Keep It True XIII

Keep It True XIII

AnacrusisCrystal ViperDemonHeart Of CygnusMortician [AT]ObsessionOmenRAMRoxxcaliburSatan's HostSavage GraceSteelwingTygers Of Pan TangWarrantWatchtower
Tauberfrankenhalle, Lauda-Königshofen
23.04.2010
Das KIT XIII dürfte wohl das schweißtreibendste KIT für die Veranstalter gewesen sein. Wie üblich hatte man schon anderthalb Jahre im Voraus Bands gebucht, die alle Fans des Steinzeitstahls veranlassten, ihren Gebetsteppich in Richtung Taubertal auszurollen und dem Metallgott Weinsheimer und seinen Göttlichkeiten zu danken. Doch ein Metallgott ist nicht vor Aschewolken eines Vulkans auf Island gefeit, der kurz vor Beginn des Fests versucht alten Kultbands die Einreise zu versagen. In einem wahren Kraftakt, den man im Internetforum des Festivals nachverfolgen kann, gelingt es dem Team das Schlimmste abzuwenden, indem Flieger umgebucht werden bzw. für gebührenden Ersatz der verhinderten Gruppen gesorgt wird. Und so kann auch im Jahr 2010 wie gewohnt das KEEP IT TRUE beginnen. [fg]


Freitag

Die Tatsache, dass ihre Flüge aufgrund der Vulkanaschewolke gestrichen wurden, kann STEELWING nicht von ihrem Auftritt abhalten. Kurzerhand legen die Schweden die Anreise mit dem Van zurück. „This is the land of ACCEPT, HELLOWEEN and beer. So we fucking belong here.“ lautet die Begründung für die strapaziöse Anreise. Damit ist eigentlich fast alles gesagt, denn im Spektrum zwischen HELLOWEEN und ACCEPT (plus IRON MAIDEN, klar) spielen sich auch die Songs der fünf jungen Herren ab. STEELWING gehen engagiert zu Werke und ernten als Opener ersten Zuspruch. Große Erwartungen für die Zukunft sind bei dieser Band auf jeden Fall nicht fehl am Platze.

Da die Musiker von ROXXCALIBUR den Background für Chris Logue, alias SAVAGE GRACE, stellen und somit ohnehin auf dem Festival vertreten sind, liegt es nahe, sie als Ersatz für die ausfallenden STRIKER auftreten zu lassen. Sie versprechen uns mit ein paar Klassikern aus der NWOBHM zu verwöhnen und machen dieses Versprechen auch gleich wahr. Losgerockt wird mit „Running For The Line“ und alsbald folgen „Seven Days of Splendour” und “Rainbow Warrior” von JAMESON RAID bzw. BLEAK HOUSE, welche wir im vorigen Jahr bereits zur NWOBHM Anniversary Show genießen durften. Diesmal allerdings ohne Gastsänger. Frontmann Alexx Stahl freut sich aber offensichtlich darüber, einmal einen Set allein durchsingen zu dürfen und präsentiert gemeinsam mit seinen Kollegen einen schönen Mix aus Hits von JAGUAR, DARK STAR, ARC und WITCHFINDER GENERAL, bevor das 45-minütige Vergnügen mit den letzten Tönen von SAVAGE`s „Let It Loose“ sein Finale findet.

Eine nicht zu kleine Fangemeinde scheinen sich CRYSTAL VIPER in der letzten Jahren erspielt zu haben. Etliche Festivalbesucher freuen sich über den Power Metal der Polen. Während ich dem Ganzen nicht viel abgewinnen kann, schätzen die eher begeisterten Zuhörer die wunderschönen Gesangslinien der singenden Gitarristin Marta Gabriel und die Coverversion von AGENT STEEL´s „Agents Of Steel“, was scheinbar sogar über die nicht ganz gelungene Songauswahl und die lästigen Mitsingspielchen hinwegtröstet. [sc]

