Amon Amarth Vomitory Callenish Circle Sins Of Omission Diabolical

Amon Amarth, Vomitory, Callenish Circle, Sins Of Omission, Diabolical

Amon AmarthDiabolicalVomitory
Engelsdorf, Hellraiser
10.05.2002
Mit schon fast zuverlässiger Sicherheit begann der Abend mit der ernüchternden Tatsache, dass wir mal wieder einer Fehlinformation erlegen waren. Der von mir erfragte Eintrittspreis von 13 Euro wurde netterweise um 3 weitere Einheiten unserer netten neuen Währung aufgestockt und es ging auch mal wieder nicht um 21:00 Uhr los, sondern da hatte die erste Band ihren Auftritt schon hinter sich. Zum Glück waren wir ein wenig zeitiger da, so dass uns wenigstens noch die letzten Songs von DIABOLICAL vergönnt waren. Nachdem wir unseren ersten Frust hinfort gespült hatten (An dieser Stelle ein Gruß an den ultranervösen Barmann, der mir einen erhöhten Spezialpreis abgeknöpft hat...grrr), stellten wir fest, dass sich die Betreiber vom "Hellraiser" offensichtlich auf ein etwas kleineres Publikum eingestellt hatten.
Der große Konzertsaal blieb leer, dafür wurde die Bühne in einem kleinen Nebenraum aufgebaut, so dass man theoretisch den heißen Atem der Bandmitglieder spüren konnte. Tatsächlich waren dann auch nur rund 50 Mann anwesend und meiner Vermutung nach war die Hälfte von denen Personal oder sonstige Tourmitarbeiter. Einerseits war das wirklich traurig, da nicht unbedingt nur No-Names auftraten, andererseits wuchs in mir das angenehme Gefühl, in der heimischen Garage zu stehen, während in der Ecke meine ausländischen Freunde ihre Songs zum Besten gaben. Obwohl, "stehen" ist wohl das falsche Wort, denn zum ersten Mal in unserer Konzertkarriere durften wir es genießen, auf einem Barhocker drei Meter vor der Bühne zu sitzen. (An alle, die jetzt laut "Weichei" schreien: Kommt ihr erst mal in unser Alter, dann werdet ihr sehen, dass der gute Rücken auch nicht ewig mitmacht...) Einziger Wermutstropfen war die Lautstärke, die ungefähr hundert Einheiten über dem zulässigen Dezibelhöchstwert gelegen haben muss. Tja, wenn man die kleine Bude wie einen Konzertsaal beschallen muss, dann kommt wohl so was bei raus. Mein Ohrenarzt hätte wohl sofort einen Herzinfarkt bekommen und danach alle Anwesenden verklagt...

Wo wir dann auch mal wieder bei der Musik angelangt wären. Wie bereits erwähnt, konnten wir nur rund drei Songs von DIABOLICAL genießen, und die hatten es aber schon ordentlich in sich. Melodischer Deathmetal war heute Abend angesagt, also legten sich die Jungs trotz Mangel an Fans gehörig ins Zeug und überzeugten die spärlichen Zuschauer von ihrer Spielkunst. Die sehr abwechslungsreichen und extrem verspielten Songs gingen gut ins Ohr und waren eine gute Einstimmung auf den Abend.

Im gleichen Kontext ging es dann mit SINS OF OMISSION weiter, die es dann tatsächlich geschafft hatten, die Anzahl der interessierten Zuhörer zu verdoppeln ! Gut, bei drei Leuten ist das keine wirkliche Anstrengung, aber immerhin...Mir blieb der Auftritt aber vor allem durch den Sänger (wahrscheinlich auf ewig) im Gedächtnis. Kaum auf der Bühne, quollen seine Augen aus den Höhlen und ihn befiel dieses besessene Grinsen, so dass ich schon fast automatisch mit der einen Hand das Telefon griff, während die andere wie in Trance die Nummer des örtlichen Exorzisten wählte. Ein Glück, dass meine Oma das nicht gesehen hat, die hätte dann gleich wieder Angst um ihren Enkel und dessen komische Musik bekommen. Aber zum Glück hab ich’s mir noch schnell anders überlegt, ob nun besessen oder schizophren – wenigstens hat man immer ’nen geistigen Unterhaltungspartner...

Nach kurzer Pause waren CALLENISH CIRCLE an der Reihe, die mir nur durch zwei Songs auf ’nem Sampler ein Begriff waren. Da diese es aber wirklich in sich haben, war ich wirklich gespannt, was sich mir so darbieten würde. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Die Holländer schafften es spielend, mit ihren sehr melodischen und eingängigen Auszügen ihrer beiden Alben, das Publikum zu fesseln. Es gab kaum jemanden, der nicht zumindest mit dem Kopf oder Fuß mitgewippt hat und eine größere Anzahl Leute war auch schon kräftig am mitbangen. Mich hat’s zugegeben auch schon in den Haarspitzen gejuckt, aber mein guter Sitzplatz war mir dann letztendlich doch ein wenig mehr wert.

Diesen grandiosen Auftritt zu toppen, würde schwierig werden, und VOMITORY hatten von vornherein bei mir persönlich einen schweren Stand. Ihr Death-Grind-Stil war einfach wirklich nicht mehr mein Ding und dementsprechend gelangweilt hockte ich auf meinem Hochsitz und hatte mit den ersten starken Ermüdungserscheinungen zu kämpfen. Die anderen Fans schienen das anders zu sehen, und gaben ihr bestes, und eins muss ich wirklich sagen: Respekt an den röchelnden Mikro-Mann, der mal wieder unglaubliche Töne aus menschlichen Stimmbändern hervorzauberte.

Nachdem meine Begleitperson rumschwächelte und unbedingt mit dem letzten regulären Bus fahren musste, sollte einer der geilsten Auftritte, denen ich beiwohnen durfte, absolviert werden. AMON AMARTH rockten von der ersten bis zur letzten Sekunde und holten noch einmal das letzte aus den etwas erschöpften Zuschauern heraus. Mit ihrer genialen Mischung aus extrem einprägsamen Gitarrenriffs, einer gehörigen Portion eigenständiger Melodien und einem höchst charismatischen Frontmann schafften sie es sogar, mich von meinem festgewachsenen Stuhl zu lösen. Da konnte man doch einfach nicht mehr ruhig bleiben. Bei ihren Todeshymnen wie "Masters Of War", "Friends Of The Suncross" oder meinem persönlicher Oberkracher "Amon Amarth" schwitzte ich mir beim Headbangen den letzten Schweißtropfen aus meinem Körper, während die umstehenden Leute auch nichts anbrennen ließen. Zwischendurch unterhielt sich der Sänger immer wieder unter Zuhilfenahme seiner spärlichen Deutschkenntnisse ("Ich geh jetzt saufen!") mit dem Publikum, von dem er den grösstmöglichen Beifall zurückbekam. Gerade dadurch und aufgrund der sehr begrenzten Besucherzahlen entwickelte sich eine unbeschreibliche Atmosphäre, die der Band ebenso Spaß zu bereiten schien wie allen anderen Anwesenden, denn letztendlich betrug die Spielzeit inklusive Zugabe knapp eineinhalb Stunden. Das bekommt man bei fünf kurzangebundenen Bands auch nicht immer geboten.

Letztendlich musste ich noch ein Andenken, in Form der neuen CALLENISH CIRCLE-Scheibe plus dazugehörigem Poster ergattern, denn dieses Konzert gehört ganz sicher ganz hoch auf meine persönliche Live-Top-Ten und soll mir noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben.
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