Welt in Trümmern

Welt in Trümmern

Atras CinerisGeistMembarisTodtgelichterWeird Fate
Aschaffenburg, Jukuz
23.02.2008
(Bericht von Stefan Hofmann und Stefan Ehrhart, Photos von Stefan Hofmann)

Am 23. Februar diesen Jahres fand im Jukuz Aschaffenburg das Welt in Trümmern Festival statt. Ein reines Black Metal Event sollte es werden und so standen fünf mehr oder minder bekannte Bands dieses Genres an diesem Abend auf der Bühne. Das Aufgebot bestand aus ATRAS CINERIS, WEIRD FATE, TODTGELICHTER, MEMBARIS und GEIST. [sh]

Eröffnet wurde der Abend von ATRAS CINERIS, welche hier erstmals mit ihrem neuen Album „Monolith“ auftraten. Entsprechend des Konzeptes eines chaosgnostischen Rituals gestaltete die süddeutsche Black Metal-Formation auch ihren Auftritt. Sänger Lord Asgoroth erschien in schwarzer Kutte und wurde frontal von einem pyrotechnisch mit Brennpaste erzeugten Feuer flankiert. Aus diesem ließ er immer wieder Flammen schlagen, was durchaus zu den Liedern passte. Das war natürlich sehr polarisierend, wirkte aber dennoch gut und nicht überzogen.
Neben dem schnelleren, chaotischeren „Manifest“, dem Eröffner der oben genannten CD, gab es unter anderem auch das erhabenere „Requiem der Nacht“ und den infernalischen, apokalyptischen Abschluss „Inferno (Endzeit)“ sowie das Titelstück „Monolith“ zu hören.
Der Klang entsprach in weiten Teilen dem des Albums, was die Atmosphäre intensiv und überzeugend machte. ATRAS CINERIS waren sehr sicher und bewiesen, dass sie mit diesem neuen Album auch live mehr zu sich selbst gefunden haben als früher – prägnanter und charakteristischer als bei einem früheren Konzert.
Durch die Komplexität des Materials dürfte sich für manchen Zuschauer der Hörgenuss nicht ganz entfaltet haben. Ich habe jedenfalls gemerkt, dass es durchaus von Vorteil war, die recht vielschichtigen Lieder im Voraus bereits zu kennen – was den meisten aufgrund des Erscheinungsdatums am vorherigen Tag natürlich nicht unbedingt möglich war. Auch wenn dadurch die Eingängigkeit beim Konzert für manch' einen vielleicht etwas auf der Strecke blieb, spricht diese Vielschichtigkeit auf jeden Fall für die Band. [se]

Den größten Blickfang an diesem Abend bieten WEIRD FATE. Die Band hat die Bühne mit unzähligen Kerzen dekoriert. Die Rechnung geht auf und es entfaltet sich eine düster romantische Atmosphäre, die perfekt zu der Musik der Gruppe passt. Leider haben WEIRD FATE mit einem nicht wirklich guten Sound zu kämpfen. Gerade unter diesem Gesichtspunkt muss hier wirklich ein Lob an die Band ausgesprochen werden, denn trotz der widrigen Umstände vermag es WEIRD FATE, das Publikum mitzureißen, was nicht zuletzt an dem starken Liedmaterial liegt. Sehr abwechslungsreich fallen die Songs aus, wobei mir die Kombination aus frostig dunklen Riffs und atmosphärischen Passagen wirklich sehr gut gefällt.
Das Songmaterial weiß definitiv zu begeistern, schon alleine, weil die Band sehr kreativ zu Werke geht und alles andere als musikalische Stangenware abliefert. WEIRD FATE spielen vier Songs, davon ist der erste („Nacht“) bisher unveröffentlicht. Die nächsten beiden Lieder („Shadows“ und „Forlorn“) entstammen der kürzlich erschienen Split CD mit MEMBARIS. Das vierte und letzte Stück („Niemals fällt die Zeit“) schließlich stammt noch aus Demozeiten. Auch Neuzugang Aposthatha an der Gitarre, der an diesem Abend seinen Liveeinstand gibt, hinterlässt einen positiven Eindruck. Routiniert und gut aufeinander eingespielt werden die einzelnen Lieder dargeboten. Trotz des schlechten Sounds kann man also von einem mehr als gelungenen Auftritt sprechen. Nicht nur mich konnte die Band an diesem Abend von ihren Qualitäten überzeugen! [sh]

TODTGELICHTER sollten dann - neben MEMBARIS - zum inoffiziellen Höhepunkt des Abends werden. Der Andrang des Publikums kulminierte bei diesen beiden Formationen sicherlich nicht ohne Grund. TODTGELICHTER präsentierten nun ihr sehr vereinnahmendes, schönes und stürmisches Liedgut. Man konnte direkt die Augen schließen und sich von den unheimlich prägnanten und ausdrucksstarken Melodien mitreißen lassen. Nicht nur diese, sondern zum Beispiel auch die mehrstimmigen Passagen, bei welchen Gitarrist Frederic Sänger Mort ergänzte, wurden von einer solchen lebendigen Energie durchströmt, dass man einfach eine Gänsehaut bekommen musste. Titel wie „Blutstern“, wenn ich mich nicht irre unter anderem auch „Larva“ und weitere Stücke des letzten Werkes „Schemen“ sowie des Vorgängers „Was bleibt...“ strömten mit Phaszination und Atmosphäre durch den Raum – auch der starke Einsatz der Nebelmaschine fügte sich hier wunderbar ein.
Die Musiker waren perfekt aufeinander abgestimmt und setzten das Material mit einer unheimlichen Intensität um , der Klang stimmte, man wurde von einer Wucht an Sturm, Emotion überrollt, wahrhaftig düster aufgewühlt - zumindest mir hat sich der Auftritt im Nachhinein richtiggehend eingebrannt und wird noch lange in Erinnerung bleiben. Im Nachhinein erinnerten sich auch einige an TODTGELICHTER als beste Gruppe des Abends. [se]

