With Full Force VIII

With Full Force VIII

Cradle Of FilthCrowbarEmil BullsIn FlamesMotörheadNashville PussyPainRyker'sSoulflyVader
Flugplatz Roitzschjora
22.06.2001
Freitag:
Das fing ja schonmal gut an. Den ganzen Tag war das Wetter äusserst wechselhaft, ständig regnete es und ich hatte absolut keinen Bock auf irgendwelche feuchtfröhlichen Schlammschlachten. Naja, zum Glück wurde es dann etwas besser, als ich und meine Bande zum Gelände gefahren wurden. Glücklicherweise hatte man dieses Jahr den Parkplatz und das Zeltgelände vertauscht, so dass unmotorisierte Menschen wie wir nicht wieder kilometerweit unser Gepäck für 3 Wochen buckeln mussten.
Nach erfolgreichem Zeltaufbau, der leider vom tragischen und bedauernswerten Tod eines Pavillions überschattet wurde, ging es dann zur Erkundung des Geländes. Die FARMER BOYS waren gerade am Spielen, aber ehrlichgesagt hab ich da noch gar nicht auf irgendwelche Musik geachtet. Nach dem Rundgang wurde erstmal ein wenig getankt und ich wartete auf CRADLE OF FILTH, die erste für mich interessante Band des Abends. Ebenjene hatte ich nämlich noch nie live erlebt und...naja...ein wenig enttäuschend wars dann schon. Der Mann am Mischpult muss nämlich der absolute Bassfetischist gewesen sein, denn ich verstand so gut wie keine Vocals, geschweige denn Keyboardsounds. Einzig die Stimme der "Background"-Sängerin war (zu) gut zu verstehen, aber gerade durch diese übermässige Präsenz wurde sie ihrer Aufgabe entledigt und die Musik wirkte irgendwie nicht besonders prickelnd. So ähnlich muss es dann auch dem Rest der Besucher gegangen sein, denn die meisten wirkten nicht sehr mitgerissen. Sehr lustig waren dann auch die ständigen Beschimpfungen von Sänger Dani, bei dem jedes zweite Wort ein "fucking" enthielt und die eher kläglichen Versuche, Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem schwachbekleidete Ledertussies und ein mysteriöses Flügelwesen auf Stelzen über die Bühne posierten. Wirkte meist unfreiwillig komisch, das Ganze.
Danach kurze Pause und mal bei den schon fast zum Inventar gehörigen RYKERS vorbeigeschaut. Nix neues gesehen, und ab zu den kurzfristig eingesprungenen H-BLOCKX, die meiner Meinung nach die übelsten Poser waren, aber unter ihren ganz unterschiedlichen Songs durchaus einige Hitkandidaten zu bieten hatten. Vor allem hatte ich noch keine Band gesehn, die 3 Sänger gleichzeitig bezahlen konnte. Naja, wers braucht...
Der Headliner des Abends waren MOTÖRHEAD (sprich "Moddohääd"), die sich gleichmnal die Frechheit herausnahmen, über 2 Stunden später anzufangen und MICH warten zu lassen. Absolute Sauerei! Nun, nach 2 gehörten Lieder hats mir dann auch gereicht und ich ging rüber ins Zelt, wo die "Knüppelnacht" gerade mit HYPNOS angefangen hatte. Zu hören gabs da handelsüblichen Deathmetal, der aber ohne irgendwelchen nennenswerten Vorkommnisse daherkam. Kurz darauf gaben mal wieder SIX FEET UNDER ihr Stelldichein und sie waren wie üblich sehr gut. Aber mehr leider auch nicht. Irgendwie fehlte das ganz spezielle Etwas und Chris Barnes wirkte irgendwie müde und/oder unter Drogen gesetzt. Wenigstens gabs noch 2 Schmankerl vom neuen Album, wobei mir der eine langsamere Song besonders gut gefiel.
Eigentlich hatte ich mir dann ja vorgenommen, die komplette Nacht durchzumachen, aber nachdem VADER, die zwar alles gaben, aber leider durch zu vieles Geknüppel schnell langweilig wurden, ihre Show beendeten, forderten Müdigkeit, eine Saukälte und feuchte Klamotten ihren Tribut und ich zog mich in meine zeltige Unterkunft zurück. Soweit der erste Tag.

Sonnabend:
Nach einer relativ kurzen und kalten Nacht folgte der zweite Tag des organisierten Biervernichtungswochenendes und bandmässig startete es mit den EMIL BULLS, bei denen ich nur aus Langeweile die Begleitung spielte. Aber obwohl dieser "Nu-Metal" nicht unbedingt mein Fall ist, fand ich diese Combo durchaus unterhaltsam und als ich den letzten Song wiedererkannte, weil ich den schonmal in der Glotze gesehen hatte, ging es mir gleich wieder besser. Sowas kann man sich am frühen Nachmittag durchaus mal antun.
