Death Cult Armageddon Tag II: Endemicy Orphalis Sabiendas Phobiatic & Resurrected

Death Cult Armageddon Tag II: Endemicy, Orphalis, Sabiendas, Phobiatic & Resurrected

EndemicyOrphalisPhobiaticResurrectedSabiendas
Leipzig, Bandhaus
27.10.2012
Das Bandhaus Leipzig lädt an diesem Wochenende zu einem ganz besonderen Schmankerl für alle Freunde ultrabrutalen Gemetzels ein, da darf die Bloodchamber natürlich an der Knüppelfront nicht fehlen. Am Freitag durften schon DEKRAPITATION, GRIMNORD, BLOODSTAINED COFFIN, THE LAST HANGMEN und FETOCIDE das Kellergewölbe in Schutt und Asche zerlegen. Laut Aussage des Organisators Sebastian Schmidt ein voller Erfolg, soll heißen: Das Bier lief in Strömen, die Matten peitschten und man konnte sich an dem fiesen Geballer und Gegrunze laben. Meine Skepsis, dass dies an zwei Tagen nacheinander gelingt, sollte sich schnell in Rauch auflösen, denn das Bandhaus füllte sich rasch mit todeskultigen Apokalyptikern. Und ab!

Als erstes dürfen die Leipziger ENDEMICY ran. Vor nicht allzu langer Zeit durfte ich sie schon einmal im Süden Leipzigs begutachten. Damals verließ ich vorzeitig den Raum, da es meiner Meinung nach an Abwechslung mangelte und stattdessen nur der D-Zug regierte. Heute bleibe ich, denn die Band hat sich sichtlich weiterentwickelt und die Songs ein wenig entfrickelt. Man muss jetzt nicht mehr alle drei Sekunden sein Kopfnicken modifizieren, sondern kann sich auch mal auf die Parts, ob nun Groove oder Geballer, einlassen.
In der ersten Reihe finden sich dementsprechend auch schon ziemlich angeheiterte Freunde der Band, die richtig Gas geben. Der Rest des Publikum zeigt sich etwas bewegungsscheu, applaudiert aber hier und dort. Auf alle Fälle ein solider Auftritt, der Lust auf mehr macht. Einziges Manko ist der leicht eintönige Gesang.

Gitarrist Jens von ORPHALIS zeigt mit seinem ORIGIN-Shirt wo's langgeht, nämlich gen Ultrageknüppel. Hier wird geblastet und geschreddert bis zum Abwinken. Für Freunde des technischen Gefrickels sicherlich eine feine Sache, allerdings ist solch herausfordernde Kost live doch bisweilen etwas anstrengend. Die Jungens beherrschen ihre Instrumente allesamt hervorragend, das kann niemand in Abrede stellen, aber so richtig Stimmung will dennoch nicht aufkommen. Die Mucke ist einfach zu komplex und vermisst den nötigen Groove, der einen in die Knie zwingt. So sind dann die Reaktionen des Publikums eher spärlich, über Klatschen hinaus ist nichts zu holen für die Dortmunder Brachialinstanz. An dieser Stelle aber generell mal eine Kritik an das Publikum, das zwar teilweise klatscht und/oder abgeht: Beide Hände mal zusammenzuschlagen, um den Bands und der Musik, wegen der man anwesend ist, ein wenig Respekt zu zollen, kann nicht zu viel verlangt sein! Insgesamt 'ne gute Show, die allerdings den breiten Geschmack der Anwesenden nicht trifft.

Nach der Ultraschallperformance dann mal ein wenig Geballer! Nichts Neues? Doch, ein wenig schon, denn die folgenden SABIENDAS setzen auf Gebratze im Nostalgiemantel. Hier gibt es auch richtig auf die Zwölf, allerdings immer im Rahmen des Nachvollziehbaren. Der Groove stimmt und Sänger Ede und Basser F.T. sind die geborenen Entertainer, beide posen sich einen ab, bis sich die Balken biegen. Kaum fassbar die Entwicklung vor der Bühne: Das Auditorium taut nach und nach auf. Endlich werden Haare geschüttelt und Fäuste gereckt. Spätestens als DEATHs "Zombie Ritual" aus dem todesbleiernen Hut gezaubert wird, gibt es in den ersten paar Reihen kein Halten mehr. SABIENDAS haben's echt gut raus, eine gelungene Mischung aus Midtempo und knarzigem Uptempo zu präsentieren und das bei gleichzeitiger Beherrschung der Waffen.

Soll das schon der Höhepunkt gewesen sein? PHOBIATIC wollen beweisen, dass sie noch eine Schippe drauflegen können und im Handumdrehen gelingt ihnen das auch. Sänger Christian ist dauerhaft am Animieren und will die Fetzen fliegen sehen. Soll er haben. Circle-Pit, Leute, die sich gegenseitig auf dem Rücken tragen, und Gebete an den Grindgott im Pit (Herr Niebe!). Alles am Start. Auch wenn der Vokillist das imaginäre Maschinengewehr auspackt, will man einfach nur noch hingerichtet werden, also ab in die Schussbahn. BAMM!!! Volltreffer! Die Band ist überaus spielfreudig, lockert die Atmo immer wieder durch dämliche Ansagen auf und zerstört einfach. Dem Groove und dem viehischen Geknatter kann man sich einfach nicht enziehen. Tagessieger!

RESURRECTED haben im Anschluss das Problem, dass es schon ziemlich spät ist und viele der Anwesenden den Heimweg antreten, um noch einen Nachtbus zu erwischen. Das ist natürlich für Band und Stimmung bedauerlich. Nichtsdestotrotz liefert die Band eine professionelle Show, die sich gewaschen hat. Wer bleibt, bekommt nochmals eine dicke Packung auf den Leib gezimmert. Gitarrist Thomas post wie ein Bekloppter, so dass ich mir das Lachen beim Fotografieren kaum verkneifen kann. Ein wahrer Genuss. Der Death Metal der Duisburger geht gut ins Öhrchen und es ist echt schade, dass sich das Bandhaus mehr und mehr leert. Egal, die Band gibt dennoch Gas und bietet im Endeffekt nen tollen Gig.

Abgesehen von den anfangs lahmen Zuschauerreaktionen und der späten Spielzeit für RESURRECTED war das Death Cult Armageddon eine Spitzenveranstaltung, die nicht nur Spaß gemacht hat, sondern auch mal Bands präsentiert hat, die man nicht so oft zu Gesicht gekommt oder noch gar nicht kannte. Hut ab und mehr davon bitte!

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