Meine Erwartungen an MEMBARIS waren sehr hoch. Ihr Zweitwerk „Into Nevermore“ hat bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen und so war ich schon sehr gespannt, ob die Band es vermochte, die Energie und düstere Atmosphäre ihrer Stücke auch live umzusetzen. Und ich muss sagen, dass meine Erwartungen sogar noch übertroffen wurden. Die Band entfachte auf der Bühne mit ihrer düsteren Klangkunst einen tosenden Sturm und riss mit ihrer schieren Energie auch das Publikum mit in diesen reißenden musikalischen Strom.
Bei MEMBARIS stimmte an diesem Abend alles. Sowohl die musikalische als auch die visuelle Darbietung ergänzten sich perfekt und zeigten eine sehr professionelle und qualitativ hochwertig agierende Band, die den Vergleich mit namhafteren Gruppen nicht zu scheuen braucht. Gespielt wurden Lieder aus allen Veröffentlichungen des bisherigen Schaffensprozesses. So spielte man „Forever Burning Flames“ und den Titeltrack vom Demo „When Darkness Reigns“, „Silence“ und „Suicidal Melancholy“ vom Debüt „Poetry Of Chaos“, „Into Nevermore“ vom gleichnamigen Zweitwerk, sowie „Mein schwarzer Augenblick“ und „Only Ruins Remain…“ von der vor kurzem gemeinsam mit WEIRD FATE veröffentlichten Split CD (sehr zu empfehlen!). Der letzte Song der Setlist mit dem Namen „Seelenmacht“ ist bis dato unveröffentlicht. An den Publikumsreaktionen konnte man unschwer erkennen, dass nicht nur ich begeistert war von dem Auftritt von MEMBARIS. [sh]

Als wohl bekannteste und etablierteste Gruppe des Abends kamen abschließend GEIST auf die Bühne, die Zuschauerreihen hatten sich allerdings schon ein wenig gelichtet. Erst einmal fiel auf, dass sich die Musiker optisch von den anderen Bands abhoben. Wo bei den anderen Formationen Corpsepaint und einheitliches Auftreten zu sehen waren, begaben sich GEIST in normaler Aufmachung auf die Bühne. Die Wertung von Äußerlichkeiten ist sicher eine kritische Sache, doch können sie bei entsprechender, intensiver Musik durchaus zur Stimmung beitragen.
Jedenfalls hatte ich von GEIST anderes erwartet; nicht das Ausbaden von Klischees oder ausgelutschte Gesten, aber einfach ein stimmungsvolleres Auftreten. Wie auch immer - musikalisch verhielt es sich da leider ähnlich. Sicher, man erkannte die Lieder und dass einige schöne Keyboard-Passagen oder klare Gesangsteile nicht dabei waren, ist verständlich.
Aber die Band strahlte hier einfach etwas anderes aus, als es auf den Alben „Patina“ und „Kainsmal“ der Fall ist. Das Titelstück des letztgenannten Werks klang anders als auf CD und auch das eigentlich sehr schöne „Stille Wasser“ mit seiner prägnanten Gänsehautpassage hatte hier eine ganz andere Aufmachung. Ebenfalls zu sehen bzw. hören gab es einen Gastauftritt von Sänger Thorsten der leider verblichenen NOCTE OBDUCTA. GEIST gaben sich eher wie eine „Rock-Band“, jedenfalls war der Auftritt nicht der tiefgründigen, nachdenklichen Stimmung des Albums entsprechend.
Dass Sänger Cypher D. Rex bei Gesangspausen auf der Bühne herumspazierte und beiläufig rauchte hinterließ auch eher den Eindruck als würde man einem Proberaumabend beiwohnen als einem Auftritt. Das ist nun aber nicht persönlich zu nehmen; ich denke, ich hatte wie einige andere im Voraus einfach ganz andere Erwartungen und Vorstellungen.
Zur Art des Auftretens passte da die abschließende Interpretation von DARKTHRONEs „Under a Funeral Moon“ schon eher – aber leider eben nicht ganz zur Wellenlänge der bandeigenen Stücke.

Alles in allem war der Abend jedoch – wie man wahrscheinlich unschwer erkennen kann – überaus gelungen und offenbarte einige phantastische Momente. Die Zusammenstellung der Bands war wirklich sehr passend und so intelligent gewählt, dass die Qualität zu keinem Zeitpunkt litt oder die Atmosphäre unterbrochen wurde. Die Örtlichkeit, das Jugendkulturzentrum Aschaffenburg, war dabei für diesen Anlass passend. Die Stimmung war die meiste Zeit ebenfalls recht angenehm und bis auf ein paar Ausnahmen konnte man sich eigentlich ganz wohl fühlen. [se]

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