Rock im Betonwerk IV

Rock im Betonwerk IV

Alpha TigerBelphegorBig BallCripperDie Apokalyptischen ReiterEisregenEluveitieEndstilleEngelGorgutsGraveJ.B.O.KataklysmKnorkatorKrisiunMono Inc.Municipal WasteSabatonSaltatio MortisThe Black Dahlia MurderThe Bulletmonks
Chemnitz, Mittelbach
09.08.2012
Mittelbach – ein Vordorf von Chemnitz. Hier sagen sich Fuchs und Igel Gute Nacht. Hier findet im August 2012 aber auch die vierte Auflage des Rock im Betonwerks statt. Ein Festival auf dem Betriebsgelände von Heidelberger Beton. Wo andere Festivalgelände eine angenehme Atmosphäre ausströmen, gibt es hier Beton und Bierbänke. Das ganze erinert mehr an ein Brauereifest als an ein Festival, weiß aber durchaus mit guten Bands aufzuwarten, so dass der Zeltplatz schon im Vorfeld ausverkauft ist und auch das Gelände langsam an seine Kapazitätsgrenze stößt. Das Gelände besteht aus dem betonierten Hauptgelände mit großer Freiluftbühne und kleiner Bühne in einer Fabrikhalle. Einen Zeltplatz gibt es auf der anderen Seite der Bundesstraße und es grenzt an ein Wunder, dass niemand an dem Wochenende vor ein Auto gehüpft ist. Da der Zeltplatz ausverkauft ist, campen auch viele Leute auf den spärlichen Grünflächen im angrenzenden Industriegebiet wild.
Doch die Bands, vornehmlich aus dem Fundus von Rock The Nation ziehen und da macht es auch nichts, dass das Rock im Betonwerk parallel zum nur 200 km entfernten Party.San Open Air stattfindet.

Donnerstag

Um 18 Uhr eröffnen ALPHA TIGER das Festival mit ihrem Auftritt auf der großen Bühne, doch der Rezensent steht noch draußen in der Schlange, die Akkreditierungsarmbänder lassen auf sich warten. Doch pünktlich zu BIG BALL ist man vor der großen Bühne. Die Band um Thomas Gurrath hatte angekündigt sich nach dem Auftritt aufzulösen und ich weine ihr auch keine Träne nach.
Bei MUNICIPAL WASTE kommt dann endlich etwas Druck in den Laden, die Amis haben Spaß und die Zuschauer erst recht. Es darf gemosht werden und sogar der Aufforderung nach einem Circle Pit wird nachgekommen. Für mich die Gewinner des Tages.

SABATON nicht zu mögen, scheint ja große Mode zu sein und ich bin wirklich vorurteilsfrei an die Band rangegangen. Auch die Show ist eines Headliners würdig, so viel Pyro wird auch auf den großen Festivals nicht in die Luft gepustet, doch bei mir machen die Ansagen und das Gehampel von Sänger Joakim Brodén alles kaputt. Man kommt sich vor wie auf einem Großmarkt bei einem Fischverkäufer und Metal sollte generell auch nicht schunkelbar sein gleichzeitig auf Befehl hüpfen werde ich auch nicht mitmachen. Auch verstehe ich nicht warum man jubeln muss wenn der Sänger auf der Bühne ein Bier trinkt. Egal, SABATON sind der Headliner des Festivals, voller wird es bei keiner anderen Band vor der Bühne.

Zu KATAKLYSM wird dann die zweite Bühne in der Halle eingeweiht, im Vergleich zum Vorjahr darf es dadurch auch länger als bis Mitternacht gehen und die Halle kommt an. Für die Kanadier ist sie fast schon zu klein und auch der Soundmann versucht noch die richtigen Einstellungen zu finden. Dass Lauststärke nicht unbedingt gleich Qualität ist, hat sich aber noch nicht bis zu ihm herumgesprochen. Das Publikum frisst Kataklysm trotzdem aus der Hand und die 75 Minuten vergehen wie im Flug.

Nach den ersten zwei Songs lass ich ENGEL Engel sein widme mich der Nahrungsaufnahme. Erst zu GORGUTS geht es wieder in die Halle. Der Sound ist besser, aber immer noch unmenschlich laut. Vor allem aber fällt auf, dass niemand mehr die Kanadier kennt, mehr als 50 Leute versammeln sich um 1:30 nicht mehr vor der Bühne. Schade, denn hier gibt es großartigen technischen Death Metal, der viele andere Bands inspiriert hat.

Mit dem Auto geht es dann wieder nach Hause und wieso ist meine normale Strecke gesperrt und wieso steht auf der Ausweichstrecke ein Ampelblitzer? Führerschein für vier Wochen weg und 240€ Strafe. Das teuerste Festival aller Zeiten.

