Summer Breeze 2009

Summer Breeze 2009

Amon AmarthBackyard BabiesBattleloreBlack MessiahBorn From PainBrainstormCallejónCynicEntombedEquilibriumEvergreen TerraceGrand MagusJack SlaterKatatoniaKatraKreatorLife Of AgonyMisery IndexMoonspellNarzissOpethProtest The HeroPsychopunchSabatonSchandmaulThe SorrowVaderVolbeatWalls Of Jericho
Dinkelsbühl
12.08.2009
Neben der Musik zählte der Anreisestau wie eigentlich jedes Jahr zu den Highlights. Obwohl versprochen wurde, das Schleusensystem dahingehend zu verbessern, den Stau zu dezimieren, ist der Unterschied zu letztem Jahr nur minimal spürbar. Außerdem sorgt Mitarbeiter Matthias S., der von nun an Obelix genannt wird, für gute Laune und einige Lacher, man siehe beispielsweise meine Signatur im Forum. Der Spitzname Obelix erklärt sich ganz einfach: tauscht einfach in der Geschichte das Wort „Kessel mit Zaubertrank“ mit „Bong“ aus. [mbo]

Schon am Mittwoch Abend beginnt das Spektakel im Festzelt. Mit VOMITORY und GOD DETHRONED sind zwei erstklassige Bands am Start, die sich der Death Metal Fan nicht entgehen lassen darf. Als pünktlich um 22 Uhr die Schweden die Bühne betreten wird klar, dass das Zelt, welches zwar einen großen Eindruck macht, viel zu klein ist. Bereits jetzt ist kein reinkommen mehr möglich, viele Besucher müssen sich den Auftritt von außen ansehen. Ich gehöre ebenfalls dazu, was mir die Laune gründlich verdirbt. Bereits nach 2 Songs habe ich keine Lust mehr und verziehe mich. Muss ich zu GOD DETHRONED eben was früher da sein.

Sehr viel früher, wie ich feststellen muss, denn kurzerhand wurde die Band vorgezogen und die Setlist geändert. Der Grund interessiert mich nicht und ich bin entsprechend enttäuscht, dass ich beide Bands nicht zu Gesicht bekommen habe. [fs]

Donnerstag

Der Tag beginnt für mich mit einem Rundgang durch das Städtchen Dinkelsbühl. Seine beschauliche und mit Detailliebe gestaltete Innenstadt ist einen Abstecher wert. Der Rundgang lässt sich natürlich prima mit einem schmackhaften Mittagessen krönen. [fs]

Den Auftakt an diesem Tag bildet KATRA, was für mich ein Name ist, den ich zum ersten Mal höre. Deswegen gilt hier erst Recht die Devise: Anschauen kann ja mal nicht schaden. Das haben sich sicher mehrere gedacht, denn obwohl das Mittagessen noch am Verdauen ist, steht dort eine gehörige Portion Menschen vor der Bühne. Wie es scheint alle aus dem selben Grund wie bei mir, denn ein richtiger Fan, der auch mal abgeht zur Musik ist nicht zu sehen. Vielmehr sind alle eher abwartend, und man sieht nur vereinzelt ein paar wenige headbangen. Gesanglich hab ich definitiv schonmal besseres gehört als von dem roten Teufel auf der Bühne, aber man kann ihr wenigstens nicht nachsagen, dass sie sich nicht ordentlich ins Zeug gelegt hätte. Die aus Finnland stammende Katra, nach der auch die Band benannt ist, unternimmt nämlich fast am laufenden Band ein paar Versuche die Zuschauer zu integrieren. Aber zu dieser Zeit ein recht aussichtsloses Unterfangen. [ms]

Vom Spaziergang zurück gekehrt erlebe ich noch die letzten Takte von JACK SLATER,die sicher ein bisschen was von ihrem neuen Album geboten haben. Ich nehme es aber wirklich nur im Vorbeigehen war, denn die Brutalo Death Metaller durfte ich schon einige Male erleben. Sehr mitreißen war es, doch heute kann ich mir keine Zeit dafür nehmen.

