Sum 41 & Radio Havanna

Sum 41 & Radio Havanna

Radio HavannaSum 41
Saarbrücken, Garage
09.02.2011
Als klar wurde, dass die Pop-Punks SUM 41 die Hauptstadt des kleinsten Bundeslandes beehren würden, war direkt klar, dass ein Bericht dieser Band NICHT von mir geschrieben wird, kann man mich doch mit Ausnahme von OFFSPRING mit Kinderpunk einmal barfuß über die Alpen und zurück jagen. Glücklicherweise sitzt der Ersatz nicht weit von mir entfernt, so dass Fan Alexandra Tausch von hier an übernehmen darf…(Michael)

Nachdem SUM 41 im Jahr 2007 ihr Konzert in Saarbrücken nicht spielen konnten, weil sie krankheitsbedingt einige Gigs absagen mussten, holen sie dieses Versäumnis heute Abend nach. Der Abstecher ins Saarland soll nicht umsonst sein: gemeinsam mit RADIO HAVANNA zocken die Kanadier einen beinahe ausverkauften Gig.

Um Punkt acht starten RADIO HAVANNA die Riesenparty. Das Quartett aus Berlin präsentiert deutschsprachigen Punkrock und zeigt damit einmal mehr, dass auch die deutsche Sprache durchaus musiktauglich ist. Die zwölf vorgestellten Songs gehen schnell ins Ohr und klingen frisch und modern. Dass die vier Jungs Spaß am Spielen haben, ist ihnen deutlich anzusehen, es herrscht beständig Bewegung auf der Bühne und es dauert nicht lange bis das Publikum sich davon anstecken lässt. Insgesamt liefern die Berliner einen 45minütigen Gig ab, der sich wirklich sehen lassen kann.

Ernüchternd dann die sehr lange Umbaupause, oder vielmehr 15 Minuten Umbau und 30 Minuten Warten.

Um halb zehn gehen die Lichter aus. AC/DCs „TNT“ schallt aus den Boxen, wird aber nicht zu Ende gespielt sondern kurz vor Schluss abrupt abgebrochen – meiner Meinung nach ein Symbol für den darauf folgenden Auftritt der Jungs: nichts Halbes und nichts Ganzes. Dann entern SUM 41 die Bühne und legen mit „My Direction“ los. Sofort wird gemosht, geschubst, gewippt, gesungen, getanzt, geschrieen – alles ist erlaubt. Die Setlist des sympathischen Vierers lässt nur wenige Wünsche offen: neben „We’re All To Blame“, „Motivation“, dem „Hell Song“, „Mr Amsterdam“, „Over My Head (Better Off Dead)“ und „Walking Disaster“ dürfen natürlich die Klassiker der Marke „Underclass Hero“ und „Still Waiting“ sowie der erste Song der Band, „Makes No Difference“, nicht fehlen. Auch zwei Songs des bald erscheinenden Albums werden vorgestellt: der Titelsong „Screaming Bloody Murder“ sowie die aktuelle Single „Skumfuk“. Nach drei gespielten Songs wählt Fronter Deryck vier Fans aus, die auf die Bühne dürfen (übrigens ausschließlich Jungs – die Mädels hätten vielleicht doch nicht so viel schreien sollen) beziehungsweise sich die Show vom Bühnenrand aus anschauen können und auch sonst nicht weiter beachtet werden. Kein Händeschütteln, nur ein simpler Wink, wo sie sich bitte positionieren mögen. Eine sehr nette Geste, die jedoch, wie ich finde, durch die Theatralik und den plötzlichen Stillstand der Show gedämpft wird. Definitiv punkten können die Jungs mit ihrer Version von BILLY IDOLs „Rebel Yell“, bei dem Derycks Stimme zwischen ruhig und kraftvoll wechselt. Etwas unnötig dagegen die etwas später gestellte Frage, welche Metalbands das größtenteils recht junge Publikum kenne. Klar: IRON MAIDEN, OZZY OSBOURNE, SCORPIONS (die im Übrigen Hardrocker sind, keine Metaller) – vom Sänger als „national treasure“ betitelt – und METALLICA. Zu jeder dieser vier Bands präsentiert die Band einen kurzen Gitarrenpart, „Enter Sandman“ wird nach dem ersten Chorus abgebrochen. Insgesamt präsentiert sich die Band als eine sehr aktive, bewegungsfreudige Combo, wenngleich Derycks Gesten – übermäßige Verbeugungen, im-Applaus-Baden – manchmal übertrieben gekünstelt wirken. Absolutes Manko: nach etwas mehr als einer Stunde gehen die Lichter aus. Zwar gehen SUM 41 mit der Ballade „Pieces“ sowie dem ersten Hit „Fat Lip“ und dem anderthalbminütigen „Pain For Pleasure“ in die Verlängerung, aber auch wenn damit die meisten Pflichtsongs abgefeiert wurden, wirkt der Auftritt mit knapp 80 Minuten doch etwas kurz.

Als SUM 41-Fan bin ich daher doch etwas enttäuscht. RADIO HAVANNA haben einen wirklich guten Gig abgeliefert und mich positiv überrascht. Der Auftritt der vier Kanadier dagegen wirkte eher ziellos, und, auch wenn die Jungs Spaß am Spielen haben, dennoch irgendwie lieblos. Sie feiern ihre Hits ab, aber wo sind die Perlen, die eher selten gespielten Stücke oder Bonustracks? Sie nehmen Fans auf die Bühne, aber lassen sie am Bühnenrand teilnahmslos dastehen. Und wozu die Pseudo-Metal-Einlage? Wie eingangs schon geschrieben: nichts Halbes und nichts Ganzes. Schade. (Alexandra Tausch)
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