Rock Hard Festival 2010

Rock Hard Festival 2010

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Gelsenkirchen, Amphitheater
21.05.2010
Das Rock Hard Festival kann von sich behaupten über einen wohl recht einzigartigen Charme zu verfügen. Das traditionell herausragende Wetter, das hell erstrahlende Amphitheater und die gemütliche Bühne vor der wässrigen Kanallandschaft entfalten eine besondere Stimmung, die immer wieder gut gelaunte Festivalbesucher hervorbringt. Da gerät es fast schon zur Nebensache, dass die Rock Hard Redaktion um den Rumpelmusik Experten Götz Kühnemund dieses Jahr wieder ganz tief in die Staubkiste gegriffen und die ein oder andere längst in Vergessenheit geratene Rollstuhl-Kombo aufgefahren hat. Das somit entstandene Billing spiegelt daher nicht unbedingt den Geschmack der beiden anwesenden Bloodchamber-Redakteure wider. Doch trotz aller Vorurteile sollte es wieder einmal anders kommen… [bg]

Freitag, 21.05.2010 – The Beagle Has Landed

Im ausverkauften Amphitheater – dem man diesen Zustand übrigens niemals anmerkt – erklingt grade eine scheppernde Doublebass, als Kollege Hauptmann und meine Wenigkeit das Gelände betreten. Grund dafür sind die Black/Thrasher von KETZER aus Bergisch-Gladbach, die das Starterkabel für das Wochenende geben. Die Zündung erfolgt dabei nur bedingt. Vor der Bühne ist noch nicht sehr viel los und die meisten Besucher nutzen die frühe Stunde, um durch die zahlreichen Bierbuden und Verkaufsstände zu flanieren. Wir tun es ihnen gleich und nehmen den abwechslungslosen Sound der Band eher als belangloses Hintergrundrauschen war.

Danach wird es etwas todesbleihaltiger. NECROS CHRISTOS entern mit teils lächerlichem Outfit bewaffnet die Bühne und erzeugen mit ihrem fast schon doomig angehauchten Sound eine gewisse Lethargie im Publikum. Schlecht machen die Berliner ihre Sache zwar nicht, da sie mit ihrem Projekt aber scheinbar viel Dunkelheit und Zerstörung ausstrahlen wollen, haben sie zu dieser Zeit in der fröhlich strahlenden Sonne einen viel zu mächtigen Gegner gefunden.

Klänge für sonnige Gemüter erzeugen KATATONIA nun bekanntlich auch nicht. Die Band zeigt aber an diesem Tag, dass sich melancholische Düstermusik durchaus mit gutem Wetter verbinden lässt. Nachdem Renkse und Co. wie üblich den Opener verbockt haben und eine gefühlte Ewigkeit brauchen, bis sie in ihr Set finden, steigern sich die inzwischen aus halb BLOODBATH bestehenden Schweden aber mit jedem weiteren Song. Fokus liegt auf dem neuen Material, das beim Publikum richtig gut ankommt. Am meisten Pluspunkte landen die Jungs aber mit „Evidence“ und „Ghost Of The Sun“ und so dürfen sie sich am Ende durchaus als Festivalgewinner betrachten. [bg]

Bei den Schweden SABATON wird es dann zum ersten Mal so richtig voll vor der Bühne. Kein Wunder, haben sich die Jungs doch in den letzten Jahren immer mehr nach oben gearbeitet und stehen mittlerweile für Gute-Laune-Power-Metal der Extraklasse. Sänger Joakim Broden ist allerdings auch ein echter Sympathikus und dirigiert die Fans nach Belieben durch den wirklich kurzweiligen Set, der deutlich abwechslungsreicher als das altbekannte Stahlplatten Outfit des Fronters daherkommt. Für viele beginnt die eigentliche (musikalische) Party des Wochenendes erst mit diesem Auftritt. Well done! [mh]

Zugegebenermaßen waren die Erwartungen an BLOODBATH recht hoch – und das, obwohl mir nur wenige Songs der Band bekannt sind. Aber wenn selbst Götz Kühnemund sich zu Beginn des Festivals noch rechtfertigen muss, warum THE DEVIL’S BLOOD und nicht BLOODBATH den Headliner des Abends geben, darf man ruhig einmal hohe Erwartungen haben. Diese werden vom akerfeldtschen Sideprojekt aber nur teilweise erfüllt. Zwar rockt da eine unheimlich professionell und tight aufspielende Band von der Bühne, doch so recht überspringen will der Funke nicht. Das mag daran liegen, dass sich Akerfeldt hinter seiner Sonnebrille und seinen (etwas arroganten) Ansagen scheinbar recht überlegen vorkommt. Abgesehen davon knallen Songs wie „Outnumbering The Day“ oder „Eaten“ den Anwesenden zumindest die Erinnerungen an den nahezu gegensätzlich fröhlichen Power Metal von SABATON wieder aus den Ohren. Aus der Sicht betrachtet hatte der Auftritt also auch was Gutes. [bg]

