Incubator - Symphonies Of Spiritual Cannibalism

Incubator - Symphonies Of Spiritual Cannibalism
Death Metal
erschienen in 1991 bei Morbid Music
dauert 32:46 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Puppenmord
2. Mother
3. Chemical Experience
4. Plants Of The Bizarre
5. Nightmares From The Past
6. Pseudo Call
7. Signs
8. Symphonies Of Spiritual Cannibalism
9. Stop The Madness
10. You (The Death Ballad)

Die Bloodchamber meint:

Mit regionalen Eigenheiten von Musik ist es so eine Sache. Ab und an sind Labels wie „typisch schwedisch“ oder sonstwas ja legitim. Meistens gelingt es dabei aber nicht, über eine geographische Beschreibung hinauszugelangen. Death Metaller können ein Lied darüber singen. Es gab und gibt in der tat einige distinkte Szenen und Genrevertreter, die maßgeblich den Sound einer Region prägten. Die bekannten Hotspots in Schweden und der amerikanischen Ostküste, dazu eine südenglische Szene, bisweilen noch Niederländer und Finnen überstrahlen bei der Besprechung unserer Klassiker oft alles weitere. Und obwohl die 1980er und frühen 1990er in Deutschland eine sehr lebendige und stilprägende Extreme Metal Szene zu Tage brachte, fällt bei der Auflistung von Death Metal-Legenden selten der Name INCUBATOR. Und das ist ein absoluter Jammer!

INCUBATOR wurden 1989 gegründet und hauten ihr Debütalbum „Symphonies Of Spiritual Cannibalism“ 1991 auf den Markt. Diesem Album folgte noch nicht einmal eine Tour, obwohl die Kritiken einigermaßen positiv ausfielen, auch international erreichte die Platte Resonanz. INCUBATOR stehen auf ihrem Debüt für Death Metal, der überwiegend im Mid-Tempo Bereich angesiedelt ist. Stilistisch und klanglich orientierte man sich nicht an etwas bestimmtem, sondern verarbeitete vielmehr ganzheitlich mehrere Einflüsse. Ähnlich klingen da in etwa BENEDICTION, aber auch der Krösus DEATH ist ein naher Verwandter. Nicht wenige Riffs und Soli erinnern an Chuck Schuldiners Stil der "Human"-/"Leprosy"-Ära, die schließlich auch zeitlich mit den Anfängen INCUBATORs zusammenfällt.

„Symphonies Of Spiritual Cannibalism“ steht nichtsdestotrotz für einen sehr eigenständigen Stil, der aus der Masse damaliger Death Metal-Alben absolut heraussticht. Mehrere tolle Songs kombinieren auf eine erfrischende Weise den rohen Stil mit avantgardistischen Ausbrüchen. So liegt lyrisch ein Gesamtkonzept vor, welches auf dem Nachfolgewerk noch fortentwickelt wurde. Fast alle Songs könnte man wohl als Groovemonster bezeichnen, insbesondere aber „Chemical Experience“ und der Titeltrack. „Nightmares From The Past“ wartet mit unorthodoxem Gesang auf, auch die Death Metal-Ballade „You (The Death Ballad)“ und das deutsch gesungene „Puppenmord“ können interessante Akzente setzen. Sänger Chris Mummelthey gelingt es, sich markant in die Ohren der Hörer hineinzuschreien. Erwähnenswert sind außerdem die Gitarrensoli, die von kontrollierten Melodiebögen bis chaotisch quietschenden Saiten ein amüsantes Spektrum abdecken. Das Klangbild ist über die halbstündige Spielzeit zusammenhängend und die druckvolle, saubere Produktion ist das Fundament. Verantwortlich zeichnete sich dafür der umtriebige Andy Classen, der hier mit einer seiner ersten Arbeiten als Produzent ein überzeugendes Produkt ablieferte und mittlerweile ein international geschätzter Mann an den Reglern ist.

In der Folgezeit sollten INCUBATOR sich immer weiter vom Death Metal weg entwickeln, in eine Richtung à la VOIVOD. Die Reunion, die von Sänger Chris Mummelthey 2006 unternommen wurde, orientierte sich dann wieder ein bisschen an den musikalischen Wurzeln. Allerdings gab es ein gewaltiges Gezeter um die Namensrechte der Band und seit 2014 liegen sie nun wieder bei Gitarrist Michael Hahn. Es bleibt wohl spannend, ob es in kommender Zeit mal wieder ein INCUBATOR-Album gibt. Eines ist derweil gewiss: „Symphonies Of Spiritual Cannibalism“ ist eine zeitlose Perle, die man sich immer wieder mal reinziehen kann!
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