Conquest Of Steel Geriatric Unit Erantzun

Conquest Of Steel, Geriatric Unit, Erantzun

Conquest Of Steel
Leipzig, Zoro
06.04.2010
Junge, Junge - die Bandauswahl im Leipziger Zoro ist wirklich eines der großen Mysterien der Neuzeit, aber was soll's: Am heutigen Abend gibt es dreimal auf die Kappe/wahlweise Wollsocke, und zwar in den Disziplinen Hardcore, Fastcore und True Metal. Der Eintritt fällt mit 6 Euro sehr human aus, bei Ankunft gegen 22.30 Uhr hat die erste Band vor gut gefülltem Haus gerade losgelegt - in Zeiten teurer Konzerte, die oftmals gegen Mitternacht die Segel streichen, damit die Kids nach dem Tatort auch fein abgeholt werden können, erweist sich das Zoro also einmal mehr als Retter des Abendlandes.

Den Auftakt des Schwoofs besorgen ERANTZUN, eine blutjunge Formation aus dem fernen Baskenland, die sich dem Fastcore verschrieben hat. Fastcore?! - Richtig, und zwar geschüttelt, nicht gerührt. Man nehme zu gleichen Teilen Punk und alten Hardcore, schmecke das Ganze wahlweise mit einer Kelle MOTÖRHEAD oder RAMONES ab und gebe die so entstandene Melange unter reichlich Bewegung in ein grobes Sieb. Die 1-2-minütige Essenz dieses Vorgangs wiederholt man für eine gelungene Veranstaltung mehrfach, stellt den Sänger ins Publikum und schießt ein Cover von besagten MOTÖRHEAD hinterher - fertig! Neu ist das freilich nicht, aber den Anwesenden scheint der schweißtreibende Cocktail zuzusagen und um viel mehr geht es hier und heute trotz politischer Message auch nicht. Hängen bleibt ein hungriger Auftritt mit hohem Unterhaltungswert, den man Puristen durchaus ans Herz legen darf.

Weiter geht es wenig später mit dem ganz alten Eisen, wie der Name GERIATRIC UNIT treffend andeutet: Die durchweg mindestens grau melierten Briten zünden unter dem Motto "old-fast-loud!" eine ultratrockene Hardcore-Rakete mit Crust-Tendenz, die so manch jüngeren Vertretern des Genres die Markenklamotten vom tätowierten Ex-Körper pusten dürfte und vor Allem eine seltsam weise Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit propagiert. Die dazugehörige Bühnenshow ist so energiegeladen wie der Rübezahlbart des Fronters lang ist, der Akzent erinnert angenehm an NAPALM DEATHs Barney und in musikalischer Hinsicht regiert wie schon bei ERANTZUN der heilige 2-Minuten-Gral - so soll es sein.

Hauptband des Abends sind anschließend CONQUEST OF STEEL, die an gleicher Stelle schon vor gut einem Jahr den Drachen von der Gummileine ließen. Heute hat man allerdings neue Songs am Start und für mein Empfinden gerade gesanglich ein wenig aufgestockt, was sich im Laufe der Show noch als hilfreich erweisen sollte.
Es verwundert kaum, dass der erschreckend true Metal der Engländer für einigermaßen verdutzte Gesichter in der Runde sorgt, da es für nicht wenige Personen der erste Kontakt mit dieser Art der Unterhaltung zu sein scheint. Umso williger verfallen viele von ihnen anschließend dem Charme der stählernen Conquistadores, die sich mit allen Mitteln dem metallischen Seelenheil widmen: Kauzigste Riffs aus den seligen 80ern, NWoBHM-Zwillingsgitarren bis zur Vergasung, dazu ein wenig HAMMERFALL und natürlich lyrische Klischee-Exzesse am laufenden Band. Man fragt sich fast unweigerlich, wie die sicher auch politisch engagierten Vorbands mit Songs des Kalibers "Conquest Through Fire And Steel", "I Am Legend", dem neuen "The Prophecy" oder "Priests Of Metal" klarkommen, die mit typisch britischem Humor zwischen Conan und Blackadder lavieren, dabei jedoch das Klischee gleichermaßen lieben wie sie es bloßstellen.
Eine grimassenreiche, gut aufgelegte Show versteht sich auf der nunmehr recht vollen Bühne von selbst, die Musiker posen wie weiland IRON MAIDEN und Fronter Dan heizt die Stimmung im partiell verstörten Auditorium mit stadionkompatiblen Mitsingspielchen und Schwertschwüngen ("May Your Blade Never Dull"!) weiter an. So reicht es dann sogar für zwei Zugaben, die zusammen mit Coverversion von DIOs "Holy Diver" und MANOWARs "Metal Wariors" den Gig abrunden - "if you're not into metal, you are not my friend!"

Das Fazit zum Abend ist denkbar einfach: So skurril die zusammengewürfelten Lineups im Zoro auch anmuten, so viel Spaß kann man mit ihnen haben, wenn man sich unbedarft auf sie einlässt. Da es auch heute keinen Ausfall gab und das Ambiente einfach stimmt, bleiben Leipzigs rutschigste Stufen uneingeschränkt empfehlenswert.


www.myspace.com/conquestofsteel
www.myspace.com/geriatricunit
www.myspace.com/erantzundiy
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