Children Of God Ancst Rhythmic Ceremonial Ritual

Children Of God, Ancst, Rhythmic Ceremonial Ritual

AncstChildren Of God
Leipzig, Atari
20.03.2015
Es gibt Locations, die schon allein aufgrund der örtlichen Gegebenheiten faszinieren und in eine ebensolche treibt es uns an diesem Freitagabend zum wiederholten Male. Seit AMENRA vor einer gefühlten Ewigkeit das Atari angebröselt haben, hat sich hier nicht allzu viel verändert: Die Treppe ist noch immer die steilste jenseits des Black Label, die Bunkerwände der knapp 30 Quadratmeter verströmen morbiden Charme und mit drei Bands steht zumindest auf dem Papier ein klassischer Konzertabend ins Haus.

Start ist gegen 22:30 Uhr, den Opener geben die einheimischen Gewächse RHYTHMIC CEREMONIAL RITUAL. Der laut Selbstbeschreibung zu erwartende Cocktail aus Sludge, Doom und Black Metal fällt dann aber etwas ernüchternd aus: Was RCR in den ausladenden Stücken an Black Metal verbasteln, hat durchaus Stil und bringt mit reichlich Dördichkeit nebst Hall auf den Vocals die Hörner zum Wachsen. Allerdings stellt sich der frisch geschlüpfte Dreier mit viel zu gut gemeinten (Ent-) Spannungsbögen noch zu viele Beine, denn die Ruhephasen sind weder musikalisch noch dramaturgisch überzeugend.
Hier fehlt mir persönlich das Organische, das ultimativ Zwingende, das über „wir füllen 2 Minuten mit Geräusch“ Hinausgehende, das aus Genre-Lego echte Songs machen würde. Angesichts des nicht vollends überzeugenden Flows wünscht man sich dann doch ein wenig rohe Energie…

…die nach kurzer Pause in Form von ANCST über die Anwesenden kommt. Interessanterweise hätte man aufgrund der online verfügbaren Stücke und der optischen Gestaltung durchaus auf die Idee kommen können, dass die folgenden Minuten deutlich schwarzmetallisch kokettieren würden – was jedoch ziemlich weit weg von dem ist, was ANCST dann tatsächlich in den Bunker ballern.
Zunächst haben sich die Berliner in Ermangelung eines Schlagzeugers Mister Angelo Sasso ausgeliehen und damit einen überaus wuchtigen, leicht synthetischen Drumsound am Start. Dazu kommen gleich zwei Sänger, die sich abwechselnd oder gedoppelt das Weiße aus den Augen raspeln, was in Verbindung mit den Drums für eine abgefahrene Auslegung des vorhandenen Songmaterials sorgt. Irgendwas zwischen industrialisiertem Hardcore, Cyber Crust und schwarzmetallisch rasenden Gitarren, würde ich mal vorsichtig in den Raum werfen – in jedem Fall hat man punktuell das Gefühl, dass der Keller zu klein für diese Wand ist.
Mit leichten Abstrichen in Sachen Abwechslung ist die Show der auf 5 Mann angewachsenen Live-ANCST dann auch eine gelungene Abfahrt, bei der die Grenzen zwischen Publikum und Band erstmals leicht verschwimmen. Sollte man sich bei Gelegenheit auf jeden Fall nochmal geben…

…was umso mehr für den Headliner CHILDREN OF GOD gilt. Die drei hippen Amis sind stilistisch nochmal anders gewickelt und bringen relativ sortenreinen Post-Hardcore aufs Tablett, was den Abend in musikalischer Hinsicht passend abrundet. Gerade im direkten Vergleich mit dem Opener fällt zudem auf, dass COG ihre ebenfalls recht langen Songs sehr viel intuitiver strukturieren und so trotz vereinzelt fast arhythmischer Sektionen zusammenhalten können. Großes Kino einer perfekt eingespielten Band, die sich nach verdienten Zugaben (nicht nur) mit dem abschließenden Tribal Drum-Duett für weitere Beobachtung empfiehlt.

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