Dann gings rüber zur Mainstage, auf der ich mal wieder CROWBAR sehen konnte. Wie üblich zelebrierten sie ihre schwerverdauliche Hardcore-Thrash-Mischung, die einem dank Mr. Bassfetischist die Eingeweide aus dem Leib gepresst hat. Da konnte man einfach nur dasitzen und geniessen. ALs dann Schluss war, ging ich ein wenig shoppen, um die Wartezeit auf IN FLAMES zu verkürzen. Als es dann soweit war, wurde ich keineswegs enttäuscht. Alle Bandmitglieder kamen mir sofort bekannt vor und ich fühlte mich irgendwie heimisch. Als sie dann ihre melodichen Hammer wie "Only For The Weak" zum besten gaben, wurde mir und dem Rest der Metalheads gleich ganz anders. Es wurde einfach abgerockt, was das Zeug hält. Einzig das noch vorhandene Tageslicht war ein wenig der Atmosphäre hinderlich, aber die dicken Regenwolken am Himmel gaben ihr bestes.
Dann war auch erstmal ne Pause vonnöten, und da keine weiteren interessanten Bands angekündigt waren, gings erst dreiviertel elf wieder zum Mainstage, denn dort sollten SOULFLY die Menge begeistern. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir dann auch zum ersten Mal bewusst, wieviele Besucher überhaupt auf diesem Festivalgelände herumliefen und -lagen, denn plötzlich krochen sie alle aus ihren Löchern wie DDR-Bürger beim bevorstehenden Bananenkauf und mir wurde das ein wenig unheimlich, so dass ich mir das Spektakel aus sicherer Entfernung ansah. Performancemässig boten sie das gleiche wie in dem kleinen Konzert vor zwei Jahren, nur halt ein kleinwenig grösser aufgezogen. Mir persönlich gefiel aber diese heimelige Atmosphäre im kleinerem Rahmen erheblich besser, aber das heisst auf keinen Fall, dass die Band an diesem Abend schlecht war. Positiv zu erwähnen sind auch noch 2 nette Dreingaben in Form von alten SEPULTURA-Songs ("Arise" und "Roots Bloody Roots"), bei denen irgendwie die Leute am meisten abfeiern. Würde mich als Band allerdings ein wenig stutzig machen...
Naja, gedanklich war ich ehrlichgesagt schon einwenig bei PAIN, die mich letztes Jahr so positiv überraschten und auf die ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte. Im Zelt, welches scheinbar sowieso den besseren Sound hatte, gaben sie ihre besten Stücke zum besten (Ein Schelm, wer bei diesem Satz an was versautes denkt...), und ich war wirklich hin und weg. Ihre Art von Musik, mit den eingebauten Techno-Elementen, hob sich zwar ganzschön vom Rest des Programms ab, aber zu den genialen Songs kann man einfach super abfeiern, da sie einfach, gut verständlich und absolute Ohrwürmer sind. Zum Schluss gabs auch noch zwei neue Songs, zum einen nen Song, der stark an irgendwelche Kinderlieder erinnerte, zm anderen ein sicherlich schwer vorzustellendes Cover von "Eleanor Rigby" der BEATLES. Teilweise war das zwar ein klein wenig albern, aber was nützt einem dieses untolerante Klischeedenken vom "wahren" Metal...solange es Spass macht...
Dann nahm ich mir mal wieder vor, bis zur letzten Band zu bleiben, und diesesmal war es zwar ebenfalls hart, aber ich habe der Umwelt getrotzt und durchgehalten. Gleich nach PAIN kamen NASHVILLE PUSSY, die, wie man am Namen schwer erraten kann, hauptsächlich aus weiblichen Mitgliedern besteht. Am Mikro stand der einzige Kerl, und der machte seinem Geschlecht alle Ehre. Man stelle sich einen Möchtegernposer mit schütterem Haar und einer Schnauze vor, aus der nur klischeehafte "motherfucking"-Sprüche kommen, die in einem solchen Slang heruntergeworfen werden, dass man sich fragt, welchem Redneck da seine Kuh geklaut worden ist. Musikalisch gings in die Richtung AC-DC, gemischt mit allem möglichen anderen Zeug und geprägt von ausufernden Gitarrensolos. Und auch diesesmal wurden auf die billigsten Tricks, wie die immer weniger werdende Kleidung der Gitarristinnen, zurückgegriffen. Pfui, sag ich da !!