Wer nicht wie der Großteil der Fans rechtzeitig zum Festivalbeginn erscheint, sondern wie meine Wenigkeit erst jetzt jobbedingt gegen 15 Uhr aufschlägt, hat eigentlich auch alles richtig gemacht. Als Ersatz für die Glamrocker um Muskelmann THOR stehen nämlich nun die Holländer EMERALD auf der Bühne, wenngleich etwas eher im Programm. Zwar ohne schicke Body-Building-Bühnenshow, dafür jedoch mit urwüchsigem Heavy Metal, der aufs KIT passt wie die Faust aufs Auge: Die galoppierenden Riffs, der genial hohe Gesang - alles ist wie auf dem 25 Jahre alten und einzigen Album der Herren. Kein Wunder das bis auf zwei Ausnahmen sämtliche Lieder davon stammen.
Warum der gute Bert sich immer wieder wegen seines Alters entschuldigt, bleibt angesichts der gebotenen Leistung unlar. Wer seinem Sangesorgan noch im höheren Alter solche Schreie entlocken kann, der darf mit ruhigem Gewissen weniger bescheiden sein. Dies ist schon derart frappierend nah am Tondokument, dass man, als ein Fan bei „Suicide“ exakt die hohe Note ins Mikrofon schreit, die für Herr Kivits bestimmt ist, an Playback denkt. Aber weg mit Euch, oh, frevelhafte Gedanken, EMERALDs Auftritt war hundertprozentig echt und – viel wichtiger – unendlich GEIL!

Nach diesem Schmaus europäischen Stahls ist es an der Zeit für die erste Runde US Metal, der ohnehin den Rest des Tages beanspruchen wird. OBSESSION heißt die Band um Goldkehlchen Mike Vescera, der die nächste Stunde gehört. Man startet mit der Hymne „Marshall Law“ durch und bietet, melodiösen, riffbetonten Power Metal mit virtuosen Soli. Dass über allem der Gesang von Vescera steht, dürfte angesichts dessen Karriere in den Besetzungskarussels diverser anderer viel gerühmten Kapellen, kaum der Erwähnung bedürfen. Alles in allem eine gute Leistung, die einiges an Applaus einkassiert, aber mich nicht derart mitreißen kann, wie es im Folgenden ANACRUSIS zu verstehen wissen.

Mit selbigen folgt die wohl härteste Band des Freitags, die gleichzeitig den progressiven Reigen eröffnen darf. Mit „Present Tense“ beginnen die Amis mit einer Nummer vom ersten Album. Im Folgenden spielt man sich durch die komplette Diskographie und bedenkt alle vier Alben der Bandgeschichte mit mehreren Songs. Erstaunlich, wie da ein Cover von NEW MODEL ARMY unbeschadet neben den thrashigeren Titeln bestehen kann. Als dann kurz vor Schluss mit „Sound the Alarm“ der Hit der Band erklingt, steht fest, dass ANACRUSIS als erstaunlich unklischeehafte Combo zu den Gewinnern des Festivals gehören. Um den nach einem langen Gig etwas aus der Puste gekommenen Fans noch mal ordentlich einzuheizen, schiebt man den fiesen Prügler „Imprisoned“ nach, der gleichzeitig den Jungs von WATCHTOWER, die sich in den Gängen der Königshofener Sporthalle warmlaufen, das Tempo vorgibt. [fg]

