Wacken Open Air 2006

Wacken Open Air 2006

AbortedAmon AmarthArch EnemyAtheistBattleloreCalibanCarnivoreCeltic FrostChildren Of BodomDeliriousDie Apokalyptischen ReiterEmperorEnd Of GreenFear FactoryIn ExtremoKorpiklaaniKrypteriaLake Of TearsLegion Of The DamnedMetal ChurchMinistryMorbid AngelMotörheadMystic CircleOpethOrphaned LandRose TattooScorpionsSoulflyTransilvanian Beat ClubVreidWhitesnakeWintersun
Wacken
03.08.2006
Und die Legende lebt weiter. Wacken wird nicht müde und jedes Jahr aufs Neue laden die ca. 1000 Bewohner des Dorfes die große weite Welt des Metals zu sich nach Hause ein. Und nun mal Kommerz hin oder her, dass, was in Wacken (gemeint ist jetzt immer noch der Ort!) abgeht, ist nicht leicht zu toppen. Zumindest für diese eine Woche im Jahr ist der Nabel der Welt deutlich in den Norden gerückt. Hier wird Metal gelebt, alles stellt sich darauf ein, sei es die örtliche Quelle-Agentur, die plötzlich ein Überangebot an Camouflage-Artikeln aufweisen kann oder auch nur der örtliche Bäcker, der seine Hinterräume der schwarzen Öffentlichkeit preis gibt, damit diese nach Verzehr preislich erschwinglicherer Ware sich dort auf einem deutlich saubereren Ort erleichtern kann. Allgemein ist zu sagen, dass der Umgang zwischen der Bevölkerung und den eingefallenen Horden äußerst harmonisch abgelaufen ist, so dass einer weiteren Verlängerung seitens der Gemeinde nichts im Wege stehen dürfte.
Auch der Wettergott hat sich so seine Gedanken gemacht. Hat es im letzten Jahr gekübelt, wie seit der Arche Noah nicht mehr, dachte er sich dieses Mal wohl, dass es besser sei die Sonne über das Gelände zu schicken. Und der angekündigte Regen wurde mit Ausnahme von ein paar Tropfen nirgends gesichtet.

Ob es sich aber nach dem Ende des W:O:A 2006 lohnt den Termin im Kalender des nächsten Jahres schon zu notieren, dass werden die Abgesandten der Bloodchamber-Redaktion nun versuchen vorherzusagen! [ts]


Donnerstag, 03.08.2006

Räudig, räudig, aber immer schön eierlastig kam der vodkageschwängerte Motörblackska vom Eisregen-Ableger TRANSILVANIAN BEAT CLUB an diesem Donnerstag um die Ecke. Bei Innentemperaturen um die 40 Grad hatten die Thüringer dementsprechend wenig Mühe, das prall gefüllte Zelt auf Touren zu bringen: Erstlingsgranaten wie “Vodkavampir”, “Sex, Schnaps & Rock'n'Roll” (klasse Mitgröhlnummer), “Spelunke...” oder auch “66Sexy Mama” wurden beim eingefleischten Publikum standesgemäss abgefeiert, während auf den Brettern die Matte von Blutknecht regierte und Yantit mit Sonnenbrille und Cowboyhut den stylischen Lemmynator gab. Der Wechsel ans Mikro jedenfalls hat sich für den Eisregen-Tastenknecht definitiv gelohnt.
Musikalisch kommt das ganze oldschool und erwartet tight (so schwer ist das Material nun mal nicht zu spielen), aber es ist vor allem die gelungene Präsentation, die TBC als Liveband lohnenswert macht. Klasse Gig einer im Clubrahmen wohl astralösen Formation. [rs]

Was soll man noch über die SCORPIONS sagen? Die Band gibt es mittlerweile schon so lange, dass sie alles schon erlebt haben, zeitweise in der Versenkung verschwanden, aber nie richtig weg vom Fenster waren. Und nun sollte es also die 'Night To Remember' werden. Auf jeden Fall beruhigend war es für mich, dass ich nicht der älteste auf dem Platz war (und gegen die auf der Bühne war ja selbst ich noch ein Kind). Aber gelernt ist gelernt und mit dem Alter reift der Wein. So taten die Hannoveraner dann auch alles, dass diese unvergessliche Nacht auch Wirkung zeigte. Die Songs, die es in das Bühnenprogramm geschafft hatten, waren zum größten Teil, im Vorfeld des Gigs auf der Wacken-Homepage von den Fans bestimmt worden. So wurde dafür gesorgt, dass großartige Enttäuschungen nicht stattfanden. Stattgefunden hat dann allerdings das Familientreffen der Gebrüder Schenker. Für einige Stücke wurde Michael wieder mir auf die Bühne geholt, wie schon zuvor der ehemalige Gitarrist Uli John Roth.
Ich möchte es dann aber für meinen Teil mal so sagen: Manchmal ist weniger eben mehr. Durch diese ganzen Special Guests Akte zog sich der Auftritt der SCORPIONS auf fast drei Stunden in die Länge. Und wer, wie ich, sich im Todesbereich der Musik aufhält und sich weniger für beinahe schon tote Legenden interessiert, dem wurde dann auf die Dauer schon arg langweilig. [ts]

Ach ja, der Klaus. Immer schon ein paar Nummern zu klein, pfeift der globalste aller lederbemützten Hannoveraner abends gerne mal durch randeuropäische Gassen und hört dabei dem Flüstern des Windes zu, der von Veränderung säuselt. In diesem Jahr nun trug ihn selbiger samt Band zurück an die Nordseeküste, wo man für fast drei Stunden von der Substanz vergangener Tage zehren wollte – die von den Fans gevotete Playlist hatte durchweg Jahrzehnte auf dem Buckel, was natürlich diesbezüglich eine gewisse Unantastbarkeit garantierte.
Dazu waren an diesem Abend alle Akteure in routinierter Spiellaune, Meine sang schlichtweg fantastisch und beschäftigte wohl hinter der Bühne eine ganze Armee chinesischer Wäscherinnen: Nach fast jedem Song verschwand der Fronter für kurze Zeit und kehrte in einem neuen Hemd zurück, um mit Sprüchen vom Kaliber “we're gonna rock this place tonight, baby...” oder “we're gonna make this a night to remember, baby...” zu beweisen, dass er sich schon seit Äonen nicht mehr auf einem Metalfestival herumgetrieben hat. Mit ihrer generischen ”Hey, wir waren auch mal hart”-Attitüde erregten die Ansagen jedenfalls eine gewisse Befremdlichkeit und erinnerten mehr an ein Playback-Charity-Event von Bob Dillan, als an eine Liveshow vor 20.000 eher jungen Metalheads...