Eigentlich zieht es mich zur Bühne, denn GRAND MAGUS spielen dort. Leider neigt sich auch ihr Gig schon dem Ende entgegen. Die Mischung aus Stoner Rock und Doom Metal weiß zu gefallen. Nicht nur mich, sondern auch die zahlreichen Fans der Schweden. Endlich mal eine Band mit viel Gefühl und dennoch einer gesunden Portion Härte und nicht so weinerlicher Mist, der in diesem Genre leider immer noch viel zu schnell veröffentlicht wird. Klasse![fs]

Zu VADER hörte man über das ganze Gelände verteilt immer wieder sinngemäß folgende Worte: „Viel zu früh, viel zu kurz!“ Und dieser Meinung kann ich mich im Großen und Ganzen anschließen. Es sind schon einige Leute vor der Bühne und VADER machen ordentlich Laune. Natürlich gibt es auch einen Vorgeschmack zum neuen Hammer-Album „Necropolis“. Gegen Ende geht es dann aber für mich wieder Richtung Bierausschank, denn bei der lächerlichen Spielzeit von knapp 40 Minuten freue ich mich doch mehr auf ihre Headliner-Tour im Herbst.

Humoristisches Highlight ist für mich an diesem Tag JACK SLATER im Party Tent. Ob Groove, ob Gefrickel – bei deren Musik ist echt alles dabei und das fruchtet auch, denn ohne Aufforderung bildet sich recht früh schon ein Moshpit und geht mir gleich mal auf den Geist, da ich mich unglücklicherweise direkt im Epizentrum postiert habe. Schnell weg aus dem Rudel und die lustigen Sprüche aus der Distanz mit einem Dauergrinsen wahrgenommen. In den kurzen 30 Minuten werden auch noch zwei neue Songs vorgestellt, die auf dem noch namenlosen neuen Album erscheinen werden. [mbo]

Lustig wird es auch bei UNHEILIG, aber auf eine andere Art und Weise. Mir sind die Deutschen bisher unbekannt und das ist auch gut so. Der Sänger springt im schwarzen Anzug und weißem Hemd auf die Bühne und mir ist jetzt schon schlecht. Ist das Neue Deutsche Härte? Oder doch stampfender Gothic Rock? Für solche Momente und für Derbysiege hat der Herrgott den Schnaps erfunden. Es stehen zwar eine Menge Leute vor der Bühne, aber sicher nur, weil sie sich die Latscherei zum Fuselstand sparen wollen. So richtig mitgehen tut kaum einer. Die Burschen auf der Bühne fühlen sich wohl, aber das ist kein Grund, gleich eine solche Musik zu machen. Die Show ist auch nicht sonderlich toll. Highlight ist die Ansage „Wollen wir gemeinsam tanzen?“. Brüllt es ins Mikro und zappelt über die Bühne wie die Bushwhackers bei einem epileptischen Anfall. Tut mir leid für die Fans, aber wenn ihr groß seid werdet ihr verstehen, was ich meine. Warum dürfen die länger spielen als VADER?[fs]

Nun wird die Bude auch mal auf der Pain Stage voll, denn EQUILIBRIUM stehen auf der Bühne und können gegenüber UNHEILIG schon von Anfang an einen größeren Wurf beim Publikum landen. Diese sind voll dabei, und kleine Moshpits und Crowdsurfer gibt es zur genüge. Die Bazis liefern von Anfang an eine solide Show, wobei die Interaktion etwas spärlich ausfällt. Ein bisschen mehr Esprit hätte auch nicht geschadet, stehen sie doch auf der Bühne rum wie Schachfiguren. Die Musik passt aber und die Leute springen darauf an. Was könnte man also nun noch großartig darüber schreiben, außer dass der Sänger einen ordentlichen Sonnenbrand hatte? Insgesamt also eine leichte Partie für EQUILIBRIUM.

Endlich sehe ich mal eine Metalcore Band, die sogar ich kenne (zumindest vom Namen) und von der ich sogar ein Album besitze (auch wenn ich es mir noch nie angehört habe), nämlich WALLS OF JERICHO. Zuerst einmal fällt mir die Sängerin sehr positiv ins Auge. Hätte ich das früher gewusst, dann hätte ich mir vielleicht auch mal die Mühe gemacht, und die CD in die Anlage geschmissen. Wie dem auch sei, mit der Musik kann ich trotz der einmaligen Bühnenpracht nicht viel anfangen. Die Band springt in meinen Augen typisch Core-mäßig rum, was ihnen von den Zuschauern auch nur die ersten paar Reihen nachmachen. Musikalisch finde ich die Soundkulisse etwas heftig, da Details zu sehr untergehen, und es wird mir auch einfach zu viel rumgeschrubbt.

