Abrogation Black Horizonz Greed Killing Flatus B

Abrogation, Black Horizonz, Greed Killing, Flatus B

Black HorizonzGreed Killing
Torgau, Kulturbastion
19.01.2008
Bommerland ist abgebrannt! Na und? Gehen wir halt woanders hin. Und auch wenn der Brückenkopf, bzw. die ehemalige In-Flammen-Location, noch steht wie Opas schrumpeliger Pin beim Anblick der Nachbarstochter, ist der Wechsel in die Kulturbastion keine allzu schlechte Idee gewesen. Deutlich geräumiger, allerdings auch mit saftigeren Getränkepreisen ausgestattet (zum Glück gibt es 50 Liter Freibier), ist das verwinkelte Gemäuer nur ein weiterer Beweis dafür, dass ganz Torgau garantiert nur erbaut wurde, um die Feinde solange aufzuhalten, bis man die wirklich wichtigen Städte im Umland evakuiert hatte. Und wo wir gerade beim Kämpfen sind, betreten auch schon die ersten Ritter des schlechten (aber äußerst abwechslungsreichen) Geschmacks das Geschehen.

FLATUS B klingt vom Namen her irgendwie nach toxischem Furz, also etwas, was man seiner Unterhose nach Möglichkeit eher nicht so oft antun möchte. Vor allem nicht, wenn gerade Besuch da ist. Ob sich die Verwandtschaft aber über die dazugehörige Band mehr freuen würde, das ist ebenfalls zu bezweifeln. Die Jungs aus Castrop-Rauxel sind jedenfalls nicht der Freundeskreis, mit dem man bei seinen Großeltern punkten kann, und laute Musik machen sie obendrein. Grundlegend im Punk zu Hause, werden die üblichen Klischees verheizt und einfache Rhythmen zu kurzen und knackigen Stücken gebrutzelt. Gelegentlich wird noch eine gehörige Prise Aggression nachgewürzt, so dass am Rand auch schon mal etwas Grind ansetzt. Da das doch etwas reservierte Publikum ein wenig den Kontakt scheut, stürmt der Sänger ungeniert durch die ersten Reihen. Allerdings ist das anwesende Publikum wohl nicht ganz die Zielgruppe der Band, bei ihrem anschließenden Auftritt im links orientieren Brückenkopf („Da spielen wir drei Lieder mehr!“) ist sicher mehr zu erwarten.

GREED KILLING bedienen da schon eher die Bedürfnisse der Metallerherzen. Ihr Death Metal / Grindcore-Gebräu zeigt sehr schnell, dass hier ausgiebig geschreddert und gehäckselt werden soll – ganz nach dem Vorbild der einschlägigen Aushängeschilder. CANNIBAL CORPSE, NAPALM DEATH oder BOLT THROWER sind sicher des Öfteren durch die Köpfe der Zuschauer geschwirrt, man muss der Band aber eine gute Hand fürs Auswählen attestieren. Schlecht klingt das Gehörte bei weitem nicht, es mangelt lediglich an der Eigenständigkeit. Schlimmerweise trifft das aber wohl auf die meisten Bands in diesem Genre zu.

BLACK HORIZONZ spielen Black Metal, soviel ist bereits im Vorfeld klar. Und siehe da, man trägt keine Masken und hat vorher keine Pandas gehäutet. Und dann beschwert man sich auch noch über zu VIEL Nebel – was sollen das nur für welche sein, fragt sich manch einer. Aber sobald die ersten Klänge den schlauchförmigen Raum durchfluten, ist jeder Zweifel verflogen. Skandinavien made in Germany möchte man in dicken Lettern in die nackten Hintern der Bandmitglieder brennen. Konsequent und ohne Mätzchen vorgetragen, dabei auch vor ruhigen Momenten nicht zurückschreckend und in den epischen Momenten sogar richtig nahe gehend – siehe da, es geht auch ohne stumpfes Gedresche. Klasse.

Als ABROGATION beginnen, ist die Stunde doch schon recht weit fortgeschritten, was sich leider auch in den Gesichtern der Zuschauer abzeichnet. Nicht das Metaller irgendwann mal gut aussehen würden, aber hängende Gesichter machen die Sache auch nicht eben attraktiver. Dabei zeigt sich am Ende noch einmal ein kleines Highlight in Sachen Melodic Death / Thrash Metal. Die Magdeburger mögen zwar harmlos aussehen, haben aber faustdicke Songs hinter den Ohren. Neben den arschkneifenden Riffs bestechen sie vor allem durch eine willkommene Abwechslungsfreude, die immer wieder für Überraschungen gut ist. ABROGATION ist also definitiv keine Band, bei der man schon zu Beginn genau weiß, wie der Rest des Auftritts verlaufen wird. Zudem gibt man sich publikumsnah und bescheiden. Dass sich gegen Ende das Publikum derart ausdünnt, ist bei der späten Stunde kaum zu vermeiden, dennoch wird das Programm bis zum letzten Song plus Zugaben durchgezogen.

Fotos von Yvonne

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