Wie Tom schon ganz richtig anmerkte, nach anderthalb Stunden verlor die Best-Of-Show enorm an Reiz, auch weil man sich die echten Kracher scheinbar für den allerletzten Teil aufhob und so war es an der Zeit, mit Freunden noch ein paar Bierchen zu kippen, um nach abschliessendem Discofieber schliesslich gegen 4 ins Bett zu sinken. [rs]


Freitag, 04.08.2006

Die undankbare Aufgabe den Wecker zu spielen, hatten am Freitag die Wormser MYSTIC CIRCLE. Das ganze wurde doch recht verhalten angenommen und das, obwohl die Band einen guten Sound vorweisen konnte. Auch waren keine großen Schnitzer innerhalb des Ablaufes vorhanden, sodass man wohl einfach davon ausgehen muss, dass Black-Metal und Sonnenlicht sich wirklich nicht miteinander vertragen. [ts]

Da die 'Night to Remember' auf mich wenig attraktiv schien, beginnt das Festival für mich erst am Freitag.
Mit dem Ziel Wintersun zu begutachten aufs Gelände flaniert, habe ich Dank frühen Eintreffens noch die Gelegenheit mich zwischen MYSTIC CIRCLE und END OF GREEN zu entscheiden. Erstere ertrage ich mühsam zwei Songs lang, dann treibt es mich zu den Süddeutschen an die Party-Stage. Die Musik der Band war mir bis dato unbekannt, jedoch hat das Gebotene durchaus zu gefallen gewusst. Ein Riesenspektakel blieb zwar aus, jedoch rockte man grundsolide und stimmlich in Type O Negative Manier. [bh]

Meiner Meinung nach war das Gesülze der mittlerweile zu ihrem eigenen Klischee verkommenen END OF GREEN eher ungeniessbar. Hatte man früher noch eindringlichen Depressive Subcore auf der Fahne stehen, reicht es mittlerweile nurmehr zum emotional verklärten Alternative-Geknödel in Moll. Gerade der Sänger bewegte sich nahezu konstant ein Quentchen unterhalb der ihm zustehenden Tonlage und klang dementsprechend überfordert - da halfen auch die croonerhafen Anleihen bei einigen Songs nicht aus der Pfütze.
Das klassische Katatonia-Problem also: Studio hui, live eher lässlich. Und vom Rockfaktor der seligen Sentenced weit und breit keine Spur...[rs]

Danach war dann mehr Epic auf der True Metal Stage angesagt. Und um es gleich vorweg zu nehmen, WINTERSUN waren für mich eindeutig die positive Überraschung des Festivals. Zu dieser doch immer noch recht frühen Stunde verirrten sich mehr als nur eine Hand voll Menschen vor die Bühne, um den Songs, die Live wesentlich ausgereifter und kraftvoller erschienen als auf der doch recht laschen CD, zu lauschen und dem ersten richtigen Pit des Tages zu vollziehen. Ein weitere Gesichtspunkt war sicherlich auch der nett anzusehende Frontmann der Finnen, der es wohl besonders den weiblichen Zuschauern angetan hatte; frei nach dem COB-Motto: 'Are You Wet Yet?' [ts]

Nun, so überraschend waren die Finnen eigentlich nicht. Zumindest scheint ihre Mixtur aus Black, Melodic und ein paar folkigen Chorelementen prädestiniert für reichlich Feedback aus dem COB- oder Ensiferum-Lager. Aufgrund der druckvollen, mitreissenden Darbietung und den nach Anfangsschwierigkeiten fast perfekten Sound darf man der Band folglich neidlos einen Supergig attestieren, der in puncto Publikumsandrang mühelos einige der Headliner in den Schatten stellen konnte.
Unumstrittener Mittelpunkt des Konzertes, in dem auch zwei neue (qualitativ ebenbürtige) Songs präsentiert wurden, war neben dem genialen "Death And The Healing" natürlich Mastermind Jari, der mit wehenden blonden Haaren und weisser Gitarre nicht nur eine atemberaubende stimmliche Leistung in die Mittagshitze schleuderte, sondern auch einen guten Draht zum Publikum aufbauen konnte.
Still wet, and waiting... [rs]

In ihrem Lob kann ich den Kollegen nur zustimmen. Nach dem Auftritt von End Of Green wartete das Wacken dieses Jahr mit einem der vielversprechendsten Newcomer im Bereich des Viking Metals auf. WINTERSUN haben nicht nur ein Debüt mit guten Songs im Gepäck, sondern sind auch samt und sonders mit überaus fähigen Musikern unterwegs. So wundert es auch nur bedingt, dass sich zu der noch recht frühen Zeit eine große Masse Neugieriger vor der Bühne einfindet und die Band wohlwollend aufnimmt. Da auch noch der Sound gut ist bin ich hinterher einigermaßen angetan von den Finnen. [bh]

Dann war es Zeit für die hier im Forum viel gepriesenen Holländer LEGION OF THE DAMNED. Und leider muss ich sagen, das direkt nach der positiven Überraschung gleich die negative folgte. Dabei war es noch nicht einmal so, dass die Band nicht aus voller Überzeugung alles gab, auch konnten keine klangtechnischen Ausfälle festgestellt werde, trotzdem wollte der Funke nicht überspringen. Und das ging nicht nur mir alleine so, denn auch die Begeisterung vor der Bühne hielt sich eher in Grenzen und mit Zunahme der Spielzeit wurde die Menge der abwandernden Metalheads größer. [ts]

