Out & Loud 2014

Out & Loud 2014

Amon AmarthArkonaArvenBehemothBlack MessiahBlind GuardianBlood CeremonyBloody HammersBlues PillsDelainDie Apokalyptischen ReiterDoroDust BoltEnsiferumEvil InvadersFlotsam And JetsamFreedom CallGraveHail Of BulletsHateHorisontLegion Of The DamnedMajestyMilking The GoatmachineMoonspellNocte ObductaOrden OganPowerwolfRageSaxonSepulturaSerenitySólstafirStallionStormwarriorSuicidal AngelsThyrfingVaderXandria
Geiselwind
29.05.2014

Donnerstag

Was früher einmal das Beastival war, ist jetzt das Out & Loud. Musikalisch dreht sich hier immer noch alles um Metal, und die Location ist immer noch in Geiselwind, nämlich direkt am Autobahnrastplatz neben einem KFC, einem Burger King und einem Mc Donalds. Dies sollten neben dem vielversprechendem Lineup beste Bedingungen für ein Festival sein, doch das Wetter macht erst einmal einen Strich durch die Rechnung. Genauso wie der Zeltplatz, der verbunden mit den bis zu zwei Kilometern entfernten Parkplätzen, den Beginn des ersten Tages zu einer echten Tortur macht. Ständiger Nieselregen, dazu rund 30 kg Gepäck auf dem Rücken oder in der Hand und ein komplett verdichteter und hügeliger Zeltplatz sind ein Garant für miese Laune. Doch man hat schon schlimmere Sachen überlebt, und immerhin soll das Wetter in den nächsten Tagen ja besser werden. [ms]

Mit einiger Wertschätzung und Anerkennung wird seit geraumer Zeit BLOOD CEREMONY gehandelt, in diesem Sinne ziehen sie mit ihrem Geheimtipp-Charakter ein paar hundert Mannen in die trockene und weihnachtlich dekorierte (kein Scherz!) Halle, in der man auch gemütlich von der Bierbank aus lauschen kann. Die kanadischen Underground-Rocker vermengen allerlei Einflüsse in einen Prog-Rock der besonderen – weil einzigartigen – Manier. Zu den zermalmenden Doom-Riffs gesellen sich so immer wieder interessante Melodien aus der Querflöte, die von der aktiven (und echt süßen) Sängerin zum Besten gegeben werden. Den großen Stimmungsgaranten können sie dabei nicht mimen, dafür punkten sie mit exotischem Flair und promoten ihr aktuelles Album „The Eldritch Dark“ gut.

Im Anschluss daran strömt ein Kollektiv aus der Halle, nur um sich mit einem bereits elektrisierten Kollektiv vor der Main Stage zu vereinigen. Denn hier walzen die Urgesteine GRAVE schon mit ihrem ersten Song wie eh und je alle Zweifler platt. Das nasskalte Wetter stört die Jungs nicht die Bohne und allmählich lassen sie auch uns Besucher den vermaledeiten Regen vergessen. Dafür kreisen die Köpfe rhythmisch zu immergeilen Klassikern wie „Soulless“ und „Hating Life“ und bleischwere Haare schleudern fast symbolisch die Regentropfen auf all jene, die sich nicht bewegen wollen. Die Schweden sind mein erstes Highlight für das Festival und ich persönlich labe mich an dem einmaligen Gefühl innerer Wärme, was die feuchten und durchgefrorenen Glieder durchströmt.

Ein kurzer Abstecher nur lässt mich einen Blick auf SPIRIT OF THE FUTURE SUN werfen, die vor einer handvoll Leute auf der überdachten Newcomer-Stage einen biederen Schnitt zwischen Death Metal und Metalcore zum Besten geben. Unterdessen lassen sich die meisten in die ebenfalls überdachte Indoor Stage locken, wo die sorgsam geschminkten NOCTE OBDUCTA hauchzart und bittersüß sich selbst zelebrieren. Sie haben sicherlich ihre Fanbase, da kann man auch mal die beschwerliche Wanderung zum Zelt antreten.

