Mortemia - Misere Mortem

Mortemia - Misere Mortem
Gothic Metal
erschienen am 26.02.2010 bei Napalm Records
dauert 40:35 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The One I Once Was
2. The Pain Infernal and the Fall Eternal
3. The Eye of the Storm
4. The Malice of Live´s Cruel Ways
5. The Weel of Fire
6. The Chains That Wield My Mind
7. The New Desire
8. The Vile Bringer of Self Destructive Thoughts
9. The Candle at the Tunnel´s End

Die Bloodchamber meint:

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Musiker derart vor Ideen und Tatendrang überquellen, dass eine Band nicht genügt oder nicht die stilistische Breite bietet, um all diese Ideen umsetzen zu können. Da hat der Grindcore-Shouter halt nebenbei noch ne Gothic Rock Band am Start, die beide unterschiedlicher nicht sein könnten. Alles nachvollziehbar, verständlich und auch legitim. Was aber treibt einen Musiker und Songschreiber dazu, eine neue Band zu gründen, die sich exakt den gleichen Stilmitteln wie seine derzeit aktuelle sowie seine frühere Band bedient? Was treibt jemanden dazu, sich selbst gnadenlos zu kopieren, als gäbe es keine Alternativen? Es mag selten vorkommen, aber ich habe darauf auch keine Antwort.

Verantwortlich für diesen Moment der Sprachlosigkeit ist in diesem Fall die norwegische Antwort auf Claudia Schiffer namens Morten Veland. Der verdiente sich seine Brötchen vor einigen Jahren bei den Gothic-Urgesteinen TRISTANIA, bevor er mit SIRENIA deren Erfolge noch einmal übertrumpfen durfte. Seit dem letzten Jahr nun gibt es Band Nummer drei, einfallsreich wie eh und je mit MORTEMIA bezeichnet. Die verzichtet nun auf den bisher bekannten weiblichen Part, orientiert sich musikalisch an TRISTANIAs „Beyond The Veil“ und verwendet exakt die gleichen Instrumente, Abmischungen und Chorarrangements wie SIRENIA. Wem die Namen jetzt nicht geläufig sind, der darf sich auf sehr melodischen, kuschelig warmen Gothic Metal einstellen, dessen Gitarren, Keyboards und Rhythmen sich in einem gut abgemischten Mittelfeld tummeln. Dazu gibt’s Growls in den Strophen und einen männlichen Chor vom Band in den Refrains. Eingängigkeit ist wichtig, Ausgängigkeit aber meist ein Nebeneffekt.

Nun, „dreist“ ist eigentlich schon ein recht weit auslegbarer Begriff, aber was sich der selbstverliebte Herr Veland hier geleistet hat, ist schon ein starkes Stück. Offenbar einmal zu oft vor dem Spiegel das Bärtchen getrimmt, benutzt er nicht nur seinen eigenen Vornamen in Bandbezeichnung und Albumtitel, er bedient sich auch noch derart gnadenlos bei sich selbst, dass es fast schon ein Glück ist, dass er sich nicht selbst verklagen kann. Zugegeben, für eine Weile funktioniert die frauenlose und härtere Version von SIRENIA schon ganz gut, vor allem Liebhaber von deren erster Scheibe sollten sich damit anfreunden können. Die Melodien gehen gut ins Ohr, ohne allzu viel rumzuzuckern. Die Gitarren schnurren auch wie eine Eins auf einem etwas angriffslustigeren, aber nicht allzu aggressiven Niveau. Alles in allem hätte „Misere Mortem“ vor einigen Jahren durchaus ne größere Nummer werden können. Aber im aktuellen Kontext kann man sich die Scheibe zwar problemlos anhören, muss sich aber ständig fragen, warum man das überhaupt tut. „Überflüssig“ trifft’s eigentlich ganz gut.
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