Negura Bunget Agamendon Layment & Träumen Von Aurora

Negura Bunget, Agamendon, Layment & Träumen Von Aurora

AgamendonLaymentNegura BungetTräumen Von Aurora
Osnabrück, Bastard Club
13.09.2012
Die Festivalsaison neigt sich dem Ende entgegen, so manche Schlammschlacht hat die Besucher Nerven und Kräfte gekostet. Diese müssen wohl noch regeneriert werden, denn als um 18 Uhr der Bastard Club zu Osnabrück seine Pforten öffnet, tummeln sich vor jenen weniger die Besucher, sondern hauptsächlich die Bandmitglieder eines recht bunt um den Hauptact NEGURA BUNGET zusammengestellten Line-Ups.

Den Auftakt von drei Supportbands machen die stilistisch noch am besten zu den Rumänen passenden TRÄUMEN VON AURORA. Das Bielefelder Sextett versucht den wenigen anwesenden Zuschauern ihre Art von Black Metal schmackhaft zu machen, der – ganz dem Bandnamen entsprechend – immer wieder im Post Rock wildert. Wenn Sänger Patrick Wunsch seine persönlichen, deutschen Texte zu flottem Drumming in das überschaubare Rund brüllen und krächzen darf, macht er selbst zwar eine bessere Figur als bei seinem Flüster- und gelegentlichen Klargesang, die Band als Gesamteinheit gefällt mir in den atmosphärischen Passagen aber besser. Die ganz große Bewegung kommt weder auf noch vor der Bühne auf, wobei man TRÄUMEN VON AURORA in diesem Fall keinen Vorwurf machen kann – bei einer Handvoll Besucher kann man eben auch nur spärliche Reaktionen hervorrufen. Die Band macht ihre Sache aber ordentlich und hängt an das eigentliche Set sogar noch einen ungeplanten Song an – Respekt dafür!

Deutlich weniger verträumt geht es bei den folgenden LAYMENT zu. Die Ruhrpottler entern ebenfalls als Sechserpack die Bretter, musikalische Parallelen zu ihren Vorgängern bzw. den später folgenden NEGURA BUNGET muss man allerdings mit der Lupe suchen. Denn die grob dem Power Metal zuzuordnende Mucke der Herner will zum Rest des Line-Ups nicht so ganz passen. Macht aber nichts, findet nicht nur Fronter Marosh – die Zuschauer werden angewiesen, es LAYMENT gleich zu tun und die Band nicht zu ernst zu nehmen und stattdessen Spaß zu haben. Und auch wenn die Ballade „Wake Up“ das Ziel des Songtitels nicht ganz erreicht, so sorgen flottere Songs wie „Burning Candle“ oder „Feuergeist“ doch auch beim Publikum für anerkennendes Kopfnicken. Die Band selbst gibt ohnehin alles, die Matten rotieren, die Gitarristen sind ständig unterwegs und nutzen mitunter auch den leider nach wie vor freien Raum vor der Bühne. Brandneues Material haben sie auch noch am Start, und zum Finale wird das Publikum gebeten, in die „Oohooh“-Chöre des Rausschmeißers „Sons Of Herne“ einzusteigen. Zwar bleiben die Reaktionen eher verhalten, aber niemand kann behaupten, dass LAYMENT es nicht versucht hätten, weshalb sie mir auch positiv im Gedächtnis bleiben werden.

Anschließend gibt es erneut ein deutliches Kontrastprogramm geboten, denn die ebenfalls aus dem Ruhrpott stammenden AGAMENDON hämmern ihren recht harschen Death Metal ins noch immer überschaubare Rund. Das adrett gekleidete Quintett lässt zwar immer auch Melodien durchschimmern, dank des teilweise ultratiefen Gesangs von Fronthüne Julian "Dugi" Hollesch erhält die ganze Chose aber einen ziemlich brutalen Touch. Neben den bösen Growls hat er aber auch schrille Screams im Repertoire, und diese Kombination scheint „Dugi“ ordentlich ins Schwitzen zu bringen, denn es dauert nicht lange, und er hat sich seiner schicken Kleidung (glücklicherweise nur teilweise) entledigt. Genau wie TRÄUMEN VON AURORA und LAYMENT haben auch AGAMENDON mit dem zurückhaltenden Publikum zu kämpfen, machen aber das Beste daraus und bedanken sich artig für den leider nur spärlichen Applaus. Die Rhythmusfraktion gibt am liebsten ein Sperrfeuer aus Thrash-Tempo und Blastbeat vor, streut aber hier und da auch mal eine SloMo-Passage ein, und die Leadgitarre feuert immer mal wieder ein Solo raus, sodass keiner der Zuschauer sich über mangelnde Abwechslung beschweren kann. Mit „Erasing Flesh Forever“ haben sie auch einen veritablen Hit im Gepäck, dann wird es aber langsam Zeit für den Headliner.

Und der lässt sich nicht lange bitten. War es bei den Vorbands auf der Bühne schon eng, so vergrößert sich dieses Problem bei NEGURA BUNGET nochmal, denn die Rumänen benötigen neben dem üblichen metallischen Instrumentarium auch noch Platz für weitere Percussion und ein nicht eben platzsparendes Horn. Letzteres bläst dann auch zum Angriff und so läutet "Tara De Dincolo De Negura" eine Stunde feinsten Düstermetalls ein, auf perfekte Art und Weise pendeln NEGURA BUNGET zwischen Black Metal-Rasereien und verträumten Folk Metal-Einlagen hin und her. Dabei gefällt mir persönlich die folkloristische Seite der Rumänen fast besser, das atmosphärische „Pamînt“ inklusive Panflöte und Kuhglocken ist pures Gold in meinen Ohren. Der Großteil der Zuschauerschar, die sich mittlerweile doch vor die Bühne begnügt hat, bevorzugt jedoch die schwarzmetallischen Songparts, zu denen die Nackenmuskulatur in Bewegung gebracht werden darf. Dies geschieht auch auf der Bühne, besonders Keyboarderin Inia Dinia schüttelt ihr Haar für die begeisterten Zuschauer. Diese hätten gerne noch mehr von dem Spektakel gehabt, aber nach der Zugabe "Tesarul De Lumini" ist um kurz vor Elf wie üblich Schluss im Bastard Club. NEGURA BUNGET packen auch hurtig ihre Sachen zusammen, nehmen sich aber freundlicherweise trotzdem die Zeit, die frisch vom Merchandise erstandenen CDs zu signieren.

So endet ein Konzertabend, der mit einem interessanten Kontrastprogramm aufwartete. Dank der bunten Zusammenstellung an Bands fühlte ich mich durchweg gut unterhalten, auch wenn es sicher passenderes Vorprogramm zu NEGURA BUNGET gegeben hätte. Nichtsdestotrotz taten alle drei Vorbands ihr Bestes, die Zuschauer gut zu unterhalten, der Hauptact konnte sowieso restlos überzeugen. Beim nächsten Mal finden aber hoffentlich wieder mehr Metalheads den Weg zum Bastard Club, andernfalls überlegen sich die Rumänen vielleicht, ob sie die über zwanzigstündige Fahrt überhaupt auf sich nehmen sollen… Ein gelungener Abend war es aber trotz der enttäuschenden Resonanz.


Setlist NEGURA BUNGET:

Tara De Dincolo De Negura
Pamînt
Cunoasterea Tacua
Norilor
Poarta De Dincolo
Hora Soarelui
Dacia Hiperboreana
Tesarul De Lumini

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