A.O.K. Jack Slater Die Metallischen Rückkehrer Die Pest

A.O.K., Jack Slater, Die Metallischen Rückkehrer, Die Pest

Die Metallischen RückkehrerDie PestJack Slater
Leipzig, Kulturbundhaus
10.03.2007
Wer heute Abend ein spannendes musikalisches Potpourri mit anspruchsvoller Unterhaltungsmusik erwartet hatte, muss wohl bereits nach der ersten Gruppe haareraufend und voller Entsetzen den Saal verlassen haben. Denn nicht wegen der musikalischen Untermalung des von Freibier geschwängerten Kulturabends waren die Leute gekommen, sondern um sich mit derben Humor und Jägermeister die Kante zu geben. Und so manche Kuh flog auch umher.

Und gleich zu Beginn offerieren die derbfröhlichen Leipziger von DIE PEST dem Publikum ihre offenherzige Variante des deutschen Plattitüden-Humors, der zugegebenermaßen videotechnisch beinahe künstlerisch eingeleitet und ausgeleitet wird. Denn zu Beginn und am Schluss der „Show“ werden ein paar selbstmontierte Clips des Trios gezeigt, die man auch bei myspace.com bewundern darf. Mit Maske und Stahlhelm verkleidet, holpern die Drei von der Tankstelle textlich und musikalisch munter ins schöpferische Nirwana, aus dem sie wohl so schnell nicht herausfinden werden. Das Niveau kann nur vom Headliner unterboten werden, aber dazu ein paar Zeilen später.

Denn vorher treten die weitaus begabteren und nicht minder fröhlichen Berliner von DIE METALLISCHEN RÜCKKEHRER auf, die sich völlig dem Nachspielen und Interpretieren bekannter Heavy-Metal-Hymnen hingeben und diesen dabei hin und wieder ihre eigene textliche Note verpassen. So gerät das Cover-Schaulaufen zu einem munteren Songratespiel, das zumindest mich meine einstigen Metalhelden, wie VENOM, CARNIVORE, AC/DC und METALLICA, erkennen lässt. Witzig gemacht und auf jeden Fall das Richtige für eine feucht-fröhliche Metal-Party. Auch die Fanbekundungen hierzu ergeben ein hohes Frequentierungspotenzial, so dass Covermania ein schätzenswertes Stück Musikgeschichte ist. Aber wo war „Breaking The Law“, liebe Freunde?

Auf absolutem Top-Niveau präsentiert sich JACK SLATER. Die technisch durchaus anspruchsvolle Band will mit ihrem Deathmetalcore-Gebräu nicht so richtig in den bereits durch Freibier und Jägermeister gelenkte Parcours passen, weil hier wunderbar starke Musik mit viel Ambition präsentiert wird. Dies wird vom noch recht zurückhaltendem Publikum mit viel Applaus und Gejohle honoriert. JACK SLATER sind wohl an diesem Abend die einzige Band, bei der man auch der Musik wegen kommen darf. Und die meisten sind auch nur deswegen hier. Ordentlich und fett.

Anders sieht die Sache beim Frankfurter Nudistencamp von A.O.K. aus, bei dem man im vornherein weiß, dass die Musik nur Nebensache ist und mit Leistenschweiß parfümierte Salatköpfe dem kampferprobten Publikum mehr zusagen. Auch die Pizza-Songs versprechen keinen kulinarischen Genuss, zumal Masochisten hier bestens aufgehoben sind. „Stromausfall“ war wieder ein Highlight bei der Show, die außer netten Songs auch wabbelige Schmerbäuche und zu klein geratene Wutzemänner aufweist.
Wer sich dennoch eine echte kulinarische Begegnung mit den Frankfurtern erträumt, konnte das am folgenden Sonntag bei einem gemeinsamen Brunch in der Leipziger Metal-Kneipe HELHEIM tun. Hoffentlich wurde zumindest dieses Essen nicht in die biergetränkten Shorts geschüttet und am Astralkörper verschmiert. Ansonsten hielt die Show das bandinterne Versprechen, sich darstellerisch und musikalisch zu unterbieten. So wurden zumindest die drei ineinander verkeilten Die-Hard-Fans vor der Bühne bestens unterhalten, die anderen verzogen sich wegen des permanenten Kopfsalathagels schutzsuchend in Türlaibungen und Mauerritzen. Und jenem, der mir das Bier über die Kameralinse verteilt hat, reiße ich das nächste Mal den Kopf ab.

Zwischen den beiden letzten Shows wurde ein doch recht rege angenommenes Metal-Schaulaufen in Form von einem Luftgitarren- und Grunz-Wettbewerb, bei dem sich der eine oder andere am endgeilen Headbanging und abgründig präsentierten Grunzlauten versuchen durfte. Preise hagelte es wie die Hiebe auf den bei der A.O.K.- Show versohlten Fanhintern.
Die Metalkuh flog diesmal ziemlich unter die Gürtellinie, aber das war zu erwarten. Trotz der spärlichen Besucherzahlen, war es ein nicht minder krasser Abend. Da bietet sich jedem eine andere Perspektive, ob er gelungen war oder nicht. Für mich zumindest stieß er ein wenig bitter auf. Und das lag sicher nicht am Bier.

Fotos von Daniel

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