Dass anschließend die umstrittenen THE DEVIL’S BLOOD, die erst eine EP und einen Longplayer am Start haben, dafür aber die uneingeschränkten Lieblinge der Rock Hard Crew sind, direkt den ersten Festivaltag headlinen dürfen, empfinden nicht wenige der anwesenden Zuschauer als eine mittelschwere Frechheit. Dementsprechend wird es auch deutlich leerer vor der Bühne; und die meisten, die dort stehen, tun dies wohl eher aus Neugier als aus echtem Enthusiasmus. Klar, solider bis netter Hardrock tönt hier allemal aus den Boxen, aber die unbeschreibliche Magie der besten Band seit Erfindung des geschnittenen Brotes erschließt sich nur den Wenigsten an diesem Abend. Selim und seine beiden Gitarrren Sidekicks geben sich zwar alle Mühe, aber spätestens die exakt zwei pathetischen Posen von Sängerin Farida (Arme leicht nach oben gereckt, Arme leicht nach unten gereckt), die ansonsten wie angenagelt vor ihrem Mikro verharrt, ziehen uns – vom durchschnittlichen Gesang mal abgesehen – endgültig den Zahn. Langweilig und deplaziert, anders kann das Fazit zu THE DEVIL’S BLOOD, zumindest an diesem Abend, nicht lauten.

Der anschließende Tequila Sunrise macht aber vieles wieder wett und trübt darüber hinaus die Erinnerung ganz hervorragend, weshalb wir dann doch mit einem Lächeln auf den Lippen den ersten Teil des Festivals beschließen und uns auf den Heimweg begeben. [mh]


Samstag, 22.05.2010 – TORMENTOR!!!

Der Samstag startet mit einigen Faustbierchen und einem länger als geplant dauernden Fußmarsch durch den Nordsternpark, so dass wir leider von den Power Metallern ORDEN OGAN, die als Sauerländer hier durchaus zu den „local heroes“ gezählt werden dürfen, nur noch den letzten Song, die durchaus schmissige RUNNING WILD Hommage „We Are Pirates!“, mitbekommen. Auf den ersten Blick sieht es aber so aus, als habe die Band ihre Sache als Opener durchaus gut gemacht, denn vor der Bühne ist schon deutlich mehr Betrieb, als man es zu dieser frühen Stunde erwarten konnte. [mh]

EVILE sind so etwas wie die Wundertüte des Festivals. Die erst 2004 gegründete Band aus Großbritannien widmet sich einem recht flotten Thrash á la TESTAMENT und weiß damit durchaus zu gefallen. Mit einer sympathischen Ausstrahlung und viel Spielfreude ziehen die vier Jungs einige Besucher auf ihre Seite und bleiben damit positiv in Erinnerung. [bg]

Nach dieser amtlichen Thrash Keule darf/soll sich das Rock Hard Publikum auf die Italiener BULLDOZER freuen, die schon seit mindestens 400 Jahren nicht mehr in Deutschland aufgetreten sind. Die Truppe, die 2009 ihr Comeback Album „Unexpected Fate“ nach 21 (!) Jahren Longplayer-Pause veröffentlicht hat, ist für die meisten der Anwesenden eine große Unbekannte, und als während der Pause ein kleines Rednerpult für den Sänger auf der Bühne aufgebaut wird, weiß man erst recht nicht mehr, was man erwarten soll. Am Ende ist es dann gnadenlos polternder Frühe-80er-Rumpel-Black-Thrash-Metal, der das Amphitheater vor eine harte Nuss stellt. Die Old School Maniacs und Teile der Kuttentroll Fraktion finden das Inferno ziemlich knorke und feiern Bergprediger AC Wild und seine Mannen entsprechend ab, während der Rest – darunter auch wir – sein Heil an den Bierständen oder Fressbuden sucht.

