Grave Digger Alestorm & Taletellers

Grave Digger, Alestorm & Taletellers

AlestormGrave DiggerTaletellers
Saarbrücken, Garage
22.01.2009
Scheinbar hatten GRAVE DIGGER das letzte Mal in Saarbrücken eine recht lustige Zeit, schließlich beehren sie die Garage nun seit etwas mehr als einem Jahr schon das zweite Mal. Schade nur, daß der Publikumszuspruch auch heute wieder etwas zu wünschen übrig lässt. Daß aber auch ein nicht ausverkaufter Club für einen anständigen Lärmpegel sorgen kann, wird im Laufe des Abends mehr als deutlich.

Los geht das Spektakel mit der saarländischen Formation TALETELLERS, die vor übersichtlicher Kulisse (und mal wieder vor eigentlichem Konzertbeginn) auf die Bretter steigen und mit „Rock ´n´ Roll-Detonator“ in ihren Set einsteigen. Sofort ist erkennbar, daß ihr old schooliger 80er-Metal ziemlich perfekt zum Headliner passt. Trotzdem klingt das Material für mich persönlich oft etwas belanglos und langweilig. Und der Refrain des Abschlußtracks „Bad Motherfucker“ schafft es gar, meine Zehennägel Richtung Himmel stehen zu lassen. Daß vor spärlichem Publikum auch die Anfeuerungsversuche des Sängers nicht so recht fruchten und etwas peinlich wirken, dürfte auch klar sein. Trotzdem gibt die Band auf der Bühne ordentlich Gas und lässt sich auch vom schlechten dumpfen Sound nicht unterbuttern.

Bei ALESTORM füllt sich dann der Platz vor der Bühne etwas mehr, schließlich sind nicht wenige Leute neugierig, ob die Live-Show dem Hype um die Schotten gerecht wird. Der Poet dieser Zeilen kennt die Live-Qualitäten der Band bereits und stürmt beim Opener „Wenches And Mead“ (das zur Hälfte in Deutsch vorgetragen wird) die erste Reihe, um mit den verrückten Piraten eine ordentliche Party zu feiern. Für Aufsehen sorgt wieder einmal der sympathische Frontmann und Müsliriegel-Verehrer Chris Bowes, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und scheinbar als Stand-Up-Comedian geboren wurde. Immer wieder reißt er die Leute mit, orgelt sich mit seiner „Keytar“ (keine Ahnung, wie man das Keyboard sonst nennen könnte) ins Nirwana und gröhlt seine Piraten-Weisen in Richtung Auditorium. Erstaunlich ist auch, daß die Band nicht nur eingängige Songs wie das neue „Leviathan“, „Set Sail And Conquer“ oder den Rausschmeißer „Captain Morgan´s Revenge“ schreiben kann, sondern auch auf den Instrumenten erstaunlich fit ist. Gerade der kleine Gitarrist Dani Evans zeigt, daß auch kleine Finger erstaunlich flink über das Griffbrett huschen können und beweist, daß er sich Solotechnisch nicht hinter bedeutend größeren Gitarristen verstecken muß. Leider aber müssen sich auch die Schotten mit einem recht beschissenen Sound herumschlagen, so daß einige Feinheiten flöten gehen. Schade! Der Stimmung tut dies allerdings keinen Abbruch, so daß ich nach der Show nicht der einzige bin, dessen Daumen nach oben zeigt!

Seltsam, seltsam…als GRAVE DIGGER mit „Ballad Of A Hangman“ loslegen, ist das Klangbild auf einmal erste Sahne. Hat man sich vielleicht nicht getraut, den Vorbands einen ordentlichen Sound zu spendieren, aus Angst, man würde von ihnen (gerade ALESTORM) an die Wand gespielt? Sollte dies der Fall sein, hätte man sich heute Abend keine Sorgen machen müssen. Die Setlist strotzt nur so vor Killersongs, die jedem neuen UND alten Fan ein Lächeln ins Gesicht zaubert, und die Band selber agiert mit einer fantastischen Spielfreude und Sympathie. Mit „Ballad Of A Hangman“ hat man ein tolles neues Scheibchen in der Hinterhand, und gerade der mitgröhlkompatible Titelsong (dessen Refrain zugegebenermaßen auch nicht gerade komplex ist) leitet auf perfekte Weise die über neunzigminütige Tour-De-Force ein. Dabei macht man – wie bereits erwähnt - die jüngeren Anhänger mit Songs der „Neuzeit“ ebenso glücklich wie die Jünger der ersten Stunde. Sprich: Songs wie u.a. „Valhalla“, „Lionheart“, „The Last Supper“ (witzig mit „Die Letzte Suppe“ angekündigt) stehen gleichberechtigt neben alten Hits der Marke „Witchhunter“ (yeah!!!), „Headbanging Man“ oder „Wedding Day“. Meiner Meinung nach hätte man letzteren aber gerne gegen das geniale „Shadows In A Moonless Night“ (ebenfalls vom „Reaper“-Album) tauschen können. Schade, daß dieser Kracher nie zu Live-Ehren kommt!



Daneben bringt die auch instrumental überraschend gut aufspielende Mannschaft nebst Chris Boltendahl natürlich auch einen kleinen Ausflug durch das neue Album, das mit dem Titelsong, „Hell Of Disillusion“, „Stormrider“ und „Pray“ gut aufgestellt ist und auch freudige Reaktionen aus dem Publikum hervorruft. Diese erreichen ihren Höhepunkt selbstverständlich bei den bekanntesten Songs, namentlich „Knights Of The Cross“ und – natürlich – „Rebellion“, das qualitativ nahtlos an den Titelsong eines Konzeptalbums über einen bestimmten König und besonders dessen Schwert anknüpft. Für die alten Fans gibt es im Zugabenteil mit „The Reaper“ und „Heavy Metal Breakdown“ dann den finalen Tritt in den Arsch. Sehr, sehr schön!!!

Insgesamt ein spannender Abend, der zeigte, dass eine relativ frische Band wie ALESTORM in Kombination mit der „alteingesessenen“ Truppe GRAVE DIGGER,die immerhin seit über 25 Jahren dem Metal frönt konzerttechnisch perfekt harmoniert. Dies lag nicht zuletzt an der überraschend modernen Präsenz der Grabschaufler, die mit Feuershow und Leinwand ihren Gig aufpeppten. Nur eines der zahlreichen Thumbs-Ups für diese Shows!

ps: Danke nochmals an Anne Schlösser für die Fotos!

Bildergalerie

-