Razor Wire Shrine - The Power Of Negative Thinking

Razor Wire Shrine - The Power Of Negative Thinking
Progressive Metal
erschienen im November 2008 bei Progressive Music Management
dauert 46:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Maniac Freak Machine
2. (Crushed by) The Jaws of Progress
3. The Power of Negative Thinking
4. Klusterphunk
5. South of Heavy
6. Skull Shatter Stomp
7. Sinburn

Die Bloodchamber meint:

Auf der Rückseite der Promohülle stehen drei Männer, zwei mit einer Devin Townsend- Gedächtnisfrisur und einer, der bedächtig auf sein bestes Stück schaut und dran rumspielt. Seine Klampfe selbstverständlich. Die beiden Herren mit der Vorliebe für seltsame Halbglatzen tragen MESHUGGAH- und LAMB OF GOD-Shirts. Reiner Körperschmuck oder steckt mehr dahinter? Wieder eine vor Progressivität nur so strotzende CD, die ausschließlich für Frickelfetischisten genießbar ist oder kann auch der ''Normalo'' mal ein Ohr riskieren ohne Schwindelanfälle zu erleiden?

''Maniac Freak Machine'' nennt sich der erste Song und zugleich beweisen RAZOR WIRE SHRINE, dass sie topfit an ihren Instrumenten sind, fehlerlos wird hier musiziert. Die Songstrukturen sind progressiv und vertrackt und dennoch ist eine gewisse Leichtigkeit zu vernehmen, die das Hören nicht zu einer anstrengenden Prozedur werden lässt, sondern zum leichten Mitnicken einlädt, wenn die jazzig- fluffigen Passagen einsetzen. Gekonnt verbindet die Band aus Pennsylvania Härte mit Melodie und das Erstaunliche ist, dass es zu keiner Sekunde konstruiert wirkt, sondern immer wie frisch aus dem Bauch heraus.

Das Trio verweigert sich auch des Einsatzes von Gesang, was aber bei der dargebotenen Klasse des Musikalischen nicht negativ ins Gewicht fällt. Manch einen mag das stören, allerdings wartet man eigentlich nur den ersten Song auf die Stimme aus dem Hinterhalt, spätestens bei Song Nummer 2 hat man sich damit abgefunden und/ oder begrüßt es sogar.

''The Power of Negative Thinking'' lädt zum musikalischen Exkurs in Gebiete ein, die man sonst nicht erschließt. Abgefahren ist das auf alle Fälle, aber nicht so abgefahren, dass man die Arme über den Kopf zusammenschlägt und resigniert die Stopp- Taste des CD- Players betätigt. Hier wird eigentlich alles geboten, was das Progressive- Herz höher schlagen lässt: Härte, Melodie, überraschende Sprünge und Breaks, all das auf extrem hohen Niveau und nie den roten Faden verlierend. Keine Tortur, sondern Hochgenuss für an Audiophilie Leidende.

Einen der Musiker besonders hervorzuheben wäre unnötig, denn die drei Mannen gehen eine mehr als gelungene und zweckdienliche Symbiose ein. Drummer Brett Rodler legt hier einen roten Progressivteppich aus wie er im Buche steht, mal schnell, mal langsam, mal streichelnd und mal berstend. Sein Bruder Chris spielt sich die Finger auf der Gitarre wund und wird bei den Soloparts von Mike Ohm unterstützt, der sich das ein oder andere kranke Solo aus den Fingern saugt.

Insgesamt eine äußerst lohnenswerte Scheibe, die durch musikalische Ausgewogenheit und Komplexität überzeugt und dennoch auch für den normalen Metal/ Rockhörer geeignet ist, da die Songdienlichkeit nie aus den Augen verloren wird.
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