Eigentlich ist es ja eine Schweinerei, dass sich KREATOR noch vor CANTUS BURANUS oder den BACKYARD BABIES abspeisen lassen. Man merkt auch, dass KREATOR selbst nicht zufrieden sind mit ihrer Position in der Running Order, denn ihre Bühnenshow kommt ziemlich kühl rüber. Nichtsdestotrotz spielen sie alle Passagen routinemäßig und souverän runter, wodurch ein richtig gutes Thrash Metal Headbanging Feeling aufkommt. Sonst muss man zu KREATOR wohl auch nicht mehr viel sagen, 27 Jahre Erfahrung sprechen für sich. [ms]

Nun wird es Zeit mal so richtig die Sau rauszulassen und eine wilde Orgie zu feiern, denn die BACKYARD BABIES sind auf der Pain Stage und legen einen richtigen Bastard Auftritt hin. Es gibt zwar nicht berauschend viele Festivalbesucher, die zu diesem gepflegten Schweden Rock eine Party feiern wollen, aber diejenigen die vor der Bühne stehen, bereuen rein gar nichts. Zusammen mit der nächtlichen Stimmung, dem Alkohol und der riesigen Menge an Gleichgesinnten kann man endlich mal abrocken wie man will, auch wenn es noch so dämlich aussieht. [ms]
In der Tat Schweine Punk Rock vom feinsten. Die BABIES sind seit mehr als zwanzig Jahren ein fester Bestandteil der schwedischen Szene und können sicher zu den Wegbereitern dieser Musikrichtung gezählt werden. Der Auftritt war geil und von Kollege Obelix schon sehr treffend beschrieben. Es sieht nämlich wirklich total dämlich aus, wenn dieser voll zu wie ein Postschalter ist und zu dieser sleazigen Musik rockt.[fs]

Oh du schöne Vorfreude auf MISERY INDEX! Ich freue mich wie ein Radieschen schon seit sie beim Party San die Bühne verlassen haben auf diesen Gig. Der Soundcheck dauert dann noch ne Weile, die mir ewig vorkommt. Dann entern sie endlich die Bühne und.... uffff... Die sind mal übelst angepisst. Diese Wut lassen sie die Anwesenden im Zelt deutlich spüren und ihre Unzufriedenheit über den Sound gibt dem Auftritt einen gewissen Touch. Dennoch erreichen die Grinder nicht annähernd die bedingungslose Unterwürfigkeit des Publikums wie vor einer Woche in Bad Berka. Dennoch bin ich zufrieden nach dem Konzert, denn im Gegensatz zu vielen anderen ist dieser mäßige Auftritt von MISERY INDEX sehr gut. [mbo]

CANTUS BURANUS, das neue Projekt von CORVUS CORAX. Es gab schon im Vorfeld sehr viele Diskussionen darüber, und es ist klar, dass hier sehr stark polarisiert wird. Manche haben den pompösen Auftritt nahezu vergöttert, andere waren mehr als sauer darüber, dass sich diese Gruppierung eine so gute Uhrzeit sichern konnte. Ich gehöre auf jeden Fall zu der zweiten Partei. Klar, war die Bühnenshow mit diesem riesigen Orchester phänomenal. Man sieht eben nicht alle Tage Dudelsäcke, Trompeten, Posaunen, Kontrafagotte zusammen mit einem Dirigenten und einem riesengroßen Bong auf einem Metalfestival. Aber ich habe während des Auftrittes nicht die geringste Entwicklung erkennen können und war deswegen mehr als gelangweilt. Man hätte vielleicht im Vorfeld einen Kompromiss eingehen können, und CANTUS BURANUS etwas früher, aber dennoch erst nach der Dämmerung aufstellen können. So hätte dank der Dunkelheit genügend Stimmung aufkommen können und die Anti CANTUS BURANUS Fraktion wäre auch bedient gewesen. [ms]