Wieder vor der Main Stage finde ich mich zu SEPULTURA ein, die zu verpassen für sämtliche Thrasher und Bewegungsfreudige eine Blamage wäre. Trotzdem ziehe ich mir ihren amtlichen Auftritt eher von der Distanz rein, zumal es das erste Mal ist, die Brasilianer genießen zu dürfen. Dabei fällt mir der Sänger positiv ins Auge, der unheimlich sympathisch rüberkommt und aus dem noch immer anhaltenden Regen einen Verbündeten für eine von Klassikern, Moshpits und Energie geprägten Show macht.

Der erste Teil des polnischen Schwarztod-Triumvirats darf heute zur besten Zeit in der Halle ran. Und aus den Bedingungen machen HATE eine fesselnde Angelegenheit. Zu meiner großen Freude und Erleichterung ist in Geiselwind mit ihrem Equipment und der vorhandenen Tonanlage alles in bester Ordnung, vormals fiel nämlich mein erster Live-Kontakt mit ihnen ordentlich ins Wasser. Doch das streift gerade mal meine Gedanken, denn heute stimmt einfach alles: Der Sound ist unheimlich fett, die Halle ist gut gefüllt, die Leute haben Bock, HATE haben Bock, die Lichtshow gibt den letzten Schliff. Für mich das Highlight des Donnerstags; für Leute anderen Geschmacks bietet sicherlich die Main Stage ganz andere Sounds...

… zunächst einmal spielen dort nämlich die APOKALYPTISCHEN REITER ihre zweite Show am Out And Loud. Schon am Mittwoch Abend haben sie eine besondere Akustik-Show zum Aufwärmen gezockt. Dies könnte meinen Eindruck begründen, dass sie etwas müde wirken, die jüngsten sind sie ja auch nicht mehr. Ich höre nur mit einem halben Ohr hin, während vor der Bühne eine große Party abgeht und das neueste Album „Tief.Tiefer“ vorgestellt wird. Ich habe jedoch den Crepes-Stand gefunden und labe mich an Nutella.

Dies erklärt aber nur ungenügend, wieso mir DELAIN durch die Finger gleitet. Aber sie tun es. Vielleicht haben wir Female Fronted bei der BC nicht nötig. Vielleicht sind wir zu hart und true dafür. Vielleicht schmecken Crepes ja doch einfach besser. Vielleicht ist ein belebender Plausch mit den netten Sanitätern vom Roten Kreuz der ausschlaggebende Grund. Vielleicht brechen wir aber auch gut betankt zum KFC auf, um uns mit mutierten Hähnchenflügeln vollzustopfen. Oder vielleicht ergattern wir uns schon mal Plätze in der ersten Reihe für den Headliner. Vielleicht haben wir es auch satt, mit vagen Vielleichts eine Überleitung zu schaffen.

POWERWOLF. Man hasst sie oder man liebt sie. Erstere gehen Crepes essen und debattieren über das bald erscheinende MAYHEM-Album. Zweitere zeichnen sich dafür verantwortlich, dass ein - in der gesamten Diskographie betrachtet - eher enttäuschender Output auf Platz 1 der deutschen Albumcharts stand im letzten Jahr. Diejenigen sind es auch, die über schlechte Wortwitze und die alten Hüte des Sängers wie die Schulmädchen kichern und die „schreit-links-schreit-rechts-schreit-alle“ Spielchen bedingungslos mitmachen. Ohne dabei zu merken, dass die nur dazu gut sind, die unveränderte, auf 45-Minuten konzipierte Setlist auf einen Headlinerslot von 90 Minuten auszudehnen. Für eine zehnjähriges Jubiläumsshow darf man sich von einer so (und durchaus zurecht) gehypten Gruppe ruhig mehr erwarten. Rein technisch kann ich in dem Sinne kaum etwas aussetzen. Die Licht- und Pyroshow ist ansprechend und kommt bei einem Song wie „Kreuzfeuer“ sehr geil, das wenige Material ist einwandfrei gespielt und die Stimmung ist gut. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Wölfe eine sehr verlegene Wahl als Headliner sind.[mbo]

