Satans Convention 2011

Satans Convention 2011

CravingEisregenEndstilleHelheimNachtblutShiningTaakeTruppensturm
Osnabrück, Rambazambar Event Hall
03.12.2011
Der Tag beginnt ein wenig mühselig, denn schließlich ist dieses Wochenende ein absolutes Highlight der dunklen Jahreszeit. Am Freitag Metalfest Winter Edition, bei der sich ein Knaller an den anderen reihte, und nun ist Samstag und der Weg nach Osnabrück muss angetreten werden, denn dort geht es deutlich finsterer zu als am Vorabend in Oberhausen, aber nicht minder spannend. Veranstalter Burning Stage lädt zur Satans Convention und hat einige illustre Gäste organisiert, die den dort versammelten Freunden des Schwarzmetalls kräftig einheizen sollen.
Da sich der Weg aus dem Rheinland ein wenig zieht und auch die körperlichen Bedürfnisse zwischen zwei solchen Marathonveranstaltungen berücksichtigt werden wollen, kommen wir ein wenig nach offiziellem Veranstaltungsbeginn in die Rambazambar und müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir die angekündigten NACHTBLUT und ANGANTYR heute nicht mehr zu sehen bekommen, was bei letzteren daran liegt, dass sie ihren Auftritt aufgrund eines familiären Todesfalls kurzfristig absagen mussten. Eröffnet wurde der Reigen an ihrer Stelle durch CRAVING.

Wir stoßen mitten ins Set von TRUPPENSTURM, die vor einer bereits beachtlich gefüllten Halle spielen. Für uns Ortsunkundige stehen die ersten Minuten im Zeichen der Orientierung und TRUPPENSTURM können mit ihrem eher unspektakulären Geballer auch nicht wirklich begeistern. Ihre letzten Stücke laufen daher ein wenig an uns vorbei, doch im Publikum finden sich einige, die den Jungs aus Übach-Palenberg ihren Respekt zollen.

Nach kurzer Umbaupause geht es am späten Nachtmittag auch schon mit einem der ersten Highlights los, denn HELHEIM treten auf, ganz standesgemäß in Kettenhemden, und liefern eine nicht anders als brillant zu bezeichnende Performance ab. Sie präsentieren in ausgezeichnetem Sound ein wahres Black Metal-Feuerwerk, das durch technische Brillanz und Abwechslungsreichtum überzeugen kann. Dabei sind die Songs alle derart eingängig und transparent, dass auch jemand, der mit ihrem Werk nicht vertraut ist, durchaus seinen Spaß hat und hier eine erfahrene Band erleben kann, die leider nicht ganz den Status genießt, den sie letztlich verdient hat. Als sich zum Schluss eine dunkle Figur im Kapuzenumhang auf die Bühne schleicht, ahnt man schon, was nun passiert. Hoest himself gibt sich die Ehre und begleitet mit seiner bekannten manisch-wahnsinnigen Energie die letzte Nummer HELHEIMs am Mikro.

Viel zu schnell ist dann auch schon alles vorbei und es geht zu den Merchandise-Ständen, denn was nun kommt, ist für den Autor nichts anderes als eine ganz heftige Zumutung. Ein großer Teil des Publikums sieht das allerdings ganz anders und in dem Moment, in dem EISREGEN loslegen, tummelt sich auch schon eine begeisterte Menge vor der Bühne, die die Thüringer kräftig abfeiert. Hier zeigt sich einmal wieder, wie die Empfindungen auseinander gehen können, denn mir rollen sich bei den peinlich pubertären Ansagen die Fußnägel hoch und auch das Songmaterial stellt einen kaum zu toppenden Tiefpunkt dar. Der Gedanke, hier DIE KASSIERER des extremeren Metals miterleben zu müssen, lässt mich auch bei den frenetisch geforderten Zugaben nicht los, und so stellt das Ende dieses überlang scheinenden Auftritts für den einen eine gewaltige Erleichterung dar, die anderen sind offenkundig begeistert und können nicht genug bekommen.