Zu späterer Stund lasse ich mich von Falk noch dazu hinreissen, KATATONIA anzusehen. Mir ist bis dato nur äußerst wenig Material von ihnen bekannt, aber das sollte sich nach diesem Gig noch ändern. Die Kommentare, die mein lallender Begleiter zur Musik von sich gibt, machen mir Lust auf mehr. Die Atmosphäre ist wirklich sehr gefühlsbetont, was der Anblick der schmusenden Paare um mich herum nur bestätigt. [mbo]
Meinst du mich mit lallen? Frechheit! Das ist nur eine ganz besondere Ausdrucksweise, die bei mir ab und an mal durchkommt. Ich sehe da keinen Zusammenhang zu den höchstens drei Bier, die ich über den Tag verteilt getrunken habe. Da fällt mir ein: wo ist eigentlich Obelix abgeblieben? Jedenfalls liefen KATATONIA einen coolen Gig ab, der sich natürlich am neuen Material der Band orientiert (was für mich alles nach der „Brave Murder Day“ ist). Sänger Jonas trifft anfangs kaum einen Ton, das wird aber im Verlauf besser. Ob es nun am Alkohol oder seinem Gewicht lag (ich war erschrocken, als ich ihn gesehen habe), weiß ich nicht genau. Ich bin allerdings auch froh, dass der Tag zu Ende ist und ich mich ins Zelt verkrümeln kann. Die drei Bier fordern irgendwann Tribut.[fs]

Freitag

Kommen wir endlich zu meiner persönlichen Neuentdeckung, Favorit und Highlight des Summerbreeze 2009, nämlich zu keinem Geringeren als THE CUMSHOTS. Zuerst ist meine Meinung ja noch mehr als misstrauisch, hört sich dieser Name doch ziemlich kindisch an. Doch ziemlich bald bin ich sowas von begeistert und bin für den guten Tipp vom Kollegen Falk absolut dankbar, denn wie der Sänger auf der Bühne abgeht ist ja echt mal der Hammer. Der Rest der Besetzung ist da nur noch Nebensache, und das wissen die wohl auch, da sie selber wie gespannt auf ihren Frontmann starren und sich nicht mehr von der Stelle bewegen. Musikalisch sowie bühnenmäßig war der Auftritt allererste Sahne, und ich hätte fast noch einen Drumstick gefangen, wenn ich nicht stockbesoffen über meine eigenen Füße gefallen wäre, fünf Meter auf dem Kies gerutscht wäre und mir nicht die Hand aufgeschürft hätte. Aber dieser Versuch war es mir trotzdem wert.[ms]

Ja, manchmal kann man von mir sogar was lernen. Zum Beispiel, dass im Prinzip alle schwedischen Bands mit „The“ im Namen zumindestens angetestet werden müssen und meistens auch für geil befunden werden. Der Name sagt mir zunächst auch nichts, aber als ich die Show sehen, fällt mir ein, dass ich im Cothurnus mal ein Interview mit diesem Irren, der da auf der Bühne steht, gelesen habe. Der Typ ist oder war in Norwegen mal Modell, und zerlegt sich dennoch bei jeder Gelegenheit und bei jedem Gig selbst. Total durchgeknallt und aggressiv wie ein hungriges Raubtier kennt er scheinbar keine Grenzen. Das muss man gesehen haben. Musik? So eindeutig ist die Band nicht einzuordnen, aber eine Mischung aus Heavy (!) Metal, Death Metal und Rock'n'Roll. Mich wundert immer noch, dass er Kollegen Salomon gestern am Leben gelassen hat, als er ihn fragte, ob er bei den BACKYARD BABIES spielt.[fs]

Nachdem ich bei THE CUMSHOTS eine Porngrind-Band vermutet hatte, sollte Falk mit seiner Theorie über „Bandname beginnt mit The + die sind aus Schweden = rotzige Rock n Roll Band“ Recht behalten. Es muss schon ein lustiges Bild sein, wenn 3 Mitarbeiter des gleichen Magazins früh morgens um 12 Uhr nur wegen dem Namen auf der Matte stehen und den Auftritt ausnahmslos als geheimer Headliner abfeiern. Unser Obelix ist scheinbar nur enttäuscht darüber, den Drumstick nicht gefangen zu haben, aber bei der Wodka-Dröhnung wundert mich das ehrlich gesagt nicht. Ob der Sänger jetzt eine Bierdose aufbeisst oder seinen Piepmatz rausholt und anschließend in die Meute hüpft, in Sachen Arschloch spielt der mit Sicherheit in der Champions League mit, einfach geil! [mbo]

Nach THE CUMSHOTS müssen alle Bands doch voll abstinken, denke ich mir, und genau das tun auch BATTLELORE, die die Ehre, beziehungsweise das Pech haben, gleich danach auf der Pain Stage zu spielen. Der Gesang ist ziemlich mickrig, und die Aufmachung ihres Auftrittes etwas gewagt, um nicht zu sagen „die sehen aus wie Clowns“ (Zitat Falk). Irgendwie will der Funke halt einfach nicht überspringen, bei mir nicht und auch beim Publikum nicht. [ms]

