Cannibal Corpse Kataklysm Legion Of The Damned Grimfist Psycroptic

Cannibal Corpse, Kataklysm, Legion Of The Damned, Grimfist, Psycroptic

Cannibal CorpseKataklysmLegion Of The DamnedPsycroptic
Glauchau, Alte Spinnerei
07.04.2006
Erwartungsfroh bereitete sich der Verfasser ein kleines Ostergeschenk, indem er mit drei Kumpanen am 7. April 2006 nach Glauchau fuhr, um sich gnadenlos die Rübe abzuschädeln. Nach anfänglichen Stauproblemen näherte sich das schwarz gefüllte Blechmobil der hügeligen Gegend in der Zwickauer Mulde mit der dortigen Auto- und Maschinenbauindustrie. Hierbei machten wir die seltsame Erfahrung, dass bei abnehmender Distanz zur kleinen sächsischen Kreisstadt die Sonne schneller unterging, das Gras in die Erde zurückwuchs und die braunen Bierpatronen sich wie von Geisterhand selbst leerten.

Vor der kleinen Spinnerei wuchs bereits in den frühen Abendstunden der Andrang von lustig gestimmten Death-Metal-Fans, die aus der Ländertrias Sachsen, Thüringen und Bayern herbeiströmten. Viele von ihnen wussten zwar, dass Finntroll leider aus dem Billing schieden, doch die australischen Tech-Grinder von PSYCROPTIC weckten das Interesse vieler, die bereits zum pünktlichen Showbeginn anwesend waren. Natürlich fand das unbekannte und vertrackte Songmaterial keinen allzu schnellen Zugang in die geneigten Hörgänge, dennoch wurde artig applaudiert und der eine oder andere Headbanger konnte auch gesichtet werden. Das statische Stageacting der Australier unterschied sich wenig von dem der Norweger GRIMFIST, die ihrerseits mit druckvoller Power, frischem Songmaterial und griffigen Riffs die Stimmung merklich hoben. Doch der Zustrom der anreisenden Fans riss noch nicht ab, so dass sich viele erst mal an den Biertränken abkühlten. Nach sehr kurzer Umbauphase, die lediglich zum Bierholen und Bierwegschaffen reichte, betraten die alten Haudegen von LEGION OF THE DAMNED die Bühne, die mit Songs ihres aktuellen Langeisens „Malevolent Rapture“ die Massen zu stürmischen Beifallsbekundungen hinreißen ließen. Doch auch hier fiel die erschütternde Bewegungslosigkeit der Fans auf. Bis auf wenige Ausnahmen, fand nahezu kein Headbanging statt. Nur ein oder zwei Stagediver erklommen die Bühne und die ersten zwei, drei Reihen wirbelten ihre Haare in die Luft. Auf der Verbindungstreppe vom Zwischenpodest zum Obergeschoss stand ein schwarz bebrillter Rabe, der trance-artig herumwackelte. Volle Biertresen und volle Tische mit plauschigen Gesprächsrunden. LEGION OF THE DAMNED überzeugten anhand der anschließenden Fanreaktionen vollends. Die Songs sind packend, heavy und professionell. Vor allem der charismatische Sänger suchte immer wieder Augenkontakt um die drögen Massen aufzustacheln. Bei zunehmenden Temperaturen nahe der Fiebergrenze sowie einer Luftfeuchtigkeit im tropischen Bereich war das tighte und energetische Zusammenspiel der Band eine beachtliche Leistung. Die Albumauskopplungen „Bleed For Me“ und „Malevolent Rapture“ packte die Band an das Ende ihres Sets und brachte die Fans zum Ausrasten. Oberklasse!