Wer POWERWOLF einmal gesehen hat, der weiß, auf was er sich in Zukunft einstellen muss. Es werden mit Sicherheit keine Überraschungen mehr kommen, aber das soll nicht heißen, dass man sich die Jungs nicht öfters anschauen kann. Mit ihren amüsanten Liedern und einer leichten Prise Selbstironie faszinieren sie ihre Fans immer wieder aufs Neue und liefern dabei eine unterhaltsame Show ab. Zumindest dann, wenn sie irgendwann am Abend einen Slot ergattern können. Wenn sie hingegen als Headliner mehr als 45 Minuten füllen müssen, dann muss ich sagen, wird das Ganze eine ziemlich anstrengende Veranstaltung. Eigentlich sollte nach über zehn Jahren Bandhistorie genügend Material vorhanden sein, um eine ordentliche Show als Headliner hinzulegen. Bei genauerem Hinblick entpuppen sich aber nur eine handvoll Lieder als gewinnbringende Hits, welche das Publikum zum Ausrasten bringen. Diese abzählbaren Lieder werden nun also ins Programm genommen und irgendwie auf über eine Stunde ausgebaut. Nämlich mit Schlagzeugsoli, Sprechchören und allerlei langem Gequatsche. Natürlich habe ich mich auf Lieder wie „Sanctified With Dynamite“ oder „Werewolves of Armenia“ gefreut, aber an diesem langsamen und theatralischem Auftritt, bei dem Frontmann Attila Dorn sichtlich ins Schwitzen kommt, kann ich mich leider nicht erfreuen.[ms]

Freitag

Der zweite Tag beginnt ohne Regen, dafür aber sehr trübe, grau und immer noch nasskalt. Grund genug, ein gemütliches Frühstück im nahe gelegenen Familien-Fast-Food-Restaurant einzunehmen. Dort sitzt es sich trocken und warm, außerdem schaffen die blauen, verdreckten Festivalbesucher ein mütterliches Zuhause-Gefühl. Bei verbilligten Fleischwaren wird auch gemütlich festgestellt, dass der Uhrzeiger mit mächtigen Schritten in den späten Nachmittag voranschreitet. Da vergisst man sich schon mal, ein Blick in umliegende Gesichter zeigt: Die sitzen auch schon Stunden hier.

Als dann mal ein Gang hochgeschalten wird, ist es auch schon an der Zeit für LEGION OF THE DAMNED, die mit standardisierten Thrash-Rhythmen einen beschaulichen Haufen vor der Main Stage beglücken wollen. Zwar gibt das den Spätaufstehern einen guten Kickstart in die Magengrube, aber zünden wollen die völlig überspielt wirkenden Jungs nicht. LEGION OF THE DAMNED ist für mich immer noch ein stumpfes Gekloppe, das ohne Seele, dafür mit Plattenvertrag gesegnet ist.[mbo]

LEGION OF THE DAMNED ist für mich immer noch ein kleiner Underground Tipp. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Band noch Underground ist oder nicht, aber sie scheinen mir zumindest stark unterbewertet zu sein, obwohl sie bei jedem Auftritt einen verdammt guten Death Metal abliefern. Eine Priese Thrash dazu, und der Sound ist perfekt. So auch dieses mal. In der Setlist stehen viele neue Sachen aus dem Album „Ravenous Plague“, welche ohne viel Ansagen runtergespielt werden. Eine kurze Ansage gibt es allerdings schon, nämlich: „That's what you get when you have a belgium sound guy.“ Hintergrund ist, dass dieser das Intro verwechselt, was zu einer leicht peinlichen Verzögerung führt, die so überhaupt nicht in das Konzept der Show passt.

BLACK MESSIAH sind wohl die beste deutsche Metalband für ein ordentliches Saufgelage. Mit einfachen Rhythmen und eingängigen Melodien bringen sie Stimmung in jedes Fest, und natürlich auch auf jedes Festival. Anscheinend wirkt das auch auf Frauen anziehend, denn die sind nun zu Hauf im Publikum vertreten. Die tanzen dann auch freizügig mit und es entwickelt sich eine super Stimmung in der Halle. Lieder wie „Wildsau“, „Erik der Rote“ oder das „Sauflied“ kennt wohl jeder, und wenn nicht, dann lernt er es noch schnell. Die Knappen aus dem Ruhrpott sorgen damit für kurzweilige und lustige Unterhaltung. Ich hab sie an diesem Tag zum ersten mal live gesehen und kann sich nur dringend weiterempfehlen. Wer abseits von Black und Death Metal mal etwas Spaß sucht, der ist hier bestens aufgehoben.