OPETH und Festivals, das ist irgendwie eine Geschichte, die nicht sonderlich stimmig ist. Zwar hat der Herr Åkerfeld alles richtig gemacht, oder sollte man hier eher sagen perfekt wie immer, aber diese Art Musik, so schön sie auch ist, passt immer nur sehr bedingt in das Billing eines Open-Air-Festivals. Besonders in Wacken gibt es das Problem, dass die Band auf der Black-Stage immer die Band der Party-Stage als Gegenwind hat. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die epischen und ruhigen Elemente in der Musik von OPETH gnadenlos von Soilwork zerknüppelt wurde. Aber egal, routiniert wie immer und mit zynischen Kommentaren nicht sparend, war die Band eine Bereicherung für dieses Jahr. [ts]

Nach einer verdienten Pause sollte dann ein von mir herbeigesehnter Gig über die Bühne gehen. OPETH hatten dabei jedoch zu Beginn mit einem recht mies ausgesteuerten Sound zu kämpfen. Zumindest in der mittleren Position vor der Bühne war bei den Teilen mit Double-Bass ein wenig Sunn O)))-Feeling inklusive. Mehr als eine Entschädigung dafür waren allerdings die originellen und hochunterhaltsamen Ansagen von Herrn Åkerfeldt. Spielerisch war eh alles im grünen Bereich und bei der Songauswahl (leider kein Song von meinem Favoriten „Still Life“) kann man es auf einem Festival schließlich nicht allen recht machen. [bh]

Das Volk wollte Unterhaltung, das Volk bekam Unterhaltung – und was für welche! IN EXTREMO taugen zum Magneten. Soviel war bereits beim Blick in die Menge klar, noch ehe sie loslegten. Die Gefolgschaft war da und IN EXTREMO nahm sie professionell mit auf Ihre Reise. Zu jedem Zeitpunkt waren sie der Kapitän auf Ihrer Fahrt durch Ihre Songs – deren Texte das Publikum zum größten Teil sicher beherrschte, was der Stimmung natürlich sehr zuträglich war. Insgesamt zeigte die Band einen sowohl von der musikalischen Darbietung als auch von der Bühnenshow her mitreißenden als auch interessanten (Bühnenbild, Effekte!) Auftritt, der vom Volk stark umjubelt wurde! Und diejenigen, die lieber auf Gegrunze stehen, freuten sich in der Zwischenzeit über die viel kürzer gewordenen Schlangen an den Bierständen... [Aldana]

Zwar schon oft gesehen, trotzdem immer wieder recht unterhaltsam sind IN EXTREMO. Von den neuen Alben werde ich mir zwar keines kaufen, jedoch war das Publikum in guter Stimmung, die mich einmal mehr mitreißen konnte. Die Songauswahl war eher für die Kenner der neueren Alben gedacht, womit ich aber kein Problem habe. Alles in allem ein guter Gig, der vor allem vom Publikum und den tollen Pyros lebte. [bh]

Zur gleichen Zeit nahm die norwegische Schwarzrockbrigade VREID das Zelt in Besitz, um vor angenehm ungedrängtem Publikum ein paar straighte Happen zu servieren. Das gelang ihnen auch ganz gut, wobei “Raped By Light” und das enorm Slayer-betonte “Left To Hate” (das IST “Raining Blood”) sicherlich am meisten zu überzeugen wussten. Aber auch der Rest der Songs konnte durch seine – nicht allzu feingeistige – Art und Weise die Köpfe zum Nicken bringen, während sich vorne ein kleiner aber feiner Pit dem Black'n'Roll-Rausch ergab.
Schönes Ding, leider wurden die fluffigen Hassbrocken von den zugegebenermassen sehr gut aufspielenden In Extremo etwas überlagert. [rs]

So we meat again - Carni-fuckin'-vore!!! Meine Fresse, was wurde im Vorfeld nicht alles erzählt und dann standen die Jungs um den sichtbar alt gewordenen Rotweinfeind und -vernichter Pete "Masterdick" Steele plötzlich auf der Bühne und starteten nach reichlich Gitarrenfeedback das erste Riff - um nach weiteren 30 Sekunden wieder im Nebel zu verschwinden.
Durchaus denkbar, dass die kaputten Brooklyn Boys es dabei belassen und so dem Kult Nahrung geben würden, aber so cool waren sie dann doch nicht - Minuten später bildete sich beim erneuten Erscheinen ein hungernder Moshpit, den die 4 rot gewandeten Barbaren mit Knallern der Liga “Predator”, “Angry Neurotic Catholics”, "Male Supremacy", "World War III And IV" (inkl. Luftsirenenintro mit roter Rundumlicht-Bühnenausleuchtung), "Race War", “Jesus Hitler” und dem abschliessenden “Sex And Violence” (samt sexy Armageddon Girls) mehr als trefflich zu füttern wussten. Gerade Pete's Sidekicks glänzten dabei durch teils heftige Screampassagen und sorgten so dafür, dass sich das Ganze tatsächlich nach einer echten Band anfühlte – im Pit jedenfalls ein Ganzkörpererlebnis von erlesenster Provenienz.
Einziger “Makel” dieses in jeglicher Hinsicht endgeilen, unglaublich energiegeladenen Konzerts war das Ausbleiben von “Thermonuclear Warrior” - aber wenn man endlich im Himmel ist, kann man durchaus auf den ein oder anderen schwarzen Engel verzichten... ...are you ready? [rs]

Was jetzt folgt, ist eher ein Ohrenzeugenbericht. Während Carnivore auf der Black-Stage ihr Unwesen trieben, hatten die Waldkrieger von KORPIKLAANI die Aufgabe die Party-Stage in eine eben solche zu verwandeln. Das war dann letztendlich aber kein Problem, denn wer mit Carnivore nichts anfangen konnte, und das schienen so einige zu sein, wenn ich die Meute vor beiden Bühnen vergleiche, ließ sich nur zu gerne von dem Humpa-Metal der Finnen anstecken. Da ich allerdings ein wenig zu sehr von der Bühne abgedrängt wurde, hatte ich nun mehr die Musik der Amis im Ohr, sodass ich es vorzog mich hinter der Bühne zu verschanzen. Zwar war es mir dann logischerweise nicht mehr möglich die Band zu sehen, dafür konnte ich jetzt aber die erstklassig vorgetragene Musik genießen. [ts]

