Heathen Generation Kill Dust Bolt

Heathen, Generation Kill, Dust Bolt

Dust BoltGeneration KillHeathen
Essen, Turock
15.06.2013
Juni 2013 in Deutschland. Während ganze Regionen des Landes in Wassermassen versinken, macht sich im Westen zaghaft der Sommer bemerkbar. Der Sonnenschein dieses Samstags passt perfekt zur sonnigen Stimmung, mit der wir uns Richtung Essen aufmachen. Auch wenn es diesmal mit dem ÖPNV sein muss und der reine Geldwert der Fahrkarte den der Eintrittskarte übersteigt, so gibt es keinen Zweifel: Dieser Abend wird gut! Im Turock gibt es eine Thrashpackung der besonderen Güte, die sowohl alte Helden wie auch junge Talente beinhaltet. Herz, was willst du mehr? Da achtet man auch akribisch darauf pünktlich zu sein, um bloß keinen Ton zu verpassen.

So sind wir dann auch kurz vor dem offiziellen Beginn um halb acht im Turock und es zeigt sich trotz früher Stunde und Sonnenschein, dass auch so mancher anderer dem Ruf gefolgt ist. Ein überpünktlicher Beginn ist überbewertet, also lässt man sich und den Ankommenden noch ein wenig Zeit, bis es losgeht. Und dann geht es los. Und zwar richtig! Ungeachtet der Openerposition steigen DUST BOLT in die Show ein, als ob es um ihr Leben ginge. Die Bayern liefern ab dem ersten Takt ein rasantes Set, dem es an nichts fehlt. Wir erleben eine Band, die es sich vorgenommen hat, dem Publikum zu zeigen, wo der Hammer hängt und dass man nicht jenseits der 40 sein muss, um authentischen Thrash zu spielen. Es entwickelt sich sofort eine stimmige Chemie zwischen Publikum und Musikern, die weit mehr als einen Achtungserfolg feiern. Es wird gebangt, gehüpft und posiert und dazu ein musikalisch mehr als ansprechendes Set abgeliefert, das Songs von Demo und Album beinhaltet. Am Ende ist klar: Jetzt ist jeder wach und nach diesen furiosen Jungspunden mit Hummeln im Hintern muss man sich erst mal auf die Bühne wagen. Obwohl es sogar nicht wenige Rufe nach mehr gibt, muss nach einer ordentlich gefüllten und nicht zu knapp bemessenen Spielzeit die Bühne geräumt werden. Uns ist an dieser Stelle klar: Wenn der Abend so anfängt, hat sich der weite Weg jetzt schon gelohnt.

Es wird umgebaut, dank des jüngst erlassenen kompletten Rauchverbots leert sich das Turock kurzfristig und schon bald prangt ein Backdrop auf der Bühne, dass den Auftritt der schwergewichtigen Amis von GENERATION KILL ankündigt. Allein der äußere Kontrast ist bemerkenswert: Nach den beweglichen Jungs von DUST BOLT wirken GENERATION KILL schon rein körperlich, als ob sie weniger durch elegante Schnittigkeit als vielmehr durch brachiale Gewalt überzeugen wollen. Und auch wenn ich keinerlei Erwartungen an diesen Auftritt mitgebracht habe, so ist die Leistung der New Yorker um Rob Dukes, den Vokalisten von EXODUS, doch beachtlich. Das Publikum weiß den modernen und mit leichten Hardcoreelementen versehenen Thrash zu schätzen und die Stimmung ist schnell wieder ausgezeichnet. Vor allem hat sich der Sound, der bei DUST BOLT doch leider nicht ganz optimal war, inzwischen gebessert. Für den gesamten Abend gilt aber leider, dass die Drums durchweg zu laut und die Gitarren besonders im Höhenbereich zu wenig präsent sind.

Letzten Ende warten aber doch alle auf HEATHEN, diese unterbewerteten Heroen der Bay Area, die im nächsten Jahr ihr dreißigstes Bandjubiläum feiern dürfen, es aber in dieser Zeit auf ganze drei Alben gebracht haben. Und nachdem die Umbaupause großzügig gestaltet wurde, ist der Applaus beim Betreten der Bühne umso größer. Die Kalifornier legen mit ein paar Stücken von ihrem aktuellen Album los und es wird sofort deutlich, dass hier einfach alles stimmt. Das Publikum reagiert euphorisch, es entwickelt sich zu nahezu jedem Stück ein Moshpit, auch wenn das Turock längst nicht ausverkauft ist. Und die Herren auf der Bühne haben mindestens ebenso viel Freude an diesem Auftritt. David White treibt regelmäßige Interaktionsspielchen mit dem Publikum und erweitert seinen Aktionsradius dank kabellosem Mikro bisweilen auf Treppe und Tribüne des Clubs. Das Auftreten von HEATHEN ist nicht nur zutiefst sympathisch, sondern auch technisch vom Allerfeinsten, was sich besonders auf die Gitarrenfraktion bezieht. Leider werden auch sie nicht optimal von der Soundtechnik unterstützt, doch tut das der Wirkung keinen Abbruch. Als dann mit „Death by Hanging“ das letzte Stück ausklingt, zeigt sich, dass HEATHEN es geschafft haben, das Essener Publikum restlos zu begeistern. In den Gesprächen auf dem Heimweg wird mehr als einmal festgehalten, dass dieser Abend ein kleines historisches Ereignis gewesen ist. Ein so begeisterndes Konzert, eine so euphorische Stimmung und so sympathische Musiker an einem Abend habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Mein persönliches Fazit fällt eindeutig aus: Ich wünsche mir und HEATHEN, dass sie vielleicht doch noch mal ein Album aufnehmen und damit möglichst schnell wieder vorbeischauen. Wer die Gelegenheit hat, einen der letzten Gigs dieser Tour zu sehen, sollte sie beim Schopfe packen!
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