Alan Tecchio hat im Vorfeld offenbar gewusst, was für ein Stahlgewitter WATCHTOWER nun auf das KEEP IT TRUE herablassen würden, und hat sich vorsorglich einen Helm aufgesetzt, bevor er die Bühne betritt. Denn die 20 Jahre, die seit dem letzten Zusammenspiel im Line-Up von „Control and Resistance“ vergangen sind, merkt man der Band überhaupt nicht an. Die sperrigen, aber schnellen Songs, überwiegend vom 89er Album „Control and Resistance“, werden brachial und treffsicher mit einer unbeschreiblichen Spielfreude in die Halle geschleudert, so dass selbst so mancher Prog-Verächter seine Vorbehalte vergisst und echte Begeisterung empfindet. Eine wilde Bühnenperformance rundet das Bild einer furiosen Show ab.
Bei einem einstündigen Set mit wie „Mayday in Kiev“, „The Fall of Reason“, „Control and Resistance“ oder Stücken vom Album “Energetic Dissassembly” kann die virtuose Spielkunst auf allen Instrumenten bewundert werden. Mit „The Size of Matter” bekommt man sogar einen Vorgeschmack auf neues Material. Der Wenigsekünder „Volcano`s Blow“ spielt auf die vulkanaschebedingten Turbulenzen im Vorfeld des WATCHTOWER-Spektakels an: Doug Keyser, Ron Jarzombek und Rick Colaluca mussten lange um ihren Flug fürchten, bis dieser letztendlich stattfand. Der ursprüngliche Flug von Allan Tecchio wurde sogar komplett gestrichen. Nur über Umwege und für 2000 Dollar hat man ihn doch noch rechtzeitig aus den Staaten einfliegen können. Dieser Preis hat sich aber gelohnt: Über den Auftritt von WATCHTOWER auf dem KIT wird man noch lange sprechen. [sc]

Mit SAVAGE GRACE folgt eine von vielen Anwesenden heiß ersehnte Band. Gleichsam war man unsicher, ob Christian Logue dem Status der Band gerecht werden könnte. Ist er doch der einzige, der von der Achtziger-Besetzung über ist und der, wie erwähnt, mit den ROXXCALIBUR-Jungs ein komplett neues Line-up hinter sich hat. Hinsichtlich der instrumentalen Umsetzung gibt es nix zu meckern, hatte man doch dank einer Europatour im Vorfeld genug Zeit sich aufeinander einzustimmen. Diejenigen, die die Band schon vor zwei Dekaden gesehen hatten, bestätigen, dass auch Logues Gesang wesentlich besser kommt, wenn er sich darauf konzentrieren kann, als mit der früheren Doppelbelastung Gitarre-Gesang. Mit „Bound to Be Free“ beginnt man zugleich mit einem Speed-Metal-Klopper par excellence und es werden dem noch einige folgen. Vorwiegend bedienen sich die Herren der „Master of Disguise“-Phase, von der noch das Titelstück, „Sins of the Damned“, „Betrayer“ und „Into the Fire“ gespielt werden. Man mischt mit „After the Fall from Grace“ und „We Came, We Saw, We Conquered“ noch zwei Brocken vom Zweitling unter, bevor man mit “The Dominatress“ eine besonders alte Bekannte aus der Folterkammer holt.
Der nun stattfindende Logue-Publikum-Interaktionsteil ist zwar gut gemeint, aber meiner Meinung nach etwas zu lang gestaltet, für eine Meute die noch etliche Songwünsche unerfüllt sieht. Dass diesen Wünschen auch nicht nachgekommen wird, lag nicht nur an der mangelnden Zeit. Man zieht es zum Abschluss nämlich vor, mit DEEP PURPLE´s “Burn“ und PRIEST´s „Exciter“ gleich zwei Covers darzubieten, die ungeachtet der zum Bandsound passenden Ausrichtung, völlig fehl am Platz sind, wenn stattdessen „Fear My Way“, „Trial by Fire“, „Fight for Your Life“ und zig andere Stücke hätten erklingen können. Alles in allem eine solide Angelegenheit, die nicht ohne Mängel auskam.

Da OMEN’s Kenny Powell einst bei SAVAGE GRACE auf deren Debüt-EP zockte, verwundert es schon, dass nicht ein Gastspiel in deren Set erfolgt, sondern dass sich beide Bands ausschließlich auf sich konzentrieren. Dies tut natürlich dem OMEN-Auftritt keinen Abbruch, der mittlerweile der dritte in der hiesigen Sporthalle ist. Für CANDLEMASS kurzfristig eingesprungen, hätte man sich jedoch einen schlechteren Ersatz vorstellen können. Das Best-of-Set mit den schönsten Hits von „Battle Cry“, „Warning of Danger“ und „The Curse“ ist superb gewählt und wird souverän gespielt. Der Band merkt man zu jeder Sekunde an, dass sie Spaß am Metal hat und auch gern jedes Jahr im Taubertal auftreten würde, womit im Falle von OMEN auch die wenigsten Fans ein Problem haben sollten. Mit den Gedanken einer Umsiedlung der Combo nach Deutschland endete also hiermit der erste Abend. [fg]