Auf der großen Bühne geht es ohne Unterbrechung weiter mit RAGE. Der ansonsten makellose Sound der Anlage wirkt jetzt an diesem windstillem Nachmittag ziemlich verwaschen, und das, obwohl nur drei Instrumente plus Gesang auf der Bühne stehen. Frontman Peter Wagner versucht stets guten Publikumskontakt zu wahren, doch für eine begeisterte Meute ist es noch zu früh. Dabei ist ihre Mischung aus Heavy, Power und Speed Metal gar nicht mal so schlecht, um nicht zu sagen, ziemlich gut. RAGE wären in der Halle besser aufgehoben, bei einem kompakteren Publikum und somit bei besserer Stimmung. Zum Abschluss ihres Auftrittes fallen auch noch zwei Gitarrenverstärker in Folge aus, weswegen für fünf Minuten gar nichts geht. Aber bei einer Spielzeit von insgesamt einer Stunde können die Jungs schon noch ein paar Lieder zum Besten geben.

Und wieder folgt ein Bühnenwechsel, denn in der Halle sind nun XANDRIA am Start. Symphonic Metal vom feinsten, genauso wie es auch die Frau am Gesang ist. Die ist ein echter Augenschmaus und wertet die Bühnenpräsenz der kompletten Band auf, dafür geht ihr Gesang unter den anderen Instrumenten ziemlich verloren. Der Gesang ist zwar auch auf den Aufnahmen nicht überdominant, aber wenigstens gut präsent. Jetzt sorgen die Soundtechniker aber für leichte Verwirrung. Ist das so gewollt? Sing die immer so? Die Zuschauer vor der Bühne sind auch nicht sonderlich überzeugt und im Vergleich zu BLACK MESSIAH ist nicht mehr viel los. XANDRIA hingegen geben sich davon unbeeindruckt und liefern weiterhin eine gute Bühnenshow ab, welche jedoch musikalisch stark von der Qualität ihrer Aufnahmen abweicht.

BEHEMOTH betreten pünktlich um 19:35 Uhr die Bühne. Während sie auf anderen Festivals den Headliner spielen dürfen, sind sie hier nur eine etwas bessere Vorband. Was soll ich dazu sagen? Ich sage dazu, dass die Leute keine Ahnung haben. Fünf Minuten reichen aus um mir zu sagen, dass die Polen sich unter Wert verkaufen müssen. „Blow Your Trumpets Gabriel“ macht den Opener der Show. Was für mich sowieso das geilste Lied seit langem ist, ist hier auf dem Out & Loud eine echte Offenbarung. Es passt einfach alles. Von der musikalischen Darbietung über die Bühnenshow bis hin zu der Setlist. Weitere Lieder sind „Christians to the Lions“, „The Satanist“, „Ov Fire and the Void“ und „O Father O Satan O Sun“. Ich muss leider zugeben, dass BEHEMOTH scheinbar nicht dem Geschmack des Festivals entsprechen, denn man kann noch mit Leichtigkeit einen Platz in den vorderen Reihen ergattern. Doch dafür fliegt bei jeder anwesenden Person die Mähne durch die Gegend, was sich mit den ganzen anderen Eindrücken zu einer fantastischen Show aufsummiert.[ms]

