Nightwish Sonata Arctica Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus

Nightwish, Sonata Arctica, Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus

NightwishSonata Arctica
Nürnberg, Arena
22.10.2004
Die Menschenmassen die sich am frühen Abend vor den Toren der Nürnberger Arena eingefunden hatten, waren in ihrem Ausmaß beängstigend – und schon von diesem Zeitpunkt konnte man erahnen, dass es sich beider heutigen Show nicht um einen gewöhnlichen Konzertgang handeln würde. In der Tat hätte wohl niemand gedacht, dass die finnischen Musiker von NIGHTWISH die gesamte Arena ausverkaufen könnten ( es müssen wohl so um die 8000 Mann Einlass gefunden haben), doch die Hitsingle „Nemo“ mit dem dazugehörigem auf Heavy Rotation laufendem Clip , und das steil chartende aktuelle Album „Once“ machten dies alles möglich. Die durch eben jenen Erfolg befürchtete „Unterwanderung“ der „wahren“ Anhängerschaft des finnischen Trupps blieb in diesem ,geradezu apokalyptisch gefürchtetem Maße aus, dennoch konnte man aus der Mixtur des Publikums die enorme breite an Zielgruppen ablesen, die NIGHTWISH heutzutage erreichen können. Da fanden sich von den kleinen zwölfjährigen Gothic Girlies mit meterdick Augenringen (schwarz, is klar, weil evil) und schwarzem Nagellack und Lippenstift aus Muttis Schminkkästchen, über „seriöse“ Menschen, die man bei einer Veranstaltung dieser Art nicht unbedingt erwartet hätte, auch die Fraktion derer, die schon damals bei der 98´er Oceanborn Tour dabei waren. Alles in Allem, also nichts schlimmes, und absolut kein Grund für diverse Menschen sich in ellenlange Diskussionen zu verstricken, welche „Vorraussetzungen“ ein Mensch benötigt, um dieses Konzert zu besuchen.

Die Hinterseite der Arena war geschmückt mit einer großen Bühnen Konstruktion, an deren Rückwand vorerst noch das SONATA ARCTICA Backdrop prangerte. Den Opener des Abends machten aber nicht die Mannen um Tony Kakko, sondern TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS. Diese fünf Mannen aus dem tiefsten Finnland ( in der Tat ist diese Tour eine rein Suomi sprachige) sind in ihrem Heimatland der absolute Renner, bei uns in Deutschland aber recht unbekannt. Da die Herren aber ihre besten Songs nun auf deutsch vorgetragen präsentieren, könnte sich dies schnell ändern – vor allem auch nach dieser Show. Als Opener bekamen sie natürlich nicht die optimale Lautstärke, wodurch der durch die drei (!) Gitarren erzeugte Druck etwas verloren ging, aber dennoch konnte man mit den Hits des kürzlich veröffentlichten Albums „Hartes Land“ punkten. Der schwere, düstere Heavy Metal passte musikalisch zwar nicht optimal ins Gesamtbild, aber dennoch konnte man auch schon zu diesem Zeitpunkt diverse fliegende Fäuste sehen, und so bekamen die Band auch mehr als nur Höflichkeitsapplaus.

Ganz anders dann bei SONATA ARCTICA. Die sympathische Truppe hatte die mittlerweile mehr als zahlreichen Anwesenden von der ersten Sekunde an im Griff und konnten somit ihr ganzes Können ausfahren. Der Sound war schon zu diesem Zeitpunkt spitze. Jedes Instrument klar hörbar, gut ausgeglichen, und im gesamten nicht übersteuert und zu laut. Optimale Vorraussetzungen also um mit Nummern der neuesten Scheibe ( „Misplaced“ , „Blinded No More“ und natürlich die Single „Don´t Say A Word“) genauso zu punkten wie mit den ständigen Klassikern früheren Schaffens. Highlight hierbei sicherlich „Replica“, sowieso schon einer der besten Songs des Fünfers, hier aber zusätzlich veredelt durch die hervorragende Leistung eines Tony Kakko, der einen mehr als guten tag erwischt haben muss (und das obwohl er die ganze Zeit mit Halstuch in der Halle herumlief). Symbolisch für die Spontanität und Spielfreude, die die Band an den Tag legte, sind die in diversen Zwischenteilen eingebauten, kurzen Text / bzw Songpassagen aus anderen SONATA Songs, oder gar von anderen Künstlern ( „I was made for loving you“). Schade, dass das ganze nach einer Stunde und dem obligatorischem Mitsingspielchen („Vodka, we need some Vodka….“) schon wieder vorbei war. Wenn sich die jungen Finnen aber auf allen Konzerten dieser Tournee in dieser Form präsentieren, dann sollte ihnen das einige neue Fans bescheren.

Headliner waren dann aber doch NIGHTWISH, wegen denen ja wohl auch der Großteil des Publikums gekommen war. Dies machte sich dadurch bemerkbar, dass es jetzt noch enger wurde, und vor allem durch das komische Geschrei der Leute aus den ersten Reihen jedes Mal wenn ein Roadie auftauchte. Während dem bombastischem Intro und unter allerhand Nebel und Lichteffekten betrat die Band der Stunde dann die Bühne und legte mit „Dark Chest of Wonders“ los. Die Stimmung im Publikum war von Anfang an riesig, und auch NIGHTWISH selbst geizten mit nichts. Pyros an vielen Ecken und Enden der Songs und der immer noch absolut superbe Sound boten audio visuellen Genuß. Zudem gab es viel Bewegung seitens der Musiker (vor allem ausgedrückt durch Basser Marco und Keyboarder Tuomas), die sich durch die ganze Show zog. Tarja hingegen schwebte mit einer fast schon erhabenen Leichtigkeit über die Bühne und beschränkte sich weitestgehend darauf gut auszusehen, eine gute Gesangsleistung abzugeben und den Fans zu winken. Basser Marcos Stimme wird mittlerweile auch recht effektiv und gekonnt eingesetzt, sodass auch seine Parts immer mehr zum Ohrenschmaus werden. Zur Mitte des Sets, darf der bärtige Stahlsaitenquäler auch mal einen Song ganz alleine singen - eine Coverversion von MEGADETH´s „Symphony of Destruction“, die der charismatische Kerl kurzerhand mal allen Politikern dieser Welt widmet, und dabei nicht gerade auf taube Ohren stößt. Ansonsten spielen NIGHTWISH eine solide Show, präsentieren ( bis auf das „Over The Hills and far Away“ Cover) eigentlich alle Songs die man von ihnen hören will, wobei man sich naturgemäß hauptsächlich auf das neueste Werk „Once“ konzentriert. Als lautstark geforderter Zugabenblock fungierte dann das epische „Gost Love Score“, das natürlich mit etlichen Konserveneffekten auskommen musste, dafür aber mit einem riesigem Konfettiregen beschlossen wurde. Zwischendurch durften die Nürnberger noch ein kleines Geburtstagsständchen an Marcos Frau richten, die sich über diesen gewaltigen Chor sicherlich sehr gefreut haben dürfte, bevor das Konzert mit der aktuellen Single „Wish I Had an Angel“ angemessen ausklang.

Man bekam also doch einiges geboten, denn sowohl musikalisch als auch optisch war der Abend voll auf der Höhe und stellt einen wirklichen Erfolg für alle drei beteiligten Bands dar. Was allerdings schon zuviel des guten ist, sind die Merchandising Preise, die mit 25 € für ein läppisches T Shirt mit dem NIGHTWISH Schriftzug schlichtweg brutal hoch sind.

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