Es liegt nun an den ElCobra Faves ARTILLERY, die Meute wieder etwas zu versöhnen. Die legendären Dänen haben damit allerdings auch keine Mühe und versetzen das weite Rund mit ihrem differenzierten High Class Thrash und unschlagbaren Granaten wie „By Inheritance“ und „Terror Squad“ in Bewegung. Neben dem routinierten Gitarren Dou Michael und Morten Stützer ist vor allem der neue Sänger Søren Nico Adamsen, der problemlos als Sohnemann der älteren Herren durchgehen könnte, absoluter Aktivposten. Der Junge ist ständig unterwegs, grinst über beide Backen, reißt das Publikum mit, und wird nur noch knapp von Schlagzeuger Carsten Nielsen übertroffen, der hinter seiner Schießbude ohne Ende Grimassen schneidet und am Ende gleich ein ganzes Arsenal an Drumsticks in die Menge feuert. Coole Show, starker Auftritt!

Ja, ich weiß, das Rock Hard Festival ist traditionell ausgerichtet und zerrt gerne ehemals legendäre Bands auf die Bühne. Ja, ich weiß auch, dass die Briten RAVEN Anfang der 80er ein großer Einfluss für viele folgende Bands und die Entwicklung des Speed Metal allgemein waren. Ich weiß allerdings auch, dass diese Truppe, so sympathisch sie auch ist, schon seit Jahren nichts mehr zu sagen bzw. jedwede Relevanz verloren hat. Daher ist der Auftritt der kultigen Opis auch einer der ganz Wenigen an diesem Wochenende, den wir bewusst auslassen und unseren müden Körpern etwas Erholung im Biergarten gönnen.

Anschließend sind wir natürlich wieder pünktlich vor Ort, um die legendären New Orleans Thrasher EXHORDER zu begutachten, deren Verpflichtung tatsächlich ein absolutes Highlight darstellt, schließlich sind bzw. waren Auftritte der 2008 reformierten Band in Europa bis jetzt mit der Lupe zu suchen. Kyle Thomas und seine Jungs gelten als ein wichtiger Wegbereiter der Groove/Thrash Metal Szene, die Anfang der 90er entstand und werden oft als immenser Einfluss von PANTERA genannt. Entsprechend euphorisch werden EXHORDER aufgenommen und auch abgefeiert, letztendlich bleibt aber doch die Erkenntnis, dass man sich aufgrund der immensen Vorschusslorbeeren vielleicht doch etwas mehr erwartet hatte. Klar, die Truppe hat nichts verlernt, verbindet unwiderstehliche Aggression mit immenser Spielfreude, hat einige Klassiker im Gepäck und ist auch mit Herzblut bei der Sache, das absolute Superding ist die Show aber dann doch nicht. Da hat es dann – außerhalb des durchaus beeindruckenden Moshpits – doch an dem berühmten überspringenden Funken gefehlt. Trotzdem ein cooler Gig, und sei es nur, um endlich einen Haken in der „Bands, die ich live sehen muss“ Liste machen zu können.

ACCEPT ohne Ju-Di-Oh, das geht gar nicht. Eigentlich. Klar war das Intermezzo mit David Reece Ende der 80er ein grandioser Schuss in den Ofen und selbstverständlich versprüht es immer einen gewissen „eigene-Coverband-Charme“, wenn eine Truppe ohne ihren langjährigen, prägenden Sänger unterwegs ist. Aber zumindest live strafen ACCEPT heute alle Kritiker Lügen und reißen als erste Band des Festivals wirklich das komplette Amphitheater inklusive der Hinterbänkler mit und veranstalten eine Metal Party allererster Kajüte. Mark Tornillo, der neue Mann am Mikro, macht seine Sache jedenfalls ausgesprochen gut und fällt gegenüber der großartigen Axt-Fraktion um Wolf Hoffmann keineswegs so stark ab, wie man es befürchten musste. Aber mal ehrlich, mit unkaputtbaren Klassikern wie „I'm A Rebel", „Metal Heart“, „Princess Of The Dawn“, „Fast As A Shark“ oder dem aus wirklich jeder einzelnen Kehle mitgegrölten „Balls To The Wall“ kann man auch nicht viel verkehrt machen. Chapeau! [mh]