Eines war klar – KRYPTERIA stand vor einer Herausforderung an diesem Freitag Abend in Wacken: die absoluten Melodie- und Klargesangs-Hasser würden das Zelt nicht stürmen und auf der Party-Stage lief parallel Korpiklaani! Ungeachtet dieser eher schwierigen Lage betraten KRYPTERIA die Bühne und rockten auf die ihnen eigene Art und Weise das Zelt nieder. Die Mischung aus Gothic Metal und melodischen Rock wirkte authentisch, woran sicherlich besonders Sängerin Ji-In Ihre Anteile hatte. Glücklicherweise versuchten KRYPTERIA auch keinen Moment, sich in härtere Richtungen zu verbiegen angesichts der übrigen auf dem Festival spielenden „härteren“ Bands. Insgesamt bekam die Menge - und das Zelt war gut besucht! - einen guten Überblick über das, was man von der Band erwarten kann. Wer sich in dieser Nische des Metal zu Hause fühlt, dürfte schon auf dem Weg in die nächste CD-Abteilung sein. [Aldana]

Tja, und dann gibt es da noch Teenie-Schwarm und Held aller Frauen, Alexi Laiho. Auch auf die Gefahr hin mich bei einigen unbeliebt zu machen, aber das Gelbe vom Ei waren CHILDREN OF BODOM dieses Mal nicht. Zwar tobte vor der True-Stage der übliche Pulk und auch waren allgemein jede Menge Leute anwesend, aber da die meisten von denen so oder so aussahen wie der Frontmann auf der Bühne, konnte man selbstverständlich nur Party erwarten. Als doch eher jemand der die Musik der Kinder des Sees mag, muss ich gestehen, dass mich die Faszination, die die Band Live rüberbringen soll nicht 100%ig erfasst hat. Alle haben auf der Bühne getobt, gewirbelt und technisches Können bewiesen, aber durch einen extrem basslastigen und dadurch matschigen Sound, kam mir die Vorstellung nach gewisser Zeit doch recht öde vor. [ts]

Dem ist nicht viel hinzu zu fügen: COB sind zweifellos ein Publikumsmagnet, gerade was die jüngeren Semester betrifft, aber genau betrachtet verdankt man das seit einigen Alben eher einer guten PR-Arbeit und lackierten Fingernägeln, als hochklassigem musikalischen Schaffen. Hier gab es für lieblos hingewichstes Saitengeorgel in matschiger Soundkulisse teilweise Szenenapplaus, der rational nicht mehr erklärbar ist - das klassische Teenieidol-Gehabe fasst offenbar endgültig Fuss in härteren Gefilden und reicht den musikalischen Unterbau zwanglos in die zweite Reihe durch.
Muss man nicht haben, und damit erst mal weg vom Spielplatz... [rs]

Ein paar Klassen höher ging es anschliessend mit CELTIC FROST weiter, die vor allem zeigten, dass ihre zeitlose, schwere Musik mit teilweise fast beschwörendem Charakter und einer diamantschwarzen Seele wohl auf ewig Bestand haben wird. Gerade Martin Ain grollte sich bei seinen Gesangs- und Sprechpassagen in fast hypnotische Rauschzustände und schien mit jedem Satz grösser zu werden, wie man der Band um Tom auch ganz allgemein eine ungeheure Präsenz zusprechen muss - vom superben Drumming, dem enorm druckvollen Gitarrensound und der quasilegendären Titelauswahl ganz zu schweigen.
Unterstützt von der stimmungsvoll-reduzierten Ausleuchtung brodelten “Into The Crypt of Rays”, “Visions Of Mortality”, “Return To The Eve”, “Totengott”, “Progeny” (?) oder auch “Synagoga Satanae” wie ein immerwährendes Feuer und sorgten unabhängig vom Status der Band für das gute Gefühl, einem grandiosen Metalkonzert beizuwohnen – die wohl grösste Leistung, die man den Schweizern bescheinigen kann. Der Schreiber jedenfalls kam als Fremder (daher sind die Titel auch nicht 100%ig) und ging als Freund... [rs]

Vor dem Schlafengehen noch mal vor die Party-Stage gegangen und die hippen Japaner von D'ESPAIRS RAY begafft. Perfekter Sound, agiler Sänger mit durchwachsender Stimme und viel viel Elektronik. War gut, konnte man sich angucken, ohne dass es gleich genervt hätte. Auf Dauer war's dann ein bisschen eintönig, daran könnte man arbeiten. [bh]

Stellt euch folgendes vor: Ihr steht vor einer etwa 2 Meter dicken und 5 Meter hohen Mauer aus solidem Granit und genau diese Mauer bewegt sich plötzlich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf euch zu. Ihr hört gerade noch den Überschallknall und dann... ...MINISTRY!!!
Wenn das W:O:A 2006 ein Überkonzert erlebte, dann war es mit 110%iger Sicherheit das von Al und Konsorten – das war ein Naturkatastrophe, das war der von Carnivore noch kurz zuvor besungene World War III und schlicht und ergreifend mehr, als ein Grossteil der Audienz vertragen konnte, wie man den überwiegend ungläubigen Gesichtern entnehmen konnte.
Hier standen tausende von Leuten, die einfach nicht wussten, was gerade mit ihnen passiert, die sich nicht bewegen konnten und einfach nur, ja, starrten, während vorne ein gnadenlos auf Speed gesetzter, industrieller Dezibelsturm tobte, der nur das Wort “überirdisch” verdient. Im Prinzip kann man nicht beschreiben, was die arschtighten Amis, unterstützt von massig kranken Samples und Propagandavideos, abzogen - das muss man einfach sehen, um es auch nur ansatzweise zu begreifen. Nehmt das härteste Konzert, was ihr bisher gesehen habt, multipliziert es mit 2 und ihr seid irgendwo in der Nähe von dem, was hier abging – der blanke, schädelspaltende, genickbrechende Wahnsinn!