Bei der inzwischen vollkommenen Dunkelheit vor der Tür und einer Rambazambar, die kurz davor ist aus allen Nähten zu platzen, stellen die nun folgenden ENDSTILLE einen mehr als angenehmen Kontrast dar. Überraschend ist dabei das Mitwirken eines zweiten Gitarristen, der sich aber ausgezeichnet ins Bandgefüge und den Livesound einpasst. Leider erlebt der Abend bald einen glücklicherweise einzigartigen Tiefpunkt, da für zwei Stücke plötzlich heftige Soundprobleme auftreten, die den Hörgenuss komplett unmöglich machen. Die ansonsten hervorragend arbeitende PA-Crew bekommt die Probleme aber wieder in den Griff und ENDSTILLE können unter anständigen technischen Umständen weiterspielen. Sie liefern dabei ein routiniertes und dichtes Set ab, bei dem Frontmann Zingultus eine unglaublich Performance bietet. Selten sieht man Menschen, die sich derart auf der Bühne verausgaben. Nach einer kurzen Zugabe endet dieser dann doch noch runde Auftritt, der ruhig noch etwas länger hätte sein dürfen.

Inzwischen zeigt sich, warum die meisten Menschen hier sind und das sieht man nicht nur an den T-Shirts. Das Set von TAAKE steht an und in der Halle geht nichts mehr. Sämtliche Besucher quetschen sich vor die Bühne und erwarten gespannt den Auftritt der Norweger, die dann auch in gewohnter Livequalität loslegen. Hoest rast in seinem neuen Dracula-Umhang wie ein wildgewordener Kobold über die Bühne, ein Hit jagt den anderen und es wird wieder einmal klar: TAAKEs „Helnorsk Svart Metal" ist auch live etwas, das jeder Freund des Genres einmal gesehen und gehört haben sollte, denn die Jungs zeigen wirklich, wie es geht. Dabei kommt das neue Material genauso gut an wie die klassischen Nummern. Am Schluss taucht dann auch noch Niklas Kvarforth auf der Bühne auf und es ist inzwischen unübersehbar, dass die Skandinavier an diesem Abend quasi im Familienverband auflaufen, zumal auch V'gandr von HELHEIM (inzwischen hübsch in Corpsepaint aufgemacht) am heutigen Abend den Bass bei TAAKE bedient.

Nach diesem gewohnt gelungenen Auftritt der Bergener leert sich die Rambazambar deutlich. Die nun anstehenden SHINING scheinen einem Teil des Publikums nicht mehr zu liegen. Bei der Performance, die Herr Kvarforth an diesem Abend hinlegt, ist das allerdings auch kein Wunder. Exaltiertes Verhalten ist man von dem Herrn ja gewöhnt, doch leider überdeckt der misanthropische Hokuspokus bisweilen die musikalischen Qualitäten der Truppe aus Schweden. SHINING spielen Lieder aus nahezu allen Schaffensperioden und das toll wie immer - das Niveau, das sie an den Tag legen, ist wirklich beachtlich. Allerdings scheint dem Frontmann irgendetwas quer zu sitzen und seine Laune sinkt im Laufe des Sets zusehends. Das Publikum wird als „schlechtestes Publikum überhaupt" beschimpft, Deutschland ist sowieso ganz furchtbar und auch ENDSTILLE werden als dem Black Metal Unwürdige von der Bühne herab runtergeputzt. Auch das wiederholte Auftauchen von Hoest, der zwischen dem ein oder anderen Getränk auch mal seine Vokalkünste beisteuert und schließlich mit Herrn Kvarforth leidenschaftliche Zungenküsse austauscht, kann die Veranstaltung nicht mehr retten und alles endet mit einem pöbelnden Niklas Kvarforth und ohne Zugabe. Schade, Kvarforth tut seiner Band durch eine solche Attitüde keinen Gefallen und so bleibt trotz großartiger Musik ein sehr fahler Beigeschmack an diesem Auftritt heften.

Letztlich endet pünktlich zur Geisterstunde ein sehr abwechslungsreiches und lohnendes Programm, das auch eine Anfahrt von über 200 Kilometern rechtfertigt. Eine solche Dichte an guten Bands bekommt man im schwarzmetallischen Sektor nicht alle Tage geboten. Da kann man sich nur auf das nächste Paket freuen, das Burning Stage mit dem Kings of Black Metal 2012 geschnürt hat. Alsfeld, wir kommen!
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