DER POTT ROCKT! Wie ein wahrer Festivalheadliner auszusehen hat, zeigen KREATOR an diesem Abend eindrucksvoll. Nachdem das gesamte Festival sich bis dato seinen gediegenen Charme bewahrt hatte, zerlegen die Essener nun spontan das gesamte Amphitheater. Das erste Gitarrenriff versetzt das Publikum in der inzwischen in Dunkelheit getauchten Anlage direkt in Ekstase. Der Rest ist pure Aggression und Power. Während von der Bühne Bretter wie „Hordes Of Chaos“, „Phobia“ und „Enemy of God“ herabschmettern, fliegen den Besuchern ständig Crowdsurfer um die Ohren – und mir die Ohrstöpsel aus den selbigen. Aber das ist jetzt alles egal. Spätestens mit „Violent Revolution“ leitet Mille die letzte Schlussoffensive ein – und das, obwohl es eigentlich auch vorher keine Ruhepause gab. Mit dem Duo „Flag of Hate“ / „Tormentor“ geht schließlich ein Gig zu Ende, der wohl allen Anwesenden gezeigt hat, dass sich der Besuch des Rock Hard Festivals 2010 wieder einmal gelohnt hat. KREATOR sei Dank! [bg]

KREATOR Setlist:
Choir Of The Damned (Intro)
The Pestilence
Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
Phobia
Enemy Of God
Impossible Brutality
Endless Pain
Pleasure To Kill
Terrible Certainty
Extreme Aggression
Coma Of Souls
Amok Run
The Patriarch
Violent Revolution
Demon Prince
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When The Sun Burns Red
Flag Of Hate
Tormentor


Sonntag, 23.05.2010 – Why?

Der Sonntag beginnt im Grunde wie der Tag davor, denn auch heute ist es uns nicht vergönnt, die erste Band des Tages zu sehen. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass dies bei unseren Fadenkreuz Königen SACRED STEEL allerdings auch durchaus wohlwollend in Kauf genommen wird.

Rechtzeitig zur Show des norwegischen Aufweckdienstes KEEP OF KALESSIN finden wir uns allerdings wieder vor der Bühne ein und werden Zeuge eines sowohl brachialen als auch filigranen Gigs, der sämtliche Ohren frei pustet und auch den letzten Langschläfer vom Zeltplatz vertrieben haben dürfte. Obwohl ja eigentlich überhaupt nicht meine Baustelle, hat mich die Band mit ihrem töften „Armada“ Album seinerzeit schwer beeindruckt, und der stetige Wandel hin zu gut produzierter, auf Genregrenzen scheißender, niveauvoller Ballermucke kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Mit trven Black Metal hat das hier in der Tat nichts mehr zu tun, aber das stört ohnehin kaum Jemanden. Das Schlagzeugspiel ist ungemein präzise und abartig schnell, Gitarrenwizard Obsidian schleudert auf seiner Axt ein fieses Riff und Solo nach dem anderen in die Meute, und Strahlemann Thebon thront mit seiner Reibeisenstimme souverän über dem Gehämmer. Brutal, gemein, aber dennoch mitreißend und mit einem Augenzwinkern kommen KEEP OF KALESSIN heute rüber, und der wirklich schwer eingängige Eurovison Song Contest Track „The Dragontower“ wird vom Großteil der Frühaufsteher ordentlich abgefeiert. Für meine Begriffe ist die Band auf dem absolut richtigen Weg, das hat sowohl die Leistung auf der Bühne als auch der Zuschauerzuspruch heute eindrucksvoll bestätigt.

Das direkte Kontrastprogramm folgt dann in Form der schwedischen Poser CRASHDIET, die mit ihrem Retro Hair Metal und der MÖTLEY CRÜE Optik in dem ohnehin bunt gemixten Billing mit Abstand am meisten aus dem Rahmen fallen. Zwar ist gegen so eine „Artenvielfalt“ generell nichts einzuwenden, das allgemeine Interesse hält sich dann aber doch in Grenzen. CRASHDIET sind sicherlich nicht die schlechtesten Vertreter der NWOSHM (New Wave Of Swedish Hair Metal), reißen heute allerdings auch keine Bäume aus. Solider Glam/Sleaze/Hard Rock im Fahrwasser der großen Vorbilder aus den späten 80ern, mit Schmackes dargeboten und auch recht ansprechend umgesetzt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger – vielleicht aber auch einfach nur die falsche Band vor dem falschen Publikum. [mh]

Der etwas schwer einzuordnende folkloristische Heavy Metal der Israelis von ORPHANED LAND dürfte für die meisten Besucher das gewöhnungsbedürftigste Element des Festivals gewesen sein. Der Auftritt hat den anderen Bands allerdings etwas voraus, denn erstmals kann man sagen, dass die Musik zu dem sonnigen Wetter wirklich wie Arsch auf Eimer passt. Sänger Kobi Farhi trägt sowieso keine Schuhe, da dürfte ihm der Sonnenschein durchaus gelegen kommen. Die musikalische Extravaganz wird durch den Einsatz einer rhythmischen Tänzerin noch weiter gefördert. Vor der Bühne versammeln sich daher nicht wenige interessierte Zuhörer, die optisch wie auch musikalisch von einer sehr sympathischen Band fasziniert werden.