Als an diesem Freitag die Sonne durch die Wolken kommt, ist es schon fast an der Zeit für sie, wieder die Fliege zu machen. Die musikalische Begleitung für den Sonnenuntergang gegenüber der Bühne gibt niemand Geringeres als BEHEMOTH. Die schaffen es nicht nur aufgrund astronomischer Begleiterscheinungen fesselnde Gigs zu zocken und das sollen sie heute einmal mehr auf beeindruckende Weise untermauern. Sobald der epische Opener ertönt, rocken die Polen alles nieder und sehen dabei so fies und gleichzeitig so glücklich aus, dass der Auftritt eine wahre Freude ist. Der gute Nergal wirkt dabei wieder so richtig fit und professionell wie eh und je fängt er mit seinen Gefährten die Festivalmeute in einem Zirkel ihrer Magie. „The Satanist“ fließt problemlos mit einer Handvoll Songs in ihre Set ein und bildet das Sahnehäubchen.[mbo]

Die Ikone des Heavy Metal ist zurück. Mittlerweile feiert sie ihr 30 jähriges Jubiläum auf der Bühne und alle Fans dürfen teilhaben. Was wäre Heavy Metal ohne DORO? Was wäre WARLOCK ohne DORO? Beide wären ein ganzes Stück ärmer, und so ist es „I Rule The Ruins“, welches auf dem Out & Loud den Startschuss für ihre Show gibt. Es ist ja schon ein kleiner Kontrast zu den vorherigen BEHEMOTH, aber wer kann zu DORO schon nein sagen? Mit ihren Ansagen, die genauso emotional, wie auch einstudiert rüberkommen, erreicht sie wohl die meisten ihrer Fans. Aber natürlich auch mit ihren Evergreens, die jeder echte Fan schon auswendig mitsingen kann. Die ganze Show wirkt fast schon zu stark einstudiert, kann aber dennoch überzeugen. Obwohl die gute Frau seit dreißig Jahren auf der Bühne steht, und seit gefühlten 20 Jahren immer das gleiche predigt, so glaube ich dennoch, dass sie zumindest versucht, es genauso zu meinen wie sie es sagt. Im Großen und Ganzen genieße ich hier eine sehr schöne Show, die planmäßig abläuft und keine großen Überraschungen bietet. Abschluss ist natürlich „All We Are“, bevor mit „Breaking The Law“ noch eine ganze besondere Heavy Metal Hymne ausgepackt wird.[ms]

Ganz so genießbar finde ich es dagegen nicht. Zwar hat die gute DORO ihre Klassiker und ihre beinharte Fanbase, dank der im unmittelbaren Bereich vor der Bühne nichts anbrennt, aber die haben ihre besten Tage auch schon hinter sich, so scheints. Es wundert nicht, dass es die WARLOCK-Songs sind, die am meisten Energie entfesseln heute, der Rest ist wenig mehr als Füllmaterial und die Spannung der Zuschauer hält sich in Grenzen. Ich möchte nicht so weit gehen, wie einige nahestehende Scherzbolde und Doro RTL-Niveau unterstellen. Aber ein kleines bisschen Fremdschämen ist bei DORO wohl okay.

In der Halle locken FLOTSAM & JETSAM mäßig viele Leute an, die Laune scheint zudem aus welchem Grund auch immer im Keller zu sein. Da spielt natürlich alles zusammen. Außer dem Sänger, der eher alibimäßig seine Ansprachen verrichtet, wirken die Musiker allesamt unmotiviert und distanziert. Herr Newsted schaut von seiner Gitarre kaum auf und macht keinen Hehl daraus, dass er heute ziemlich angepisst ist – der Ton ist dabei aber völlig okay, höchstens etwas unbalanciert. Solche Auftritte können passieren, shit happens; aber da dies mein erster Kontakt mit den Thrashern ist, bin ich maßlos enttäuscht. Da versprach der Name viel mehr, als die Show bieten konnte.

Mit SAXON wartet das Out & Loud mit dem Headliner aller Zeiten auf. So abgebrüht und schnörkellos sah ich nie zuvor eine Band spielen, höchstens MOTÖRHEAD haben (bzw. hatten) eine ähnliche Attitüde. Es wirkt so, als hätten die Briten hier irgendwann die Gitarrensoli erfunden und wegen dem Druck des Mainstreams erst Songs drumherum geschrieben. Ich würde das dem Sänger jedenfalls ohne Vorbehalte abkaufen. Seine großväterlichen Anekdoten die er zum Besten gibt, sind nämlich charmant ohne Ende. „Den nächsten Song haben wir vor 34 Jahren geschrieben, als wir mit JUDAS PRIEST und RACHMANINOV getourt haben in der Sowjetunion. Schön alte Zeit, vor allem von Zarin Katharina waren wir inspiriert. MOTORCYCLE MAN!“ [mbo]

