Therion Tristania & Trail Of Tears

Therion, Tristania & Trail Of Tears

TherionTrail Of TearsTristania
Erlangen, E-Werk
28.10.2004
Schon im Vorfeld war ich sehr gespannt auf diesen Konzertabend. Schon allein deshalb, weil ein Gothic/Melodic Metal-Paket mal eine willkommene Abwechslung zu den reich vorhandenen Black und Death Metal-Gigs ist. Also an diesem Oktobernachmittag aufgemacht und ab nach Erlangen. Nach Fahrt mit Stau, einmal falsch abgebogen und nach kurzer Parkplatzsuche waren wir dann am schon gut frequentierten E-Werk in Erlangen angekommen, insgesamt an die 700 bis 800 Besucher durften es wohl gewesen sein. Nachdem ich die Örtlichkeit kurz "inspiziert" hatte, wartete ich mit einem erfrischenden Radler auf die Eröffner des Abends - TRAIL OF TEARS.

Die Norweger kamen daraufhin auch schon prompt auf die Bühne und schon hier war der geniale, saubere und sehr differenzierte Sound auffallend! Und auch die Lautstärke war nicht schmerzhaft laut, aber natürlich auch nicht zu leise, sondern genau richtig. TRAIL OF TEARS legten dann gleich los und spielten neben einigen Stücken ihres Albums "A New Dimension Of Might" auch einige andere Songs. Das Publikum lies sich während den düsteren Gothic Metal Songs noch nicht so richtig aus der Konserve locken, die gut gemeinten Aufforderungsversuche des Sängers während der Lieder gingen ziemlich in's Leere. Allerdings erntete die Band zwischen den Songs Applaus, den sie auch verdient hatten!
Es kamen zwar keyboardmäßige Untermalungen vom Band, aber die Instrumentalarbeit der Tränenzügler war überzeugend. Beeindruckend war auch der zweite Sänger, der clean sang. Sehr tongenau, ausdauernd und voll bildeten seine Passagen ein gekonntes Gegenstück zu der tiefen düsteren Stimme. Der Vokalist zeichntete sich auch für die meisten Ansagen verantwortlich und sprach diese teils sogar auf deutsch.

Nach einer angenehm kurzen Pause betraten anschließend die ebenfalls aus Norwegen stammenden TRISTANIA die Bühne, zu welchen sich schon sichtbar mehr Zuschauer/-hörer herbeigesellten. Und diese wurden auch in keinster Weise enttäuscht! Bombastisch, schön und absolut mitreißend zelebrierten die Skandinavier Gothic Metal der Extraklasse. Rhythmus- und Saitenfraktion musizierten gekonnt.
Ebenfalls absolut begeisternd war die Intensität der rauen, tiefen Vocals. Der Sänger hatte eine herausragende Black Metal Stimme, welche trotz ihrer bemerkbar schwarzmetallischen Ausrichtung perfekt zu den traurig-schönen Klängen passte. Trotz ihrer teils wundervollen gefühlsbetonten und tiefgängigen Ausrichtung rissen TRISTANIA mit und mein Genick vermeldete mir anschließend, dass die Gruppe schön Druck gemacht hat...
Doch die emotionalen Teile kamen ebenfalls nicht zu kurz. So tauschte der bereits erwähnte Sänger für ein Stück das Mikrophon gegen eine Akustikgitarre aus. Von der Trackliste her wurde ein Mischung von mehreren Alben gespielt, so zum Beispiel einige Sachen von "Widow's Weeds" und "World Of Glass", aber auch drei Lieder der kommenden Scheibe "Ashes".
Auch bei TRISTANIA kam das Keyboard wiederum vom Band, was ansich nicht schlimm ist. Kritisch beobachtete ich jedoch den Sänger der cleanen Vocals, welcher aber weitgehend unverfälscht zu singen schien. Bei der Sängerin war ich mir allerdings zeitweise nicht mehr so sicher. Playback war es bestimmt nicht, aber unter ihrer Stimme lagen manchmal noch ein paar andere Spuren vom Band - fraglich ob man das live benötigt. Doch nichtsdestotrotz sehr beeindruckend und empfehlenswert!

Nach einer weiteren wiederum angenehm kurzen Pause schritten dann die Headliner des Abends THERION auf die Bühne. Gleich zu Beginn fiel neben der üblichen Besetzung der mitgebrachte vierköpfige Chor - bestehend aus zwei Frauen und zwei Männern - auf, was das Ganze schon sehr interessant erscheinen lies.
Im Voraus hatte ich mich eigentlich vor allem auf die beiden Vorbands gefreut, da mich von diesen die Alben kannte und mich THERION bisher noch nicht so mitreißen konnten. Doch dies sollte sich nun schlagartig ändern! Mein Genick dankte es mir zwar, dass ich zu TRISTANIA eher headbangen konnte als zu THERION, doch hüllten mich die Schweden mit ihrer Musik "nur" durch Zuschauen und -hören immer mehr ein. Anfangs musste ich erst etwas reinkommen, doch nach einigen Liedern waren die Barrieren gefallen und der schöne, auch kräftige leicht gothsche Melodic Metal riss einen mit.
Trotz der tollen Besetzung inklusive weiblichem cleanen Gesang und besagtem Chor kam alles homogen und in einem Stück rüber, jedoch ohne eintönig zu klingen. Der cleane männliche Gesang war angenehm heavy und dennoch melodiös. Doch damit nicht genug - was die Gitarristen da zum Teil an den Tag legten, lies einem wirklich den Mundwinkel nach unten klappen, absolut gekonnt!
Über die Setlist kann ich nicht so viel sagen, da ich die Alben ja nicht kenne, doch spielten THERION natürlich hauptsächlich neue Sachen. Allerdings lies es sich die Band auch nicht nehmen ein älteres, härteres Stück mit Growl- und Kreischpassagen zum Besten zu geben. Der Oberhammer war aber die lange Ballade, welche THERION nach eigener Aussage nun spielten, nachdem sie immer wieder auf Konzerten gewünscht wurde.
Wunderschöne unverzerrte Gitarren, dezentes Drumming, gefühlvoller Gesang und ebensolche Soli. Man konnte einfach dahinschwelgen und alles um sich herum vergessen. Am Ende gaben THERION dann auch eine lautstark gewünschte Zugabe und nach dieser wurde fast ebenso standhaft eine zweite gewünscht, allerdings gab es diese dann nicht mehr.

"Nebenbei" sei noch erwähnt, dass THERION wahrscheinlich die sympathischste Band waren, die mir live jemals begegnet ist. Kein überhebliches Gehabe oder "böses" Getue, sondern ehrliche Freundlichkeit. Die Sängerin wirkte zwar etwas versteinert, doch der Rest der Band bangte und lachte dafür umso mehr. Gerade die Gitarristen schauten immer wieder in's Publikum und grinsten die Leute an.
Die Ansagen von Christofer Johnsson gaben immer wieder Anlass zum Lachen, sein gebrochenes, aber ganz gutes Deutsch war einfach zu gut. Gegen Ende erwähnte er dann Sachen wie: "Wir trinken jetzt noch Weissbier", "Morgen früh dann so ein Kopf" und mehrmals "heute Nacht scheisse saufen!".

Fazit: Genialer Konzertabend! Klasse sympathische Bands, schöner Veranstaltungsort, kurze Umbaupausen, super Sound und Lichtanlage, begeisteres Publikum. In dieser Form jederzeit wieder... Und absolut empfehlenswert!

Bildergalerie

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