersten Lied an, dass sie wirklich ordentlich Spaß bei ihrer Arbeit hatten und man muss einfach sagen, dass Brainstorm live die totale Macht sind, so dass auch eingefleischte Death Metaller mit einstimmten und eine richtig geile Party gefeiert wurde.
Gespielt wurde hauptsächlich Zeug von den letzten drei Alben und vor allem die Trinity of Lust Trilogie war einfach total genial, bis dann der traditionelle Rausschmeißer „Under Lights“ für mich den Freitag würdevoll beendete.


Samstag:

Leichenschrei:
Da ich am Samstag wegen den oralen und analen Ausdünstungen meiner Zeltmitbewohner schon sehr früh wach war, schaute ich mir ziemlich müde und verschlafen die erste Band des Tages an. Leider war die Musik von Leichenschrei nicht sehr abwechslungsreich. Irgendwie alles gleich schnell und langweilig, ich konnte da die Lieder beim besten Willen nicht wirklich voneinander unterscheiden. Das konnte mich dann auch nicht so recht wecken.

Exotoxin:
Nachdem ich erst mal im Auto etwas von meinem Schlaf nachgeholt hatte, lockte mich dann dieser Thrash Metal Alleinunterhalter wieder ins Zelt. Eine Gitarre, ein Drumcomputer, ein Mann! – das hätte der Untertitel dieser Show sein können.
Neben der beeindruckenden Gitarrenarbeit, waren die spaßigen und urbayrischen Ansagen einfach herrlich!
Der Fredl Fesl des Thrash Metal!

Seasons in Black:
Danach kam die quasi Hausband des Festivals um den Veranstalter und Frontmann Luck auf die Bühne. Es wurde erstmals an dem Tag voll vor der Bühne, da natürlich viele Fans der Band anwesend waren.
Diese wurden auch nicht enttäuscht, denn die Band machte einfach super Stimmung durch ihre eingängigen, dezent mit elektronischen Effekten verzierten Thrash/Death Stücke.
Mit Parolen unterstützte Luck, der selber den Kampf gegen seine Krebserkrankung gewonnen hat, nochmals das Motto des Festivals: „In Köln beim Weltjugendtag wurden 30 Millionen ausgegeben, damit da mehrere Millionen ne Party feiern können, obwohl in Afrika alle 5min jemand an AIDS stirbt. Wir sind zwar nur 500, aber wir zaubern mit jedem Bier, dass wir kaufen ein Lächeln auf das Gesicht eines krebskrankes Kindes!“ – Da schmeckt der Gerstensaft doch doppelt so gut!

Disillusion:
Ich kannte die Band vorher eigentlich noch nicht wirklich, aber ein begeisterter Anhänger der Band überzeugte mich am Zeltplatz die doch mal genauer anzuschauen und es sollte eine der geilsten Auftritte für mich auf dem MgK werden!
Der hier dargebotene Progressive Death Metal, den man vielleicht am ehesten mit Bands wie Opeth vergleichen kann, gefiel mir von der ersten Sekunde an. Viele geschickte Tempowechsel und göttliche Melodien verursachten bei mir fast eine Dauergänsehaut.
Auch der Rest des Publikums hatte seinen Spaß und feierte die drei Musiker amtlich ab.

Graveworm:
Gespannt war ich dann auch auf Graveworm, die ich zwar schon länger kenne, aber noch nie live gesehen habe.
Der Auftritt konnte dann auch sofort überzeugen, denn die Band und das Publikum bangten, was das Zeug hielt zu dem Mix aus Death/Black und Gothic Metal, der hier einwandfrei dargeboten wurde.
Stimmungsmäßiger Höhepunkt war dann aber wohl das „Fear of the Dark“ Cover, bei dem drei Fans aus dem Publikum auf die Bühne gebeten wurden, um den Gesangspart zu übernehmen und das Publikum durfte dann abstimmen, wer am besten war.
Bei der Gelegenheit habe ich mich dann auch direkt in die knorke Keyboarderin Sabine verliebt. ;)

Haggard:
Ich musste wirklich mit mir ringen, ob ich jetzt schon meine müden Knochen ins Bett schleppen oder doch noch auf den Headliner Haggard warten sollte, da ich die Truppe zwar mag, aber schon öfter gesehen habe.
Ich entschied mich dann doch noch, zumindest für den ersten Teil des Gigs zu bleiben und setzte mich gemütlich nach hinten auf eine Bierbank, um der heute mal mit einer etwas kleineren Besetzung anwesenden Klassik/Mittelalter/Metal Gruppe zu lauschen.
Die Setlist war ziemlich genial, vor allem „The Final Victory“ und „Herr Mannelig“, weil sie diese Songs bei kürzeren Shows normal nicht spielen, konnten überzeugen.
Als es dann mit „Awakening the Centuries“ dem Ende der Setlist entgegenging, latschte ich erst mal wieder zum Auto, um mich dann ins Bett zu hauen. Nach ein paar Schluck Wasser ging ich aber doch noch mal zurück, was sich auch als richtige Entscheidung erwiesen hat, denn das Ende der Setlist, war noch lange nicht das Ende des Auftritts!
Erst als die Gruppe 3 Lieder noch mal gespielt hatte, ließ das Publikum die sichtlich geschafften, aber auch glücklichen Musiker von der Bühne.
Diese „echten“ Zugaben waren wirklich beeindruckend und die Band hat sich hiermit ein weiteres mal übertroffen, seitdem ich sie das letzte mal gesehen habe.
Wie ein Stein bin ich dann happy ins Zelt gefallen und eingepennt!

Bis nächstes Jahr „Metal gegen Krebs“, und ich hoffe, dass finanziell, trotz des nicht so großen Publikums, was rausgekommen ist!
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