Samstag

Dass trotz des Namens MORTICIAN keine grindende Death Metal-Kapelle den Reigen eröffnen darf, sondern deren österreichische Namensvetter mit einer schönen Power Metal-Keule inklusive Thrash Metal-Nagel die Lederjacken der Anwesenden gerbt, wird von allen begrüßt. Es muss schon anerkannt werden, dass trotz der Frühe des Tages die Reaktionen auf Songs wie „Sacrifice of Sin“ mehr als wohlwollend sind. Das liegt sicher daran dass vor nicht allzu langer Zeit die 1987er Debüt-EP, MORTICIAN´s einzige Scheibe, wiederveröffentlicht wurde. Zwar verstehen wohl nur die Ösis im Publikum die Späße des Gitarristen, aber mit allen anderen kann man sich darauf einigen, dass Bier gut gefunden wird und der Metal sowieso das Wichtigste ist. Dies unterstreicht man mit der finalen „Breaking the Law“-Coverversion unmissverständlich.

Von HEART OF CYGNUS hatte ich bisher noch keine Notiz genommen und begebe mich vorsichtshalber auf die Rängen der Halle. Dass ich dort nicht lange bleibe, ist dem exzellenten melodischen Metal der jungen US Band geschuldet. Das optisch etwas „studentisch“ wirkende Trio hat es nicht nötig mit äußerlichem Schnickschnack zu überzeugen und versteht es auch trotz statischer Bühnenperformance mit ihren verspielten, langen Songs die Gunst der Metaller zu erspielen. Der Mix aus RUSH, uralten IRON MAIDEN und einer eigenen Note überzeugt durchweg, sodass HEART OF CYGNUS für mich die Entdeckung des Festivals darstellen.

Dass die Schweden von RAM auf eine stark vertretene Anhängerschaft zählen können, darauf ließ bereits die große Anzahl von Ziegenbockleibchen schließen, die sich in der Halle tummeln. Entsprechend groß ist die Begeisterung als man mit einem „Sudden Impact“ die Bühnenbretter betritt. Und die Stimmung reißt im Verlaufe des Konzerts nicht ab. Vorwiegend setzt man auf die älteren Stücke vom Debütalbum, wie „Forced Entry“ oder „Machine Invaders“ und liefert damit dem Publikum und den eigenen Reihen genügend Headbangstoff. Dass aber auch die neueren Ergüsse vom „Lightbringer“-Album mit Kusshand bzw. empor gerissener Faust begrüßt werden, zeigen „Awaken the Chimaera“ oder das grandios mitgesungene „The Few of Iron“, welches durch seine ruhigen Passagen dem Auftritt eine ungemeine Erhabenheit verleiht. Die schnelle Nummer „Infuriator“ rundet abschließend den Auftritt von RAM ab, den man nur großartig nennen kann. [fg]

Im Anschluss daran feuern die Franzosen ADX eine Metal Konfettikanone nach der nächsten ab. Von der ersten Minute bis zur letzten regiert hier Speed Metal europäischer Prägung, bei dem man, sofern man des Französischen mächtig ist, genügend Möglichkeit zum Mitgröhlen hat. Die Band ist entsprechend gut aufgelegt und hat mit dem Bassisten einen Angus Young-Nacheiferer dabei, der - wenn er öfter die Gelegenheit zum Auftreten hätte - sicher auch dessen quirlige Figur besäße. Den Höhepunkt erreicht man zweifelsohne mit dem lautstark vom Publikum begleiteten „Divison Blindée.“ Und bedankt sich zum Abschluss mit dem erwähnten Konfettiregen, so dass es nur noch heißen kann „Merci beaucup, Keep It True!“