Freitag

Am Freitag war dann eine Anreise mit dem Bus geplant. Was sich im Internet dank der Homepage der CVAG mit Baustellenmeldungen als super kompliziert darstellte, erwies sich dann in der Praxis dank eines netten Busfahrers „Ich fahr euch bis vors Gelände, ihr braucht nicht laufen.“ als easy. Trotzdem verpass ich die beiden Chemnitzer Bands NARPH und PRANK, die nach ihrem Auftritt Probleme der etwas anderen Art haben. Irgendwer scheint im Backstage alle vier Reifen an einem der Bandautos abmontiert zu haben.Mag wohl aber daran gelegen haben, dass man sich am rosa Bier einer Band aus Erlangen vergriffen hat und dieses Bier offen im Auto lag. Im Tausch gibt es dann die Autoreifen zurück.

Auf der großen Bühne röhrt sich gerade Elchkuh Britta die Seele aus dem Leib: CRIPPER spielen und nur wenige Leute scheint es zu interessieren. Das Rock im Betonwerk scheint kein großes Anziehungspunkt für die Thrash Fans zu sein. Egal, CRIPPER sind CRIPPER und die 45 Minuten vergehen wie im Fluge.

Bei THE BULLETMONKS ist dagegen mehr Stimmung vor der Bühne, der Rock 'n' Roll der Erlanger kommt an. Auch wenn sich die Festivalbesucher wohl immer noch irgendwo verstecken, denn zu SALTATIO MORTIS sind sie plötzlich alle da und tragen Kleid und Kilt. Ich hätte nie gedacht, dass die Band so groß ist, aber Mittelbach singt, tanzt und hüpft zu den Mittelaltersongs. Diese Stimmung wird auch bei J.B.O. beibehalten. Bei den Franken hab ich immer den Eindruck, dass sie die Witze auch schon bei ihrer Show 2002 im Chemnitzer Kraftwerk gemacht haben. Egal, auch zehn Jahre später frisst ihnen Chemnitz aus der Hand.

Das Kontrastprogramm zu den beiden Spasskanonen findet zwischendurch in der Halle statt, GRAVE spielen Death Metal und GRAVE interessiert es mal wieder nicht was so Trend ist. Ganz alte Stücke paaren sich mit neuen Songs des erst in zwei Wochen erscheinenden neuen Albums „Endless Procession Of Souls“. Routiniert wie alle Auftritte in der Halle, denn so richtig Feeling mag nicht aufkommen. Wie sollte es auch wenn eine Bühne in einer Fabrik- oder Werkhalle aufgebaut ist. Das gleiche Spiel dann bei THE BLACK DAHLIA MURDER, die mittlerweile auf der dritten Bühne der Stadt stehen. Trevor und seine Mannen zeigen wie man Death Metal ihrer Meinung nach im Jahr 2012 spielt und dem wie immer sehr jungem Publikum gefällt das.

Der Headliner am Freitag sind DIE APOKALYPTISCHEN REITER und wo am Vortag SABATON die große Pyroshow auffahren, haben die REITER eine Schaukel für Dr. Pest aufgebaut und es gibt das obligatorische Schlauchboot. Business as usual? Ja, aber verdammt gut mit jeder Menge Spaß und genau das richtige für das Publikum. Die Reiter schaffen es mittlerweile ziwschen den nachdenklichen Songs und den Partyhits hin und her zu wechseln ohne, dass die Stimmung irgendwie absagt. Ein guter Headliner.

Danach darf dann in der Halle wieder böse geguckt werden, ENDSTILLE schmeissen ihre vier Staubsauger an und saugen um die Wette auf der Bühne den Dreck weg. So hört es sich jedenfalls an und als sich dann auch noch MAERZFELD als Neue Deutsche Härte Band entpuppt, geht es ab nach Hause.

Samstag

Eigentlich wollte ich am Samstag gar nicht hin zum Festival, aber als sich dann ein Fahrer anbot und der auch noch meinte, man würde vor KRISIUN sowieso nichts verpassen, war die Entscheidung gefallen. Pünktlich zum brasilianischen Abrisskommando stehen wir in der Halle und wundern uns wo denn die ganzen Festivalbesucher sind. Bei MONO INC. War es eben draußen vor der großen Bühne noch gut gefüllt. Egal, drinnen holzen KRISIUN 45 Minuten nach allen Regeln der Kunst alles klein. Immer wieder faszinierend wie sie es schaffen die hohe Qualität der Veröffentlichungen auch live umzusetzen. Mit einem Grinsen geht es wieder raus in die Sonne, wo sich ELUVEITIE mal wieder in Chemnitz sehen lassen. Bei der vierten Ausgabe des Rock im Betonwerks sind sie das dritte Mal dabei und es würde nicht überraschen wenn sie beim nächsten Mal noch eine Postion weiter hochrücken und Headliner seien würden. Nur meines werden die Schweizer nie und wie sagt neben mir jemand? „Das ist doch Metalcore mit Dudelflöten.“

Warum ich mir aber nicht BELPHEGOR angeschaut habe, kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Wahrscheinlich war die Vorfreude auf KNORKATOR einfach zu groß. 80 Minuten durch das komplette Schaffen der Berliner gerast, viel Spaß gehabt mit Handstand-Pogo, Mädels im Entengang auf der Bühne und allerlei Schabernack. Einen Haufen Videos davon findet man bei Youtube und wo andere Festivals bei der letzten Band mit einem Feuerwerk aufwarten, gibt es während Knorkator eine Sternschnuppe nach der anderen am Himmel.

Bildergalerie

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