KATAKLYSM hatten als Co-Headliner ein sehr leichtes Spiel, obwohl auch hier trotz des charismatischen Frontmanns und des glanzvollen, teilweise hyperschnellen Songmaterials der Funke nicht so recht auf die nackenlahmen Fans überspringen wollte. Die Kanadier boten ein abwechslungsreiches Set, das das Hauptaugenmerk auf die überaus sagenhafte neue Langplaste legte. Die Songs zündeten live erstklassig, der Sound war von Anfang an glasklar und druckvoll (Hochklasseleistung des Manns am Mischpult!). Warum es auch hier nur wenige Stagediver schafften, Bewegung in den DVD verwöhnten Rest der Fans zu bringen, ist mir noch jetzt beim Schreiben dieser Zeilen schleierhaft. Entgegen der enttäuschenden Fans boten KATAKLYSM ein dynamisches Songbild aus altem und neuem Material. Von wegen katastrophal. Von Ermüdungserscheinungen bei der Band, die an diesem Abend der heimliche Headliner war, keine Spur. Die Fanbindung war enorm, der Songausstoß packend und gnadenlos heavy. Großartig!

Das änderte sich schlagartig mit CANNIBAL CORPSE. Trotz guter Songauswahl und wirklich fantastischem Sound ließen sich die fünf Amis immer wieder zu langen Konsolidierungspausen hinreißen, die nicht nur als zäh, sondern auch als störend empfunden wurden. Bei näherem Hinschauen konnte man den Grund für die mäßige Vorstellung finden. Einerseits schienen die schlechte Luft und die hammermäßige Hitze im Club an der Kondition der Band zu zehren und andererseits ist der Touralltag ebenso ermüdend. Nichtsdestotrotz schafften es CANNIBAL CORPSE am Ende ihres Sets doch noch, die Fans mit „The Wretched Spawn“, „Make Them Suffer“, „Pounding Into Dust“, „Devoured By Vermin“ sowie „Hammer Smashed Face“ aufzumischen. Auch die ohnehin an diesem Abend müden Fans (Freitagabend, unausgeschlafen durch Arbeit und lange Anfahrt, hoher Bierpegel) waren trotz Zugaberufe schnell bereit, den Saal zu verlassen. Ohne Zugabe ging es ab nach Hause. Licht an, Türen auf. Aufgabe und Auflage erfüllt. Solide vorgetragen. Da gibt es kaum etwas zu meckern.

Organisatorisch war der Abend absolut Over The Top. Die Fans wurden von Nuclear Blast-Mitarbeitern mit verschiedenen kostenlosen Promo-CDs des Hausprogramms bestückt, die wiederum Appetit auf das WFF und die kommende Tour mit Hypocrisy, One Man Army an the Undead Quartett, Soilwork, Amorphis und Scar Symmetry machen sollen. Schlecht gelöst bleiben allemal die Toilettenfrage und die ungenügende Entlüftung im Club, damit die Leute nicht wegen Hitzschlags oder Geruchsirritationen von der Bühne fallen. Musikalisch war das Billing grandios besetzt, obwohl sich viele der Anwesenden Finntroll als Opener gewünscht hätten. Höhepunkte an diesem Abend waren nun mal die Senkrechtstarter LEGION OF THE DAMNED sowie KATAKLYSM, die mit Wahnsinns-Alben im Gepäck, die ebenso guten, aber lahmen CANNIBAL CORPSE ausstachen. Die Fans waren schnell ermattet und ausgelaugt. Aufgrund der Hitze und schlechten Atemluft war kaum Bewegung möglich. Aber wenigstens gab es großen und herzlichen Jubel und Applaus, dass sich alle Bands auch damit zufrieden gaben. Ekstatische Zuckungen meiner Wenigkeit nahmen auch allmählich ab, so dass die Heimfahrt durch das mondbeschienene Zwickauer Muldental angetreten werden konnte. Feines Konzert, bei dem das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgewogen war. Selbst die T-Shirt-Preise wurden als akzeptabel bezeichnet, so dass viele mit einem Erinnerungsstück, aber schweren Herzens ob des unvergesslichen Abends, den Saal verließen.
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