Bei meinem Versuch, Vorurteile gegenüber Metalcore auszublenden, werde ich mit CALLEJON auf eine harte Probe gestellt. Dämliches Gehabe und Rumgehüpfe sind nicht gerade das, was ich von einem guten Konzert erwarte. Eigentlich gehört sich so etwas ja zur unheiligsten Zeit ins Zelt und nicht auf die Main Stage, oder um den Drummer von AGRYPNIE zu zitieren: Die gehören nicht aufs Festival. Dem Fanboy in mir blutet dann noch das Herz, als CALLEJON auch noch den Imperial March aus Star Wars vergewaltigen. Ich werde mich mit dem Zombie-Metalcore auch live nicht anfreunden können und das ist sicher auch gut so. [mbo]

Auf einmal wache ich auf. Ich bin kurz bevor CALLEJON angefangen hat zu spielen vor der Bühne eingenickt und nun meine ich, gleich verbrennen zu müssen. Also schnell ein kühles Bier gezischt und weiter geht’s mit NIM VIND. Ich muss ehrlich sagen, ich bin ziemlich überrascht von den Kanadiern, die machen eine ziemlich coole Musik. Anscheinend haben die das selber noch gar nicht so realisiert, denn sie sind viel zu zurückhaltend und trauen sich gar nicht so richtig ihre Klappe aufzumachen. Ich sage da nur: Mehr Mut Jungs, ihr könnt es euch leisten. [ms]

Nach diesem Gig und ein paar kühlen Getränken ist es Zeit für PSYCHOPUNCH. Ich liebe die Band und jedes ihrer Alben, aber heute müssen sie als zweiter Sieger das Feld verlassen. Sie sind nicht für große Bühnen gemacht, das sieht man heute. In einem kleinen, stickigen Club kommt der Rotz Rock der Schweden hundertmal besser. Klar war es geil, aber THE CUMSHOTS waren geiler. Gitarrist Joey kündigt einen Wettbewerb an, wer nach dem Auftritt schneller betrunken werden kann, die Band oder die Fans. Da ich seine Nehmerqualitäten noch vom Vortag kenne, als wir ein paar gemeinsame Biere hatten (in der Summe wie gesagt nie mehr als drei am Tag) setze ich mein ganzes Geld auf den Vierer dort vorne auf der Bühne.[fs]

Langsam wird es mir unheimlich, dass alle Bands, zu denen mich Falk schleppt, voll bei mir ankommen. Neben PSYCHOPUNCH und KATATONIA ist das nämlich bei BLACK MESSIAH der Fall. Doch Moment Mal – das „Söldnerschwein“ und das „Sauflied“ kenne ich doch schon! Also doch kein absolutes Novum für mich, trotzdem bin ich froh, endlich einen Namen dazu ordnen zu können. Die feierwütige Masse ist schier zahllos im Partyzelt anwesend und feiert die Show ab, als gäbe es kein Morgen mehr. [mbo]

Die Show der Schalker ist geil, die Leute im Zelt gehen von Anfang an richtig gut mit.Leider ist die Spielzeit von nur einer halben Stunde sehr knapp, und da sie ja „Söldnerschwein“, das „Sauflied“ und „Moskau“ im Gig unterbringen müssen, ist kaum Zeit für eigene neue Sachen. Macht nichts, ich bin sicher nicht das letzte Mal auf einem Konzert von BLACK MESSIAH.[fs]

Es wird immer heißer und heißer, und was noch dazu kommt: es kommen immer mehr Leute zeitig zu ENTOMBED auf das Festival Gelände. Als ob das alles noch nicht genug wäre, heizt Sänger Lars die Meute noch mehr auf, und diese machen auch noch voll mit. Um ein paar Leuten den grausamen Hitzetod zu ersparen, haben sich auch schon Wasserwerfer bei den Securitys positioniert, was Grund genug für mich ist, in den vorderen Reihen etwas mitzumischen. Insgesamt ist die Stimmung da vorne wirklich kochend, und es macht eine Riesenlaune da vorne abzugehen und etwas Stimmung reinzubringen. [ms]

