Deadsoil Witchburner & Bastard Nation

Deadsoil, Witchburner & Bastard Nation

Bastard NationDeadsoilWitchburner
Leipzig, Kulturbundhaus
16.02.2008
" ... Hier in Leipzig ist noch was los, mehr als bei uns im Westen ... hier wird Metal noch gelebt !" Mit diesen und anderen Worten ulkt sich die Heavy-Metal Band BASTARD NATION aus Heidelberg durch ihr solid vorgetragenes Programm. Mit musikalischen Referenzen an die Frühachtziger, Flying-V und wiegendes Gitarrenposen (Ihr wisst schon, dieses STATUS QUO- SCORPIONS-Ding) bringt die melodiöse Band den hiesigen Leuten das "trve" bei und bleibt "standhaft" während der Applaus leiser und die Jubelrufe nur dann lauter werden, als BASTARD NATION ihr letztes Lied ankündigen. Nichtdestotrotz bietet die großzügige halbe Stunde Achtziger-Jahre-Flashback ab und an seine reizvollen Momente, obwohl man den Eindruck hat es könne alles etwas flotter gehen. [dt]

An diesem Abend sind BN wohl die am wenigsten stumpfe Band, auch wenn es in der Rhythmusfraktion hin und wieder einige kleinere Hänger gibt. Das vor allem im Leadgitarrenbereich mehr als nur MAIDEN-lastige Material wirkt recht ausgearbeitet, harmoniert in weiten Teilen mit den souveränen Vocals und macht so anfangs durchaus Spaß. Umso unverständlicher, dass die Band ihren langen Set dann derart mit Midtempo-Stücken zuballert: Ab Song Nummer fünf ziehen sich die einzelnen Passagen oft wie Kaugummi, verlieren sich die gelungenen Gitarrenduelle zunehmend unter einem Haufen überflüssiger Spielereien, und selbst ein Kracher wie "Vinland" käme um Einiges knackiger, wenn er straffer durcharrangiert wäre. Die Teile an sich sind also durchaus gefällig, nur fehlt es BASTARD NATION derzeit noch ein wenig an Durchschlagskraft und Organisation. [rs]

WITCHBURNER zocken schon zügiger. Mit den aktuellen (und allseits gelobten) Album "Blood Of Witches" im Gepäck kloppt die Band einen Oldschool-Thrasher nach den anderen ins Auditorium. Mit einem ansprechenden Sound, bügelt die Band jedem die Kutten platt, der sich nach vorne traut und die WITCHBURNER feiert. Retro-Style, Spielwut und Freude zeichnen eine professionell agierende Band aus, die Metal tatsächlich lebt. Auch wenn irgendwie sich zahlreiche Leute zurückziehen und vorne nur Die-Hardfans genussvoll abhotten. [dt]

Nieten, Leder und graue Shirts, auf denen sich der Aufdruck der 84er Tour von VENOM und METALLICA nurmehr erahnen lässt - WITCHBURNER lassen die Retro-Keule kreisen und rotzen ihren angeschwärzten Thrash entsprechend kompromisslos ins Kulturbundhaus. Neben den üblichen Verdächtigen dürften auch DESASTER Einfluss auf die musikalische Entwicklung der Band genommen haben, was sich nicht zuletzt am sehr agilen Bühnenverhalten zeigt: Die Matten rotieren, die Bewegungswut der Saitenfraktion schreit nach Kilometergeld, und abseits dieser Schelmereien wird gepost, bis auch dem letzten Shirt die Ärmel abfallen. An sich also eine kurzweilige Angelegenheit, der heute lediglich etwas Abwechslung und ein feierwütiges Publikum fehlen - für die Zielgruppe definitiv ein nicht mehr ganz geheimer Geheimtipp. [rs]

Wie man es auch dreht und wendet, es passt einfach nicht zusammen. Nach welcher Taktik und Geschmacksfrage die drei Bands dieses Abends zusammengesetzt wurden, bleibt mir auch nach viel fantasievollem Nachdenken ein Rätsel. So muss man sich als Freund moderner Metalsounds durch eine gefühlte Ewigkeit oldschooliger Klänge kämpfen, um als Headliner eine Metalcore-Band, nämlich DEADSOIL, auf der Bühne stehen zu sehen. Wie es das Schicksal dann auch will, hat die Band auch so gut wie kein Publikum auf ihrer Seite. Zwei, drei Leute gehen zum gefälligen Mosh-Break-Sound ab, der Rest hält Sicherheitsabstand zur Bühne. Trotz abwesender Zielgruppe, mangelnden Zuspruchs und einem besoffenem Kuttenträger, der sich mit Hilfe des Bühnenrands vor dem Fallen bewahrt, geben DEADSOIL ordentlich Gas. Der charismatische Frontmann Friedrich versucht immer wieder die Leute zu mehr Begeisterung zu animieren, was ihm partiell auch gelingt. In einem anderen Rahmenprogramm hätte die Band jedoch sicher einiges mehr abräumen können. So tut sie einem schon ein bisschen leid. [yb]

Fotos von Yvonne

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