Grand Magus Audrey Horne Zodiac & The Vintage Caravan

Grand Magus, Audrey Horne, Zodiac & The Vintage Caravan

Audrey HorneGrand MagusThe Vintage CaravanZodiac
Backstage, München
20.03.2014
Es ist nicht gerade leicht, GRAND MAGUS in eine einzige, passende Kategorie zu schieben. Eigentlich sogar unmöglich. Irgendwo zwischen Heavy und Doom Metal treiben sie ihr Unwesen, und bei den restlichen Bands dieser Tournee sieht es nicht unbedingt einfacher aus. Irgendwie ist alles in diesem unscharf umrissenen Bereich angesiedelt, und der Tourname Rock Relevation 2014 ist sicher nicht daneben gegriffen. Ein besonderes Augenmerk im Line-up genießt dabei THE VINTAGE CARAVAN. Gerade mal 20 Jahre alt und schon auf Tournee, nicht schlecht. Und die Vorband für GRAND MAGUS zu geben, ist keiner minder schlechte Leistung. Da heißt es gespannt sein, wie kurzweilig sich die Zeit bis zum großen „Hammer of the North“ überbrücken lässt.
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Die jüngsten Buben heute in der Halle erklimmen trotzig die Bühne und schnappen sich die Instrumente. Sie hauen in die Saiten, hüpfen energiegeladen rum und versprühen mächtig gute Laune. Was ist denn hier los? THE VINTAGE CARAVAN starten den Abend, wie es sich für eine junge, leichtsinnige Band gehört. Beneidenswert taufrisch. Heavy Blues Metal, so würde ich ihren Stil gerne nennen. Nur optisch passt das nicht ganz, denn der Bartwuchs will bei den Durchstartern aus Island noch nicht so recht, trotzdem fühle ich mich stark an ZZ TOP erinnert. Für die erste Gruppe des Abends werden sie denn auch mächtig abgefeiert – völlig zu Recht. Ich höre zum ersten Mal ihre Musik und kann mich mit dem lockeren, aber nicht minder schweren Rock gut anfreunden. Die Show ist über alle Zweifel erhaben, wie alte Hasen bringen sie die Halle vorzeitig zum kochen!
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Alter vor Schönheit? Nicht so ganz, denn heute machen die Jünglinge von THE VINTAGE CARAVAN den Auftakt der Tour. LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, BLACK SABBATH und noch vieles mehr, in einer einzigen Band vereint. Bestehend aus nur drei Mitgliedern, mit einem Alter von um die 20 Jahren. Da werden manche Musiker wohl vor Neid erblassen, doch ich vergönne ihnen den Erfolg aus vollstem Herzen, denn den haben sie sich mehr als verdient. Eine richtig gute Liveshow prasselt auf die schon zahlreich erschienenen Zuhörer herunter, während die meisten noch nicht einmal ein Bier in der Hand haben. Und trotz des (noch) sehr geringen Alkoholkonsums muss die Band nicht lange auf begeisterten Zuspruch warten. Songs wie „Expand Your Mind“ oder „Cocaine Sally“ schlagen ein wie eine Bombe und haben vollstes Headlinerpotential. Die Jungs auf der Bühne geben sich dabei abgeklärt und rattern ihr Zeug begeistert herunter. Da kann sich so mancher alter Hase noch eine Scheibe von abschneiden. Was soll man sagen? Bereits zu dieser frühen Stunde weiß ich, dass sich die Fahrt nach München gelohnt hat.

Das Durchschnittsalter steigt sprunghaft in die Höhe als die, immer noch jungen, deutschen ZODIAC die Bühne betreten. Im Gegensatz zu ihren (sehr guten) Namensvettern aus Australien spielen sie keinen Doom Metal, sondern haben sich voll und ganz der rockigen Schiene verschrieben. Man merkt schnell, dass dieser Auftritt durchschnittlicher ablaufen wird. Eine Mischung aus ZZ Top und dutzenden anderen Bluesrock Bands ertönt aus den Boxen, die Show dazu ist eher ruhig. Das hat man alles schon einmal gehört und dementsprechend kann es nicht richtig zünden. Das spiegelt sich auch in den Zuschauern wieder, die nun eher auf ihr Bier konzentriert sind. Von einem schlechten Auftritt kann dennoch keine Rede sein, immerhin erfüllen ZODIAC mit ihrem Auftritt genau den Sinn und Zweck einer Vorband: Die Leute gut zu unterhalten, während sich die Headliner im Backstage noch ein paar Bierchen reinschütten.

