Cult Of Gaia / Far From Horizon - Split

Cult Of Gaia / Far From Horizon - Split
Death Metal / Metalcore
erschienen in 2008 als Eigenproduktion
dauert 44:04 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. FAR FROM HORIZON - Abandon Something
2. FAR FROM HORIZON - Ophelia
3. FAR FROM HORIZON - How To Find The Gasleak With A Lighter
4. FAR FROM HORIZON - 5 Guys 1 Cake
5. FAR FROM HORIZON - Let's Talk About Feelings, Shall We?
6. FAR FROM HORIZON - Outro
7. CULT OF GAIA - Es werde
8. CULT OF GAIA - Loblied auf Pandora
9. CULT OF GAIA - Ares
10. CULT OF GAIA - Leviathan

Die Bloodchamber meint:

Split-CDs finde ich besonders bei jungen Bands, die bisher weder über einen Plattenvertrag noch einen großartigen Backkatalog verfügen, sinnvoll und interessant. Man kann die Platten gleich auf doppelt so vielen Kanälen wie Konzerten, MySpace usw. vertreiben, und Interessierte können für kleines Geld (7 Euro + Porto in diesem Fall) zwei neue Bands kennen lernen, die noch nicht Zeit, Geld, Muße oder Ideen für ein ganzes Album hatten.

Das durchaus gelungene, zeitgemäße Cover deutet schon an, dass eins hier sicher nicht zu erwarten ist: Gefangene. Die eröffnenden Ost-Westfalen FAR FROM HORIZON lassen dem Bild auch gleich Töne folgen. Das eingeleitete Deathcore Massaker wird begleitet von überaus flinken Gitarren und wechselt zwischen wüst herausgeschrieener Raserei und tief in die Eingeweide vordringenden, langsameren Moshparts, die gerne mal von leicht verzerrt klingenden Growls zur Betonung der Schwere unterstützt werden. Das Gruppenrufen am Ende von „Abandon Something“ passt irgendwie nicht so ganz, aber davon abgesehen sind die fünf Lieder plus Outro absolut gelungen. Selbst jemand, der nicht der größte Deathcore Fan der Welt ist, sollte durchaus Gefallen finden können an dem Gemetzel, weil die Band sich erfreulicherweise nie in den vorkommenden technischen Spielereien verliert, sondern immer das Lied selbst in den Vordergrund stellt.

Der zweite Teil wird bestritten von den Aschaffenburgern CULT OF GAIA, die unter den der deutschen Sprache zugewandten Gruppen zu den härteren –Core Bands gehören, was das Verstehen der Texte nicht immer zur einfachsten Aufgabe macht. Es wird zwar auch geschrien und gegrowlt, aber man bewegt sich doch in melodischeren Gefilden als FAR FROM HORIZON und setzt eher auf prägnante Gitarrenleads als auf Massaker. Die Melodien gefallen und auch CULT OF GAIA wirken zu keiner Zeit wie eine eben erst zusammengekommene Band, die noch in der Findungsphase ist. Die Lieder passen strukturell in sich und im Paket und, wie es sich gehört, geht es entweder zünftig nach vorne oder ohne Umschweife ins Pit. Metalcore in einer Form, der sich eher an einer älteren Form des Melodic Death orientiert, ist mittlerweile ja schon fast rar geworden, umso besser für CULT OF GAIA. Ab und an gelesene Vergleiche zu CALLEJON gäbe es mit großer Sicherheit nicht, wenn hier auf Englisch gesungen würde, denn an die Rheinländer erinnert maximal eine kurze Passage in „Ares“. Eher erinnert z.B. die Melodie in „Leviathan“ an DARK TRANQUILLITY, auch wenn hier selbstverfreilich noch eine Menge Core dazugepackt wurde.

Hyperoriginell ist im Metalcore heutzutage nicht mehr viel, aber in welchem Genre ist das schon anders. In jedem Fall kann man dieses Splitalbum, auch aufgrund der (noch) relativen Unbekanntheit der beiden Bands, durchaus als kleinen Geheimtipp einstufen, denn die jungen Leute, die hier am Werk sind, verstehen ihr Handwerk. Ich bin ehrlich gespannt, ob beide Bands auf (hoffentlich) erscheinenden Full Length Alben das Niveau halten oder, noch besser, ausbauen können. Hier gibt es auf jeden Fall einen klar nach oben zeigenden Daumen.
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