Overkill Mortal Sin Drone

Overkill, Mortal Sin, Drone

DroneMortal SinOverkill
Saarbrücken, Roxy
13.03.2008
OVERKILL im „kleinen“ Roxy? Da werden schon im Vorfeld Erinnerungen an die legendäre EXODUS-Show vor einem Jahr wach, als die Bay Area-Legende den Laden in Schutt und Asche legte. Die Frage, ob aber OVERKILL nicht ein bisschen zu groß für den Club sind, ließ sich vor der Show nicht genau beantworten. Im Laufe des Abends siehts diesbezüglich aber ganz anders aus: einige bekommen angesichts eines mit über 400 Leuten gefüllten Roxys fast schon Atemprobleme, während andere gerade aufgrund eines gemütlichen Gruppenkuschelns komplett aus dem Häuschen sind. So war auch bereits vor der ersten Band DRONE klar, daß es heute Abend gut zur Sache gehen würde.

Auch wenn beim genannten Opener noch wenig Stimmung herrscht, die deutsche Band macht ihre Sache gut und zockt ihren modernen Thrash, den ich als MACHINE HEAD light bezeichnen würde, tight und auf ordentlichem technischen Niveau. Wie bei den amerikanischen Idolen gibt es auch hier die obligatorischen Groove-Parts mit wohldosierten Thrash-Ausbrüchen und fiependen Gitarrenobertönen. Nichts wirklich Neues halt, auch nicht extrem herausragend, aber für einen „Underground“-Opener machen DRONE ihre Sache gut. Zudem zeigt Sänger Mutz, daß er die deutsche Grammatik beherrscht, indem er 2 Nebensätze in einem Satz unterbringt, die komplette Band beweist beim Anfang des letzten Songs mit einem „Eye Of The Tiger“-Zitat guten Geschmack, und der Höflichkeitsapplaus richtet den Jungs aus, daß sie auf einem guten Weg sind.

Meine allererste selbstgekaufte Schallplatte hört auf den Namen „Mayhemic Destruction“, ein Album, für das ich bei Erscheinen damals nur aufgrund des genialen Coverartworks mein Taschengeld über die Theke geschoben habe. Ein Album, das mir meine Jugendzeit versüßt hat, von einer Band, die ich immer schon einmal auf einer Bühne sehen wollte. 20 Jahre musste ich warten, um MORTAL SIN live zu erleben, und heute Abend ist es nun endlich so weit. Würden die Australier, die gerade mal noch aus zwei fünftel der Urbesetzung bestehen, ihre alten „Klassiker“ überhaupt noch spielen? Oder würde man sich eher auf die Neuzeit und das aktuelle (natürlich alles andere als schlechte) Album „An Absence Of Faith“ versteifen?

Doch die Sorgen sollten schon bald Freudentränen und anhaltenden Genickverspannungen weichen; Schon der zweite Song „Blood Death Hatred“ vom Debüt bringt nicht wenige der Anwesenden zum Toben, bevor mit dem Hit des gleichen Albums – „Lebanon“ (dem auch schon bald das inoffizielle Sequel „Tears Of Redemption vom neuen Werk folgen sollte) DER Klassiker der Aussies schlechthin folgte. Natürlich darf in dieser Reihe auch ein Song der Marke „I Am Immortal“ („Face Of Despair“ nicht fehlen, bevor mit dem Titeltrack des Debüts „Mayhemic Destruction“ eine langerwartete Show ihren Abschluß findet, deren einziger Kritikpunkt ist, daß eine eher durchschnittliche neue Nummer wie „Eye In The Sky“ nicht vom Überhit der „An Absence Of Faith“-Platte – „Dead Man Walking“ ersetzt wurde. Die Kombination aus völliger Hingabe der Band bzw. Spielfreude deluxe und eines solchen Hammersets trägt entscheidend dazu bei, daß einige in dem australischen Thrash-Kommando schon jetzt den Gewinner des Abends sehen.

In diesem Falle hat man dann aber – wie so oft – die Rechnung ohne den Wirt, bzw. den Hauptact gemacht. Bitte mal alle melden, die bis dato EINEN schlechten Auftritt von OVERKILL gesehen haben!!! Allzu viele Hände dürften sich wohl kaum erheben, schließlich schaffen es die New Yorker zu jeder Tages- und Nachtzeit, mit einer ausgewogenen Setlist und einem über die Jahre perfektionierten Stageacting zu punkten. Auch heute stimmt in dieser Hinsicht wieder alles. Die neuen Songs („Devils In The Mist“, „Skull & Bones“ und „Walk Through Fire“) fügen sich nahtlos in den Querschnitt der bisherigen Diskographie ein und werden im übervollen Roxy ebenso abgefeiert wie Göttergaben der Marke „Hello From The Gutter“, „Rotten To The Core“ oder „Wrecking Crew“. Zwischendurch überläßt Hauptakteur Bobby „Blitz“ Elsworth seinen Instrumentalkumpels gerne mal das Rampenlicht, um hinter den Gitarrenboxen eine Kippe nach der anderen zu fluppen und die Seele baumeln zu lassen. Nur um kurz darauf wieder zur alten Rampensau zu mutieren und das Publikum mit seiner brachialen Energie anzustecken. Von Raucherlunge und Müdigkeit ist auch bis Ende des Sets nichts zu spüren, so daß es auch kein Wunder ist, daß sich die Band nach ihrem offiziell letzen Hit „Elimination“ nicht lange bitten lässt und gleich wieder auf die Bretter kraxelt.

Ob man „Necroshine“ und das meiner Meinung nach schwer nervige „To The Oldschool“ nicht besser gegen die Übersongs „In Union We Stand“ und „Feel The Fire“ getauscht hätte, muß jeder für sich selber beantworten. Der Stimmung tut dies zumindest keinen Abbruch, und mit dem obligatorischen „Fuck You“ ist man danach eh wieder auf der Gewinnerspur. Coole Idee übrigens, in den Song das AC/DC-Cover „Dirty Deeds“ (bei dem Blitz mal kurz ein Bad in der Menge nimmt) einzubauen, was auch bestens funktioniert. Genauso übrigens wie der spontan nachgereichte BLACK SABBATH-Klassiker „Symptom Of The Universe“, der danach dann einen wundervollen Abend beenden darf!

Abschließend kann man sagen, daß es immer wieder erstaunlich ist, mit welcher Energie und Brachialität die nun auch nicht mehr ganz so jungen Männer auf der Bühne zu Werke gehen. Während gehypten Metalcore-Acts (deren Mitglieder oftmals noch nicht mal die 30 erreicht haben) wie beispielsweise AS I LAY DYING schon nach einer knappen Stunde die Luft ausgeht, ist man sich bei den alten Säcken sicher, daß sie in dieser Zeit erst richtig auf Betriebstemperatur kommen. Und aus genau diesem Grund werden faule Säcke wie die oben genannten niemals am Thron von Bands wie OVERKILL und EXODUS sägen können! Gerade letztere werden auch bald wieder diesen Beweis erbringen. Seid schon mal auf die Kriegsberichterstattung aus dem zerstörten Roxy gespannt!!!
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