Songs u.a. Thieves, Just One Fix, Psalm 69, LiesLiesLies, Rio Grande Blood, Fear..., jeglicher Highspeed-Track, den sie haben... [rs]

Tja, was sollten nun AMON AMARTH nach diesem namenlosen Gewaltakt noch bringen? Ich wage es kaum zu sagen, aber nach Ministry kamen die Wikinger so druckvoll wie ein Bierfurz von der grossen Bühne – der Sound war lasch und zu leise, die Band eher routiniert als überzeugend, und Johanns Stimme ist mittlerweile endgültig nur noch ein fahler Abglanz einstiger Brillianz. Es gab im Verlauf des Konzertes nicht einen einzigen (!) überzeugenden Growl zu hören, stattdessen gequältes Screaming und jene gurgelnd verreckenden Ersatzkehllaute, die dringend nach einer Tourpause schreien.
Sollten die Schweden aus ökonomisch-taktischen Gründen tatsächlich in dieser Verfassung das neue Album betouren (müssen), prophezeie ich Fans und Band ein böses Erwachen, Feuershow und Wikingerkampf hin oder her.
Auf dem W:O:A gab es eine gut inszenierte, aber im Kern müde Performance, die vorrangig von der Substanz der Songs von “Versus...” und “Norns...” zehrte, und mit “Valhall Awaits Me” einen neuen, 100%igen AA-Titel vorstellte. [rs]

Umso unverständlicher die Tatsache, dass den etwa zeitgleich im Zelt spielenden und wohl auch gut ankommenden Finnen von BATTLELORE offenbar mitten im regulären Set der Saft abgedreht wurde und sie auch bei den restlichen Tracks mit schwankender Lautstärke und Mikroausfall zu kämpfen hatten.
Das darf bei einer Veranstaltung dieser Grösse eigentlich nicht vorkommen und sollte hoffentlich nicht für grösseren Zulauf beim Hauptact sorgen... [rs]

Nach der Vollbedienung konnte man den Freitag eigentlich nur noch mit Alkohol und Hardrock beenden, was dann zur Konservenmucke von Whitesnake, Faith No More und AC/DC auch ganz gut klappte – inklusive kollektivem Tanz um den herbeigeschleiften Tannenbaum und einem Nemtheanga, der zu “Hard As A Rock” unsicher die Hüfte schwingen liess. Grosser Sport bis 6 Uhr früh... [rs]


Samstag, 05.08.2006

Der letzte Tag in Wacken begann mit einem Wake-Up Call der rabiateren Sorte. Brutal Death zum Schlafkörnchen aus den Augen reiben, was will man mehr! Die Belgier ABORTED bewiesen auch gleich, dass sie ihren Ruf als erstklassige Live-Band zu recht erworben haben. Das ein Mosh-Pit bei einer Band, die einen Tag eröffnen muss, schon derartig in die Gänge kommt, verdient uneingeschränkten Respekt! Aber hier stimmte vom Sound bis hin zur Arbeit auf der Bühne einfach alles. Und von so etwas, lässt man sich dann auch gerne anstecken. [ts]

Frühsport gemacht. Allerdings recht passiv, denn als Zuschauer bei ABORTED wurde man auf olympischem Niveau verprügelt. Schon der Drummer war seinen Eintritt wert und ich frage mich, wieso dieser nicht in einem Atemzug mit den alten Platzhirschen genannt wird. Abwarten, in drei Jahren gibt's sicherlich Lehr-Videos und Bücher. Ansonsten feinste Death Metal Unterhaltung mit völlig unverständlichen Ansagen. [bh]

Nicht vergessen wollen wir hier METAL CHURCH, die dem Vernehmen nach (ich war noch am Zelt, aber Urgestein Jörg hat's mir mit leuchtenden Äuglein verraten) einen wahren Wahnsinnsgig hinlegten und vor allem im argwöhnisch betrachteten Gesangsbereich überzeugt haben sollen.
Der Neue namens Ronny Munroe – vom Originallineup ist eh nur noch Vanderhoof an Bord – kann angeblich einfach alles singen, und das perfekt. Viel interessanter ist jedoch, dass selbst die neuen Songs mehr als nur Wohlwollen auslösten, und das ist aus dem Mund eines beinharten MC-Fans wohl DAS Lob schlechthin. [rs]

Überraschend viel Zuspruch gab es für die Metalcore Band CALIBAN. Bei zunächst mäßigem Sound, der mit der Zeit aber besser wurde, spielte man Hit für Hit von den bisherigen Veröffentlichungen und gab dabei eine grundsolide Vorstellung ab. Lediglich der Sänger machte auf mich keinen guten Eindruck. Musikalisch war das zwar soweit gut, jedoch hat der Frontman nicht allzu viel Charisma und wirkte bei den Ansagen etwas, nun ja, spackig. Lustig waren Wall of Death und Circle Pit und eh muss man dafür dankbar sein, dass man dieses Jahr in Wacken musikalische Abwechslung in dieser Form erhielt. [bh]

Some call it Abwechslung – auch mir haben CALIBAN (in Insiderkreisen bereits liebevoll Kajaliban genannt) den trve Black-Metal-Kaffee aus der Hand geprügelt. Und bei aller Distanz muss man dem deutschen Flaggschiff eines lassen: Die leidlich vielseitigen Songs machten teilweise ordentlich Frisur, auch weil Dörner es schaffte, seine cleanen Passagen mit Schmackes an den Mann zu bringen.
Dementsprechend dankbar war das recht zahlreich anwesende Publikum, welches die Deutschen an allen Ecken unterstützte und insgesamt für einen gelungenen Gig sorgte.
Scheisse bleibt die Wall Of Death, die den vermehrt auftauchenden Aggro-Spinnern Vortrieb leistet - für die (ebenso unpassenden) Teenies wurde es hier wie schon bei COB und anderen richtig gefährlich. [rs]

