TRC Heights Blood By Dayz Behind Hope Lies Failure & Container

TRC, Heights, Blood By Dayz, Behind Hope Lies Failure & Container

Behind Hope Lies FailureBlood By DayzContainerHeightsTRC
Köln, Werkstatt
29.11.2011
Zum Hardcore-Stelldichein trifft man sich heute Abend in der Werkstatt, namenstechnisch passendere Hallen für eine Menge DIY-Bands gibt es wohl kaum. Neben den quer durch Europa fahrenden beiden Hauptakteuren aus London und Einzugsgebiet sorgen gleich drei regionale Gruppen für das Vorwärmen der fliegenden Gliedmaße. Dementsprechend ist der Abend trotz einiger Konkurrenzveranstaltungen gut besucht, anders als TRC es zwei Tage zuvor in Hamburg erlebt haben, als ganze acht Gestalten den Weg zum Konzert fanden.

Heute hat bereits die erste Vorband CONTAINER so viel oder mehr Fanvolk am Start, dabei lärmen die Düsseldorfer mit dem nicht sinnvoll googlebaren Namen erst seit diesem Jahr zusammen. Einfach aber effektiv folgt Einschlag um Einschlag auf der Bühne, was mit gleichermaßen Wohlwollen wie ersten Rempeleien von gut zehn Bewegungsfreudigen begrüßt wird, die auch überraschend textsicher sind bei so einer neuen Band. Als Nicht-Kölner ist es köstlich amüsant, wie deutlich das vermeintliche Feindesland Düsseldorf den Einheimischen zeigt, wo der Hammer hängt: Fortuna-Gesänge von der Bühne bleiben unwidersprochen und beim akustischen Wettkampf der Rheinmetropolen hört man von Kölner Seite… überhaupt nichts. Sieg auf ganzer Linie für CONTAINER.

BEHIND HOPE LIES FAILURE blicken mit der Eifel auf ein dünner besiedeltes Heimatgebiet, dem Spaß soll das aber keinen Abbruch tun. Sänger Dave punktet gleich mal mit (garantiert selbst-)abgeschnittener Jeans und feuert die Tobwütigen so gut es geht an. Der musikalisch deutlich gewichtigere Ansatz im Vergleich zu ihren Vorgängern funktioniert fürs Erste ebenso schnittig, leider wird der Schwung der Lieder häufig durch wahre Breakhaufen ziemlich erstickt und es dauert seine Zeit, bis die Maschine dann wieder angelaufen ist. Ein bisschen zweischneidig wird es auch in punkto Ansagen im Laufe des Auftritts, denn nach einem Roundhouse-Kick Volltreffer am Rand des Pits „This is a hardcore show – so expect to get hit!“ zu verkünden, ist in meinen Augen doch ziemlich grenzwertig. Unterhaltsam mit Schönheitsfehlern.

Sichtbar mehr los ist bei BLOOD BY DAYZ, wohl auch weil nicht so viel aggressiv rumgesprungen und geslamt wird, weshalb der am heutigen Abend übliche, breite und tiefe Korridor vor der Bühne etwas kleiner ausfällt. Die Reaktionen werden dagegen weniger, was vermutlich nicht zuletzt an der schwierigeren Betanzbarkeit der Siegener Mischung aus Hardcore und Rap liegt. Dabei überzeugt der sprechende Fronter – stilecht im KREATOR Leibchen – mich wesentlich mehr, weil seine Parts wesentlich flüssiger und variabler wirken als das rohe Gebrüll seines Mikrokollegen. Die geringer gewordene Zahl an fliegenden Fäusten und Füßen lassen sich ein paar Turner nicht entgehen, so dass zumindest die Radschläge (!) ein wenig durch den nicht nachhaltig überzeugenden Auftritt helfen. Vermutlich ist das aber auch ein wenig unfair gegenüber BLOOD BY DAYZ, denn bei der dritten Band in Folge mit überwältigender Konzentration der Bühnenaction auf die Sänger reißt das schlicht immer weniger mit, zumal die Breaks einige Male den Flow killen (Ha!). Nicht unerwähnt bleiben soll aber die lobenswerte Unterstützung der respektive das aufmerksam machen auf die Hardcore Help Foundation durch die Band.

Ok, HEIGHTS sind der Support der Tour, aber bekommen sie deshalb automatisch weniger warmes Essen? Vielleicht würden die fünf knochigen Gestalten in den weißen Shirts auch nicht ganz so abgemagert aussehen, wenn nicht jeder mindestens zwei Größen zu groß auftragen würde, aber nun gut, wir sind ja ein Musik- und kein Ernährungs- oder Modemagazin. So poetisch die Herkunft aus Welwyn Garden City klingt, so unpoetischen Krach schleudern HEIGHTS in die Menge. Das instrumentale Spiel mit Wiederholungen, das durch die Einladung zum Schwelgen in der Monotonie durchaus einen gewissen Reiz hat, wird durch das immer am Anschlag befindliche schrille Geschrei zerstört. Das mag keine Mehrheitsmeinung sein heute Abend, eine Einzelansicht ist es aber auch nicht, so verständnislos wie einige Leute das wilde Treiben betrachten. Immerhin versucht so gut wie jedes Bandmitglied Leben in die Bude zu bringen - Sender statt Kabel sind eine sinnvolle Erfindung, wenn man regelmäßig auf Achse durchs Publikum ist.

Zeit für TRC, die als erste Geste eine Entschuldigung abliefern dafür, dass sie ohne Bass antreten müssen, weil dessen Bediener ohne Pass nur ungünstig auf Europatour mitzunehmen war. Dann folgt sogleich der wuchtige Sprung ins Vergnügen, der in vielen Punkten die (aus meiner Sicht) Vorschusslorbeeren britischer Magazine bestätigt. Bei aller Liebe für das aktuelle Album „Bright Lights“, TRC und besonders die beiden Frontmänner Chris und Anthony leben offensichtlich für die Liveshows. Während Anthony sich noch ein wenig zurückhält und in erster Linie auf (leicht eindimensionales) Schreien konzentriert, vereint Chris den singendes Fronthünen, Prince Charming und Actionman in einer Person. Ständig unterwegs, immer am Lachen – das Grinsen wird nur von Drummer Lasselle übertroffen – und mit dem richtigen Gefühl für Ton und Menge der Publikumsansprache. Mit Hits wie „H.A.T.E.R.S.“ oder „Blame It On Vegas“ ist die Meute so leichte Beute, denn der Auftritt hat praktisch alles, was an Konzerten Spaß macht. Da drücke ich auch mal ein Auge dafür zu, dass die beiden Gitarristen eher wenig zur Geltung kommen und der abwesende Bass einige große Lücken offenbart. Wer nicht da war, hat was verpasst.
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