Darkest Hour Protest The Hero Born Of Osiris Purified In Blood For All This Bloodshed & Resist The Tide

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Born Of OsirisDarkest HourFor All This BloodshedProtest The HeroPurified In Blood
Köln, Essigfabrik
12.02.2011
Manchmal gibt es Konzerte, bei denen reicht eine krumm agierende Band, um die Grenzen der persönlichen musikalischen Aufnahmefähigkeit binnen Minuten so ins Unerträgliche zu überschreiten, dass man sich auch noch am nächsten Tag oral befleckt fühlt. Und es gibt Konzerte, die eine so bunte Zusammenstellung präsentieren, dass im Vorfeld die freudige Erwartungshaltung unablässig von der gemeinen Mücke der „Das kann ja kaum gut gehen“ Krankheit gepiesackt wird, was nur Stunden später von einem heilenden Wirbelsturm aus Riffs, Melodien und Breakdowns restlos kuriert wird. Zu letzter Kategorie gesellt sich am Ende der heutige Abschlussabend dieser Tour, auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt.

Für die Hors D’Oeuvre sind zwei Kölner Bands zuständig. Es eröffnen RESIST THE TIDE, die äquivalent zu ihrem jungen Aussehen mit jungspundiger und sympathischer Begeisterung zu Werke gehen. Dass die dargebotenen Hymnen an den Breakdown mitunter wenig originell und zum Teil vor lauter Hackmetzgerei fast völlig den Fluss verlieren, darf sich in Zukunft gerne noch ändern. Ein paar zusätzliche Auftritte bis dahin werden sicher auch dafür sorgen, dass nicht nach jedem kleinen Sprung hastig aufs Griffbrett geschaut wird, um nur ja keine Fehler zu spielen. Live sind diese in einem gewissen Rahmen nämlich durchaus erlaubt.

Bei den deutlich wüster zu Werke schreitenden FOR ALL THIS BLOODSHED zieht Frontfrau Rage alle Aufmerksamkeit auf sich. Neben ihrer eigentlichen Aufgabe, den Rachen des Todes von der Leine zu lassen, dessen Auswüchse nicht immer eindeutig einer bestimmten Sprache zuzuordnen sind, führt sie pausenlos wilde Veitstänze auf der Bühne auf, die von mehr oder weniger bedrohlichem Slammen bis zum heiteren Reigen in frühlingshaften Hainen so ziemlich alles abdecken, was zwischen Herr der Ringe und Sin City möglich ist. Da fällt es im Prinzip auch weniger ins Gewicht, dass der Rest der Band ziemlich auf die Instrumente fixiert ist. Das Heimpublikum ist dennoch nicht uneingeschränkt angetan, selbst wenn immerhin gut 25 Zuschauer sich in der ersten Wall Of Death des Abends vergnügen.

Kurz nach dem tollen „Reaper Of Souls“ hatten sich PURIFIED IN BLOOD wegen dem Hören-Sagen nach eines eher kuriosen internen Zwists aufgelöst, bevor 2008 die überraschende Reunion bekannt gegeben wurde. Mit dem neuen Album „Under Black Skies“ im Gepäck hat man sich dieser bunten Tour angeschlossen und ist dank der norwegischen Herkunft und des Stylings der Exot im Billing. Fronthoschi Glenn trägt eine Kutte spazieren (und nach kurzer Zeit nichts mehr drunter), was aber nicht der einzige Grund dafür ist, dass die Zahl der Langhaarigen direkt vor der Bühne exponentiell steigt. Leider zünden allerdings weder die neuen Lieder noch die zwei oder drei „Reaper“ Granaten so richtig, weil alle Bemühungen und Animationen der Band im dumpfen Sound untergehen, der die beiden Gitarren fast vollständig vom Rhythmusfeuer versägen lässt. Dass PURIFIED IN BLOOD überraschend breaklastig zu Werke gehen und gar eine Wall Of Death einfordern und bekommen, verstärkt das gespaltene Echo zu dem Auftritt, das die mit der Band Vertrauten eher auf der Seite der Enttäuschten zurücklässt, während die Erstkontakter eher angetan zu sein scheinen.

Der erste Eindruck von BORN OF OSIRIS im Vorfeld versprach ob der am Puls der Zeit liegenden Mischung aus Death Metal, Core und Komplikation für mich nicht den größten Unterhaltungswert. Diese Vorahnung straft die Combo aus Illinois jedoch fast unmittelbar Lügen, denn BORN OF OSIRIS erschaffen live heute eine erstklassige Mischung aus Vertrackung und monstermäßigem Zug nach vorne, bei der zu jeder Zeit ein roter Faden erkennbar ist. Dabei spielt es keine Rolle, dass abgesehen von dem mit dem Aussehen eines 14-jährigen ausgestatteten Keyboarder Joe jedes Mitglied der Band ohne aufzufallen auch Mitglied in fast jeder „klassischen“ Metalband sein könnte, denn die musikalische Leistung und Präsenz ist dafür einfach zu gut. Mit ordentlich Alarm nicht nur in den vorderen Reihen zahlt das das Publikum in der ihm eigenen Währung zurück, selbst wenn die neuen Lieder vom bald erscheinenden dritten Album etwas abstampfen und die dritte Wall Of Death in Folge nicht wirklich nötig gewesen wäre.

Der Durcheinandercore von PROTEST THE HERO spielt sich im Vergleich eher auf der poppigen Seite des Hartwurstspektrums ab, ist aber genau das, auf das die meisten Zuschauer heute offensichtlich gewartet haben. Vom ersten Moment an frisst man den Kanadiern gerne aus der Hand, bei denen besonders Zauberzunge Rody auffällt. Seine Stimme hält nicht nur einfach die ganze Chose zusammen, die immer mit viel Melodie und wohligem Timbre versehene Balance zwischen Gefühl und Aggression ist einfach herausragend gut. Leider schluckt der Klang ähnlich wie bei PURIFIED IN BLOOD viele Feinheiten der auf den Alben so schick dudelnden Gitarren, so dass sich alles noch mehr auf Rody konzentriert, wenn man nicht gerade schmunzeln muss über den vergleichsweise riesigen Bass, der den eher klein gewachsenen Arif eher spazieren trägt als umgedreht. Der Stimmungshöhepunkt ist der Ruf nach drei Crowd Faves, bei dem sich die erste vom Sänger angesprochene Dame gleich auf die falsche Fährte führen lässt, sind doch PROTEST THE HERO Titel gefragt:
„Which song do you want to hear?“ „Raining Blood!“ „Yes, me too, but we don’t know how to play it.“

Für mich etwas überraschend haben sich die Reihen deutlich gelichtet, als der nominelle Headliner DARKEST HOUR den Abend mit dem besten aus 15 Jahren Bandgeschichte beschließen will. So ist auf jeden Fall gewährleistet, dass für jeden der verbliebenen Anwesenden etwas dabei ist, und die Livesituation bringt die doch ziemlich unterschiedlichen Klänge von den Anfangstagen bis heute im Groben und Ganzen auch auf eine harmonische Linie, die nur manchmal eine Spur zu krawallig ausfällt. Das akustische Instrumental in der Mitte des Auftritts ist zwar selbst beim besten Willen mehr Zahnzieher als Dosenöffner, davon abgesehen überzeugen die alten Metalcore Hasen, die vielleicht auch wegen ihres rein metallischen Looks nie die zweiten Reihe verlassen haben, aber auf ganzer Linie. Die zahlreich angenommene Einladung zur Stage Invasion bei der Zugabe darf man durchaus als Beleg dafür werten.
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