Zweiter Act auf der Black-Stage waren die Schweden ARCH ENEMY um die deutsche Frontfrau Angela Gossow. Was soll mir nun dazu einfallen? Liegt es daran, dass mir Aborted das Trommelfell weggeblasen hatten oder hatte mir die Sonne den Gehörgang zerschmelzen lassen? Ein Sound war das au jeden Fall nicht. Sofern alle fünf Akteure gleichzeitig agierten, verschmolz alles zu einer zähflüssigen Masse, aus der es keine klaren Töne mehr gab. Im Gegensatz dazu, waren die Soli wieder unerträglich laut abgemischt worden. Auch wenn die Band alles auf der Bühne gab, so hatte ich leider keinen Spaß an dem Auftritt. Schade auch, dass man zu Beginn ein Intro vom Band spielte, was die auf Festivals ohnehin kurze Spielzeit noch zusätzlich um fast fünf Minuten verkürzte. [ts]

Lässt man Fotosessions mal aussen vor, haben die deutschen Schweden ihren Schwachpunkt immer genau dort, wo sich Mademoiselle Gossow befindet. Das mag unfair klingen, zumal mich auch das konstruierte Songmaterial nie sonderlich zu überzeugen wusste, aber gerade in unbearbeiteter Form ist das hörbar angestrengte Brunftgebaren einfach der Punkt auf dem i, der mich einen grossen Bogen um diese Band machen lässt.
Die Lösung hiess BLOODTHORN und spielte sich zur gleichen Zeit auf der Partystage die schwedischen Ärsche wund. Die schwarzmetallischen Wurzeln der Band kamen dabei lediglich in zwei Liedern zum Tragen, ansonsten hatte man sich vollkommen dem oldschooligen Death Metal mit teils deutlichen Morbid-Angel-Zitaten verschrieben.
Die Mischung groovte erwartungsgemäss wie Sau, prügelte dem übersichtlichen Publikum die letzen Schlafkörnchen aus dem Gesicht und war einfach sehr gut anzuhören, was man auch daran sehen konnte, dass sich die Fläche vor der Bühne im Verlauf des Konzerts merklich füllte.
Insgesamt ein gelungener Auftritt. [rs]

Unmittelbar danach ging es auf der True Metal Stage mit FEAR FACTORY weiter (die Kombination ist an sich schon traumhaft), bei denen vor allem der extrem stylische Ringelpulli von Burton C. Bell ins Auge stach – sozusagen the soul of a new strickmaschine.
Musikalisch hingegen gab es keine Überraschungen: Da waren die neueren Hits (“Cyberwaste”), die ganz alten Hits (“Big God/Raped Souls”, “Scapegoat”, “Martyr”) und selbstredend auch die richtigen Hits (“Self Bias Resistor”, “Replica”), dazu kamen Füller vom letzten Album, welche die frühere Klasse der Band umso schmerzvoller kontrastierten. Das alles wurde fehlerfrei gespielt und, ja, das war's eigentlich auch schon.
Wenn ich könnte, hätte ich die Band etwas später auf die Partystage gestellt, wo einfach der Kontakt zum Publikum intensiver ist – genau das hat den Amis nämlich in jeder Beziehung gefehlt. [rs]

FEAR FACTORY sind in meinen Augen eine Band, die für große Festivals geschaffen ist. Simple Songs mit ordentlich Groove und durch einen schlechten Sound kann man nicht viel kaputt machen. Dachte ich zumindest. Woran es wohl liegt, dass die Tonleute auf dem Wacken grundsätzlich zu viel Bass und die Bassdrum packen? Die ersten vier Songs matschten also vor sich hin, bis es endlich aufklarte. Ab dann war's aber ein schöner Auftritt, wenn auch die Band in meinen Augen keine Energie ausstrahlen konnte. [bh]

Ein warmer Empfang wurde im Anschluss der israelischen Band ORPHANED LAND zuteil. Zumindest ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich an die 200 israelischen Festivalbesucher vor der Bühne tummeln würde. Diese machten eine klasse Stimmung und feierten zu Recht ihre Landsleute mit großer Begeisterung. Die Band hatte einen glasklaren Sound, gab sich gut aufgelegt und konnte mit ihrer orientalischen Version des Heavy Metals sicherlich viele neue Freunde für sich gewinnen. Immer wieder beeindruckend: Kobi Farhis Wechsel zwischen Grunzen und (richtig gutem) Gesang. [bh]

Stichwort warmer Empfang: Zum Gig von MORBID ANGEL hätte man viel schreiben können, aber da sich Gehirnakrobat David nicht entblöden konnte, einen Spruch über die zeitgleich aufspielenden Israelis Orphaned Land abzulassen – und die liegen ihm als Antisemit nun mal am besten – lassen wir das.
Tut euch bitte einen Gefallen: Schmeisst den Wichser endlich raus und konzentriert euch auf die Musik, in besserer Verfassung wart ihr nie! [rs]

Am frühen Abend war es dann an der Zeit, die erste Band im Metalzirkus zurück auf der Bühne zu begrüßen. Nach 13 Jahren Abstinenz gab es endlich wieder einen Live-Auftritt von ATHEIST. Auch wenn sich die Musik der Amerikaner durch ihre Vertracktheit teilweise nur schwer verdauen lässt, so gab es von Beginn an keinen Zweifel, dass die Band von ihren Fans vermisst wurden. Sicher, die Jüngeren waren in recht geringer Zahl vor der Party-Stage vertreten, die die es aber miterleben durften bekamen einen hervorragenden Auftritt geboten. Besonders imponierend ist es dem Bassisten der Truppe zuzuschauen. Es heißt doch immer so schön: Der schlechteste Gitarrist der Band spielt den Bass. Hier ist es eindeutig so, dass wer so einen Bassisten hat, braucht keine Gitarre! [ts]

