Six Feet Under Nile Finntroll Belphegor & Icon

Six Feet Under, Nile, Finntroll, Belphegor & Icon

BelphegorFinntrollIcon [GER]NileSix Feet Under
Saarbrücken, Garage
29.11.2007
Kaum kündigt Chris Barnes an, Saarbrücken mal wieder einen Besuch abzustatten, kriecht eine in der Metalszene allseits verhasste Lady nach Jahren in der Versenkung aus ihrem Loch hervor. Christa Jenal is back! Während es der Saarbrücker Lehrerin vor langen Jahren noch gelang, CANNIBAL CORPSE (damals noch mit Barnes am Mikro) unabsichtlich zum Durchbruch zu verhelfen, ist sie mittlerweile damit beschäftigt, kleinere Brötchen zu backen und ihren Unmut über diese Zusammenrottung jugendverderbender Gesellen mittels eines Leserbriefes an die lokale Zeitung kund zu tun. Wie kann sich aber ein seriöses Tagesblatt auch dazu erdreisten, all diesen Satanisten, Kindermördern und Schwarzfahrern einen ganzseitigen Bericht zu widmen?

In der Halle angekommen, war von eben erwähnter Moralpredigerin aber nichts zu sehen. Dafür aber von der saarländischen Todesbleiformation ICON, die durch ein Online-Voting die Gelegenheit bekamen, als lokaler Support Act die Bühne zu erklimmen. Dementsprechend war die Nervosität bei den Recken im Vorfeld natürlich groß, aber schon beim Opener „Misantrophic Mayhem“ fing das Grundeis unter dem wohlgeformten Knack-Po des Gitarristen Bernhard „Bernie“ Lorig an zu schmelzen, und ICON steigen routiniert und souverän in ihren Set ein. Es gibt wohl wenige in der saarländischen Death Metal-Szene, die noch nie zuvor von der Band gehört haben. Den winzigen Rest kann man mittels Killer-Tracks wie „Reign Of Fire“, „Friendly Fire“ oder dem guten neuen Track „My Private Hell“ sowie Fronter Tommy´s charakteristischem Stage-Acting bekehren. Einziger Wehrmutstropfen ist für mich das Fehlen des Titeltracks ihrer ersten CD „Blindzone“, das meiner Meinung nach den Rausschmeißer „Pain“ um Längen übertrifft. Das Publikum sieht´s wohl etwas anders und grölt bzw. tanzte beim genannten Track gut mit. Somit bleibt als Fazit anzumerken, daß sich die Saarländer sehr gut im Billing behaupten konnten. Auch Drummer Domenico Bosco (der nach diesem Gig die Band verlassen wird) wird sich wohl noch lange an diesen Abend zurück erinnern.

Nachdem ICON der Halle bereits gut eingeheizt haben, war es an der Zeit, nun endlich die Pforten der Hölle zu öffnen. Das österreichische Satanskommando (und seit neuestem Christa Jenal-Lieblinge) BELPHEGOR baut mittels eines Intros eine infernalische Atmosphäre auf, um danach erbarmungslos den Knüppel zu schwingen. Bei den Österreichern gipfelt dies allerdings nie in unkoordiertem Chaos, sondern stellt vielmehr das Fundament für immer wieder kehrende morbide Melodien dar, von unsagbar versierten Musikern extrem tight gezockt. Sänger und Gitarrist Helmuth meistert seine Doppelbelastung ohne große sichtbare Anstrengung, während sein Partner Sigurd mit Highspeed über die Saiten flitzt. Aus diesem Zusammenspiel entstehen dann Songs wie „Hell´s Ambassador“, das die Menge mit der Wucht eines Panzers überrollt, das hammermäßige „Seyn Todt In Schwarz“, der Brutalo-Walze „Swarm Of Rats“ (das mit einem alles zermalmenden Mosh-Part vor dem Refrain aufwartet) und dem Rausschmeißer „Lucifer Incestus“. Die Hölle hat sich geöffnet, und BELPHEGOR werden sicherlich noch lange dafür sorgen, daß sich die Tore nicht schließen. Killer-Show, deren einziges Manko der Sound war, der gerade den beiden Gitarren nicht immer den benötigten Raum ließ. (Micha)

Nachdem ICON und BELPHEGOR die Ohren der Anwesenden mit harten Klängen aus dem Reich des toten Metalls versorgt haben, ist es nun an FINNTROLL, das Haus zum Tanzen zu bringen. Während des „Ur Jordens Djup“-Intros ist es noch verhältnismäßig still im Raum, aber bereits mit dem ersten Song, „Sång“ heißt die Menge das finnische Sextett – das seinerseits die sackähnlichen Urwald-Klamotten (siehe hierzu das Video zu „Trollhammaren“) gegen anständige schwarze Hemden und Röcke eingetauscht hat – willkommen und zeigt, dass sie zumindest zu Bangen imstande ist. Bei den sich daran anschließenden Titeln „Korpens Saga“ und „Slaget Vid Blodälv“ wird sogar getanzt, Sänger Ureth – der Anfang 2007 die Vocals bei der Troll-Metal-Truppe übernommen hat – bemüht sich, die Menge mit „Ai! Ai!“-Rufen anzuheizen und zum Mitklatschen zu animieren. Diese Rufe wiederholen sich auch während der folgenden Songs „Nattfödd“, „Ur Djupet“, „Blodnatt“ und „Födosagan“, und die tanzende Menge bemüht sich, seiner Forderung nach mehr Stimmung nachzukommen. Dann schließlich erklingen die ersten Töne des „Nattfödd“-Krachers „Trollhammaren“ – und die Menge ist nicht mehr aufzuhalten. Es wird getanzt, gebangt, geklatscht, sogar ein kleiner Moshpit wird gebildet – aber mit dem Verhallen der letzten Töne lässt auch die Tanzlaune nach, sodass die Menge während „En Mäktig Här“ im Vergleich zu vorher recht bewegungslos dasteht. Einen gelungenen Abschluss bildet schließlich „Det Iskalla Trollblodet“, das die Menge doch noch einmal ein bisschen aus der Reserve lockt. Die Zugaberufe des Publikums werden jedoch bereits von der Musik zur Umbaupause begleitet…(Alex)

