Loco - Seelenreiter

Loco - Seelenreiter
Modern Thrash Metal
erschienen in 2008 als Eigenproduktion
dauert 35:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Weber
3. Ritual
4. Menschenzieher
5. Medusa
6. Seelenreiter
7. Untitled
8. Schlacht
9. Kuckuck
10. Land Unter

Die Bloodchamber meint:

Lobeshymnen und Totalverrisse gehören beim Review schreiben zu den eher dankbaren Aufgaben, denn da findet man immer ein paar griffige Formulierungen und einen gewissen Rhythmus. Desto mehr sich eine Bewertung aber der Mitte nähert, desto kniffliger wird’s im Regelfall etwas Eigenständiges zu schreiben.
Warum ich das schreibe, obwohl die Potsdamer LOCO vom Mittelmaß ein ganzes Stück entfernt sind? Weil ich mich sehr schwer damit tue, meine Meinung zu „Seelenreiter“ in Worte zu fassen.

Die Jungs zocken modernen Thrash Metal mit ein bisschen Hardcoreeinfluss. Passend dazu klingen einige Melodielinien und die Stimme von Sänger Hendrik ein wenig nach DEVILDRIVER samt Dez Fafara und sein Erscheinungsbild als Mischung aus Dimebag Darrell und Rob Flynn passt live dazu bestimmt wie die Faust aufs Auge. Die Grooves gehen bis tief in die Magengrube, die Riffs sind schneidig bis hin zu mannsgroßen Sägeblättern, wie man sie sonst nur in Tropenholzsägewerken kennt, und das Schlagzeug sorgt dafür, dass Druck & Feuer nie verloren gehen. Dazu passt die Produktion, die gleichzeitig warm und trocken ist und damit jedem Instrument und dem Gesang den richtigen Klang verleiht.
Die komplett deutschsprachigen Texte wirken in ihren Formulierungen im Verhältnis zur Musik zwar leicht anachronistisch und klingen dann etwas nach SUBWAY TO SALLY o.ä. (z.B. in „Menschenzieher“: „Sing sang sagt der kleine Mann, spannt den nächsten Körper an, ans Ross der Qual, ans Rad des Leidens…“ & „Sing sang sagt das traute Weib, spinnt aus Leid ihr Tränenkleid, mit feinem Zwirn und edlem Blut, für alle Zeit tut sie es gut…“), sind insgesamt aber gut gelungen und sorgen auch mal für einen hartnäckigen Ohrwurm („Ritual“). Unpeinlich sind sie sowieso, doch das sind heutzutage zum Glück die meisten deutschsprachigen Texte, die ich zu hören bekomme.

Manchmal kommt vor lauter Zerhackstückelung aber einfach kein Fluss auf, wie bei „Schlacht“, in dem die dudelige Melodie einfach nicht die richtige Symbiose mit den Stakkato-Grooves eingehen will, während das Konzept bei „Land Unter“ einwandfrei funktioniert. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass „Seelenreiter“ als Ganzes auch nach vielen Durchgängen für mich noch immer nicht wirklich griffig ist.

Gut ist es aber allemal, und wer sich selbst ein Bild davon machen will, surft einfach zur Homepage der Band (oder MySpace), wo man das komplette Album kostenlos herunterladen kann (und die „Clown“ EP auch immer noch)!
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