Aber absolut – was der Typ mit den Fingern anstellte, konnte man sich nach dem dritten Bier nicht mal mehr anschauen, ohne Gleichgewichtsprobleme zu bekommen. Dazu bot die extrem eingespielte Combo um den wie aufgezogen wirkenden Kelly Schaefer schwerpunktmässig Material der MFN-Scheiben “Piece Of Time” und “Unquestionable Presence” - in Fest also für alle, die mit jazzig strukturiertem Death etwas anfangen können, der zwischendurch auch immer mal wieder straight durch die Schädelplatte sägt.
Hungrige Band, klasse Gig! [rs]

Zeitgleich mit den auf der Party-Stage wirbelnden Atheist gaben sich SOULFLY auf der Black-Stage die Ehre. Da stellt sich doch schon gleich die Frage: Warum spielen die Brasilianer eigentlich nicht auf der Party-Stage, wenn Atheist am Start sind? Die Mannen um Max Cavalera schien dies nicht sonderlich zu interessieren, warum auch. Ihrem Ruf waren viele gefolgt und die obligatorische Rudelbildung in Bühnennähe lies auch nicht lange auf sich warten. Ohnehin ist anzumerken, dass die Meute in Wacken sehr gut mit dem Tribal-Metal von SOULFLY zurecht kamen. Und da wollte es sich Max auch nicht nehmen lassen durch spielerische Höchstleistung das wahre Gesicht der Band zu zeigen: Arbeit ist eben: Kraft mal Weg. Und das konnte man sehen. [ts]

WHITESNAKE kamen, sahen und... spielten mit. Mehr irgendwie auch nicht. Nein, bitte nicht falsch verstehen, aber die Legende des Hard Rocks hatte einen denkbar merkwürdigen Platz in der Running Order. Eingebettet zwischen Soulfly und Emperor, das macht sich für mein Empfinden nicht sehr gut. Aber die Leistung der Band sprach Bände. Sauber vorgetragen und alle Klassiker im Gepäck, die selbst der jüngste Metalfan mindestens vom Weghören her kennt. Viel falsch machen kann man da eigentlich nicht. [ts]

Zu LAKE OF TEARS viel zu schreiben, hätte keinen Sinn – die Band ist ein Phänomen und war auch an diesem Abend auf der Zeltbühne ein wirklich entspannter Genuss. Spielerisch nochmals verbessert, liess man die Magie folglich einfach fliessen und sorgte für glückliche Gesichter.

Setlist: Return Of Ravens, Cosmic Weed, Better Hold On Tight, Shadowshires, Greymen, Sweet Water, Ravenland, The Organ, So Fell Autumn Rain, Crazyman [rs]

Was dann kam, hatte Art! EMPEROR. Nicht nur Kult, sondern gefühlte spielerische Intelligenz. Die Norweger standen nun seit sechs Jahren zum ersten Mal wieder zusammen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und machten von der ersten bis zur letzten Minute klar, wer Chef im Ring ist. Nein, ein Entertainer steht mit Ihsahn immer noch nicht am Mikro, aber das ist auch gar nicht nötig, denn durch die coole Gelassenheit, die er an den Tag legt, hatte er die Meute auf seine Weise im Griff. Und so kam es, dass sich Zuschauer und Musiker in den Leistungen gegenseitig hochschaukelten. Die Klassiker der Bandgeschichte wurden abgefeiert und von den Künstlern in einer Brillanz gespielt, die nicht leicht zu schlagen ist. Allerdings hatten EMPEROR auch Glück bis ins kleinste Detail perfekt abgemischt worden zu sein. [ts]

Der Kaiser kehrte zurück, mit Feuer und Licht und rasender Präszision, aber bei aller Euphorie machte der Auftritt der Norweger in meinen Augen vor allem eins klar: Wir haben nicht mehr 1995 und Black Metal gehört in verrauchte Kellerclubs.
Natürlich sind “Thus Spake The Night Spirit” und “I Am The Black Wizards” Meilensteine dieser Musikrichtung, natürlich kann Ihsan mittlerweile um einiges besser singen und selbstverständlich kam der trefflich selektierte Set mit einer unglaublichen Wucht aus den Boxen, aber Emperor 2006 vor 20.000 Leuten haben soviel Seele wie ein Lagerfeuer im hell erleuchteten Supermarkt.
Was Celtic Frost beinahe mühelos gelang – den Gehalt, das innere Wesen der Musik auch im grossen Rahmen auf's Publikum zu übertragen – wich bei EMPEROR einem perfekten Showcase enormer musikalischer Kompetenz, der vergass, dass man den Hörer mit auf die Reise nehmen sollte... [rs]

Meinen musikalischen Abschluss des W:O:A's bestritt ich mit einer Band, die Live so schnell keiner an den Arsch kriegt. DIE APOKALYPTISCHEN REITER haben eine absolut loyale Fanbasis und dermaßen viele Granaten im Gepäck, dass da nichts schief gehen kann. Tut es dann auch nicht und man kommt nicht umhin zu sagen, dass vor der Party-Stage nicht annähernd genug Platz für das Publikum war. So mussten sich viele mit einem ekeligen Soundmix aus Emperor und den Reitern abfinden. Als Highlight gab es bei dem energiegeladenen Auftritt den Titelsong des kommenden Albums „Riders On The Storm“ womit man definitiv punkten konnte. Grandioser Schlusspunkt! [bh]

In der Tat, Herr Haarbrandt, in der Tat: Den Reitern gelang es, exakt dieses gewisse Etwas zu versprühen, was Emperor abging: Seele. Von den bisherigen Festivalauftritten der Thüringer würde ich den W:O:A-Auftritt gar als den gelungensten bezeichnen, da die Band zum einen eine unbändige Spielfreude ausstrahlte, und zum anderen eine Präsenz an den Tag legte, die schon fast unheimlich zu werden drohte und das erstaunlich zahlreiche Publikum mühelos mit sich riss. Das lag möglicherweise auch ein wenig daran, dass man der Meute zahlreiche Riesenballons zum Spielen mitgebracht hatte und gewohnt gnadenlos auf Interaktion aus war.
Nimmt man dazu noch die nachdenklich bis mitreissenden Texte von Liedern wie “Erhelle meine Seele” (Gänsehaut), “Friede sei mit dir”, oder Hymnen vom Kaliber “Reitermania”, “Wahnsinn” und “Riders On The Storm”, so erschliesst sich eine Welt, die der unseren entspringt, die Gefühle und Stimmungen einfängt und dabei nach allen Richtungen offen geblieben ist – ein Reiterkonzert ist immer wieder dieser gewisse Ort, der zum Verweilen einlädt, ohne gleichzeitig zu versprechen, dass alles in bester Ordnung ist.
Verdammt menschlich und vielleicht gerade deshalb so überwältigend. [rs]

