Orphan Hate - Blinded By Illusions

Orphan Hate - Blinded By Illusions
Modern Thrash Metal
erschienen am 09.05.2008 bei Plainsong Records
dauert 55:12 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Walk straight
2. 24/7 Liar
3. Circus
4. King's misery
5. No matter what...
6. Evil A
7. Homeless
8. This child
9. Etude N°
10. Passion
11. The spine (I've never had)
12. Nothing's what it seems
13. Pull out some hope
14. Fragrance

Die Bloodchamber meint:

Die Promo der Berliner ORPHAN HATE landete zugegebenermaßen vorerst etwas weiter unten auf meinem Cd-Stapel. Fehlgriff! Stinkerpromo! Rosine des Monats! Solche Begriffe straften meine Gedanken bei einem Blick auf den Beipackzettel, der mir eine Frontfrau auf dem Bandfoto präsentierte. Weiß der Geier warum – für mich passen weibliche Vocals in der Regel so gut zum Metal, wie Rosenkohl auf eine Pizza, Dornenreich zu Nasum oder Kollege Michael Meyer zu Metalcore. Doch es geschehen auch in der heutigen Zeit noch Zeichen und Wunder, die dafür sorgen, dass einem unverschämt vorurteilsbehafteten Redakteur plötzlich die sonst so wunderlichen Töne gefallen wollen. ORPHAN HATE haben für so ein kleines Wunder gesorgt!

Die Berliner Thrash Kapelle haut mit „Blinded by Illusions“ ihr erstes Labelalbum unters Volk und präsentiert sich dabei enorm spielfreudig, modern, melodisch und dennoch hart und kompromisslos. Die Einflüsse liegen Dank der brachialen Vorgehensweise (MACHINE HEAD), den melodischen Leads (IN FLAMES) und dem oft sehr eingängigen Refrain (STONE SOUR tauchen nicht umsonst bei den Bandfaves auf) quer verteilt in der Metalszene. Eine weitere Referenzband dürfte aufgrund der Vocals für viele natürlich auch ARCH ENEMY sein. Falls sich die Band um Michael Amott mal aus irgendeinem Grund nach einer neuen Sängerin umschauen müsste, so hätte sie mit ORPHAN HATE Fronterin Sina Niklas definitiv einen gleichwertigen Ersatz gefunden. Was diese junge Dame mit ihren 22 Jahren am Mikro veranstaltet, gehört definitiv in die erste Liga. Shouts und Growls prügeln um die Wette und münden immer wieder in eingängigen Refrains, die den Hörer schnell auf die Repeattaste hüpfen lassen. Paradebeispiel sind der Opener „Walk Straight“ und das sehr facettenreiche „Circus“. Ohne eine talentierte und gut eingespielte Rhythmusabteilung und einen exzellent das Gaspedal tretenden Drummer, wären allerdings auch nie solche Wuchtbrummen wie „This Child“ oder „Evil A“ möglich gewesen. Auf einem Debütalbum kann allerdings auch noch nicht alles perfekt sein. So versucht die Band teilweise etwas melancholischere oder düstere Töne anzuschlagen, was ihr aber noch nicht so recht gelingen will. Hier sind Bands wie FEAR FACTORY noch deutlich eine Nummer zu groß. Außerdem hält das Album nicht über die komplette Spielzeit das grandiose Anfangsniveau aufrecht und bietet gegen Ende etwas wenig Abwechslung.

Scheiß drauf! Wird sich der moderne Thrash Freund sagen, denn mit 55 Minuten Spielzeit, den genannten Vorteilen und der fetten Produktion, wird dem Hörer hier schon eine Menge geboten. ORPHAN HATE sollte man in Zukunft jedenfalls auf der Rechnung haben. Die gekonnte Mischung aus Eingängigkeit und Brachialität sollte einige Anhänger finden und mit dem Schuss Individualität durch Songwriting und Fronterin, fallen die Berliner auch sicher nicht als 08/15 Band über Bord. Anchecken!
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