SCHANDMAUL sind mir definitiv zu gut gelaunt. Es ist scheiße viel los vor der Bühne und alle stehen auf das Gedudel. Nun, man muss SCHANDMAUL wirklich lassen, dass sie ihre Fans in den Bann ziehen und eine Show hinlegen, die der eines Headliners würdig ist.Teilweise macht die Musik sogar mir Spaß, aber zu dem Zeitpunkt war die Luft einfach raus. Wer auf die Mittelalterler steht, kommt mit Sicherheit voll auf seine Kosten, da bleibt nur: Klatscht ihr ruhig mit, ich verkrieche mich und tanke mit einem Bierchen wieder etwas Kraft. [mbo]

Was mir bei SABATON zuerst wieder eingefallen ist, ist die riesige Pornobrille von Sänger und Gitarrist. Wer weiß, was sie dahinter versteckt haben. Egal, was es war, sie haben einen Riesenspaß an ihrem Auftritt und haben noch mehr Spaß daran das Publikum mit einzubinden. Diese lassen sich auch nicht lange bitten und steigen voll ein, wodurch fast mehr los ist als bei SCHANDMAUL. [ms]

Was anderes als das Party Tent kommt für CYNIC atmosphärisch gar nicht in Frage. Ich hörte bis dato nur viel gutes über die Jungs, aber ich kannte keine Songs bis dato. Nach einiger Zeit empfinde ich es aber als schade, dass sie für Konzerte ihre Alben in einzelne Songs zerstückeln müssen, denn so etwas gehört sich wirklich am Stück gehört. Trotzdem werden die Amis toll abgefeiert. [mbo]

Keith Caputo hat sich getarnt. Versteckt hinter fettiger Matte und riesiger Sonnenbrille intoniert er die Klassiker seiner Band LIFE OF AGONY. Mit seiner flatternden Hippieklamotte und müden Bewegungen wirkt der Meister so, als würden ihm gerade mindestens 50 bessere Sachen einfallen, als hier auf der Bühne zu stehen. Und wer sich bis heute eingebildet hat, die Leute würden auf LIFE OF AGONY immer noch so steil gehen wie zu deren Blütezeit wird bitter enttäuscht. Die vor der Bühne stehende Menge ist vergleichsweise überschaubar, und richtig Partystimmung kommt nicht mal bei den ganz großen Songs „Lost at 22“, „Through and Through“ und „Underground“ auf. Das Liedgut und die Stimme Mr. Caputos sind dennoch vom allerfeinsten.

Gepflegte Unterhaltung aus dem hohen Norden gibt es von AMON AMARTH. Auf die Wikinger ist wie immer Verlass. Ob beeindruckende Feuershow, metselige Partystimmung und heroische Kriegerpoesie – das schwedische Abräumkommando beherrscht alles aus dem Effeff und sorgt damit für beste Stimmung auf dem Dinkelsbühler Acker. [yb]

Zu AMON AMARTH kann ich dagegen aber nur meine Enttäuschung ausdrücken. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich sie jetzt schon oft genug gesehen habe (bei ihrem Tour-Pensum wohl kein Wunder), vielleicht aber auch daran, dass ich mit den letzten beiden Releases etwas die Begeisterung für den schwedischen Wikinger-Death verloren habe. Wie dem auch sei, ich meine zu glauben, dass der Propeller schon mal intensiver war und ich erinnere mich auch nicht an eine Aufforderung zum Moshpit seitens des Frontmanns, entweder richtet sich das an ein neues Publikum oder das Publikum steht auf sowas. Zu allem Überfluss mutiert ein Mitreisender bei diesem Auftritt zum einarmigen Banditen, da er beim Crowd Surfing mit der Schulter so unglücklich auf einen Stein fallen gelassen wird, dass er die Nacht im Krankenhaus verbringen muss und eine Woche später am OP-Tisch aufgesäbelt werden muss. Das Lied „Death In Fire“ steht seit diesem Vorfall übrigens auf der absoluten „No-Go-Liste“, denn dank seiner rekordverdächtigen Schmerzmittel-Dröhnung läuft der Song in besagter Nacht in Dauerschleife in seinem Schädel. [mbo]

