Heavy Christmas 4 mit Final Breath Dawn Of Fate Taarnet Doomsday Prophecy

Heavy Christmas 4 mit Final Breath, Dawn Of Fate, Taarnet, Doomsday Prophecy

Markkleeberg, Spinne
01.12.2006
Während sich andernorts Familie Müller und Familie Meier scheinbar zufällig auf dem überfüllten Weihnachtsmarkt am Glühweinstand über den Weg liefen, ihre zwei Kleinsten in einen erbitterten Streit um den gerade erworbenen kandierten Apfel verfielen, die zwei älteren Schwestern sich nicht mal aus dem Augenwinkel heraus anschauten, weil sie beide auf den schnuckeligen und zwei Jahre älteren Torben stehen, die beiden Muttis die gleichen Plätzchenrezepte wie letztes Jahr besprachen, und Vati eins mit Vati zwei nur total genervte Blicke austauschte, da beide sich momentan durchaus geschätzte hunderttausend andere Dinge vorstellen konnten, ihren Freitag Abend zu verbringen, während also an vielen Orten die Weihnachtszeit ihren jährlichen Triumphzug begann, starteten kurz unter Leipzig, im ballungstechnisch etwas rückständigen Markkleeberg, eine Gruppe körperlicher und geistiger Jugendlicher ganz anders in den Dezember. „Heavy Christmas“ fand nunmehr zum vierten Mal statt und der Weihnachtsmänner hatten sich gar viele angekündigt, in insgesamt vier Gruppen unterteilt.

Eröffnet wurde der Abend durch DOOMSDAY PROPHECY aus dem heimeligen Wolfen, bei denen eindeutig der Spaß im Vordergrund stand. Ob ästhetisch oder nicht, darüber soll an dieser Stelle kein Urteil gefällt werden, aber jeder Anwesende im Raum hatte mindestens einen Blick auf die von Beginn bis Ende des Auftritts mit nacktem Oberkörper bangenden und schwitzenden Die-Hard-Fans geworfen. In dem fast durchgängig im Mid-Tempo dargebotenen melodischen Death Metal, bei dem gelegentlich auch mal der melancholische Klargesang aus dem Sack geholt wurde, gab es zwar keine wirklichen Überraschungen, aber zumindest in den ersten Reihen hat zwischen Band und Publikum die Chemie gestimmt. (Wer mit dem Ort Wolfen etwas anfangen kann, der findet im letzten Satz übrigens ne Mörder-Anspielung). Üben sollte die noch recht junge Band schon noch ein wenig, genauso wie übrigens auch der verantwortliche Tontechniker. Bitte das nächste Mal die Watte aus den Ohren nehmen und das Schlagzeug etwas runterregeln. Danke.

Den kürzesten Anfahrtsweg hatten die anschließend auflaufenden Leipziger von TAARNET. Wo ihre Vorgänger leichte spielerische Mängel noch durch Charme wett zu machen versuchten, gab es hier nur böse Blicke zu spüren. Vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass auch im Metal ruhig auch mal gelacht werden darf, zockten die weitaus vertrauter mit ihren Instrumenten agierenden Jungs eine melodiöse Mischung aus Death und Black Metal herunter, bei der leider auch der eigenwillige Sound einiges von der beabsichtigten Wirkung aufsaugte. Während sich die beiden Gitarristen am Mikro abwechselten, kam zu Beginn vor allem die Frage auf, welche Rolle die leicht in die Ecke gedrängte Keyboarderin wohl in der Band spielen mochte. Hören konnte man sie wirklich nur selten, wenn alle anderen mal die Finger von den Saiten ließen, und natürlich bei DIMMU BORGIRs „Mourning Palace“, der aber leider offerierte, dass manchmal zwischen Original und Cover durchaus Welten liegen können. Über das finale „Death in Fire“ wollen wir an dieser Stelle aber mal lieber kein Wort verlieren. Nur soviel: Konzentriert euch lieber auf eure eigenen Stücke. Und kauft euch öfter mal ein Lustiges Taschenbuch!

DAWN OF FATE aus Torgau sind hier in der Gegend auch keine Unbekannten mehr, sind sie doch regelmäßig Gast in Leipzig und Umgebung. Bei irgendjemandem scheinen sie sich während eines ihrer Konzerte aber höchst unbeliebt gemacht zu haben, denn so ein kleiner Fiesling klaut ihnen jedes Mal vor ihrem Auftritt die Klamotten und schmiert sie obendrein immer noch hinterrücks mit Erdbeermarmelade ein. Und so müssen die Armen dann immer auf die Bühne gehen. Nun ja, Mitleid hin oder her, aber bei diesem Auftritt wurde zunächst einmal gezeigt, dass man auch in solch einem kleinen Raum einen ordentlichen Sound hinbekommen kann. Sänger Thomas konnte jedenfalls seine fiesen Schreie auch gebührend an den Mann bzw. die Frau bringen. Die gewohnt gut gespielte und ordentlich drückende Packung aus Death- und Black Metal traf auch vor etwas kleinerem Publikum auf interessierte Ohren, nur langsam wird es wirklich mal Zeit für die Band, sich zu entscheiden, in welche Richtung sie in Zukunft gehen will. Und vor allem sollte sie mal neue Songs präsentieren. (Gerne hätte ich an dieser Stelle noch einen Kommentar über das übliche „Roswell 47“-Cover vom Stapel gelassen, aber ich wurde quasi unter Androhung von alkoholischen Getränken dazu gezwungen, dies zu lassen)

Die Band war noch gar nicht richtig von der Bühne runter, da kam dann auch schon der angekündigte Überraschungsgast in Form eines furchtbar hässlichen Weihnachtsmannes in doppelter Ausführung auf die Bühne. Mangelndes Aussehen kaschierte er aber durch Geschenke in Form von CDs und Alkohol. Bier wurde aus dem tragbaren Fass direkt in die Kehlen eingeführt, Schnaps gab’s in Bechern und das Gedichteaufsagen wurde vorsorglich ganz weggelassen.

Nur einer wirkte dabei etwas unglücklich, und das war der Eumel, Sänger von FINAL BREATH, der die Ganze Zeit etwas bedrüppelt in der Ecke rum saß. Scheinbar liegen ihm Wartezeiten nicht besonders, denn als er kurz darauf die Bühne betreten durfte, war er wieder in seinem Element: Thrash Metal der alten Schule - Laut, dreckig, schnell und immer auf die zwölf. Da kann man nicht nur als Sänger so richtig aus sich raus gehen. Spritzige Gitarren, das Bein und den Kopf zum Zucken bringende Riffs, und das alles in einem guten Soundgewand, so wünscht man sich einen ausklingenden Abend. Auch wenn dieses Mal aufgrund der Anzahl der Menschen nicht ganz so viel los war, Spaß hat’s trotzdem gemacht und der Show und den Songs der Franken kann man sich nur schwer entziehen. Blöd war nur, dass für den Autor mittendrin Sense war, da sich die Transportmöglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs Richtung Heimat doch arg in Grenzen hielten. Ja, ich weiß, ich bin ne alte Mutti geworden, aber ne Mutti from Hell!

Fotos: Madlen Krell

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