Die härteste Probe des Abends kam danach in Form von ZEROMANCER, die neben einem absolut ekelhaften mikrofonschwingenden Schleimbeutel, der oberkörperfrei seine aufgespritzen Bauchmuskeln präsentierte, auch eine furchtbare musikalische Kreuzung aus LIMP BIZKIT und irgendwelchen EBM-Combos boten, bei der ich wirklich jede Minute bis zum Ende mitzählte. Als dann endlich CRACK UP spielten, war ich dann nicht mehr besonders aufnahmefähig. Man stelle sich meine Erscheinung ungefähr so vor, als wenn jemand, halb zusammengesunken und mit geschlossenen Augen die Rübe leicht bangt und jeden Moment umzufallen droht. Tja, das Problem lag wohl an der fortgeschrittenen Stunde, denn die Band war wirklich grossartig und spielte eigentlich alle für mich wichtigen Songs, inclusive dem genialen "Money will roll right in". Wie gesagt, es war nach 3 und leider waren die meisten Leute doch recht erschöpft (oder besoffen im Weg rumliegend), aber ich fand, dass sich das Warten wirklich gelohnt hatte.
Zurück beim Zelt und auf einen gemütlichen Vormittag im Schlafsack freuend, wurde ich dann fast in den Wahnsinn getrieben von zwei jugendlichen Spassmachern, die es sich zum Ziel gemacht hatten, die ganze Umgebung durch wildes Umherschreien wach zu halten. Irgendwann gaben sie dann allerdings auf und ich bekam doch noch meine 3 Stunden Schlaf...

Sonntag:
Am Sonntag war dann eigentlich für mich nicht mehr so viel los, da meine Bands allesamt schon gespielt hatten. Etwas gelangweilt gingen wir nach der Mittagsstunde pünktlich zum ersten Act unter prächtigem Sonnenschein zur Bühne, um uns mal den MAMBO KURT anzukucken. Zuerst fragte ich mich ja, was so einer auf diesem Festival verloren hat, aber als er anfing, mit seiner Heimorgel diverse Metalklassiker zu spielen und die Menge abging wie Nachbars Lumpi, da war ich schon ein wenig beeindruckt. Der Mensch hatte die Masse einfach im Griff, sichtbar Spass bei der Sache und liess es sich letztendlich auch nicht nehmen, den obligatorischen Stagedive hinzulegen. Das muss man einfach mal selbst erlebt haben...
Anschliessend wurde mal wieder ein bisserl rumgetingelt, um irgendwie das letzte Geld noch irgendwie loszuwerden, aber scheinbar wollte keiner der Händler meins haben, denn ich fand einfach nirgends mehr dieses PAIN-Shirt. Aber Klamotten waren zu dem Zeitpunkt sowieso fast überflüssig, denn die Sonne brannte so heiss vom wolkenfreien Himmel herunter, dass selbst die den Bühnenboden anfeuchtende Feuerwehr mit Anfeuerungsrufen überredet wurde, einmal kräftig den Besuchern den Dreck runterzuspülen. Einen Tag vorher hatten sie noch jegliches Wasser vom Himmel verflucht und jetzt konnten sie nicht genug davon bekommen. Komisch... Die letzte Band, die wir uns ansahen, waren dann die verschobenen DIE HAPPY im Zelt und was mich dort wirklich überraschte, waren die Sangestalente der Frontfrau. Die konnte doch glatt jeden Song genau so tönen lassen, wie auf dem Studioalbum, das hört man wirklich sehr selten. Auf jeden Fall hatten sie einige gute Songs zu bieten und wem dieser Bandname nichts sagt, der stellt sich einfach die GUANO APES vor und....ähmmm....ja genau, das isses dann auch schon...
Zum krönenden Abschluss gaben PAIN noch eine Autogrammstunde und da musste ich unbedingt hin. Als ich dann von Leibern umschlossen versuchte, irgendwie ein Exemplar der signierten Promo-CD zu ergattern und gleichzeitig nicht zertreten zu werden, wurde mir erstmals bewusst, welche Kraft so eine Menschenmasse doch darstellen kann. Das waren zwar höchstens 40 Mann am Autogrammstand, aber man stelle sich mal die zigtausend Besucher vor, wie sie um einen Platz kämpfen. Nein danke, das ist dann doch nix für mich...
Naja, letzendlich hatte ich dann so ein Ding erkämpft, stellte aber zu Hause fest, das nichtmal vollständige Songs draufwaren, sondern nur angespielte. Aber wenigstens waren die Autogramme drauf und so kann man das Ding prima an die Wand pinnen.
Das wars dann auch schon für das diesjährige Full Force für uns. Schnell die Zelte abgebaut, nochmal ordentlich die Haut verbrannt (die nächste Woche liefen wir alle als Indianer durch die Gegend), und unter wehleidig riechenden Dixis ab nach Hause unter die Dusche. Insgesamt kann ich resümieren, dass es alles irgendwie toll war, aber irgendwie fehlte noch das gewisse Etwas. Da ich die meisten Bands alle schonmal live gesehen hatte, gabs da kaum Überraschungen und das wilde Wetter drückte auch aufs Gemüt. War durchwachsen...
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