Sabaton Alestorm & Thaurorod

Sabaton, Alestorm & Thaurorod

AlestormSabatonThaurorod
Saarbrücken, Garage
06.10.2010
Ob es vielleicht an der Tatsache liegen mag, dass in Schottland möglicherweise die Miete stark erhöht wurde, so dass ALESTORM in letzter Zeit fast schon inflationär die deutschen Bühnen beackern? Es gibt wohl wenig andere Acts, die innerhalb kurzer Zeit die Saarbrücker Garage zum dritten Mal mit ihrer Anwesenheit beehren. Macht aber nichts, denn es gibt schließlich auch nur wenige Bands, die immer wieder genauso viel Spaß machen.

Bevor es mit den vier Verrückten los geht, muss der Kunde erst die finnischen Newcomer THAUROROD ertragen. Keine Ahnung, woher all die euphorischen Kritiken kommen, denn besonders toll ist an den Nordmännern + -frau nämlich nullkommagarnix! Ok, sie können spielen, besonders der Gitarrist hat wohl das ein oder andere Malmsteen-Lehrvideo im Regal stehen. Aber gerade der nicht ganz so souveräne Sänger zieht den Fiedelgniedel-Metal, der in etwa so klingt, als hätte man SONATA ARCTICA auf ein Piratenschiff verschleppt, und das 08/15 Material immer mal wieder tiefer in den Keller. Auch wenn's einigen Leuten zu gefallen scheint, nach 3 Songs hab ich erst mal die Schnauze voll und widme mich vor der Tür dem blauen Dunst.

Wieder in der Halle angekommen springen auch schon gleich ALESTORM auf die Bühne. Ein witziges Kirmesintro ertönt und ab dem Opener „Heavy Metal Pirates“ gibt’s für die Band und das Publikum kein Halten mehr. Für die nächsten Minuten regieren hier Spaß und Party und da ist es dann auch egal, dass Sänger Chris nicht alle Töne perfekt trifft (was er eh nie tut). Mit „Rum“ wird ein neuer Song (mit coolem Gröhl-Refrain) präsentiert, „Wolves Of The Sea“ wartet mit einem karibischen „Monkey Island“-Intermezzo auf der obligatorischen Keytar auf, und bei Songs wie „Wenches And Mead“, „The Quest“, „Captain Morgan´s Revenge“ und natürlich „Keelhauled“ findet die Stimmung ihren Höhepunkt. Hätte man das durchschnittliche „The Famous Old Spice“ gegen einen Knaller wie „Set Sail And Conquer“ ausgetauscht, wäre an der Show nichts auszusetzen gewesen! (Micha)

Für die folgende etwas längere Umbaupause wird das Publikum auch sofort entschädigt: SABATON warten mit einem wirklich headlinerwürdigen Bühnenbild auf. Eine etwa zwei Meter lange Rampe führt auf eine Tribüne, auf deren Seiten das Schlagzeug sowie das Keyboard stehen. Vor den Instrumenten stehen Lichtboxen, die für zum Sound synchrone Effekte sorgen. Das Bandlogo thront auf einer Deutschlandfahne, während vor dem Drumkit eine kleine Schwedenflagge baumelt. Als Intro dient anlässlich der Europa-Tour EUROPEs „Final Countdown“, das bei hellem weißen Licht aus den Boxen schallt. Anschließend erklingt das „Coat Of Arms“-Intro, bevor die Schweden mit „Ghost Division“ starten. Das Publikum zeigt sich vom ersten Song an begeistert und singt fleißig mit. Die Stimmung während des gesamten Gigs ist auf beiden Seiten beständig positiv: das Publikum singt mit, tanzt und schüttelt die Mähnen – und SABATON beeindrucken mit ihrer Spielfreude. Sänger Joakim Brodén nutzt jede Gelegenheit zum Bühnensport und zum Flachsen mit seinen Bandkollegen, und wie er lassen diese es sich (sofern möglich) nicht nehmen, die Rampe auf- und abzulaufen. Die Freude am Spielen steht ihnen ins Gesicht geschrieben und Joakims Danksagung an die Fans, dass SABATON ohne sie nicht da wären, wo sie heute sind, wirkt sehr ehrlich. Die Setlist lässt eigentlich auch keine Wünsche offen: neben Hits der aktuellen Scheibe „Coat Of Arms“ („Uprising“, „Screaming Eagles“, „Saboteurs“, „Aces In Exile“ und das sehr umstrittene „Final Solution“) dürfen natürlich die „Art Of War“-Klassiker „Cliffs Of Gallipoli“, „40:1“und „Price Of A Mile“ nicht fehlen. Außerdem ist natürlich ein Hit der Marke „Attero Dominatus“ Pflicht. In den Zugabeblock, der nicht lange auf sich warten lässt, schaffen es „Coat Of Arms“, das obligatorische „Primo Victoria“ und „Metal Machines“. Ein wirklich sehr schöner und definitiv headlinerwürdiger Gig! (Alexandra Tausch)
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