Municipal Waste Saviours & Ramming Speed

Municipal Waste, Saviours & Ramming Speed

Municipal WasteRamming SpeedSaviours
Köln, Underground
08.12.2010
Bei bestem Winterwetter führt der Weg mit der auf die Minute pünktlichen Bahn ins Underground, um sich bei Hochgeschwindigkeitsmusik ordentlich den Frost aus den Gliedern zu moshen. Etwas ungewohnt ist nur der Anblick des anfangs bis auf Thekenkräfte und Mercher völlig leeren Konzertraums, aber das liegt glücklicherweise nur am Rauchverbot, das wegen der Temperaturen alle Anwesenden eine Minute länger im benachbarten Kneipenraum verweilen lässt.

So wirklich viel Betrieb herrscht allerdings noch nicht, als RAMMING SPEED auf die Bretter treten, weshalb es im ersten Moment umso merkwürdiger klingt, dass sich der Raum (zumindest in Bühnennähe) mit dem Fortschreiten des Auftritts eher leert. Die Anwesenden hören und sehen den Grund dafür aber deutlich, denn der rasend schnelle Thrashcore des Quintetts aus Boston funktioniert heute Abend nicht wirklich. Hooks fehlen völlig und die drei Arten des Bölkens, die der sommerlich gekleidete Frontmann Pete seinen Stimmbändern entreißen kann, sind vor allem anstrengend. Das können auch ein paar kurze Gewitteranklänge der Gitarren nicht herausreißen. Wenn die Musik so gut wie die Ansagen – „The next song is about staying ugly and playing fast!“ - gewesen wäre, hätte das ganz anders aussehen können.

Bei SAVIOURS dreht sich das Spielchen dann um. Am Anfang ist bereits Betrieb und es wird immer mehr. Das Quartett dreht dermaßen auf, dass der schwerst tätowierte Frontmann & Gitarrist Austin kaum die Kleider am Leib behalten will, während er recht melodiefrei ins Mikro röhrt. Nach wenigen Minuten hat man sich daran gewöhnt, dass es ja mal eine Zeit gab, in der Gesang üblich war, der sich nicht sklavisch an den Vorlagen der Instrumente orientiert. Prompt sprühen die Funken des aggressiven und lauten Metal-Rock Zwitters, der Heavy Metal, Stoneranleihen, Gitarrengefrickel, das Dröhnen von MASTODON und den Drive von MOTÖRHEAD in einen Topf wirft, nicht nur, sondern entzünden erste kleine Entladungen im immer mehr in Schwung kommenden Publikum. Toller Auftritt, der nach intensiverer Beschäftigung mit der Band schreit.

Die Könige des Abends sind aber MUNICIPAL WASTE, bei denen alles, was noch laufen kann, sich zur Bühne orientiert. In rasendem Tempo hacken und schnetzeln sich die Amerikaner durch einen Crossoverthrashhit nach dem anderen und der Raum vor der Bühne explodiert in einem Reigen aus good old friendly violent fun². Dank der rutschigen Metallplatte am Boden haut es zwar unter anderem den Autor dieser Zeilen erst mal der Länge nach hin, aber das ist (nicht nur) unter Old School Moshern überhaupt kein Problem, geschweigen denn eine Gefahr für Leib und Leben. Der singende Aktivposten Tony lässt sich nur einmal kurz aus der Ruhe bringen, als es nicht bei den ständigen, laut skandierten „MUNICIPAL WASTE is gonna fuck you up!“ Rufen aus der Menge bleibt, sondern ein besonders enthusiastischer Fan zum wiederholten Mal auf die Bühne springt, ins Mikro blökt und dann dem amüsierten Publikum seine blanke Kehrseite präsentiert. Ein Anblick für die Götter. Nicht. Immerhin kommt die Band gerne noch ein letztes Mal nach vorne, um mit der „Art Of Partying“ den Abend zu beschließen. Trotz in Ordnung gehender Spielzeit sind viele Zuschauer nach dem Verklingen der letzten Töne noch derart aufgeputscht, dass MUNICIPAL WASTE locker noch eine halbe Stunde hätten dranhängen können. Der Vorfreude auf ein nächstes Mal tut das aber keinen Abbruch.
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