Kreator - Hordes Of Chaos

Kreator - Hordes Of Chaos
Thrash Metal
erschienen am 16.01.2009 bei SPV
dauert 38:27 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
2. Warcurse
3. Escalation
4. Amok Run
5. Destroy What Destroys You
6. Radical Resistance
7. Absolute Misanthropy
8. To The Afterborn
9. Corpses Of Liberty
10. Demon Prince

Die Bloodchamber meint:

Es ist ziemlich genau vier lange Jahre her, dass KREATOR mit „Enemy Of God“ ihr letztes Studioalbum auf die Menschheit losgelassen haben. Die wohl größte und wichtigste europäische Thrash Metal Band kann es sich mittlerweile leisten, nicht mehr im Jahrestakt Platten auf den Markt schmeißen zu müssen. Umso mehr konnte man auf „Hordes Of Chaos“ gespannt sein, denn mit so viel Vorbereitungszeit durfte man zumindest erwarten, dass die Band das schier Unmögliche ernsthaft versucht, nämlich an das übermächtige Vorgängeralbum qualitativ anzuknüpfen.

Nach den ersten Durchläufen der CD fallen direkt zwei grundlegende Dinge auf: zum einen ist „Hordes Of Chaos“ die (erhoffte) konsequente Weiterführung des „Violent Revolution“ / „Enemy Of Gods“ Stils, und zum anderen war das ganze Tamtam um die Wahl des Produzenten Moses Schneider sowie der damit einhergehenden analogen Aufnahmetechnik mal wieder viel Lärm um nichts. Klar, der Sound klingt schon etwas erdiger und organischer, dafür aber auch weniger transparent und drückend als bei Andy Sneap. Für mich als Freund moderner „in-your-face“ Produktionen sicherlich ein kleiner Wermutstropfen, aber gravierende Unterschiede, die das Ende der Welt in nahe Zukunft rücken lassen, sind dann doch nicht auszumachen. Bemerkbar macht sich allerdings die Entscheidung der Band, ausschließlich auf live reproduzierbares Songmaterial zu setzen, denn insgesamt sind die Songs doch deutlich einfacher strukturiert, auch wenn KREATOR nach wie vor meilenweit davon entfernt sind, stumpfen Rumpelthrash abzuliefern. Dennoch geht es auf „Hordes Of Chaos“ gradliniger und weniger verspielt als in der jüngeren Vergangenheit zu, und auch Ausnahmegitarrist Sami Yli-Sirniö hat leider weniger Möglichkeiten, seine herausragende Spieltechnik zum Besten zu geben.

Das soll nun aber nicht heißen, dass das Album enttäuschen würde, denn dafür ist die Band mittlerweile viel zu souverän. Schon der Opener/Titeltrack fönt dem willigen Thrasher die Matte ordentlich nach hinten, während das folgende „Warcurse“ direkt zum finales Todesstoß ansetzt. Zwei erstklassige Songs direkt am Anfang, die zwar - wie das ganze Album - sehr vertraut wirken, aber nicht weniger Spaß machen als diverse andere Highlights im Backkatalog der Truppe.
Ebenfalls eine Chance, auf längere Sicht im Liveset zu bestehen, haben „Amok Run“ und „To The Afterborn“; alleine aus dem Grund, dass diese Stücke recht abwechslungsreich und ungewöhnlich arrangiert wurden, aber dennoch ins Ohr gehen. Dazwischen gibt es fünf weitere vollwertige Songs auf die Ohren, die ordentlich aufs Fressbrett knüppeln, aber wahrscheinlich keine Ansprüche auf einen späteren Klassikerstatus stellen können; alleine deshalb, weil es im Backkatalog der Band jede Menge ähnlich gelagerte Stücke zu entdecken gibt. Schwach ist abgesehen von dem etwas einfallslosen „Radical Resistance“ keiner dieser Tracks, nur eben weniger spektakulär als vielleicht erwartet. Dass KREATOR dennoch so ziemlich jeder Nachwuchsband mit diesen Songs eine lange Nase drehen, muss wohl nicht noch extra erwähnt werden.

„Enemy Of God“ hat von mir seinerzeit 9,5 Punkte bekommen. Zu dieser Wertung stehe ich auch heute noch, und „Hordes Of Chaos“ konnte im Prinzip (fast) nur dagegen verlieren. So ist es dann auch; 8,5 Punkte für eine weitere starke Platte aus Essen, die jeden Thrasher (und Fans sowieso) zufrieden stellen wird. Die absolut übermächtige Abrisskeule haben sich Mille & Co. aber offensichtlich für ihr nächstes Album 2013 aufgehoben.
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