„Denim, and leather, brought us all together, it was you, who set the spirit free.“ Wir alle kennen diese Liedzeile, welche nur eine der vielen Hits der großartigen SAXON ist. Doch für dieses Lied werde ich mich wohl noch bis zum Schluss gedulden müssen. „Sacrifice“ macht nämlich den Anfang, gefolgt von „Power and the Glory“ und „Heavy Metal Thunder“. Improvisierte Motorengeräusche auf der Gitarre gibt es bei „Motorcycle Man“ und richtig dicke Eier bei „Solid Ball of Rock“. Zu fast jedem Lied gibt es eine kurze Erklärung, wie das eigentlich so war, damals, vor 30 Jahren. Wer war in den Charts, welchen Platz belegte SAXON und überhaupt und sowieso. Dazu fliegen gleich zu Anfang der Show jede Menge Kutten der Fans auf die Bühne. Man sieht die Begeisterung, wenn ein Fan seine Kutte auf die Bühne wirft, mit der Möglichkeit, diese nie wieder zu sehen. Doch das ist deren Problem, ich kümmere mich alleine um die „Special Eagle Show“, wie es SAXON nennt. Viel Feuerwerk, viele Knall- und Glitzereffekte, dazu ein perfekter Sound und eine agile Band, denen man das Alter überhaupt nicht ansieht. Im Gegensatz zu DORO wirkt dieser Auftritt überzeugender und schon gar nicht aufgesetzt. Es gibt eben doch noch einen kleinen qualitativen Unterschied zwischen DORO und SAXON, was diese Show ganz gut unterstreicht.

Samstag

Der letzte Tag des Festivals ist angebrochen und dabei zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Mittlerweile sollten auch die letzten Wasserpfützen vertrocknet sein und sich damit die Laune der Gäste noch weiter steigern. Doch anstatt heftigem Biergenuss sieht man erst einmal die halbe Zeltstadt zusammenpacken und abtransportieren. Entweder sie wollen noch an diesem Tag heimfahren, oder sie wollen am morgigen Tag nicht mehr so viel zu tun haben. Verständlich, wenn man für den Hin- und Rückweg ein paar Kilometer unterwegs ist.

Lust auf eine Prise Power Metal? Dann hereinspaziert zu MAJESTY. Die Jungs sind ja keine Unbekannten mehr und sicherlich schon lange genug auf der Bühne, um den Zuhörern eine gute Zeit zu garantieren. Das machen sie auch bedingungslos und fegen mit ihren Instrumenten die Meute regelrecht weg. Zumindest der Teil der Meute, der sich schon versammelt hat. Recht viel ist noch nicht los, aber ich genieße die Musik trotzdem. Töne jenseits der Schallgrenze werden angepeilt und gehalten. Das ganze kombiniere man mit einem rasanten Tempo und einer guten Ausstrahlung auf der Bühne, fertig ist die positive Beurteilung ihrer 45 Minuten auf der Bühne. [ms]

Das typische Phänomen einer Newcomer Stage wird bei BURDEN OF LIFE deutlich. Der Sänger könnte die Fans mit Vornamen begrüßen. Das sind die 5 Leute, die vorne stehen und pflichtbewusst headbangen. Die anderen stehen skeptisch mit Bier in einigem Sicherheitsabstand entfernt da und gehen dann auch irgendwann wieder.
Nämlich zu MILKING THE GOATMACHINE. Die Halle ist proppenvoll und fast jeder geht steil auf diesen grindigen Death Metal. Und mehr fällt mir zu der Musik eigentlich gar nicht ein, außer dass die Kerle auch noch Masken tragen. Uii.