Wer behauptet, dass Ösis nicht rocken können, darf sich im Partyzelt von THE SORROW eines Besseren belehren lassen. Hier darf sogar eine richtige Wall of Death bestaunt werden.
Die zu einer undankbaren Zeit, um 1.15 Uhr, auf die Bühne steigenden PROTEST THE HERO wollen irgendwie nicht so richtig auf dieses Festival passen und scheinen das auch zu spüren. Auf jeden Fall durfte man diese einzigartige Band schon mal anderswo mit mehr Hummeln im Hintern vergleichen. Der schlechte Sound trägt sein übriges dazu bei, dass Rody Walker und seine Jungs trotz fantastischer Songs heute irgendwie nur wie ein Schatten ihrer selbst wirken. Dazu ist der Spaß dann auch nach einer gefühlten Viertelstunde schon wieder vorbei. Schade, popade! [yb]


Samstag

Am Samstag interessiert mich keine einzige Band, das hatte ich auf einem Festival auch noch nie. Ich bin dann mal raus und sehne mich dem Ende des OPETH-Auftritts entgegen, denn dann tritt unsere kleine Reisegruppe den Rückweg ins Ruhrgebiet an. Ich kann verstehen, dass meine Mitreisenden die erst sehen wollen. Jetzt kann ich mir ganz entspannt die Zeit vertreiben.[fs]

Bestens platziert zwischen zwei Leierkastenkombos schaffen BORN FROM PAIN dann, was an diesem heißen Tage noch nicht passiert ist: Sie kloppen dem müden Publikum den Schlaf aus den Knochen. So werden fröhlich die von Shouter Rob befohlenen sportlichen Übungen ausgeführt – schließlich muss man sich sein Bier ja auch verdienen.
Noch mehr rhythmische Sportgymnastik gibt es danach im Zelt bei NARZISS, die – auch wenn sie eher wie die braven Jungs von nebenan ansehen – ordentlich Leben in die Bude bringen.

Der Blick auf die Running Order wirft einige Fragen auf: Wie passt eine Core-Band wie EVERGREEN TERRACE zwischen Kapellen wie BRAINSTORM und MOONSPELL. Eigentlich gar nicht. Doch das Summer Breeze-Publikum ist offen für alles und lässt sich auch von den Sunnyboys aus Florida und Front-Energiebündel Andrew ordentlich einheizen. Inmitten des bunten Treibens darf man auch noch die wertvolle Erfahrung machen, wie es ist, wenn einem im Fotograben ein riesiger Wasserball gegen die Rübe donnert. Verrückt!

Auch wenn die Sonne sich anschickt, langsam gen Horizont zu wandern, ist es immer noch deutlich zu hell und sommerlich, um MOONSPELL das nötige Fünkchen Atmosphäre zu verleihen. Wie authentisch ist es denn, einen gruseligen Song wie „Vampiria“ vorgetragen zu bekommen, während einem die Sonne ins Gesicht brezelt? Irgendwie witzig. Frontmann Fernando hat den fiesen Himmelskörper im Rücken und gibt alles, um sein Publikum mit viel Charisma und Theatralik bestens zu unterhalten. Das hochwertige Songmaterial tut sein übriges, um trotz sommerlichen Wetters eine wohlige Gänsehaut hervorzurufen.

Was soll man zu dieser Band noch sagen? Wo VOLBEAT auf der Bühne stehen, finden sich die Leute zu Massen ein und feiern, bis der Arzt kommt. Mehr Stimmung geht einfach nicht. Die sympathischen Dänen sind mit Sicherheit die am meisten gefeierte Band des Festivals. So viele glückliche Gesichter und Crowdsurfer waren jedenfalls bei keiner anderen Kapelle zu beobachten. Einfach wunderbar! [yb]

Endlich kommt der erste und einzige Headliner, den ich wirklich herbeigesehnt habe an diesem Festival, nämlich OPETH. Leider ist der Auftritt von Anfang an mit technischen Problemen überschattet. Wie es aussieht, funktioniert die Gitarre von Fredrik Åkesson nicht, und so schaut das Publikum mehr auf den arbeitswütigen Crewmitarbeiter, der im Hintergrund andauernd hin und her rennt, anstatt auf die eigentliche Attraktion. Doch OPETH ließen sich davon nicht entmutigen und jammen einfach mal darauf los oder packen „Soldier of Fortune“ aus. Auch die warmherzigen und charismatischen Ansagen von Mikael Åkerfeld helfen etwas über die langen Wartezeiten hinüber. Doch es dauert ganze 20-30 Minuten, bis endlich mal alles einwandfrei läuft. Nun ist der Zug aber schon abgefahren. Wirklich jammerschade, aber trotzdem konnten meine Erwartungen zum Großteil erfüllt werden. [ms]

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