Inquisition Heretic Nuclear Magick

Inquisition, Heretic, Nuclear Magick

HereticInquisitionNuclear Magick
Oberhausen, Helvete
06.07.2013
Heute geht es in die Sauna. Und obwohl gerade der Sommer über Deutschland hereinbricht, lungert schon eine nicht unbeträchtliche Zahl an Besuchern vor dem Oberhausener Helvete herum. Mich wundert's, denn schließlich geben böse Zungen bisweilen von sich, der heutige Headliner INQUISITION spiele an jeder Littfasssäule. Dazu sind mir die beiden Vorbands bestenfalls vom Namen her bekannt. Die Erwartungen sind entsprechend nicht überbordend. Aber was soll's, man arbeitet hart, also sollte am Wochenende auch ein wenig Vergnügen drin sein. Und INQUISITION sind immerhin dafür bekannt, dass sie es konsequent schaffen, ihre Fans durch hochenergetische Auftritt zu begeistern.

Und wenn wir schon so früh da sind, dann sollte auch nichts verpasst werden. Es ist interessant zu sehen, dass schon eine ganze Reihe Menschen im kleinen Kellerkonzertraum des Helvete auf den Auftritt von NUCLEAR MAGICK warten. Und mit einiger Verspätung geht es auch los, in Kapuzenumhänge gekleidete Gestalten betreten die Bühne und werden von den Anwesenden recht freudig begrüßt. Ich hatte im Vorfeld ja mit wüstem War Metal gerechnet, zumal wenn im Bandlogo statt umgedrehter Kreuze oder Pentagramme zwei Gasmasken prangen. Doch nicht zuletzt werden meine Erwartungen über den Haufen geworfen. Die Saitenfraktion zockt wüst auf sieben, bzw. fünf davon, dementsprechend entwickelt der Sound eine ganze Menge Schubkraft unterhalb der Gürtellinie. Die Songs sind eine stete Mischung aus Black Metal und Doom, dabei eher simpel gestrickt und mit einer überraschenden Dominanz des Bassisten. Insgesamt ein passabler Auftritt, von dem ich aber auch nicht traurig bin, als er endet. Bemerkenswert ist an dieser Stelle schon der Füllstand des Clubs und die damit verbundene Hitze, die um 21 Uhr schon mehr als bloß tropische Ausmaße erreicht hat.

Von HERETIC aus den Niederlanden erwarte ich gar nichts, zumal die letzte Rezension innerhalb der Bloodchamber ja vernichtend ausfiel. Und wieder einmal werden meine Vorurteile zerdeppert. Statt rumpeligem und krachigem Black Metal spielen die drei illustren Herren reinrassigen Rock n' Roll, der bisweilen fast unter der Kategorie „Psychobilly“ durchgehen würde. Nicht umsonst hat Sänger und Gitarrist Thomas Goat eine Frisur, die man mit gutem Willen als Tolle bezeichnen kann. Das Songmaterial ist simpel, aber mit grandiosem Mitgröhlfaktor und auch bei totaler Unkenntnis ist man sofort mittendrin. Das Publikum ist dankbar und es entwickelt sich alsbald eine wunderbare Partystimmung. Das einzige Problem dabei ist bloß, den Schweißfluss im Zaum zu halten, da die Hitze vor der Bühne eklige Ausmaße angenommen hat unter der sogar die Musiker stöhnen. Als dann noch „Countess Bathory“ von VENOM als Zugabe dargeboten wird, ist die Stimmung nahezu ekstatisch. Letztlich ist der Auftritt von HERETIC wohl die angenehmste Liveüberraschung, die ich seit Langem erleben durfte und trotz der Tatsache, dass ich klatschnass bin, ist die Laune hervorragend.

Gegen elf Uhr sammeln sich nun alle Angereisten im Keller, um wieder einmal INQUISITION sehen zu dürfen. Ich habe inzwischen den Überblick verloren, wie häufig ich die Exil-Kolumbianer live erleben durfte, schließlich sind sie unermüdlich auf den Bühnen Europas unterwegs. Und was sie an diesem Abend bieten, ist gewohnt großartig. Es lässt auch den abgebrühtesten Fan immer wieder staunen, welch ein kompaktes Brett zwei Mann ohne synthetische Unterstützung auf die Bühne zu bringen vermögen. Ob „Crush the Jewish Prophet“ oder „Nefarious Dismal Orations“, hier zündet jeder Song und auch die Entscheidung, kaum drei Sekunden zwischen den einzelnen Stücken verstreichen zu lassen, unterstreicht die Wucht, mit der INQUISITION zu Werke gehen. Bei der euphorischen Publikumsreaktion zeigt sich, dass die beiden Amerikaner wohl derzeit zu den Superstars des Black Metal zu zählen sind. Um Punkt zwölf endet der Reigen leider. Aber INQUISITION haben ein neues Album in der Röhre und das heißt, sie werden bestimmt bald wiederkommen. Versprochen!
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