Auch wenn FINNTROLL in etwa genauso gut ins Billing gepasst haben wie ein trockener Alkoholiker in einen Spirituosen-Großhandel, hat der Gig trotzdem Spaß gemacht und war eine recht gute Abwechslung zum (technischen) Gerödel der übrigen Acts. Aber ziehen wir nun die Linie vom hohen Norden ins sonnendurchflutete Tal der Pharaonen und widmen uns NILE. Karl Sanders, Dallas Toler-Wade nebst neuem Bassisten und Monsterdrummer George Kollias (den etliche Drummer hinter der Bühne mit einer übergroßen Maulsperre während des Sets beobachteten) betreten die Bühne und machen schnell klar, daß an diesem Abend keine Gefangenen gemacht werden. Egal, ob der „In Their Darkened Shrine“-Kracher „The Blessed Death“, die neuen Tracks „Ithyphallic“ und „Eat Of The Dead oder die beiden tödlichen Walzen „Annihilation Of The Wicked“ und „Black Seeds Of Vengeance“ (leider der einzige wirklich alte Track)...jeder einzelne Song verbreitet eine Boshaftigkeit, die nur wenige Death Metal-Acts auf der Pfanne haben. Dabei brennen die Ägyptologen ein technisches Feuerwerk ab, das selbst Helden wie MORBID ANGEL neidisch machen dürfte, legen aber jederzeit eine tolle Spielfreude an den Tag. Vor allem Karl Sanders grinst dauernd wie ein Honigkuchenpferd, während er sich auf der Klampfe (die auch gerne mal zweihälsig sein darf) das komplizierteste Zeug aus dem Handgelenk schüttelt. Hätte die wirklich tolle Show noch wenigstens einen Song des „Catacombs…“-Album enthalten, hätte es für mich wohl kein Halten mehr gegeben.

Nachdem NILE ihren Job mehr als nur lobenswert erfüllt hatten, wurde nun die Bühne für SIX FEET UNDER geräumt. Die Amerikaner stürmen zwar sofort das Podest, die für einen Headliner übliche Stimmung vonseiten des Publikums bleibt zunächst aus, was sich aber zusehends änderte. Ur-CANNIBAL CORPSE-Frontgrunzer Chris Barnes erweist sich leider als sehr unkommunikativ, und nicht nur zwischen dem ersten und zweiten Track liegen ruhige Augenblicke des Schweigens, die schon mal zwei Minuten anhalten und teilweise für Verwirrung sorgen (laut Augenzeugenberichten sei dies jedoch keine ungewöhnliche Verhaltensweise der Todesformation). Neben den zahlreichen „Fuck“s der kargen Anspracheversuche („What’s fucking up you motherfuckers?“) fällt vor allem der starre Blick und die motorische Trägheit des Frontmannes auf. Im Gegensatz zu diesem Manko läßt allerdings die Setlist wenige Wünsche offen. Egal ob die alte Dreadlocksocke nun unter dem Einfluß gewisser Substanzen war, das Verhalten – wie erwähnt – nicht gerade publikumsfreundlich war…dies alles ändert nichts daran, daß Songs wie „Revenge Of The Zombie“, „The Day The Dead Walked“, „Feasting On The Eyes Of The Insane“ oder den Debüt-Klassikern „Human Target“, „Beneath A Black Sky“ und „Enemy Inside“ schon jetzt Death Metal-Klassiker sind, die allesamt tight ins Auditorium gepustet werden (hierzu ein Lob an „Neu“-Gitarrist Steve Swanson). Geile Songs alleine reichen für einen Headliner jedoch leider nicht aus, so daß die Floridaner meiner Meinung nach ihrem Headlinerstatus an diesem Abend nicht gerecht werden können. In dieser Hinsicht boten die Vorbands einfach mehr. (Alex)

Fazit: Bereits der saarländischen Todestruppe ICON gelang es, die Halle gehörig zu erhitzen, und die nachfolgenden Bands schürten das Feuer und sorgten für mehr als nur einen warmen Abend am Kamin. Hoffen wir, daß die Bands auf der weiteren Tour dieses Feuer am Lodern erhalten. Der Tourauftakt ist zumindest gelungen!

PS: Wie immer hier der Dank an Max von www.gesichterparty.de für das Zur Verfügung stellen der Photos!

Bildergalerie

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