KALAPÁCS (sprich: Kallapasch) spielen eine spezielle POKOLGEP-Show. Die Ungarn sind über die Landesgrenzen heraus wohl eher ein Geheimtipp, somit ist der Andrang in der Halle geringer als bei den vorherigen Bands. Die verbliebenen Zuschauer haben allerdings sichtlichen Spaß am Gastspiel der Band und sogar OMEN-Gitarrist Kenny Powell streckt in der letzten Reihe begeistert seine Faust gen Hallendecke. Die einfachen, aber schönen Heavy-Metal-Songs des Quintetts bewegen sich meist im Mid-Tempo-Bereich und werden von den (für mich) unverständlichen, aber wohlklingenden Vocals des sympathischen Sängers József Kalapács zu regelrechten Hymnen veredelt. Mit diesen Hymnen und mit unter die Haut gehenden Balladen dürften KALAPÁCS den Anwesenden in guter Erinnerung bleiben. Schön. [sc]

Der Enforcer ist da! …und er bringt die Jungs von WARRANT als HADES-Ersatz mit. Für die nächste Stunde regiert das schnelle Metallbeil der Düsseldorfer. Wer die Band einmal live gesehen hat, wird bestätigen können, dass sie schlichtweg für gute Party-Stimmung steht. Die einfachen und schnell zündenden Stücke der beiden Platten der Mittachziger verfehlen auch auf dem KIT ihre Wirkung nicht. Das Dauergrinsen vom gutgelaunten Frontmann Jörg Juraschek, lässt keine andere Deutung zu, als dass sowohl Band als auch Fans gerade viel Spaß hatten.

Mit SATAN’S HOST erleben wir nun ein absolutes Kontrastprogramm zum Vorgänger. Wäre da nicht der Sympathiebolzen und KIT-Hauskünstler Mr. Harry „The Tyrant“ Conklin, so wäre die Halle vermutlich doch recht leer. Die wenigsten der Anwesenden dürften mit den evil Jungs und ihrer recht eigenen Black Metal-Variante viel anzufangen wissen. Fragende Blicke und geschüttelte Köpfe sind die Publikumsreaktion auf Harrys lobende Worte zum Thema norwegische Kirchenbrände, die man ihm nicht so recht abkaufen möchte. Die nachfolgende Adaption des BEATLES-Songs „Norwegian Wood“ versöhnt und lässt einen schon wieder Schmunzeln, wie das etwa auch „House of the Burning Nun“ tut. Insgesamt gesehen war der Auftritt sicher kein absoluter Höhepunkt, aber wohl auch nicht nur wegen der Sarggitarre des Herrn Patrick Evil kurzweiliger als gedacht.

Ein richtiger Höhepunkt hingegen, mit dem wohl nur wenige gerechnet hatten, soll nun folgen, als die TYGERS OF PAN TANG die Bühne entern. Mit „Euthanasia“ als Opener steht fest, dass eine Zeitreise zu den Frühtagen des Heavy Metals bevorsteht. Eine Zeit in der man sogar noch ohne zweite Basstrommel auskam. Die schon etwas ergraute Besetzung um Rob Weir, dem Urtiger, rockt sich mit der besten Laune durch ihre Setlist, die vor allem Material der ersten beiden Alben aufweist. Mit „Wild Catz“ packt man sogar ein Stück vom Debüt aus, was nach eigener Aussage so gut wie nie gespielt wurde. Schön ist auch, dass vereinzelt eingestreutes Material neueren Datums wie „Rock and Roll Man“ problemlos zu den alten Kamellen passt. Als die TYGERS mit „Gangland“ und „Don’t Touch Me There“ ihren Auftritt beenden, kann man sicher sein, dass mit den Herren zu rechnen ist - wie sich ein paar Tage später herausstellt, bereits beim diesjährigen Headbangers Open Air.