Im Anschluss darf ARKONA auf der Main Stage stimmungstechnisch schon mal die Kerbe für ENSIFERUM vorschlagen. Meine Laune hat für heute aber definitiv den absoluten Nullpunkt erreicht, darum lenke ich mich erst mal von der teils grauenhaften Musik ab und stopfe meine innere Leere mit einem Taco.[mbo]

Mir fällt gerade auf, was ich auf dem ganzen Festival noch nicht gehört habe: Einen Dudelsack. Das ändert sich nun aber mit ARKONA. Die Russen fahren in Moskau schon einmal mit einem kompletten Chor und Orchester auf. Hier sind sie aber nur in der kleinen Besetzung tätig, was nicht minder schlimm ist. Die Show ist trotzdem gut, die Lieder dadurch wohl unverändert. ARKONA machen nun keine wirklich neue Musik, haben aber dennoch einen sehr guten Unterhaltungswert. Etwas Folk Metal zum Abendessen, warum nicht?

Female Symphonic Metal von ARVEN ist nun auf der Bühne. Muss man nun im Zuge des omnipräsenten, unterschwelligen Feminismus, positiv darüber berichten? Ich denke nicht. Denn auch hier gilt das gleiche, was auch für XANDRIA gilt. Die Qualität der Aufnahme kann zu keinem einzigen Zeitpunkt erreicht werden. Insgesamt wirkt die ganze Show nervig und langweilig. Das hier ist nichts für harte Jungs, und nur bedingt etwas für Freunde von Symphonic und Power Metal.[ms]

Auf der Main Stage erfolgt nun der erste Lichtblick des Tages für mich. VADER lässt nix anbrennen. Wie auch? Die Polen stampfen die Area vor der Bühne mit der Routine eines taubstummen Briefmarkensammlers ein. Man darf das Wort ruhig verwenden: Amtlich.
Während nun SHATTERED auf der Newcomer Techno Death Metal zocken und (zumindest der Bassist) rumposiert wie ein Pfau auf Anabolika, ist bei Eintritt in die Halle sofort die Anspannung zu spüren, mit der THYRFING verfolgt wird. Auch wenn mich ihr Sound nicht berührte und auch heute nicht berührt, merke ich immerhin, dass sich die Band wirklich den Arsch aufreißt und Gas gibt. [mbo]

Nun kommt eine Band auf die Bühne, die genau zum Geschmack des Festivals passt, oder zum Geschmack der meisten Besucher. ENSIFERUM geben ihr Repertoire zum Besten, und als Vorgeschmack, für das was heute noch so kommen wird, wollen sich das eine ganze Menge Leute ansehen. Diese reihen sich bis zu den Essensständen und ein Durchkommen ist gar nicht mehr so einfach. Für ENSIFERUM gilt wohl das gleiche wie für BLACK MESSIAH, nur, dass sie eben auf englisch singen und sich selber eine Spur ernster nehmen. Für mich ist das eine Band, die man sich immer anhören kann, wenn man die Gelegenheit dazu hat, und die immer eine gute Show hinlegt. Das gilt auch auf dem diesjährigen Out & Loud und wer bereits einen Auftritt der Finnen begutachten konnte, der weiß genau, wie es hier abläuft.

Den lautesten Sound auf diesem Festival haben mit Sicherheit HAIL OF BULLETS. Schon während des Soundchecks merke ich den deutlichen Unterschied zu den vorherigen Bands. Und das auch noch in der Halle. Doch ich und mein Kollege haben dafür einen super Einfall. Auf den hintersten Bänken, zentral zu den Lautsprechern hat man nämlich einen Sound, der einen so richtig wegbläst und durch die Größe der Halle nochmal so richtig an Volumen zugenommen hat. Dieses eine mal will ich gar nicht an vorderster Front kämpfen, sondern einfach nur sitzen, und im Takt dieses groovigen Death Metals meinen Kopf bewegen. Natürlich dreht sich auch hier wieder alles um Krieg, von „Red Wolves of Stalin“ über „Tokyo Napalm Holocaust“ bis hin zu „Operation Z“. Der Großteil der Gäste steht wahrscheinlich schon Schlange für AMON AMARTH, denn obwohl ich in weiter Entfernung zur Bühne sitze, erkenne ich, dass hier in der Halle noch viel Luft nach oben ist. Martin van Drunen zeigt sich davon unbeeindruckt und zieht sein Ding eiskalt durch, sehr zur Freude seiner erschienenen Fans.

