Siegfried - Nibelung

Siegfried - Nibelung
Epic Gothic Metal
erschienen am 27.11.2009 bei Napalm Records
dauert 43:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Der Ring der Nibelungen
2. Fafnir
3. Die Eisenfaust (Alberich)
4. Die Prophezeihung
5. Brunhild
6. Sachsensturm
7. Totenwacht
8. Der Todesmarsch
9. Die Götterdämmerung

Die Bloodchamber meint:

Sie haben es wieder getan! SIEGFRIED aus dem schönen Österreich servieren mit "Nibelung" den Nachfolger zu "Eisenwinter", einer Scheibe mithin, die trotz zu erahnender Ambitionen nicht für musikalisch interessierte deutsche Muttersprachler geeignet war. Zu holprig klang der Bastard aus epischem Metal, Pathos und Bombast, während die Texte dem Ausdruck "Fremdschämen" eine gänzlich neue Dimension erschlossen. Nun allerdings, sechs Jahre später, soll alles besser werden, mit reichlich Nibelungen, schönerem Artwork, geschmeidigeren Kompositionen und nicht zuletzt Texten, die man auch ohne Tarnkappe gefahrlos intonieren kann. Also auf zur Schlacht mit Siegfried - oder doch Zwergnaserümpfen mit Alberich?

Schon beim Opener wird klar, dass sich an der musikalischen Ausrichtung der Band nur wenig getan hat: Uns empfangen ausladende Keyboardteppiche in memoriam R. Wagner, die Bläser türmen sich bedrohlich und leiten in der Folge zum Quasi-Titelsong über, einer durchaus mitreißenden Mischung aus galoppierendem Metal und Bombast. Dazu eine glasklare Produktion mit reichlich Textur und gleich drei verschiedene Gesangsstile - gar kein schlechter Anfang, der an eine Mischung aus BATTLELORE und etwas HAGGARD erinnert. Auch das folgende "Fafnir" kann mit seinem stampfenden Grundton überzeugen, zumal man dem Drachen in flotteren Passagen auch mal etwas Leine lässt und sich ein gelungenes Break aus dem Ärmel schüttelt.
Erstaunlich, aber SIEGFRIED haben zu diesem Zeitpunkt in so ziemlich jeder Hinsicht mindestens zwei Schippen draufgelegt, bevor der Titel "Eisenfaust" die ersten Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Ganz so schlimm wird es im Verlauf der mit vier Minuten recht kurzen Nummer nicht, aber die Klasse des Eröffnungsdoppels geht mit der Geschwindigkeit verloren, was im Anschluss auch der "Prophezeiung" höhere Weihen verwehrt - hier wird einfach zu ausgiebig auf nicht ganz überzeugenden Motiven herumgeknödelt, was die Aufmerksamkeit fast zwangsläufig auf die Texte lenkt und damit auf den trotz aller Fortschritte noch immer gewöhnungsbedürftigsten Teil des Opus.
Wieder etwas gelungener präsentiert sich anschließend "Brunhild", ein gespenstisch anmutender Midtempo-Schmachter samt Chor, der Sandra Schlerets Stimme reichlich Raum zum Entfalten bietet und damit ganz gut fährt. Der folgende „Sachsensturm“ hingegen fällt wieder ab, was nicht zuletzt an der grölenden Intonation liegen mag, die in Verbindung mit recht platter Lyrik dann doch eher nach Oi als nach Musik klingt. Der ebenso ruhigen wie spannungsarmen „Totenwacht“ folgt mit dem „Todesmarsch“ noch ein störrischer Ohrwurm, bevor die „Götterdämmerung“ einer durchwachsenen Scheibe einen passenden Abschluss beschert.

Das Ärgerliche an „Nibelung“ ist die Inkonsequenz im Songwriting, die sich vor Allem in der stark schwankenden Qualität des Materials zeigt: SIEGFRIED haben hier und da durchaus gute Ansätze versteckt, entscheiden sich jedoch immer wieder für das Ausbauen der schwächeren Passagen, wodurch das Album ständig zwischen Zerfahrenheit und gepflegter Langeweile pendelt. Wenn man epische Ambitionen verfolgt, sollte man meines Erachtens zudem auch den Sprung zu Liedlängen jenseits der 6 Minuten wagen, mit Themenvariationen und übergreifenden Strukturen abseits von Strophe und Vers arbeiten, wobei ein echtes und dezidiert beschränkendes Konzept vielleicht hilfreich sein könnte.
Derzeit versucht sich die Band noch zu oft an schmerzfreien Rocksongs in opernhafter Verkleidung, was letztendlich keinem der beiden Ansätze gerecht werden kann und zumindest in meinen Ohren schlicht nicht funktioniert. Daher sind trotz hörbaren Fortschritten in der technischen Umsetzung auch für die aktuelle Scheibe von SIEGFRIED nicht mehr als akzeptable 6 Punkte drin.
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