ALICE IN CHAINS lässt grüßen, doch in Form der norwegischen Band AUDREY HORNE. Diese haben sich dem Melodic Rock verschrieben und Songs wie „Youngblood“ wirken dabei sowohl melodisch sanft, als auch hart-rockig angehaucht. Fünf Leute sind momentan auf der eher beengten Bühne unterwegs und bringen viel Wirbel ins Geschehen. Gerade Sänger Toschie kann so gut wie keinen Moment still halten und rennt von einem Eck der Bühne ins nächste. Im Laufe der Zeit erkenne ich immer mehr, was ihre Songs eigentlich für ein gewaltiges Hitpotential haben. Das Zeug geht ins Hirn und brennt sich dort fest. So richtig abgehen will ich dazu nicht, denn dafür fehlt mir noch die Härte, aber ich stehe äußerst gut gelaunt am Rande der Menschenmenge und genieße diese seichte und trotzdem aufregende Unterhaltung. Bei Songs wie dem „Redemption Blues“ oder „Straigt Into Your Grave“ kann man glatt vergessen, dass die Hälfte der Mitglieder aus Black Metal Kreisen stammt. Zumindest zeigen sie weder optisch noch musikalisch irgendwelche Anzeichen einer Unterforderung und somit wird auch dieser Auftritt zu einem vollen Erfolg, der richtig Lust auf GRAND MAGUS macht.
[ms]

Nun, mit ALICE IN CHAINS verbinde ich denn immer noch intensive Riffs, da muss ich doch deutlich widersprechen. Bei AUDREY HORNE fühle ich mich sehr einsam. Anscheinend bin ich nämlich als einziger auf weiter Flur gelangweilt von diesem BON JOVI meets GREEN DAY, verkauft als „ehrlich“ und „spaßig“. Dass sich die Musiker schon bei GORGOROTH und ENSLAVED rumgetrieben haben, ist mir neu, spielt aber letzten Endes keine Rolle. Standardmäßig posend zu standardmäßigen Rocknummern ziehen sie wohl ihr Standardprogramm durch und das bringt die Leute auch noch zum überdimensionalen Hinternwackeln.
[mbo]

Nun ist es endlich soweit. Die Filmmusik von Conan erklingt aus den Lautsprechern und kurz darauf folgen auch schon die schwedischen GRAND MAGUS mit „I, The Jury“. Drei Instrumente, drei Leute auf der Bühne, und eine einzige Macht die aus den Lautsprechern klingt. So muss das sein. Sonnenbrille auf und abrocken, oder abmetalen? Wie auch immer, an Coolness nicht zu überbieten und mit einem Repertoire voller Gassenhauer geben die Jungs Vollgas. Die Faust immer in der Luft und dabei heftig schüttelnd, so können GRAND MAGUS das Backstage richtig zerlegen. Eine Hymne jagt die nächste und dabei wird kaum eine Pause eingelegt. Mit etwas Glück wird der nächste Song noch angesagt, bevor es schon wieder weitergeht. Wenn J.B. schon nicht wortgewandt erscheint, dann immerhin musikgewandt. Tadellos und mit richtig rauem Sound werden die Zuhörer mit bestem skandinavischen Heavy Metal versorgt, was die Zeit wie im Flug vergehen lässt. Mit im Programm sind natürlich alle Highlights aus 20 Jahren Bandgeschichte. Den Abschluss bildet dabei „Iron Will“, bevor noch eine Zugabe erfolgt und die Leute mit „Hammer of the North“ aus dem Backstage gespielt werden.
[ms]

GRAND MAGUS machen alles klar. Sie treten mit dem Selbstverständnis eines Headliners auf und werden dem Anspruch mehr als gerecht. Ob jetzt neue Mitgröhllieder wie „Hooves Of Gold“ und „Steel vs. Steel“ oder älteres Material: Die Band hat Spaß, ist bei der Sache, die Leute schütteln die Köpfe und nicht zuletzt die Fäuste. Mit dem Dauerbrenner „Hammer Of The North“ setzen sie den Schlusspunkt unter eine denkwürdige Show. Erst vor kurzem habe ich mich etwas intensiver in die Musik der Schweden reingehört, nachdem ich den Hype gekonnt ignoriert hatte. Nachdem die neue Platte gezündet hat, fackeln sie alle meine Reserven live ab. Was bleibt – jetzt zünden auch alle anderen Alben.[mbo]

Rock Relevation 2014. Der Name ist Programm. Eigentlich muss man nicht mehr dazu sagen, außer, dass hier der Begriff Rock im richtigen Zusammenhang erwähnt wird. Damit ist kein Pussy Rock, kein Popstar Rock und schon gar kein Schickimicki Rock gemeint. Es ist Rockmusik der guten alten Schule, mit allen Wassern gewaschen. Das einzige, was man als Zuhörer tun kann, ist fünf Stunden lang den Kopf zu schütteln und die Faust zu erheben, während man mit der anderen Hand das Bier hält. [ms]

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