“We are MOTÖRHEAD, and we play Rock and Roll!” Die Briten kamen zu dieser späten Stunde ziemlich routiniert daher, was man natürlich nach mehreren Jahrzehnten Bühnenerfahrung auch erwarten konnte. Natürlich liess man sich etwas feiern, natürlich ziehen die Songs bis heute, natürlich hob man nach dem dritten Song die Lautstärke an und wie gewohnt war das Publikum in Massen gekommen, um die verbindendste Band im Rock/Metal-Sektor nach allen Regeln der Kunst mit Sympathie zu bewerfen – Lemmy und Co. lassen diesbezüglich in diesem Leben wohl nichts mehr anbrennen. Nur die Lautesten waren sie dieses Jahr nicht – da kamen Ministry dann doch eine ganze Ecke intensiver aus den Türmen.
Insgesamt ein gutes Konzert, aber eben auch “nur” klassisch Motörhead, sofern man diese Band nicht als Lebenseinstellung akzeptiert hat. [rs]

ROSE TATTOO bespassten die Partystage anschliessend mit ihrer Version von AC/DC und zeigten vor allem, dass diese Art simpler Working-Class-Heroisierung nach etwa 5 Liedern gehörig Sack tritt. Wer jemals die Legende gestrickt hat, dass Rhythm and Blues eine gute Grundlage für Hardrock ist, gehört aufgeknüpft – am besten vor dem brennenden Wackenschädel der Hauptbühne.

Zum Glück konnte man sich im Zelt mit DELIRIOUS noch eine amtliche Thrashgranate antun, die unerwartet hochklassig daher kam. Mir völlig unbekannt, bretterten die Jungs vor leider kleinem Publikum durch einen ausgewogenen Set, der in keiner Hinsicht Schwächen offenbarte – von den erfrischend vielseitigen Arrangements bis hin zum wirklich superben Sänger stimmte hier einfach alles, und wenn eine Band des W:O:A 2006 als Geheimtipp gelten darf, dann in meinen Augen genau diese. [rs]


Fazit:

Wacken 2006 war ein Festival, das den Erwartungen, die sich mittlerweile von Jahr zu Jahr immer weiter erhöhen, absolut gerecht wurde. Natürlich fehlte auch dieses Jahr wieder DER Höhepunkt, sprich eine Band mir richtig großem Namen, aber letzten Endes ist die Rechnung der Veranstalter zu 100% aufgegangen. Mit 40000 zahlenden Gästen war das W:O:A zum ersten in der Geschichte bereits vor Beginn ausverkauft. Die Bands, die dieses Jahr spielten, machten ihre Arbeit an sich durch die Bank weg ordentlich und besser, richtig grobe Ausfälle gab es nicht (jedenfalls hab ich keine gesehen)
Auch hinter den Kulissen klappte alles reibungslos. Die Organisation der Rettungskräfte und der Security (schön wäre es, wenn die nächstes Mal den Leuten mit Landser und Absurd-Shirts den Zutritt verwehren!) war lückenlos geregelt und das erfordert bei der Anzahl an Leuten schon einen enormen Aufwand.
Wenn es nach mir geht: Weiter so. See you in Wacken 2007; rain or shine! [ts]

Dem ist wenig hinzu zu fügen: Wacken ist für eine Veranstaltung dieser Grösse (ca. 70.000+) tatsächlich recht gut durchorganisiert. Trotzdem fällt auf: Die Obergrenze an Besuchern ist erreicht, wenn nicht gar überschritten.
Einige Kritikpunkte sind zudem im sanitären Bereich zu vermelden: Zum einen ist es seit der Auslagerung dieser Sparte neben Diximangel im Campinggroundbereich zu einer fühlbaren Verknappung der kostenlosen Wasserstellen gekommen, was bei derart heissem Wetter einfach inakzeptabel ist. Dazu sind sämtliche Hähne mit Druckdosierung versehen und somit nur bedingt zum Waschen geeignet.
Zum zweiten hat man als weiblicher Besucher den Nachteil, dass man selbst für's kleine Geschäft jedes Mal 50 Cent zahlt, wenn man ein einigermassen sauberes Klo aufsucht – hier wäre zu überlegen, ob man veranstalterseitig nicht eventuell 2-3 zentrale Container reserviert, die vom schönen Geschlecht (und nur dem) kostenfrei benutzt werden können. Das mag sich mit Kostenoptimierung nicht unbedingt vertragen, würde allerdings enorm zum Wohlbefinden und damit zur Publikumsbindung beitragen.
Genug gemeckert – das W:O:A 2006 war musikalisch unerwartet überragend und hatte abseits der Musik nur wenige Schwachpunkte. Insofern Daumen hoch für ein weiteres Jahr, dann hoffentlich mit limitierten Tickets! [rs]

Bei soviel Lob von den kompetenten Kollegen kann auch ich nicht leugnen, dass das W:O:A abermals seinem Status gerecht geworden ist, und man in musikalischer Hinsicht gut bedient wurde. Der große Headliner wird bestimmt auch nächstes Jahr nicht kommen, dafür hat man aber eine starke Oberklasse eingeladen, die jeden zufriedenstellen sollte.
Auch organisatorisch hat das alles sehr gut funktioniert, wobei ich das Problem mit den Toiletten nicht ganz so arg sehe wie Ralf. Immerhin wurde dreimal täglich gereinigt und Wasser nachgefüllt. Insofern war es schon ok, wenn auch man nie genügend Klos haben kann. Also, insgesamt Daumen hoch und vielleicht bis nächstes Jahr! [bh]
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