Ásmegin - Arv

Ásmegin - Arv
Folk Metal
erschienen am 28.11.2008 bei Napalm Records
dauert 43 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Fandens Mælkebætte
2. Hiertebrand
3. Generalen og Troldharen
4. Arv
5. Yndifall
6. Gengangeren
7. Prunkende, stolt i Jokumsol
8. En Myrmylne

Die Bloodchamber meint:

ÁSMEGIN schaffen es laut Presseinfo, "die Schönheit und den einzigartigen Charakter ihrer norwegischen Heimat einzufangen", aber nach mittlerweile zwei Norwegenbesuchen wage ich zu behaupten, dass man hier allenfalls von einem entfernten Vorsatz reden kann. Angesichts einer mittlerweile fünfjährigen Wartezeit ist der neue Teller "Arv" nämlich vor Allem eine verdammt herbe Enttäuschung.

Einst waren die Norweger neben FINNTROLL einer der Hopefuls im skandinavischen Folkmetalbereich, was man nicht zuletzt dem 2003 erschienen Album "Hin Vordende Sod & So" verdankte. Im Gegensatz zu den Finnen wurden ÁSMEGIN allerdings mehrfach an den Rand der Auflösung getrieben, und beim Genuss der aktuellen Scheibe kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die dafür verantwortlichen Lineupquerelen auch im Songwriting klaffende Wunden hinterlassen haben.
Schon die ersten drei Songs von "Arv" offenbaren das ganze Ausmaß der Tragödie: Die tragenden Riffs sind bestenfalls durchwachsen, durch halbgare Arrangements wirkt die angestrebte Mixtur aus Folk und Metal eher holprig als urwüchsig, und das einzige Talent der Band scheint jenes für den falschen Einfall zur falschen Zeit zu sein. Allein der Opener lässt den Hörer ob seiner Unbeweglichkeit sprachlos zurück, was die leicht deplatzierte Frauenstimme und konsequent in den Sand gesetzten Tempodrosselungen fast schon zu Makulatur verkommen lässt - man ist beinahe froh, nicht Labelverantwortlicher für diese bessere Demo zu sein.
Leichter Aufwind deutet sich beim Titeltrack an: Einleitender Kammerfolk geht in ein angenehm treibendes Hauptthema über und wird mit mehrstimmigem Klargesang fein abgeschmeckt, auch wenn das Break im zweiten Drittel erneut etwas erzwungen riecht. Das folgende "Yndlifall" bestätigt schließlich trotz gelungener melancholischer Zwischenrufe den Eindruck, dass "Arv" der Höhepunkt einer insgesamt unfertig wirkenden Scheibe bleiben wird, die sich am Ende mit dem Neunminüter "En Myrmylne" wenigstens einigermaßen hochwertig verabschiedet.

Was soll ich sagen: "Arv" ist meiner Meinung nach in fast jeder Hinsicht enttäuschend ausgefallen, da es dem Material durchweg an Drive und zündenden Ideen mangelt. Die bisweilen vorhandenen Details - von Violinen- und Klaviertupfern, über weiblichen Gesang und etwas Chorarbeit - gehen im sumpfig produzierten Hin und Her einfach unter, was den Eindruck fehlender Schlüssigkeit nur noch verstärkt. ÁSMEGIN scheint über den Wille zum Eigenen das grundlegende Verständnis für mitreißende Songstrukturen abhanden gekommen zu sein, und so dreht man sich gut 45 Minuten im grobmotorischen Reigen um sich selbst.
Der positive Punkt der Sache: Von trinkfester Humppa sind die Norweger weit entfernt und der eigenständige, sehr erdige Ansatz klingt im Material durchaus an. Inwieweit er dafür die genannten Unzulänglichkeiten in Kauf nehmen will, entscheidet der potenzielle Hörer am besten beim Plattendealer seines Vertrauens - mir ist das norwegische Erbe in dieser Form nicht mehr als drei Zähler wert.
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