Im zweiten Teil des NWOBHM-Doppelpacks übernehmen DEMON das Zepter in Königshofen und können die Stimmung nicht nur halten, sondern legen noch ein Brikett nach. Nach dem großartigen Auftritt von Dave Hill bei der NWOBHM-Anniversary-Show mit ROXXCALIBUR konnte sich dieser ja förmlich sicher sein, erneut der richtige Mann am richtigen Ort zu sein. Ja, selbst der Zeitpunkt war mit Samstag als Co-Headliner identisch zum Vorjahr. Mit einem Best-of Set mit ein paar Überraschungen wird man auch der Ankündigung des Flyers gerecht. Dass Evergreens wie „Into the Nightmare“, „Blackheath” oder „Night of the Demon“ nicht fehlen dürfen, leuchtet ein. Dass mit „Liar“ der Bands erste Single bedacht wird und mit dem schönen „No More Hell on Earth“ auch mal wieder etwas von „Hold On to Your Dream“ zu hören ist, ist umso erfreulicher. Hills Stimme ist in perfekter Verfassung und er versteht es immer wieder mit seiner lockeren Art und den Späßen das Publikum zu unterhalten. Das Konzert findet erwartungsgemäß seinen Höhepunkt, als die ganze Halle lautstark darauf besteht, den Kreis nicht zu brechen, und im Anschluss daran feststellt, dass man gerade zusammen eine höllische Nacht hatte.

Wenn im Vorfeld ein Surprise Act angekündigt wird, geht natürlich das fröhliche Raten los. Da man auch noch auf der KIT-Internetseite ankündigte, dass mit ACID, eine alte belgische Formation sich zu einer Autogrammstunde die Ehre geben würde, erschien es nicht zu abwegig, dass sie auch etwas zum Besten geben sollten. Dass sie nur für ein Stück, „Max Overload“, die Bühne betreten würden, ist umso bedauerlicher, da ich genau diese Zeit benötigt hatte um den Weg vom Auto bis in die Halle zurückzulegen. Da es aber nicht nur bei einer Überraschung bleiben sollte, war ich auch nicht umsonst gekommen. Im Anschluss daran machten sich Musiker von LANFEAR und ETERNAL REIGN daran, aus aktuellem Anlass CRIMSON GLORY und deren Ur-Sänger Midnight mit „Valhalla“, „Red Sharks“ und „Lonely“ zu huldigen. Als Gastsänger verpflichtete man Mike von OBSESSION und Harry von SATAN’S HOST, die beide auch eine gute Figur machen.

Dieses kurze Intermezzo stellt auch den perfekten Übergang zum finalen Paukenschlag des Festivals her, der in Form der legendären FIFTH ANGEL daherkommt. Diese feuern mit „The Night“ und „In the Fallout“ zwei schnelle Nummern des Debüts ab und stampfen sich danach durch „Shout It Out“ von selbiger Scheibe. Die zwei anschließenden Stücke vom Nachfolgealbum „Time Will Tell“ passen, wenngleich etwas melodischer, ebenfalls gut ins Gefüge. Laut Ankündigung besteht sie Band sogar heuer noch fast komplett aus einer Mischung der beiden Line-ups aus den Achtzigern, allerdings ohne Mr. James Byrd, der weiterhin auf Solopfaden wandelt. Dabei muss der Band aber ganz klar bescheinigen, dass sie ihre Sache ausgezeichnet machen und man meinen möchte, dass mit einem neuen Album, welches an die Klasse des alten Materials anschließt, durchaus noch weitere Lorbeeren drin wären. Ihrer Rolle als Headliner auf dem KIT werden sie zu jeder Zeit gerecht, sodass nachdem man nahezu die gesamte Diskografie durchgespielt hatte noch mit „Lights Out“ von UFO die geforderte Zugabe spielte.

Damit endete mal wieder das schönste Festival für alle Ewiggestrigen und Fans des ursprünglichen Stahls und man kann sich angesichts der stark reduzierten Anzahl der verfügbaren Tickets sicher sein, im nächsten Jahr wieder den selben Nasen zu begegnen - ob nun mit Aschestaub oder ohne. [fg]


Bericht: Falk Geißler und Stefan Chlebowski
Bilder: Falk Geißler

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