Unearth Job For A Cowboy Despised Icon & Daath

Unearth, Job For A Cowboy, Despised Icon & Daath

DaathDespised IconJob For A CowboyUnearth
Chemnitz, AJZ Talschock
08.04.2007
UNEARTH auf ihrer aller ersten Headliner-Tour durch Europa – da hüpft das Metalcore-Herz. Endlich mal eine Möglichkeit, den energiegeladenen Fünfer aus Boston länger als eine halbe Stunde auf den Brettern bewundern zu dürfen. Zwar schauten die tourfreudigen Burschen öfter mal im alten Europa, dann aber immer als Support schwergewichtigerer Kombos und mit unverschämt begrenzter Spielzeit. So hofft man freudig unter diesen Umständen mal einen ganz besonderen Leckerbissen genießen zu dürfen. Doch da hat man nicht die Rechnung mit dem Osterhasen gemacht, der ausgerechnet an diesem Wochenende seine Eier verteilen musste.

Das Chemnitzer AJZ Talschock, ein überschaubarer Club mit anständigem Klangbild (wenn man’s mit der Lautstärke nicht schon wieder so übertrieben hätte), ist gut gefüllt, doch nicht zu voll, so dass man sich ohne größere Anstrengung mit Getränkenachschub versorgen kann. Die fehlende Absperrung versprüht einen kleinen Hauch von Underground-Feeling und zeigt, dass man hier so etwas wie Fannähe anstrebt.
Gleich drei, relativ stilfremde, Supportbands werden zum Aufwärmen der Bühne vorgeschickt. Als erstes prügeln sich die Newcomer DAATH aus Atlanta durch ihren Set und überraschen dabei gehörig. Das angenehm brutale Gebräu aus Death- und Thrashmetal-Versatzstücken mit hübsch modernem Abstrich vermag gehörig Arsch zu treten. Die Band inklusive bangendem Keyboarder zeigt sich zudem äußerst bewegungsfreudig und trotz weitgehender Zurückhaltung des Publikums sehr motiviert. Ein mit viel Schmackes und Stil in die schüchterne Menge geschleudertes Cover von CANNIBAL CORPSEs „Hammer Smashed Face“ ist sozusagen das besonders leckere Schokoladenei im Osterkörbchen.

Etwas schwerer machen es einem da schon DESPISED ICON. Die Mathcoreler mit brüllendem Zweigespann am Bug bringen ohne Frage einen Haufen technischer Höchstleistungen und bewundernswerter Fingerfertigkeiten mit. Da das hier aber kein Konzert für Gitarrenlehrer ist, bleibt das Publikum relativ gelassen. Der arg verfrickelte und break-verschachtelte Sound der Band ist auch schon nach kurzer Dauer reichlich nervenaufreibend, so dass man sich lieber die Zeit damit vertreibt, sich auf die nachfolgenden Bands zu freuen.
JOB FOR A COWBOY haben da einen größeren Unterhaltungswert. Zwar ist der widerspenstige Death/Grind-Bastard nichts für zimperliche Gemüter, kommt aber ordentlich fett und erfrischend garstig rüber und sorgt so für reichlich Bang-Aktivitäten. Frontmann Jonny kann nicht nur bösartig grunzen, sondern auch inbrünstig quieken wie ein leidgeplagtes Schweinchen. Freunde des garstigen Reigens dürfen schon mal in den Mai reinfeiern, denn dann gibt es das erste Fulllength-Album namens „Genesis“ zu erstehen.

Schwuppdiwupp, da war die Zeit um! Schon sind wir beim heiß ersehnten Headliner des Abends gelandet. Auch eine sonst sehr bodenständige Band mag’s auch mal pathetisch, und so gibt es zur Einstimmung einen zünftigen Filmscore auf die Lauscher, bevor UNEARTH das flott thrashende „Giles“ vom aktuellen Album aus den Boxen feuern. Im Anschluss folgt eine gesunde Mischung der mosh-kompatibelsten Gassenhauer vom Erfolgsalbum „The Oncoming Storm“ und letztem Werk. Besondere Freude bereiten dabei das oft vermisste „Zombie Autopilot“ (auch wenn die schnieken Soli im leicht übersteuerten Sound kaum zu vernehmen sind) und das leider einzige ältere Stück – „One Step Away“ vom Debüt „The Stings Of Conscience“.
Die Gitarrenformation und Fronter Trevor sind dabei wie immer sehr publikumsnah und posenfreudig bei der Sache. Klampfenzwerg Ken Susis übliches Showprogramm aus Flüssigkeiten rumspucken, die er vorher dreimal gründlich durch die Mundhöhle hat kreisen lassen, abgedrehter Gitarrenakrobatik und Mädels anflirten hat den gewohnten (wenn auch in den vorderen Reihen etwas feuchten) putzigen Unterhaltungswert.

Ausgelassenheit auch im Publikum: Ein Circlepit jagt den nächsten. Stagediver fallen wie am Fließband von der Bühne. Eigentlich alles so, wie man es sich von UNEARTH wünscht – wäre da nicht das kalte Grausen, als nach knapp 40 Minuten Spielzeit mit dem obligatorischen „Black Hearts Now Reign“ der letzte Song angekündigt wird - und das war’s dann auch. Vergebliches Warten auf eine Zugabe. Wahrscheinlich völlig abwegig zu erwarten, dass die Band auf ihrer Headliner-Tour länger spielt als ihre Supports und auch mal etwas außer dem üblichen Programm zu bieten hat. So bleibt man in einem gewissen Zwiespalt zurück und überlegt, woran es denn gelegen haben könnte.
Sicherlich auch nicht unwesentlich an den Osterfeiertagen, die es Konzerten abverlangen, bis Mitternacht den letzten Ton verklingen zu lassen. So kann man die knappe Spielzeit und den leichten Fließbandcharakter dieser Veranstaltung wenigstens schönredend jemand anderem in die Schuhe schieben – nämlich dem Osterhasen, dem blöden Scheißvieh...

Fotos von Yvonne

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