So so, AMON AMARTH machen also die Vorband zu BLIND GUARDIAN. Beide nehmen sich nichts im Grade ihrer Bekanntheit und bei einer Spielzeit von einer Stunde und 15 Minuten sollte niemand beleidigt sein, nicht als Headliner spielen zu dürfen. Jetzt kommt allerdings erst einmal der ganz klassische Beginn von AMON AMARTH. „Deceiver of the Gods“, wie könnte es anders sein. Danach kommen rund 15 weitere Klassiker aus ihrer Diskografie und echte Fans wissen schon im Vorfeld, welche Lieder auf sie zukommen werden. So eingespielt die Schweden auch sein mögen, ihre Live Show kann voll überzeugen und ist ein weiteres Highlight auf diesem Festival. Verschnaufpausen gibt es hier nicht, hier wird stur durchgespielt, und das in musikalischer Höchstform. Zum Abschluss gibt es, Überraschung, Überraschung, dann noch „Twilight of the Thunder God“ und „The Pursuit of Vikings“, bevor sie das Schlachtfeld auch schon wieder räumen müssen.[ms]

Nachdem mir AMON AMARTH eigentlich total totgespielt wurde und mich die letzten Alben und Auftritte wenig tangierten, lasse ich mich heute von den Wikingern mal wieder erobern. Ihre absolut tighte Show mit absolut genialen Songs hat es auch nicht anders verdient. Es freut mich wahnsinnig, dass sie mir mal wieder gefallen.

Zum Schlusspunkt des Out & Loud 2014 gelange ich gute 10 Minuten zu spät und dafür bin ich auch etwas dankbar aus geschmacklichen Gründen. In der Halle überziehen nämlich die unübertrumpfbaren Charmebolzen, allen voran Sänger Fernando von MOONSPELL 10 melancholische Minuten. Die südländischen Romantiker zocken einen Querschnitt ihrer Diskographie, kommen aber open air viel viel besser rüber als hier in der schnöden Halle.

Den krönenden Abschluss erledigen BLIND GUARDIAN und die wissen ganz gut, wie man einem Festival als Headliner den krönenden Abschluss verpasst. Schade ist, dass ihre Speed Metal Songs unheimlich langsam gespielt sind, aber das tut ihren Akustikfeuerwerken wie "Valhalla" und dem "Bard's Song" keinen Abbruch, noch Stunden nach dem Ende grölen die Fans ihr "Deliverance" über den Zeltplatz. Auch wenn es sich bestätigt, dass Klassiker wie BLIND GUARDIAN immer gehen, kristallisiert sich doch das Billing vor allem aufgrund der Headliner und Halbheadliner als sehr bieder und unaufregend. Doch die Masse hat wohl recht und die feiert GUARDIAN ab wie Halbgötter.[mbo]

Für mich war dies der erste Besuch des Out & Loud. Die Running Order war gut, die Bühnen und Soundanlagen ebenso. Über das Essen kann man sich nicht beschweren und über das Wetter hat man keinen Einfluss. Aber die Parksituation ist sicherlich ein Punkt, der ein ganz dickes Minus darstellt. Ebenso der Zeltplatz, der stellenweise aus Kies und eingelassenen Stahlstücken besteht. Es fährt zwar ein Traktor durch die Gegend, der das Tragen vom Auto zum Zelt erleichtern sollte, doch der fährt auch nur 100m vom Vorgelände bis zum Eingang. Also liebe Organisatoren, wieso besorgt ihr euch nicht zwei Schlepper und dazu zwei Securities, die die Rucksäcke kontrollieren, bevor man sie aufwirft? Dann kann man bequem mit dem Fendt-Express durch die Gegend fahren und beim Erreichen des eigenen Zeltplatzes sein Zeug wieder abwerfen. Erst dann wäre es auch angebracht, 10€ für einen 20 Minuten entfernten Parkplatz zu verlangen.[ms]

Das Team Matthias mit Schrift in Arbeitsteilung, der salomonische alleinverantwortlich für Bebilderung.

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