Vielleicht ist der hochmelodische Metal von VIRGIN STEELE ja Balsam für meine Ohren, die nach dem gestrigen Auftritt von KREATOR noch leicht Tinnitus geplagt sind. Einstmals gehörte die Band um den hochtalentierten Sänger David Defeis zu meinen Einstiegsdrogen in die harte Metalwelt. Der Zug ist allerdings vor über zehn Jahren bereits abgefahren. Und so scheint es vielen Besuchern zu gehen, denn das „Classic Metal Set“ scheint eine recht gleichgültige Ausstrahlung auf die Meisten auszuüben. „Crown Of Glory“, „Noble Savage“ und „Kingdom Of The Fearless“ wissen durchaus zu gefallen. So richtig mitreißend ist das Ganze dann aber auch nicht. [bg]

Der heimliche Headliner des Sonntags heißt NEVERMORE und wird wohl etwas zu früh auf die Bretter geschickt, jedenfalls gemessen an dem, was dem Volk hier geboten wird. Warrel Dane, Jeff Loomis & Co. gehen von Anfang an in die Vollen und zeigen dem ausgelaugten Rock Hard Publikum noch mal, was eine richtige Harke ist. Power Thrash der Güteklasse A wird den Leuten hier in mal wieder extremer Lautstärke um bzw. in die Ohren gehauen, dass es nur so scheppert. Sahnetracks wie „This Godless Endeavor“, „Heart Collector“ oder „Enemies Of Reality“ sind aber auch wirklich Prunkstücke, die andere Truppen mal eben nicht so nacheinander raushauen können. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Stimmung vor der Bühne bei den technisch versierten Amis heute mit am Besten ist. [mh]

Bei SONATA ARCTICA verhält es sich mit meiner Gefühlswelt ähnlich wie bei VIRGIN STEELE. Jedoch haben die Finnen weitaus weniger musikalische Abwechslung und Finesse zu bieten. Das ist einerseits für die Partygemeinde recht interessant, denn bei dem einen oder anderen sorgt der simpel gehaltene Melodic Metal für fröhliche Pit- und Crowdsurfaction. Auf der anderen Seite erzeugt die wenig spektakuläre Show bei weiten Teilen des Publikums nicht mehr viel Aufsehen. Es herrscht Feierabendstimmung. Die Leute sind zufrieden und vielleicht auch müde vom organisatorisch eher einfallslosen Wechsel von Melodic und Thrash Bands.

Und während sich die Reihen spürbar lichten, machen sich auch die Bloodchamber-Redakteure auf den Weg nach Hause. Denn – seien wir ehrlich – eine mehr oder weniger 1 ½ stündige durch Karaoke und Mambo Kurt aufgelockerte Umbaupause, nur um RAGE mit Orchester zu sehen, braucht kein Mensch. [bg]

Fazit:
Das Rock Hard Festival 2010 hat im Grunde genommen genau das gehalten, was man von ihm im Vorfeld erwartet hat. Neben einer tollen Atmosphäre, exponentiell hohem Bierkonsum und einem mehr als gut gelaunten Publikum gab es eine etwas unspektakuläre Bandansammlung und eine wenig durchdachte Running Order. Die Fehlbesetzung von THE DEVIL’S BLOOD, die ungünstige Position von RAGE und der ständige Wechsel von melodischen mit härteren Bands sind sicherlich Kritikpunkte, die sich die Organisation gefallen lassen muss. Auf der anderen Seite haben Bands wie KREATOR, KEEP OF KALESSIN oder auch KATATONIA den Besuch wiederum absolut lohnenswert gemacht. Und so bleibt es nicht ausgeschlossen, dem Rock Hard auch im nächsten Jahr die Ehre zu erweisen. Denn es hat wieder Spaß gemacht und mehr kann man von einem Festival, das einen musikalisch gar nicht so sehr anspricht, doch eigentlich nicht erwarten. [bg]

Bildergalerie

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