The Black Dahlia Murder Job For A Cowboy & The Red Chord

The Black Dahlia Murder, Job For A Cowboy & The Red Chord

Job For A CowboyThe Black Dahlia MurderThe Red Chord
Berlin, Columbia Club
08.12.2007
Von manchen Dingen im Leben erwartet man einfach, dass sie eine bestimmte Länge besitzen. Das schließt Konzerte mit ein. Besonders wenn an der Abendkasse ein stolzes Sümmchen von 20 Euro zu berappen ist, um ihnen beiwohnen zu dürfen. Dann erwartet man natürlich, dass sie mindestens bis Mitternacht dauern, und man reichlich Zeit hat, sich bei angenehmer Beschallung mit einigen Bieren eingehend auseinander zu setzen. Sicher rechnet man nicht damit, dass bereits zu einer Sandmännchenzeit wie 22:30 der letzte Musiker von der Bühne gestapft ist und das Licht angeht.
Da denkt man dann sicherlich: Habt ihr ne Meise? Sehe ich aus, als wäre ich so reich, dass ich erst den Zwanni für den Eintritt und ein Bier für drei Euro mit einem lässigen Grinsen bezahle und mich dann auch noch freue, rechtzeitig zu Omis Teekränzchen wieder daheim sein zu können?

Das haben sich sicher nicht wenige der Besucher des dennoch anständig vollgepfropften Berliner Columbia Clubs gedacht, zumal einige auch noch allerhand Kilometer (z.B. von Leipzig oder Dresden) in Kauf genommen hatten, um sich ein schickes Package modernen Deathmetals zu Gemüte zu führen.
Das ist eben Berlin – die unsympathische Hauptstadt. Viel zu groß, undurchsichtig, nachts scheinbar nur aus ungemütlich miefenden U-Bahn-Stationen bestehend und voller Leute, die so unfreundlich sind, als wären sie ständig frustriert darüber, dass ihr Pimmel (oder der ihres Freundes) so kurz ist, wie dieses Konzert hier.

Da reißen die drei wiederum sehr sympathischen Bands dieses Abends einiges aus dem Argen. Trotz nicht überfordernder Kompaktheit hat man deshalb schon das Gefühl, seine Zeit gut genutzt zu haben. Dank des amtlich beglaubigten pünktlichen Beginns dringen die ersten Songs von THE RED CHORD nicht an die Ohren der zu spät kommenden Redakteurin. Auch zum bildlichen Festhalten der ganzen Angelegenheit ist es leider schon zu spät. Die restlichen Songs wirken trotz ihrer nicht unanstrengenden break-lastigen Mischung aus Grind und Hardcore noch knackiger und nachhaltiger als auf dem Album.

Im Anschluss zeigt sich dann, dass die bis vor einem Jahr noch fast unbekannten JOB FOR A COWBOY sich hierzulande mittlerweile über eine stattliche Fanschar freuen können, und das mit nur einer EP und einem Album im Gepäck. Die Live-Qualitäten der jungen Kombo sind eben nicht zu unterschätzen. Sei es der ruhelos über die Bühne streifende Frontmann Jonny, der den weiblichen Besuchern auch mal einen genaueren Blick wert ist, der unverwechselbare Basser Brent mit dem roten Bart und dem imposanten Ohrenschmuck oder die konzentriert und präzise agierenden Gitarristen. Hier liegt ganz klar nicht nur musikalisches Potential vor. Letzteres stößt bei den zahlreich anwesenden Fans auf große Begeisterung – die Songs des Albums „Genesis“ werden ordentlich abgefeiert, die der „Doom“-EP gar ausgelassen mitgegrölt bzw. gequiekt.

Der Headliner des Abends lässt auch nicht lange auf sich warten. Nach einer zackigen Umbaupause erscheinen THE BLACK DAHLIA MURDER mindestens genauso zackig und unspektakulär auf der Bühne, um dann ein umso spektakuläreres Sound-Inferno zu entfachen. Immer wieder beeindruckend, wie eine derart nichtssagend und leicht heruntergekommen aussehende Band die Halle mit solch derbem Sound einfach platt walzen kann. Tight und präzise wird der Höllenlärm ins Publikum gedroschen, natürlich nicht, ohne den melodischen Feinheiten auch Platz zur Entfaltung zu lassen. Songs wie „Miasma“, „Deathmask Divine“ oder „Funeral Thirst“ sind ihren Entsprechungen auf den Alben absolut ebenbürtig, schlagen live nur noch derber den Schädel ein.
Blickfang ist wie immer Frontmann Trevor, der sich nach einigen Songs wie gewohnt seiner Oberbekleidung entledigt, um, nur mit einer kurzen Hose bedeckt, seinem zarten Bäuchlein den nötigen Freiraum zu verschaffen. Ob er nun allein deswegen das Kreisch-Grunzen genau so gut wie auf Konserve hinbekommt, konnte noch nicht geklärt werden. Die Fans feiern ihre Lieblinge natürlich angemessen ab und lassen sich zur Feier des Tages im kleinen Club sogar zu einem Circlepit hinreißen.

Eigentlich kaum ein Grund zu meckern, bis auf die etwas zu routiniert wirkende Performance des Headliners und die leider zu wenig stattfindende Kommunikation mit dem Publikum...und natürlich die absolut unakzeptable Länge, oder besser Kürze, dieses Konzertabend(leins).

Fotos von Yvonne

Bildergalerie

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