Chapel Of Disease Occvlta Nightslug

Chapel Of Disease, Occvlta, Nightslug

Chapel Of DiseaseNightslugOccvlta
Köln, Blue Shell
28.01.2013
Trotz regelmäßiger Konzertbesuche ist das Blue Shell eine Location in Köln, die ich schon seit vielen Jahren nicht mehr von innen gesehen habe. Als ich eintreffe, wundere ich mich über diesen Sachverhalt. Klar, der Laden ist klein, eher eine Bar mit Bühne, aber er hat Charme und bietet sich für undergroundige Metalveranstaltungen wirklich an. Das erste Bier ist im Preis mit inbegriffen, nach einem langen Arbeitstag schmeckt das umso besser und ich freue mich auf das bunte Programm, das uns heute erwartet. Die Bandmischung ist wirklich ein bisschen kurios, aber das macht gar nichts, es verspricht auf jeden Fall abwechslungsreich zu werden.

Der Raum füllt sich recht schnell. Das Programm scheint reges Interesse hervor zu rufen – die Vermutung, wer den Löwenanteil daran hat, drängt sich geradezu auf – und das ist auch für die den Abend eröffnenden NIGHTSLUG von Vorteil. Nur wenig ist für einen Opener wohl frustrierender, als ausschließlich vor dem Thekenpersonal zu spielen. Das sieht heute zum Glück ganz anders aus. Das Publikum wird direkt mit den ersten Tönen von einer gewaltigen Basswalze gerammt, die bis zum Ende des Sets nicht mehr locker lassen wird. Einfache, hypnotische Riffs dominieren den Raum, NIGHTSLUG spielen Sludge, der sich vorrangig in sehr doomigen Gefilden bewegt. Immer mit einer ordentlichen Portion Groove und ab und an einem Tempowechsel eröffnet das Trio den Abend. Zwar ist das nicht der Arschtritt, den man sich an einem müden Montagabend erhofft, doch die Jungs machen ihre Sache recht sicher. Bloß die Abwechslung kommt ein wenig zu kurz und in Unkenntnis des Materials verbreitet sich schnell der Eindruck, das ein oder andere Riff schon einmal gehört zu haben. Im Zweifelsfalle nur wenige Minuten vorher.

Nach einer überschaubaren Umbaupause werden ein paar Kerzchen angezündet und wir stimmen uns auf ganz andere Musik ein. Gesagt, getan, OCCVLTA sind dran. Und mit langsamen und drückenden Tönen haben die Berliner gar nichts am Hut. Hier wird die Oldschool-Keule geschwungen und der Sound lässt so manches Mal an HELLHAMMER oder die nicht so fernen Jahre von DARKTHRONE denken. Immer schön simpel auf die Zwölf, ein wenig Groove und eingängige Momente dazu und fertig ist die Black-Thrash-Punk-Mixtur. Ein besonderes Kennzeichen dieser Band ist der Frontmann, der zwar recht kreativ mit dem Mikrokabel spielt, aber zumindest zu Beginn eher verlegen wirkt und permanent etwas zu brauchen scheint, woran er sich festhalten kann. Das gibt sich aber im Laufe des Sets und ich wünsche der Band, dass die in den kommenden Tagen anstehenden Auftritte in Großbritannien noch ein wenig mehr Routine reinbringen. Dem Publikum gefällts und so bekommen OCCVLTA auch den verdienten Applaus und können die Bühne zufrieden verlassen.

Letztlich sind wir aber zum größten Teil heute nur aus einem Grund hier. Und der ist die Band, die kurz vor Ende des letzten Jahres einen der Death Metal-Höhepunkte 2012 aus dem Ärmel geschüttelt hat und diesen nun daheim präsentiert. Die Rede ist natürlich von CHAPEL OF DISEASE. Seit etwa zwei Wochen läuft ihr Debüt "Summoning Black Gods" bei mir in Dauerrotation und ich freue mich auf diesen Auftritt wie ein Kind aufs Schokoladenmuseum. Und was die vier Kölner hier abzocken ist ganz sicher der mit Abstand beste Auftritt des Abends, der dazu auch noch technisch wesentlich ansprechender ist als die Musik der beiden Vorgängerbands. Dazu wird alles in eine saubere und selbstbewusste Performance gepackt. Wer Songs wie "Evocation of the Father", "Exili's Heritage" und den Knaller "The Nameless City" im Gepäck hat, kann einfach nichts falsch machen. Da macht es sogar nicht viel, wenn bei "The Loved Dead" ein Trommelfell zerhauen wird. Man wartet einfach einen Moment, behebt den Schaden und weiter gehts. Auch live zeigen CHAPEL OF DISEASE, was sie können. Der Rummel, den zunächst ihr Demo und dann das Album ausgelöst hat, ist auch nach genauerer Betrachtung nachvollziehbar und live unterstreichen sie ihren Anspruch noch einmal deutlich, zur Speerspitze einer ganz frischen Generation des deutschen Death Metal zu gehören.

So bleibt am Ende der Eindruck, dass der erste Teil völlig in Ordnung war, doch der Abend gehörte dem Headliner. Ich hoffe inständig, dass die Jungs ihre Heimat nicht vergessen und sich nicht zu viel Zeit lassen, bis sie wieder hier spielen. Für die Zwischenzeit gibt es noch etliche Male "Summoning Black Gods". Und das ist schon eine ganze Menge.
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